nöthig:e leider die Schar schleunigst zur Rückkehr ins Torf, wo noch manches Lied Jung und Alt die Wichtigkeit des Tages zum Bewußtsein brachte.

Stuttgart, 2. Seplbr. Die Sedanseier fand gestern Abend eine würdige Einleitung durch sen Trauergoltesdienst, welcher ans dem Fangelsbachfriedhof bei den Gräbern der für das Vaterland gefallenen Brüdern und Söhnen slattfanü. Abends 6 Uhr läuteten sämmiiiche Glocken die Feier ein und Straßen und Gassen prangten alsbald >n einem Fahnenschmuck, wie er nach der Freudenbotschaft jenes große» Sieges selbst nicht reich­haltiger war. Bei hereinbrechender Rächt züngelten unzählige Freudenfeuer von den Höhen nieder untermischt mit bengalischen Flammen und einem Kanonendonner, der das Thal erschütterte und ein Echo bildete, das als Erinnerung an jenen Schiachten- donuer an unsere Ohren klang. Die Realschutjugendwehr zog unter Trommclschlag auf die Feuer bachcr Haide, um durch Frei» denialven den hohen Festtag einzuschießen. Schon vorgestern Abend tarnen aus besonderes Ansuchen die Rcgimentsmusiken der hier auS dem Manöver garnisonirenden Regimenter au, um heute gleichfalls Theil an der Feier zu nehmen. Diesen Morgen 6 Uhr zog die Fenerwehrmusik unter Trommelwirbel durch die Haupt­straßen der Stadt, in denen bereits ein bedeutendes Menschenge­wühl sich varbot. Der Zug in die Kirche um 9 Uhr war impo­sant, da hieran die Schützen, Feuerwehr, die Staats- und städti­schen Beamten, die hier anwesenden Ofsicicre und Personen aus allen Stünden sich betheiligten. Ein um l2 Uhr eingetrerenes heftiges Gewitter that der Festesfreude keinen besonderen Abbruch. Imposant war der Zug der Schuljugend des Nachmittags mit Musik und Gesang nach dem Festplatz, ivo unter Turn- und an­dern Spielen, Reden und Gesang sich ein heileres Leven entfal­tete. Die Feier war eine durchweg gelungene, gehoben durch die allgemeine Theiinahme des Publikums und der Tag von Sedan wird sich sicher als der Haupiiag der Erinnerung an Sie großen Tage überhaupt festlich einbürgern.

Stuttgart, 29. Aug. Es ist nun außer Zweifel, daß Herr v. Stülpuagel nuferem Armeecorps erhalten vteiden wird, was Officiere wie Mannschaften, wovon man sich beim gegen­wärtigen Manöver wieder überzeugen kan», nur freut, so gut wie diejenigen, welche mit diesem gediegenen Fachmann schon in Berührung gekommen sind.

Die Feier des Geburtsfestes Ihrer Majestät der Kö­nigin ist aus Sonntag den 7. Sept. verlegt und als Text, der neben dem Sonnragsevangelium zu behandeln ist, ansgemählt ans Pf. 115 der 11. 12. Vers:Die den Herrn fürchten, hof­fen auch auf den Herrn; der ist ihre Hilfe und Schild. Der Herr denket an unS und segnet uns."

In Ealw hieli am 1. September der neue Veterancnverein eine Todleufeier am Grabe eines Bürgersohnes, welcher feiner bei Ehampigny erhaltenen Wunden erlegen war. Um 8 Uhr war von den Turnern ein stattliches Frendenfeuer auf dem hohen Felsen angezündei morden. Am frühen Morgen des 2. Böller- schießen und Tagwache, festlicher Kirchgang u. j. w. Rach be­endigtem Gottesdienst zogen die Schüler ans den Marktplatz, wo unter Mnsikoorträgen Kümmelküchtein an ste oenheilt wurden. Nachmittags Festtug der Schulen und Vereine nach dem Brüht, welcher mit den Reichs-, Landes- und Stadlflaagen dekorirt war, und wo die Familien ihre Tische mit Speisen und Getränken ausgestellt hatten. Rede des Siadtschultheißen iLchutdl über die politische Bedeutung der Schlacht von Sedan; Deklamationen, Turnspiele u. s. w. Abends Festball und Bankett.

