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TageS-Neuigkeiten.

In Folge der vom 29. April bis 9. Mai d^ I. in Nürtingen und Eßlingen vorgenommenen ersten Diemlprüfung sind u. a. für befähigt erklärt worden: Jakob Hämmerte von Haslach, Johannes Henne­farth von Zwerenberg, Jokann Friedrich Mann von Holzbronn, Johann Georg Sattler von Gärtringen, Ernst Schwäble von Has­lach, Christian Wagner von Altenstaig.

Stuttgart, 20. Mai. Wie ich höre, dürste in Bälde eine Kompagnie Infanterie nach Tübingen gelegt werden, um den vielfach, auch im Landtag, vernommenen Wunsch entgegenzu- kommen und den Studirenden Gelegenheit zu bieten, ihre Militär- dienstpfiicht ohne Unterbrechung ihrer Studien erfüllen zu können. Es war zwar für Tübingen ein Bataillon bestimmt, allein die Erstellung einer Kaserne für ein solches scheint noch in sehr weitem Feld, während die Unterkunft für eine Kompagnie bereits ge­sichert ist.

DerStaatsanz." vom 20. Mai enthält eine ministerielle Verfügung, worin (im Anschluß an das Verfahren in andern deutschen Bundesstaaten) sämmtlichen Staatskassenstellen die fernere Annahme der österreichischen und ungarischen Guldenmünzen des 45-Guloensußes untersagt wird.

Der Verein der Buchdruckerei- und Schriftgießereibesitzer in Stuttgart macht imSchm. M." bekannt, daß durch die Einführung des neuen, mit den Gehüsten vereinbarten Lohnlariss die Buchdruckarbeiten gegen die im Anfang dieses Jahres giltigen Preise eine Erhöhung von 2040, ja in einzelnen Fällen noch mehr Prozent, erlitten haben.

Augsburg, 22. Mai. Heule verschied nach kurzem Krankenlager Domprobst Dr. Franz Josef v. Allioli, geboren den 10 August 1793, Domprobst seit 1838. Durch zahlreiche Schriften, archäologischen Inhalts, besonders aber durch seine Uebersetzung der war er in den weitesten Kreisen bekannt.

Seinen sieben Söhnen hat Professor v. Liebig in Mün­chen eine Million hinterlassen. Es ist ein seltenes Beispiel, daß ein Gelehrter durch seine Wissenschaft solche Schätze sammelt. Man wird fast an den alten Volksglauben vom Chemiker als Goldmacher erinnert. Höher aber stehen die Verdienste, die Liebig sich um das Wohl der Menschheit erworben hat.

Berlin, 21. Mai. Ueber die Reisepläne des Kaisers er­fährt dieProvinzial-Correspondenz", daß derselbe am 15. Juni nach Frankfurt gehen wird, um mit dem Kaiser von Rußland zusammenzutreffen und gemeinsam mit diesem einen Besuch in Jugenheim und Darmstadt zu machen. Von dort dürfte in der zweiten Hälfte des Juni die Reise des Kaisers Wilhelm nach Wien erfolgen. In der ersten Juli-Woche wird er zur Kur nach Ems gehen. Der Besuch des Schah von Persien am hiesigen Hofe erfolgt voraussichtlich am 5. Juni.

Bremen, 21. Mai. Um l'/s Uhr heute Mittag langte der Festzug, der die Mitglieder des Bundesraths und des Reichstags hieher brachte, bei schönstem Wetter auf hiesigem Bahnhofe an. Zum Empfange auf dem hiesigen Bahnhofe hatten sich vom Senat Bürgermeister Gildemeister und Senator Herm. Gröning, sowie die Spitzen der Behörden, das Fest- komite u. s. w. eingefunden. Der festlich geschmückte, von zwei Lokomotiven gezogene Zug wurde mit Musik und lauten Hoch­rufen der zahlreich längs der Bahn versammelten Bevölkerung empfangen.

Die unumwundenen Erklärungen des Reichskanzlers Fürsten Bismarck über Elsa ß-Lo thr in gen werden überall vernom- und beachtet werden und sind auch dazu bestimmt. Bismarck ge­stand, daß die Verhältnisse dort sehr schwierig seien, so schwierig, ab/er auch von ihm so deutlich vorausgesehen, daß er der Ein­verleibung von Elsaß-Lothringen sich beim Friedensschluß wider­setzt haben würde, wenn nicht das militärische Interesse für die Einverleibung zwingend gewesen wäre. Das deutsche Reich sei in der bittern Nolhwendigkeit gewesen, auf der Abtretung zu be­stehen, um ein Bollwerk zu haben, hinter den; wie­weit er e Angriffe der Franzosen ruhig abw arten können, wie sie b is jetzt jedeGeneration inDeutsch- land erlebt hat. Ich glaube, fuhr er fort, daß es niemand gibt, dessen Vorfahren nicht gegen Frankreich hätten fechten müssen,

EinrückuiigSgebübr für die kleine

den 24. Mai. ^ Zeile aus gewöhnlicher Schritt 1.873.

