Baum neben ihrem Festlocale auf, wo er bis zum nächsten Feste stehen bleiben soll. Diesen bunlen Baum soll sich nun die h. Jungfrau auscrwählt haben, um sich da in ihrer Glorie z» zeigen. Ebenso wie in Gereulh und viele» anderen Orten strömen die Gläubige!» herbei, fallen auf die Kinee und verrichten Gebete, welche ihnen selbst die Haare zu Berge stehen machen. Dabei werden aber die umliegenden Reben, die Saat- und Kartoffel­felder arg zngerichlei, und die Grundbesitzer sind ohnmächtig, dem Unwesen za steuern. Man mußte deshalb die Gendarmerie zu Hülfe nehmen, um die Fanatischen vom Platze zu treiben. Kinder und Erwachsene haben die Mutier Gottes gesehen, aber Riemand weiß, wer diese Kinder und Erwachsenen sind, wie sie heißen und wo sie wohnen. Selbst ein Judenkind ivnide dieser Gnade theilhaftig und muß jetzt das Lob Maria's verkünden, mag es wollen oder nicht. Jndenkinder gibt es gar viele, und nöhigen- falls ließe sich vielleicht eines finden, welches bei den Comödien eine Rolle übernähme Die Tollheit des Bolkes ist aus den äußersten Grenzen angclangt.

Wien, 8. Mai. An der Börse sind über 80 Insolvenzen bekannt geworden. (N.-Z)

Die in den Ausstellungs Arbeiten am weitesten zurückge­bliebenen Staate» sind die drei großen Republiken Amerika, »Spa­nien und Frankreich. Die kleine Republik Schweiz ist allerdings von allen Völkern zuertt fertig geworden. "

In der französischen Adiheilnng stellt man eine feuerfeste Kasse ans, welche mit einem Glockeniverk verbunden ist, welches in dem Moment zu läuten beginnt, wo man die Kasse zu öffnen versucht.

Am Dienstag hat unweit der Stadt Pesth die Entgleisung eines Eisenbahnzugs stattgefnnden ü Wagen wurden zertrümmert, 2l Personen gciödtel und 40 verwundet. (B--Z )

Uebcr den Mädchenhandel im Szeklerlande vernimmtHon" betrübende Details. Die Mädchen werden draußen für 8l0 Dukaten verhandelt und dann bis Centralasien, ja noch weiter mit- geschleppt; wenn ja einmal eine dieser Unglücklichen nach Jahren wieder in die Heimat znrückgelangl, so kehrt sie an Leib u. Seele gebrochen, nur zurück, um sich ins Grab zu legen. Vor kurzem erst kehrte ein solches Weib zurück; die ärmste war etwa 18 Jahre lang draußen geimsen; sie halte ihre Muttersprache selbst vergessen und redete ein Idiom, welches in der Heimath niemand verstand. Man mnlhmaßi, daß sie in China diese bedauernswürdige zer­fallene Gestalt geworden ist.

Paris, 9. Mai. Thiers macht den Radikalen in Bezug auf Wahlreform und Senat keine Concession. Der Prozeß Bazaine soll niedergeschlagen werden.

Paris, lO. Mai. Der Tod des Papstes wird stündlich erwärm.

Haag, 7. Mai. Die Regierung hat Heine der zweiten Kammer einen Gesetzesentwurf vorgelegt, der auf Bewilligung von c>'r Mill Gulden für den Krieg gegen Atschin lautet.

Rom, 5. Mai. Der Papst fühlte sich heute stark genug, die französischen Pilger zu empfange». Der Pabst floß über von Lobsprüchen über Frankreich und segnete das Land und selbst diejenigen im Lande,welche von seinem Segen nichts wissen wollen "

Rom, 9. Mai Die letzte Nummer des halboffiziellen Nuova Roma" berichtet:Das Befinden Sr. Heiligkeit wurde heute durch eine Unordnung des Magens getrübt. Die in Eile herbeigelnsenen Aerzte wurden von der neuen Erscheinung über­rascht, nicht sowohl durch deren spezifische Bedeutung wie durch die Thalsache, daß der Nahrnngsprozeß in einem bereits ermüdeten Organismus immer schwieriger wird." DasJournal de Rome:Heute Nachmittag verbreitete sich mit einer gewissen Entschiedenheit das Gerücht, das Befinden Sr. Heiligkeit mache auf's neue einige Sorgen. Die Fonds wären in Folge der Nachricht beim Schlüsse der Börse gefallen."

