Amtsblatt für den Oberamtsbezirk Nagold.
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Amtliches.
Nagold. Die Gemeindebehörden werden nnter Bezugnahme auf den Erlaß K. Ministeriums des Innern vom 17. d. Mts. (Ministerialamisblatt Nro. 12.) zu genauer Einhallung der in Art. 4 und 5 der neuen Bauordnung und in §- 4—10 der Vollziehungs-Verfügung zu derselben für die Feststellung und Abänderung der Qrtsbaupläne ertheilten Vorschriften hiemit hinge- wiesen.
Den 30. April 1873. K. Oberamt.
G ü ntner.
TageS-Neuig ketten.
Vermöge Höchiter Entschließung vom 29. April haben Sein- Königliche Majestät di- erledigte Stelle eines Präzeptors in Altenstaig dem Präzeptoratsverweser Böhm in Neuenstadt gnädiglt übertragen.
** Nagold, 2. Mai. Gestern fand die jährliche Ausstellung von Arbeiten der hiesigen Fortbildungsschülcr im neuen Schulhause statt; hiebei wurden durch Herrn Dekan Fr ei Hofer neben der üblichen Prämienvertheilung denjenigen Schülern, welche bei der letzten Landesausstellung in Stuttgart ausgezeichnet wurden, die ihnen zuerkannten Medaillen und Belobungsattcste mit einer passenden Ansprache eingehändigt. Auffallend mußte hiebei erscheinen, daß trotz einer vom Schulvorstand erlassenen Einladung an die verehr!. Mitglieder der Fortbildungsschulkommission, der städtischen Collegien und des Gewerbevereinsausschusses u. s. w. nur etwa 3 bis 4 Personen Interesse für die Ausstellung zeigten und solche besuchten. — Da die Kosten für die Schule zum Theil aus der Stadtkasse, zum Theil aber auch durch Beiträge vom Gewerbeverein (insbesondere zur Prämirung der Schüler) bestritten werden, so wäre schon aus diesem Grunde anzunehmen gewesen, daß Mitglieder der städtischen Collegien und des Gewerbevercins sich von den Resultaten ihrer Verausgabungen überzeugten, allein es hätte auch zur Aufmunterung für Lehrer und Schüler beigetragen, wenn auch nur einiges Interesse für ihre Leistungen von Seiten der betr. kollegial- und Vereinsmitglieder, sowie von hiesigen Industriellen an den Tag gelegt worden wäre. Mögen die Lehrer, wenn sie hier auch nur für wenige Besucher ihre Ausstellung gerichtet haben, ihre Befriedigung darin suchen, daß die Arbeiten ihrer Schüler bei der letzten Landesausstellung in Stuttgart vor denen städtischer Fortbildungsschulen gleichen Rangs besondere Anerkennung fanden, und verhältnißmäßig mit zahlreichen Prämien und Belobungen bedacht wurden.
Stuttgart, 28. April. Dem „Beob." wird versichert, General v. Stülpnagel habe sich um ein anderes Commando beworben und sein Wunsch sei erhört worden; er erhalte das 3. Armeecorps (Brandenburg).
Murrhardt, 29. April. Auf eine merkwürdige Naturseltenheit macht Herr Revierförster Hopfengärtner dahier aufmerksam, nämlich auf eine junge Zwillings-Forelle in einem seiner Fischteiche, welche mit einem gemeinschaftlichen Schwänze unlöslich verbunden, im Uebrigen dennoch 2 Köpfe und Körper hat und lebt. (S. M.)
Neben empfindlicher Kälte wird von Heidelberg, Schwein- furt, Kitzingen und Umgegend von heftigen Gewittern mit Hagelschlag und Wolkenbrüchen berichtet.
Der Ministerpräsident General-Feldmarschall Graf v. Roon begeht heute (29. April) seinen 70. Geburtstag.
Berlin, 29. April. In Wien werden die dreiKaiser nicht gleichzeitig Zusammentreffen. Als äußerlichen Grund gibt man die Abhaltimg des russischen Kaisers an, sowie die bereits getroffenen Reise-Dispositionen des deutschen Kaisers. Das eigentliche Motiv des Nichtzusammentreffens wird in der Vortrittsfrage gesucht, die von den Ceremonienmeistern der drei Höfe nicht gelöst werden konnte. Es wird auch nicht geleugnet, daß eine Dreikaiferzusammenkunft in Petersburg unterblieben, weil dort die Vortrittssrage in ihrer wahren Bedeutung zu Tage getreten wäre.
Berlin, 29. April. Dem Central-Ausschusfe der Preußischen Bank ging die Nachricht von einer Aufforderung Pariser Bankhäuser an hiesige zu, den Parisern bei den Wechsel-Transactionen für die französische Kriegs-Contribution hülfreiche Hand zu leisten.
