Amtsblatt für den Oberamtsbezirk Nagold.

^ Erscheint wöchentlich 3mal und kostet . Einrückunasgebühr für dickleine

Nr 55 halbjährlich hier 54 kr-, im Bezirk ! DoNNerstüg 0M 15 . Mül. ! Zeile aus gewöhnlicher Schritt mit Postausschlag 1 ft. 8 kr. > >e 2 .Kreuzer.

^kageS-NeuiAkeiten.

Sutt gart, 11. Mai. Der Redakteur der Bürgerzeitung hat den Abgang seines Wiener Extrazugs bis auf 3. Juni ver­schoben. weil die Ausstellung bis zum 23. noch zu unvollendet sein wird. (N- Z )

Landesprodukten-Börse Stuttgart vom l2. Mai. Die heutige Börse war nicht stark besucht und der Verkehr ziemlich leblos. Wir »otiren: Waizen, bair., 8 ft. 42 kr. russ., 8 ft. 86 bis 39 kr. kalisorn., 9 fl. 15 bis. 18 kr. Kernen 8 fl. 2436 tr. yassr 4 sl. 36 bis 54 kr. Mehlpreise per 160 Klg. incl^Sack. Mehl Nr. 1: 25 sl. 35 kr. bis 26 12 kr. Nr. 2: 23 ft. 36 kr. bis 24 fl. Nr. 3: 20 fl. 12 bis 36 kr. Nr. 4: 16 ft. 48 bis 17 fl.

Urach, 11. Mai. -In Bempflingen wurde von dem dortigen Kaufmann S. letzten Mittwoch früh 3 Uhr, also in der Dunkelheit, auf 2 Bauernsöhne von da, von denen der eine mittelst einer Leiter einen Besuch bei der Magd machen wollte, geschossen und einem derselben die volle Ladung Schrot in den Rücken gejagt. Der Geschossene ist gestern Nachmittag 2 Uhr gestorben, das Gericht hat mit den Gerichtsärzten heute Nach­mittag die Sektion vorgenommen. S. ist schon seit Mittwoch Nachmittag hier in Untersuchungs-Arrest und seiner That geständig. Derselbe ist um so mehr zu bedauern, als er ein ganz wackerer und ruhiger Mann ist, und seine Ruhe nur deßwegen verloren zu haben scheint, weil ihm früher schon zweimal von Dieben eingcbrochen worden sei. (S. M.)

Glänzende Geschäfte wird ein Hr. Josef Röder von Ulm auf der Wiener Weltausstellung machen. Er hat nämlich eine Stiefelputz- und Wichsmaschine erfunden, womit man innerhalb einer Minute ein Paar Stiefel glänzend macht.

Berlin, 10. Mai. Aus der gestrigen Bundesraths-Sitzung wird nachträglich bekannt, daß die königlich württembergische Re­gierung den Antrag einbrachte, es möge noch in dieser Reichs­tags-Session ein Gesetzentwurf über Einführung eines gemein­samen Reichspapiergeldes vorgclegt werden, und daß dieser An­trag allgemeine Zustimmung fand. Es liegt nahe, daß die Aus­führung des Antrages unaufhaltsam Platz greifen wird, so daß die Erledigung gleichzeitig mit der Berathung des vertagten letzten Artikels (18) erfolgen kann.

Berlin, 10. Mai. Von Seiten der preußischen Regierung ist ein Gesetzentwurf wegen Bestrafung des Contractbruches der Arbeiter ausgearbeitet worden, auf Grund dessen demnächst Ver­handlungen mit den übrigen Bundesregierungen stattfinden sollen.

Berlin, 12. Mai. Der Kaiser bewilligte heute das Ent­lassungsgesuch' des Handelsministers Grafen Jtzenplitz- Der Kaiser sanctionirte gestern die Kirchengesetze und das Beamten- Servisgesetz. (Frkf. I.)

Wiesbaden, 11. Mai. Vorgestern ist Senator Karl Schurz aus New-Aork zum Besuch seiner hier wohnenden Familie eingetroffen.

Leipzig, 10. Mai. DasTagbl." schreibt:Nach Mittheilungen, welche uns im Laufe der gegenwärtigen Messe von Industriellen aus verschiedenen sächsischen, preußischen rc. Fabrikstädten zugingen, macht man sich in diesen Kreisen auf eine längere industrielle Krisis gefaßt. Schon gegenwärtig hat der Absatz bedeutend nachgelassen, und man glaubt aus ver­schiedenen Anzeichen entnehmen zu müssen, daß es damit noch nicht sein Bewenden hat. Der hauptsächliche Grund zu der uner­freulichen Wendung liegt in der Ueberproduction der letzten Jahre, der fortdauernden Unmöglichkeit jedes größeren Exports nach den Vereinigten Staaten von Amerika und dem Umstand, daß die französische Industrie wieder als beachtenswerthe Concurrentin auftrilt. Die Krisis, wenn sie eintritt, wird selbstverständlich auch auf die so rapid in die Höhe getriebenen Arbeitslöhne ein­wirken müssen, indem in den Fabriken dann zahlreiche Arbeits­kräfte entbehrlich werden. Hoffentlich hat in diesem Falle die Landwirthschaft Nutzen, welche schon seit Jahren mit wirklichem Mangel an Arbeitern kämpft.