Tübinge n. An dem Ban unserer Jnsanleriekaserne sieht man viele rührige Hände arbeiten. Das Behauen der rolhen Sandsteinqnadern beschäftigt die Steinhauer aujfs angestrengtelts und die Grab- und Brtonirnngsarbeilen zur Fundamentiruug schreiten rasch vorwärts. Das schon seit einiger Zeit aufgerich- teie Schnurgcrüst zeigt Länge und Tiefe des beabsichtigten Baues. Derselbe wird 500 Fuß lang ,und drei Stockwerke hoch werden.

Tie seitber dem Bestellbezirk der Posterpedition Tcinach zugetheilten Gemeinden: Aichbalden, nebst der dazu gehörigen Parzelle Oberwerler, Hornderg, nebst der dazu gehörigen Parzelle Baiermübte, Liebeisberg, Atartinc-nioos, Oberhaugstelt nnd Zwerenberg werden vom 15. Septem­ber d. I. an dem Bestellbezirk des Postamts Calw einv..leibt.

Karlsruhe, 30. August. Bei der heute statlgshadten Serien- Ziehung rer B a di > cb e» 35 - p. - L o o ie von I8t5 wurden folgende Se­rien gezogen: 139 140 267 367 432 455 552 617 652 884 028 1024 1058 16-81702 1796 1888 1895 1935 2025 2060 2136 221» 2359 2383 24l» 25'2 2593 2784 2853 2874 2990 3157 3191 3300 3332 3145 3465 3490

3723 3725 3807 3816 39,7 3953 3983 4041 1107 417t 4292 4296 1300

4659 4697 4754 4780 4792 4949 5033 5065 5241 5258 5289 53!1 5484

5194 5702 5789 5802 5804 5830 5880 5900 6129 6263 6459 6768 7188

7455 7912.

In Ofsenbach ist die Sedanfei er obrigkeitlich un­tersag: worden, weil man Unruhen durch die Sozialisten befürch­tete, ebenso in Braunschweig, wo zwar die Cholerafurcht vorge­schoben wurde, ui der Tha: aber gleichfalls die Rücksicht auf die drohende Haltung der Sozialisten bestimmend gewesen sein soll. Nichts kann natürlich die Zuversicht dieser Partei mehr erhöhen, als eine solche Anerkennung ihrer Macht.

Bei der heutigen Festtafel der Feier der Enthüllung des

SiegeS-Dknkmais richtete der Kaiser folgende Worte an die Ver­sammelten :An dem Denkmale ans dem Krenzberge traten uns die Worte entgegenden Gefallenen znm Gedächtniß, den Lebenden zur Anerkennung, den künftigen Geschlechtern zur Nach­eiferung". Kriege werden nicht geführt, Siege nicht errungen ohne große Opfer. Die letzten Kriege haben deren nur zu schwere und ichmerzliche gefordert. Den Gefallenen im Stillen unser erster Trunk! Während des segensreichen Friedens eines halben Jahrhundert ist in Preußen die Anerkennung der ruhmreichen Thalen der Befreiungskämpfe nie erloschen. Diese Erinnerung Hut tu den Herzen der jungen Generation wiedergetöut und sie erhoben als es galt von Neuem zu den Waffen zu greifen, sie hat die Armee gestählt zu neuem Siege, sie Hai die Opferfreu­digkeit des Volkes belebt und geschlagene Wunden sorglich und liebend gepflegt. So ist jene Mahnung zur 'Nacheiferung in erhabenster An in Erfüllung gegangen. Die Siegessäule Ver­künder der Mir- und Nachwelt, was Hingebung und Ausdauer vermögen. In Verbindung uut unser» treuen Verbündeten im letzten glorreichen Kriege schiitreu wir von Siege» zu Siegen, welche Gottes gnadenreicher Wille uns bescheiden wollte, dis zur Eiiugnng Deutschlands im neuen Kaiserreiche. So leere ich denn mein Glas zum Danke dem opferwilligen Volke, zum Danke meinen hohen Verbündeten und zum Danke für unsere ruhm­reiche Armee."