Der Ausschuß beschloß, nicht nur diese Wechsel, sondern auch andere Wechsel derjenigen Bankhäuser von der Discontiruug aus- zuschließeu, welche zu diesen Transactionen die Hand boten.
Berlin, 30. April. Der Reichstag hat in seiner heutigen Sitzung den Antrag Schulzens auf Gewährung von Diäten in dritter Lesung bei namentlicher Abstimmung mit 145 gegen 85 Stimmen angenommen.
Berlin, 1. Mai. Das Herrenhaus hat heute die vier ^ Kirchengcsetze in der Schlußbcrathung, nach kurzer höchst unwesentlicher Debatte über das erste Gesetz, ohne namentliche Abstimmung mit erheblicher Majorität genehmigt. Nächste Sitzung unbestimmt.
General v. Manteusfel hat den Botschafterposten in Paris abgelehiu. In erster Linie konnte er sich dazu nicht entschließen, weil er vermöge seines Partei-Standpunktes dem gegenwärtigen System in einem sogenannten Civildienste sich nicht unler- zuordnen vermochte. Den Posten eines Gouverneurs von Berlin scheint er für seine politische Wirksamkeit vorzuziehen.
Aus Metz den 24. April erhält die „A. Z." folgende Zuschrift : Eben in Gesellschaft mehrerer deutschen Herren aus Gra- velotie, von einem Besuche des Schlachtfeldes zurückgekehrt, theile ich Ihnen mit, daß wir die aus Metallguß gefertigte Gedenktafel an dem neuen, prachtvollen, vom deutschen Kaiser errichteten Obelisk,.welcher die Inschrift trägt: „Iss. dem siegreiche» Heere", ferner in Zirkelschrift: „Gott war mit uns, Ihm sei dle Ehre!" von Flintenkugeln zerschmettert fanden, ebenso Grabmäler auf nicht zu beschreibende Weise verunreinigt.
. Die Räumung Belforts beginnt am 25. Mai und wird am 26. Juli beendet sein. Während dieser Zeit geht alle zwei Tage ein Zug von 25 Wagen mit Kriegsgeräthe ab.
Der Schneidergcsellenstrike in Wien und Graz ist beendet. Die Gehülfen verzichteten auf die Abschaffung der Stückarbeit und begnügten sich mit der von den Meistern angebotenen Erhöhung des Lohnes um 15 Prozent.
Wien, 1. Mai. Heute fand die feierliche Eröffnung der Weltausstellung durch den Kaiser selbst statt. Der Protektor derselben, Erzherzog Karl Ludwig, hielt eine Ansprache.
Prag, 24. April. Die „Politik" äußert: Wir feierten gestern ein Jubiläum, das in seiner Art wohl noch nicht vorgekommen sein mag. Es war nämlich das Jubiläum der hundertsten Confiscation seit Beginn der Regierungsära Auersperg-Unger."
In der Schweiz sind vollständig gelungene Versuche gemacht worden, Bandwürmer mit Kürbißkernen abzutreiben, vorläufig bei Hunden. Man rieb je 12 Stück Kürbißkerne und gab sie den Thieren in Gestalt von Pillen ein, setzte 1—2 Löffel Rieft nusöl darauf und hatte den vollständigsten Erfolg.
Petersburg, 29. April. Der Kaiser Wilhelm wohnte heute Mittags in der Capelle des Winterpalais dem Gottesdienst zur Feier des Geburtstages des Kaisers Alexander bei, empfing um 2 Uhr den englischen und französischen Botschafter und darauf im Beisein des Fürsten Bismarck und des Prinzen Rcuß das diplomatische Corps.
Konstantinopel, 30. April. Wegen des Durchgangs der Kirche in Bethlehem liegen bekanntlich Lateiner und Griechen in Streit, die Lateiner erhoben Eigenthumsansprücke darauf, allein von der Regierung wurde der Durchgang als Eigenthum der Griechen erklärt. Gestern drangen nun abwechselnd die Lateiner und die Griechen in die Kirche ein und zerstörten gegenseitig ihre Symbole. 5 Lateiner und 5 Griechen sind gefährlich verwundet. "
In Barcelona regiert die Internationale. Bewaffnete Maurergesellen ziehen in der Stadt umher, um olle nicht sinkenden Arbeiter mit Gewalt von der Arbeit zu entfernen.
London, 29. April. Das hiesige Carlisten-Comite veröffentlicht folgendes Telegramm ä. ck. Bayonne, 27. April: Sieg der Carlisten bei Vera. Carlisten 700, Republikaner 1400 Mann stark. Dauer des Gefechts von 11 Uhr Morgens bis zur Nacht. Republikaner völlig geschlagen. 80 Todte und Verwundete.
London, 29. April. Die „Times" besprich: den Besuch des deutschen Kaisers in Petersburg und sagt: „Die außcrordent-