Nach einer Mittheilung sollen für die Fabrikation des Mausergewehres jetzt alle Vorbereitungen getroffen sein, um spätestens bis Ende 1875 nicht nur die gesammte deutsche Garde und Linien- Infanterie, wie die für den Kriegsfall aufzustellenden

Ersatztruppen derselben mit diesem Gewehr bewaffnen, sondern auch eine ausreichende Gewehrrcserve in den Depots niederlegen zu können. Die aptirten Zündnadelgemehre würden dann an die Landwehrinfanterie und die für einen Kriegsfall neu in Bildung genommenen Neseroeformationen abgegeben werden. Ueberhaupt aber erwartet man den Bestand an Gewehren schon mit diesem Jahre auf mindestens zwei Millionen bringen zu können. Als eine seit längerer Zeit verfolgte Hauptaufgabe wird die Einführung einer Metall-Einheitspatrone für die sämmtlichen deutschen Hand­feuerwaffen erstrebt. (S. M.)

Freund Kladderadatsch hat in diesen Tagen sein 25- jähriges Jubiläum gefeiert. Er ist 1848 in Berlin auf die Welt gekommenim wunderschönen Monat Mai, wo alle Knos­pen springen" und wurde die Blüthe und Blume aller Witzblätter. Am Jubiläumstage hat der Verleger Hoffmann seiner Dankbar­keit freien Lauf gelassen und den Redacteuren nicht nur bedeutend höhere Honorare und einen Gewinnantheil contractlich zugefprochen, sondern auch jedem baar 20,000 Thaler überwiesen und der Wittwe Kalischs 10,000 Thlr. Ehrensold zugewicfen.

In Berlin macht man jetzt Proben mit den Br i cftaub e n. In diesen Tagen ließ man eine aus der Artillerieschule Morgens 0 Uhr 10 Minuten nach Hamburg abfliegen. Sie traf trotz des Regens und entgegengehenden Windes nach 1 Uhr daselbst an. Sie hat also kaum 4 Stunden zum Fluge gebraucht.

Saarburg, (Lothr.) 6. Mai. Dieser Tage gerieth das benachbarte Dorf Hessen in gewaltige Aufregung. Ein Tage­löhner kam aus dem Felde mit der Nachricht, daß soeben die Mutter Gottes ihm erschienen sei. Sie habe ein blaues Ge­wand getragen, mit goldenen Sternen besäet und auf dem Kopfe eine strahlende Krone. Auf diese Kunde zog Groß und Klein aus dem Dorf, den Geistesseher an der Spitze, an den Ort des Wunders. Aber allgemeine Enttäuschung! Nichts wurde ge­sehen. Für den Vermittler des Verkehrs zwischen irdischer und überirdischer Welt sollte die Sache jedoch ein häßliches Nachspiel haben. Der Polizei war es nicht entgangen, daß er erst kurz zuvor aus dem Zuchthause in Nancy, wo er eine mehrjährige Strafe verbüßt hatte, entlassen worden war und außerdem als Gcwohnheitssäufer sich eines üblen Rufes erfreut. Er wurde der Justiz überliefert.

An der Börse in Wien ist Heulen und Zähnklappern, die Papiere sind furchtbar gefallen und der Bankerott ist über die Gründer und Spieler hereingebrochen wie die Sündfluth. Das Glöcklein im Börsengebäude, welches jeden einzelnen Ban­kerott anzeigt, verstummt den ganzen Tag nicht und ist bereits 122 Spielern zum Todtenglöcklein geworden. Der größte Börsen­agent (Modern) ist in die Donau gesprungen; die Börse selber ist drei Tage geschlossen. Der Actien-Katzenjammer ist plötzlich so allgemein wie vorher der Actienrausch; denn in Wien hat sich alles dem Spielteufel ergeben vom Börsenfürsten bis zum Kam­merdiener ; in den Reihen der Spieler, die an ihre Brust schlagen und murmeln: Meine Schuld! steht der ernste Beamte wie der tapfere Offizier, die leichtfertige Soubrette und der gefeierte Opernsänger.

Wien, 10. Mai. Man schätzt die Werthe, die in den letzten 8 Tagen durch die Börsenkrisis verloren gingen, bisher auf 300 Millionen. Die Politik ist ganz unschuldig daran.

Von den furchtbaren Verwüstungen, welche derRegenin der Rotunde sowohl als in den Galerien und in den gedeckten Höfen angerichtet hat, entwerfen die Zeitungen haarsträubende Berichte. Vielen Ausstellern sind dadurch ihre Objekte zu Grunde gegangen. Der Ausstellungsplatz ist bis auf weiteres ein wahres Kothmeer.

In Pesth wurde am Samstag den 10. Mai der 4fache Mörder Szoldos, welcher Vater, Mutter, Bruder und Schwägerin ermordete, zum Tode durch den Strang verurtheilt.

Paris, 10. Mai. Wie die Mitglieder der Rechten über Thiers denken, zeigte sich in einer Versammlung, welche eine größere Anzahl von Mitgliedern heute Nachmittag in Paris ab­hielt. Es wurden dort die heftigsten Worte gegen Thiers laut. Einstimmig erklärten die Herren, die Republik, welche Thiers in Vorschlag bringen will, nicht anzunehmen und ihn zu stürzen,