auf Ihrer Geige, nicht wahr? Oder eine allerhöchste Verordnung, daß das Kolophonium vom Kaufmann Müller besser sei als das vom Mayer! Das wollen wir jetzt genauer untersuchen!!"
Mit diesen Worten machte Emma den Brief auf und unser armer Dämeler litt ziemliche Aengsten. — Auf einmal trat sie funkelnden Auges vor sein Bett.
„Ah, das ist zu stark!" rief sie aus, „das ist zu viel! So! Sie haben ein Kind! und nicht genug, daß Sie sich nichts darum kümmern, es Niemanden sagen, es nicht anerkennen, nein! Sie bleiben ihm noch während dreier Monate das Kostgeld schuldig, gerade wie es dem armen Mädchen geht, das im 4. Stock oben wohnt! So machen Sie es auch! Schämen Sie sich — Sie
_ Sie Scheinheiliger!! — Aber warten Sie! jetzt sag' ich es
meiner Mutter und allen Leuten, daß Sie sich schämen müssen, wo Sie hingehe«! Warten Sie!" —
Mit diesen Worten schoß sie zur Thür hinaus. — Und Dämeler! — Ja Dämeler. lieber Leser, war unzurechnungsfähig.
— Mit stierenden, weit aufgerissenen Augen hatte er der Strafpredigt zngehört! — Er hatte seinen Kops gefaßt, sich mit Gewalt in die Arme gekniffen, den Kopf an die Wand gestoßen,
— Alles, um sich zu überzeugen, daß er noch wach sei oder ob ihn ein böser Traum quäle. — Er überzeugte sich schmerzlich, daß er wach, leider nur zu wach sei.
„Ach Gott! ach Gott!" stöhnte er, „was soll aus mir werden! was ist denn mit diesem entsetzlichen Briefe! bin ich verhext." - Er war wirklich am Verrücktwerden, und seine Verzweiflung zu beschreiben, fühle ich mich nicht fähig. Lange sann er nach, viele Pläne durchkreuzten sein Hirn, was machen.
— Endlich fiel ihm ein Schulmeister ein. ein alter biederer schlichter Mann, der auf einem Dorfe in der Nähe der Residenz wohnte, dort lebte und kümmerlich und gemüthlich „lehrte die Mädchen und wehrte den Knaben", io weit er dies eben vermochte.
„Zu ihm! Zu ihm!" rief Dämeler, „ihm will ich alles erzählen, er soll mir helfen!"
Gesagt! gethan! Dämeler zog sich an und ging gesenkten Hauptes seines'Weges. Der Herr Kapellmeister begegnete ihm,
erwiderte seinen höchst devoten Gruß freundlich und herablassend und dachte im Weitergehen: „der arme Dämeler! ich habe ihm gestern doch Unrecht gethan. Ich dachte, sein Ausbleiben sei Faulheit! aber er muß krank fein, er sieht ja erbärmlich aus!"
Kein Wunder! —
Die frische Lust im Freien that unserem geplagten Helden wohl. Ziemlich beruhigt kam er beim Schulmeister an, der eben die physischen Einflüsse der Haselnußstaude auf Menfchenfleisch beobachtete. Nachdem er einen jungen Bauernburschen, der Gegenstand dieses Experimentes war, entlassen, begrüßte der Schulmeister unfern Musikus.
„Ah! Grüß Gott, Dämeler! Wie geht's denn? schon lang nimmer dagewesen! Was für ein Wind führt Dich denn daher, hoffentlich ein guter?"
„Nein! kein guter! Schau, mir ist es die Tag her schlecht, sehr schlecht gegangen!"
„S'ist aber auch wahr! Du siehst ja ganz blaß und elend aus? Wo fehlt's denn? Erzähl'!"
Und Dämeler erzählte; es war eine Generalbeichte; er verschwieg nichts, die Klarinette, sein Neffe, Emma, alles wurde berichtet, und schließlich übergab er den Brief.
Der Schulmeister nahm ihn, überlas ihn und selbst seine, des Lachens ziemlich ungewohnte Züge überflog ein leichtes Lächeln.
„Das ist ja kein Unglück, sondern nur eine kleine Fopperei; der Brief lautet eben:
Lieber Freund!
Dir, der Du das liesest, sei hiermit kundgeihan, daß Dä- mclcr nicht lesen kann. Fordert er Dich daher zur Enträthselung dieser Epistel auf, so gib irgend einen Spaß oder eine Neckerei als Lösung, und der Zweck ist erreicht.
Sei gegrüßt E. I. N. Freund."
Mein Scherz ist aus. Ade, lieber Leser! Hat es Dir gefallen, so freut es mich. Eines will ich Dir noch sagen, daß Dämeler, als der erste Zorn verraucht war, viel besser daran war als früher. — Er konnte die ihm lästige Heuchelei abwerfen, manche kleine Neckerei unterblieb, und er konnte über manches, das ihn interesstrte, Auskunft erfragen und erhalten, was er früher wegen seiner falschen Scham nicht gethan hatte.
Amtliche und Privat-Bekanntmachungen
S i m m e r s f e l d.