R o m, 9. Mai. Der Schwächezustand desPapstes dauert

fort.

Washington, 8. Mai. Gouverneur Kellog von Loui­siana telegraphirte an Grant, daß Louisiana der Anarchie und Umwälzung entgegcngehe. General Sherman und der Marine- sekretär Robeson sicherten Verstärkernngen zu.

Die M ed ocs sind den amerikanischen Truppen richtig ent­schlüpft, und diese haben nach drei Tagen vergeblicher Anstrengungen die Verfolgungen ausgegeben. Die Barbaren haben sich in kleine Abtheilnngcn aufgelöst, die auf Raub und Mord im Gebiete der weißen Ansiedler umherftreifen. Der betreffende Theil Califor- niens ist in Folge davon ganz unsicher. Auf diese Weise ist leider nur zn viel Aussicht vorhanden, daß der Krieg in die Länge wird gezogen werden, und das umsomehr, als der An­führer der Indianer,Hauptmann Jach", durch Boten die andern Stämme anfreizen läßt. Es ist nämlich unter den Indianern an der Pacificküste der Glaube verbreitet, daß die Ankunft ihres Messias (der kommende Mann"), der sie von der Herrschaft der Weißen befreien solle, bevorstehe. Alte Krieger und ihre Aerzte haben schon lange von einer solchen Ankunft gesprochen, und in den letzten 3 Jahren hat sich der Glaube an sie ganz all­

gemein verbreitet. Ein neuer Gott und eine neue Religion sollen ihnen nach diesen Lehren zu Theil werden. Alle lobten Indianer sollen auferstehen, und zahlreicher sodann werden sie alle Weißen besiegen und lödien und das alte Jndianerleben wieder führen. Auf diesen Glauben spekulirtKapitän Jack." Ja er hätte wohl schwerlich Canby ermordet, wäre er nicht der Hülfe der anderen Stämme ziemlich sicher gewesen. Diese Mczelei und das Erd­beben, welches Oregon und Washington im vergangenen Dezem­ber heimgesucht hat, werden von ihnen als verheißende Vorzeichen angesehen. Die Krämer, die ihnen Spirituosen und Pulver liefern, weil die Elenden, welche nach Verlust ihrer gesellschaftlichen Stellung in der zivilisirten Well sich ganz zn den Indianern ge­schlagen haben, ermuntern sie aus Nach- und Gewinnsucht in diesem Glauben und zn einem großen allgemeinen Krieg. Ein solcher muß befürchtet werden.

Der Blasebalgsticker von Lyon.

Wahrheit, keine Dichtung.

Mein Geburtsort ist ein kleiner Weiler, in der Nähe von Montelimar im südlichen Frankreich. Mein Vater war ein ver­ständiger, aber armer Mann, der sich's keine Mühe verdrießen ließ, um der Schicksalsgöttin ein freundlicheres Gesicht abzugewinnen, aber trotz aller seiner Versuche es zn keinem rechten Posten im Leben bringen konnte. In seinen alten Tagen schlug er sich küm­merlich genug durch millels des Flickens und Berferiigens von Blasbälgen, welche Kunst er in seiner Jugend erlernt hatte. Dies war der Beruf, welchem ich auch gewidmet wurde. Die gütige Natur hatte mir Scharfsinn und rasche Fassungskraft ver­liehen; ich war an Leib und Geist wohl ausgestattet und so ward ich bald Meister in meinem Handwerk und suchte mir, da mich der Ehrgeiz etwas stachelte, einen Wirkungskreis für meinen Fleiß in Lyon. Dort erging mii's wenigstens so gut, daß ich bald der Liebling aller Stubenmädchen und Köchinnen wurde, welche -meine hauptsächlichste Kundschaft waren und bei denen meine Ju­gend und mein frisches gesundes Gesicht ein besonderes Interesse für mich erweckten.