. je 2 Kreuzer.

und die Rücksicht auf unsere Sicherheit war um so uöthiger, als Frankreich in der Regel immer noch Bundesgenossen gefunden har. Jetzt müssen wir vor allein die Sicherheit des Landes wahren, und zweifelnSic nicht an unserem Math, und an unserer Entschlossenheit, allen An­griffen zu widerstehen. (Das klingt wie eine Warnung an Frankreich für die Zeit, da die letzten deutschen Truppen aus Frankreich abziehen.) Mir schneidender Ironie wandte sich Bismarck gegen die Römlinge in Elsaß, die gegen Deutschland Hetzen und wühlen, und geißelte mit unbarmherzigem Spott ihre Bundesgenossen im Reich und Reichstag (Windhorst, Mallinck­rodt und Gen-), die diesen Wühlereien secundiren und sie be­mänteln. Er schilderte dieses Treiben der Römlinge, das die größte Gefahr für Deutschland sei. Sie trieben es in Elsaß- Lothringen unv Deutschland grade so wie ihre Genossen i» Irland gegen England und die dortige protestantische Regierung. Sie ließen es dort wie da bei Leibe nicht zu offenem Aufruhr kommen, aber eben so wenig zur Beruhigung und Versöhnung des Volkes, sie schürten überall nur das Feuer und suchten die Achtung vor Gesetz und Obrigkeit zu untergraben:Unbekümmert um das Wohl des Volks haben sie nur Roms Macht­stellung im Auge und suchen sich der Regierung unentbehrlich zumachen. Das ist aber bei uns aller­dings nicht mehr der Fall, wie früher." Damit schloß Bismarck schneidig seine Rede gegen die Römlinge. Dem Frank­furter Abgeordneten S o n n e man n, der sich in seiner bekannten Weise zum frivolen Vertheidiger der französischen Anschuldigungen machte und sich gar nicht zu erinnern schien, daß Elsaß früher deutsch gewesen, gab Bismarck keine Antwort. Die Züchtigung übernahm der Abg. Bamberger in einer Weise, die den stür­mischen Beifall des Reichstags gefunden hat.

Die Strafprozeßordnungskommission des deutschen Bundes­raths hat sich mit allen gegen 3 Stimmen für die Schöffenge­richte ausgesprochen. Staatminister Dr FLustle beantragt beim Bundesrath, daß in Zukunft die Ausarbeitung der Neichsgesetzent- würfe im Reichskanzleramt erst nach vorgängiger Vernehmung der Bundesregierungen erfolge.

Der Jesuit Malfatti gibt in seinerAssekuranz gegen das Fegfeuer" bezüglich des Testamenlmachens folgenden Rath: Man denke dabei nicht an Andere, sondern nur an sich und seine arme Seele. Wozu dem armen Vater oder dem greisen Mütter­chen Kapitalien hinterlassen? Die können doch keinen Kapaun beißen. Oder gar den Kindern! Hieße das nicht die Faulheit unterstützen? Sie sollen sich selbst etwas erwerben, wie wir es thun mußten, und sind sie sparsam und erübrigen etwas, so können auch sie durch fromme Stiftungen für ihr Seelenheil sorgen. Für die Ewigkeitbaut man nicht mit Heu, Stroh und Stoppeln, sondern mit Gold und Silber." Deutlicher kann man doch nicht sprechen!

Wien, 18. Mai. Der Kronprinz und die Kronprinzessin des Deutschen Reiches haben sich heute früh nach Venedig begeben und gedenken über Mailand und die italienischen Seen am 3. Juni im neuen Palais bei Potsdam wieder einzutreffen.

' Nicht die un bedeutend st e Merkwürdigkeit der Ausstellung in Wien wird deren Portier sein. Es ist der­selbe, der bei der Londoner, Pariser und Moskauer Ausstellung den gleichen Posten inne halte. Er soll sämimliche europäische Sprachen sprechen.

Versailles, 20. Mai. Zum Präsidenten der National­versammlung wurde Buffet mit 359 Stimmen gegen Märtel, auf den 289 Stimmen fielen, gewählt, Goulard, Benoist d'Azy und Vitet wurden zu Viceprästdenten gewählt.

R o m , 20. Mai. Die Deputirtenkammer verwarf mit 179 gegen 157 Stimmen den Antrag Mancini's auf vollstän­dige Ausweisung der Jesuiten.

- R o m, 21. Mai. In einer im Vatican gestern stattgchabten Versammlung der Kardinäle wurde bezüglich der vom päpstlichen Stuhle dem Klostergesetze gegenüber zu beobachtenden Haltung beschlossen: Der päpstliche Stuhl müsse jede Bezahlung zur Er­haltung seiner Beziehungen mit den fremden Ordenshäusern ab­lehnen. Die Ordensgenerale müssen von dem Rechte freier Asso-