A 7/D) wurde am 30.
j Maid. J., eine ^ mit Silber bc-
llM'K schiene Tabakspfeife
ZU nebst silberner Kette von Simmeisfeld nach Enzthal. Der rechtmäßige Eigcnthümer kann dieselbe bei dem Schultheißenamt Simmersfeld gegen Bezahlung der Einrücknngsgebühr innerhalb 44 Tagen in Empfang nehmen. Nach Ablauf dieser Frist wird aber weiter über dieselbe verfügt werden.
Den 20. Juni 4873.
Schultheißenamt.
O b era m t s st ad t Nagold.
Vergebung von Slrsßenlmnarbeisen.
Gemeinderäthl. Beschlusses zufolge soll
I. der Weg von der hintern Gasse gegen der neuen Kirche über den sogen. Stadtgraben hergestellt, resp. corrigirt,
II. die Haiterbacher Straße von der Rapp'schcn Mühle bis zur Waldachbrücke neu gepflastert und die Arbeiten hiezu, welche wie folgt berechnet sind, im Wege der schriftlichen Submission vergeben werden:
- aä I.
K. Erd- n. Planirungsarbeitcn
131 fl. 24 kr. U. Maurerarbeiten . 319 fl. 55 kr. 0. Chaussirungsarbeiten 70 fl. 52 kr. v. Pflasterarbeiten . 696 fl. 20 kr.
all II.
Pflasterarbeit rc. . 750 fl. — kr.
Pläne, Kostenvoranschläge und Bedingungen liegen bei Unterzeichneter Stelle zur Einsicht vor. Bemerkt wird, daß die Pflastersteine auf städtischem Eigenthnm gebrochen werden können.
Akkordsliebhaber wollen ihre in Procenten
der Ueberschlagspreise ausgedrückten Offerte längstens bis ' »
Montag den 30. Juni d. I., Vormittags 11 Uhr,
bei der Unterzeichneten Stelle aus dem Rathhans hier, schriftlich und versiegelt, mit den all I. und II. entsprechenden Aufschriften versehen, einreichen, um welche Zeit und woselbst auch die Eröffnung der Offerte statlfinden ^vird, welcher die Submittenten anwohncn können.
Nagold, den 21. Juni 1873. _ Stadtpflege.
Revier P faUz gr af en w ei l er.
Reis-Verkmtt.
Freitag den 27. Juni, Nachmittags 2 Uhr,
auf dem Rathhaus in Pfalzgrafenweiler: ca. 10000 Stück Nadelholzwellen, ungebunden, aus dem Staatswald Sägbühl (Herrgottsbühl), Findelweg, Saiblesteich, Hütte- schläg und Pfahlbcrg.
S i m m e r s f e l d.
Der Taubstumme Johannes Frey von hier, 45 Jahre alt, hat sich am 14. Juni d. I. von Hause entfernt und konnte bis jetzt nicht ermittelt werden. Die verehelichen Polizeibehörden werden ersucht, auf Betreffen hieher Mittheilung zu machen.
Den 22. Jnni 1873.
Schultheißeuamt.
Waidelich.
A l t e n st a i g.
Wiesen- oder Heu- Gras-Verkrttls.
Die Erben des verstorbenen Löwenwirths Reichert von hier verkaufen am nächsten Dienstag den 24. d. Mts., Abends 5 Uhr,
in der Notariats-Kanzlei dahier ihre bei der Altenstaiger Ziegelhütte liegende Wiese im Trögelsbach, 4^8 Morgen 34,4 Ruthen im Meß haltend. Sollte ein annehmbarer
Preis nicht erzielt werden, so wird nur das Heugras verkauft werden. Kaufsliebhaber sind hiezu eingeladen.
Den 21. Juni 1873.
Amtsnotar Kümm er len. Revier A t e n st a i g.
Klaslerlioh-Verkalls.
Am Donnerstag den 26. d. M., Morgens 9 Uhr,
werden im grünen Baum in Altenstaig 3 Raummeter Prügel vom Geiseltann verkauft.
K. Revieramt.
Revier A l t e n st a i g.
Reis-Verksus.
Am Donnerstag den 26. Juni, Mittags 4 Uhr,
werden in Bösingen im Hirsch 20 Hundert Wellen von der großen Eichhalde verkauft.
K. Revieramt.
A i ch h a l d e n,
Oberamts Calw.
KMstein-Beifnhr-
Akkord.
Auf die hiesige Straße wuch die Beifuhr von 400 Roßlasten Kalksteine am Mittwoch den 25. d. M., Nachmittags 1 Uhr,
auf dem hiesigen Nachhause verakkordirt, wozu Liebhaber eiugeladen sind.
Den 18. Juni 1873.
Schultheiß Keck.
R o h r d o r f.
Beider katholischen Stiftungspflege liegen
540 fl. zum Ausleihen
parat. Schultheißenamt.
K i l l i n g e r.
Pfalzgrafcn weiler.
Gerlierrindeverkmif.
Die hiesige Gemeinde hat 25 Meter Gerberrinde zu verkaufen; wer bis am 30.