Ich lebte so bereits über Jahr und Tag in Lyon, als mich eines AbendS, da ich nach vollbrachter Arbeit in meine Wohnung zurückkehrle, vier wohlgekleidete, junge Leute anredclcn und mich wegen meines Gewerbes neckten. Ich besaß einigen Mutterwitz und gab ihnen mit gutmüthigem Scherz und Humor ihre Ausfälle zurück, was sie zn überraschen und zu erfreuen schien. Ich sah, wie sie einander bedeutsam anblickten und hörte den Einen den andern zu flüstern:das ist unser Mann!" Diese Worte er­schreckten mich anfangs, aber meine Furcht wich bald, als Einer der Viere anhub:Du sollst mit uns zu Nacht speisen. Wir haben einen Plan vor, welcher dir nütze» kann. Wenn er dir nicht gefällt, jo soll dir kein Leid geschehe», sondern wir verlangen nur, daß Lu unser Grheimniß bewahrst. Darum Hab keine Bange und komm mit uns! Da sie mir alle wie rechtschaffene, gebildete Leute vorkamen, so nahm ich ihr Anerbieten ungesäumt an und gicng mit ihnen. Sie führte» mich durch eine Anzahl von Gäß- chen und Querstraßen in ein fernes Stadtviertel und endlich in ein hübsches Haus, wo wir in einem geräumigen Zimmer sechs andere junge Männer fanden, welche die Ankunft meiner Begleiter mit Ungeduld erwartet zu haben schienen. Einige Aufklärungen meinethalben wurden ausgetauscht und wir setzten uns bald da­raus zu einem tüchtigen Abendbrode. Jung, leichtfertig, aufgeweckt und sorglos, wie ich war, ließ ich mich von der Freude und der geselligen Stimmung dieses Kreises hinrcißen und gab eine Menge Spässe und Witze preis, welche meine Tischgenossen sehr zu be­lustigen schienen. Allmählich aber ward Einer um den Andern von ihnen ernst und gedankenvoll und endlich stand Einer auf und redete mich folgendermaßen an:Die zehn Personen, mein Freund, mit welchen Ihr am Tische sitzet, sind lauter Kupferstecher und Bürger in Lyon. Wir sind alle wohlhabend, von guter Fa­milie und haben durch unsere Kunst ein hübsches Auskommen. Wir sind alle mit einander befreundet und bildeten eine glückliche Gesellschaft, bis sich die Liebe in unsern Kreis drängte und uns einigermaßen auseinander brachte. In der Straße St. Dominique wohnt ein Gemäldehändlcr, ein wegen seines Vermögens sehr angesehener, sonst aber höchst gewöhnlicher Mann, mit welchem wir vermöge unseres Berufes mehr oder weniger in Berührung kamen. Deiselbe hat eine Tochter, ein wunderschönes, anmuthiges, mit alle» Reizen ansgestattetes Geschöpf, dessen treffliche Eigen­schaften aber durch einen einzigen Fehler, einen grenzenlosen Stolz und Dünkel, verdunkelt werden. Zum Beleg, für das schnöde Betragen, welches dieses Mädchen im Verkehr mit Andern im Uebermaß ihres Stolzes an den Tag legt, will ich nur geliehen, daß ich selber mit Vorwissen und Bewilligung ihres Vaters, der in mir die Ueberlegenheit an Rang und Wohlstand wohl zu schätzen wußte, um ihr Herz und ihre Hand geworben habe. Allein die stolze Schöne erwiderte meine Werbung auf die krän­kendste Weise mit den Worten:Was denken Sie, mein Herr! Klauben Sie, ein junges Frauenzimmer, wie ich, sei zu Nichts Besserem bestimmt, als zum Weibe eines Kupferstechers?"