Berlin, 2. Sept. Im Cultusministerinm soll man, wie derPr." mügeiheilt wird, entschlossen fein, nach Verlauf von vier Wochen den Erzbischof Ledochowski, falls er in seiner Reniienz verharre, zur Niederlegnng seines Amtes aufzusordern. Wird diese Entschließung zur That, so dürfte allerdings mit den aufsässigen Bischöfen bald genuug tabula rasa gemacht sein; denn cs versteht sich von selbst, daß der Regierung, sofern dieser Auf­forderung nicht Folge geleistet wird, keine andere 'Maßnahme als die Absetzung des Posener Erzbischofs übrig bleibt.

In den Fahnen der preußischen Mililär-Bcgräbuiß- und anderer Krieger-Vereine darf nach Allerh. Befehl, ä. 6. Ems, 18. Juli o., nicht der deutsche, es muß vielmehr der preußische Adler geführt werden.

Berlin, 3. Sept. Der Kaiser hat durch Allerh. Ordre sämmtticheu Forts von Metz und Slraßdurg die Rainen der Feldmarschälle (Kronprinz, Friedrich Karl, Kronprinz von Sach­sen, Moitke, Roou), sowie des Großherzogs von Mecklenburg, Bismarck's, Maureuffel's, Zastrow's und der commaudireuden Generale beigelegl, ebenso den Forts bei Düppel-Ntsen und Fried- richsorl die Namen Herwanh und Falkenstein. Zum General- Obersten der Infanterie ist der Großherzog von Mecklenburg- Schwerin, znm General-Obersten der Cavallerie Prinz August von Württemberg ernannt. Dem Cadetteucorps sind die Büsten und Porträts der gefallenen Generale verliehen. Außer den höch­sten Ordens-Auszeichnungen an Bismarck, Moltke und Roon, haben zahlreiche Aveucements höherer Militär-Chargen stattge- sundeu.

Berlin, 3. Sept. Der Kronprinz reist heule Abends 10 Uhr nach Potsdam, von dort zur Jnspcctiou nach Bagern ab.

Die Neichsregternng geht mit der Absicht um, den Inhabern des eiserne:! Kreuzes einen Ehrensoid auszusetzni.

Der Juristeulag in Hannover hat sich mit den Grün­dern beschäftigt und zur Verhinderung unsolider Gründungen viele und zweckmäßige Vorschläge gemacht.

Darmstadt, 31. Aug. Eine von fast sämmtlichen hiesi­gen Bäckern Unterzeichnete Bekanntmachung besagt, daß von mor­gen an keine Einkrenzerwecke mehr, sondern nur noch Zweikreu­zerwecke gebacken werden.

Aus Mecklenburg, 28. Aug. Vor Schluß der letzten Reichstags-Diät hat Fürst Bismarck gegen zwei unserer Reichs­tags-Abgeordneten geäußert: man möge eS ihm nicht verübeln, daß er nicht schärfer für die Forderungen der mecklenburgischen Bevölkerung und ihrer Abgeordneten eingetreten sei. In Berlin seien verwandtschaftliche Rücksichten mächtig. Er müsse daher den Mecklenburgern empfehlen, immer und immer wieder, sowie es bisher geschehen, ihre Beschwerden dem Reich und der Nation zur Kennrniß zu bringen.

Slrnsburg (in Preußen) 25. August. Der 26jährige Rochus WotSki aus Wompierz, weicher während des Krieges 1870/71 bei der Handwerks-Abtheilung als Schuhmacher beschäf­tigt war und wegen Stummheit, die in Folge einer im Dienst erlittenen Beschädigung eintrat, als Invalide mit einer mo­natlichen Pension von 16 Thlr. entlassen wurde, hat auf dem Ablaß zu Wardeugowo amheiligen Brunnen plötzlich seine Sprache wieder erhalten. Er selbst sagt darüber Folgendes aus: Vor Neujahr d. I. träumte ich, ich würde meine Sprache wie­der erhalten, wenn ich ein frommes Leben führte und zum Ab­laß ginge, um mir Absolution zu holen. Wie nun der erste Ab­laß nach Pfingsten in Wardeugowo bei Lonk stattfand, entschloß ich mich, dorthin zu gehen. Die Mädchen Marowska und Swiont- kowska ans Wompierz, welche ebenfalls dorthin gingen, beglei­teten mich. Nachdem ich Absolution erhalten, befiel mich eine i Art Unwohlsein. Ich war auf der Wiese unweit des heiligen