wünsche zu seinem Geburtslage Seitens der städtischen Behörden für die Nolhwendtgkett der kirckenpolilischen Gesetze ausgesprochen. Die kirchenpolititche Reform wächst zur vollendeten Thatsache heran und der Widerstand dagegen wird dann bald verschwinden.

Berlin, 6. April. Die freie Coinmision für Beralhnng des Münzgesetzes entschied sich gestern für Ausprägung des Fünfmarksiückes in Gold. (sich. I)

Berlin, 7. April. Ein Artikel derPost" führt ans: Es würde dem Interesse der preußischen Regierung eiusprochen haben, gegen das Unfehlbarkeits-Dogma ausschließlich ans Grund politischer Momente von vornherein zu protestiren, und fehle es nicht an genügender Veranlassung, solches nachträglich zu thun. Der Protest wäre dahin zu begründen, daß die Staaisregieruug, welche dem Papste und den deutschen katbolischen Bischöfen großes Vertrauen gewidmet habe, und die Interna der katholischen Kirche als Heiligthmn zu respektiren wünsche, über die Bedenken des Unsehlbarkeitsdogmas und die naturgemäß daraus folgenden staats- gesährlichen Conscquenzen hinweggesehen habe. Damals habe sie die Bedenken unterdrückt, dieselben hätten aber im Laufe der Zeit so große Dimensionen angenommen, daß die Siaatsregierung jetzt genötbigt sei, der organischen Verbindung des PapsteS mit der deutschen katholischen Kirche so lange entschiedenst entgegen- zntreten, bis der Papst die ausreichendsten Garantien gewähre, daß er die Macht über die katholische Kirche, welcher auf Kosten der weltlichen Obrigkeit eine unberechtigte Ausdehnung gegeben worden sei, nicht zu Deutschlands Verderben ausbenten werde.

DemOsservatore Romano" wird aus Berlin geschrieben, daß kürzlich eine hohe Person, ein Protestant, über die kirchlichen Gesetze zu dem Kaiser gesagt habe:Die wahre Verwirrung wird beginnen, wenn diese Gesetze von Euer Majestät sanklionirt fein werden und wenn Ihre Regierung dieselben wird entführen wollen. Dann wird der Augenblick kommen, ivo der durch diese Gesetze verursachte Brand so groß sein wird, daß er das Gebäude der falschen Politik Bismarcks in Len kirchlichen Angelegenheiten zerstören wird." Der Kaiser antwortete:Beinahe überall werden mir Bemerkungen über diese Gesetze gemacht, aber ich kann die katholischen Priester weder in Deutschland noch in Preußen regieren lassen". Wie dasD. Wochenblatt" hört, ist diese Persönlichkeit der frühere Minister v. Bodclschwingb gewesen.

Die deutsche Reichspartei hat dem Fürsten Bismarck zu seinem Geburtstage ihre Gratulation dargebracht. Die Mitglieder des Vorstandes, Fürst Hohenlohe-Langenburg, Gras zu Münster- Hannover, Dr. Friedenthal gaben dem Wunsche Ausdruck, daß der Fürst in nngeschwächter Kraft und Frische dem deutschen Vaterlande noch lange Jahre erhalten bleiben möge. Der Fürst schreibt dasD. W." dankte mit dem Hinzufügen,daß für seine Gesundheit es entscheidend sei, ob die Angelegenheiten des deutschen Reiches sich in gutem Fortgänge befinden. Hindernisse der volttischen Entwickelung des Reiches feien für ihn die haupt­sächlichsten Gcsundheitsstörcr; die beste Medizin aber sei idm das einträchtige Zusammenwirken aller berechtigten Elemente der Nation."

Die freie Kommission des Reichstags, welche das Münz- yesetz in Beralhnng zieht, bat am 3. in ihrer Mehrheit sich für die Annahme des Zwei-Markstücks erklärt.

Kaiser Wilhelm tritt seine Reise nach Petersburg am 24. April an und bleibt dort etwa 10 Tage.

In der Neuen Freien Presse liest man u. A.:Der Kampf gegen den neuen Gegner wird dem Fürsten Bismarck sehr schwer gemacht. Denn mit den von Nom her aufgetauchten Ultramon­tanen stehen die p r o t e sta n t i s ch e n O r th o d o xen im engsten Bunde. Es ist dies nirgends so klar zu Tage getreten, als kürz­lich bei der Feier des kaiserl. Geburtstags in Pommern . . . In den Städten Kamm in und Schiev elbein weigerte sich die evangel. Geistlichkeit, den üblichen Gottesdienst zu halten, und die Kirchenthnren blieben fest verschlossen. Reklamationen der Bevölkerung gegen diesen geistlichen Sinke blieben fruchtlos. Ohne die geringste Scheu gesellen sich lutherische Geistliche zu den Fahnen Roms: ans Hannover allein haben ihrer 600 700 eine Petition an den Kaiser wegen Nichtgenehmigung der neuen Kirchengesetze eingescndet."

Schasshausen. Nach demJnt.-Bl." bestätigt es sich, daß van Vl.oten sein eigenes vierjähriges Knäblein, nach seinem Wahn v o in Tenfel b es ess cn, durch Angst, Entzug der Nahrung und körperliche Mißhandlung getödtet hat, und sammt setticr Schwester noch der Meinung ist, ein Gott wohlgefälliges Werk verrichtet zu haben. Es sei durch die Sektion die Todesursache nicht ganz aufgeklärt worden, da seit, der Thal bereits 8' Tage verflossen sind. Das Haus zum Bohnenberg mußte gewaltsam erbrochen werden, der Leichnam wurde in seinem Zimmer im frisch gnzezogenen Bettchen gefunden, Vater und Tante am Lesen der Bibel, die am Hellen Tag zwischen zwei brennenden Kerzen lag.

Paris, st. April. Buffet hat also doch angenommen trotz seines schwachen Gesichtes. Paris ist wüthend über diesen neuen Schritt der Royalisten. Man sängt an, ernstlich böse auf Thiers zu werden, der alles so gehen läßt. Zuerst hat die Rechte Len Präsidenten der Republik aus der Versammlung ausgeschlossen,

um mit seinen Ministern besser fertig zu werden; jetzt hat sie den Präsidenten der Kammer gewechselt, um sich die Leitung der Ge­schäfte zu sichern: und zugleich ist die Reihe der reaktionären Maßregeln und der Ausnahmsgesetze eröffnet durch die Strafe, welche man der Stadt Lyon durch Abschaffung des Rechtes, ihren Maire zu wählen, auferlegt hat. In letzterer Stadt gährt es gewaltig; großartige Vorbereitungen sind von Gen. Bourbak: gemacht worden, um jeden Versuch zu Unruhen zu unterdrücken.

Versailles^, 7. April. Die Nationalversammlung hak mit 327 gegen 2i7 Stimmen die Enljchüdigungsforderunz von 120 Millionen Fr. für die okkupirt gewesenen Departements und von 140 Millionen für Paris angenommen.

Bankier von Steinach in Paris hat den Ffr a n z c> fen vor­gerechnet, daß sie durch die beschleunigte Zahlung der 5 Milliarden an Deutschland und den früheren Rückmarsch der deutschen Truppen aus Frankreich 108,400,000 Franks ersparen.

Rom, 7. April. Vorsichtshalber haben die Aerzte dem Papste empfohlen, augenblicklich seine Appartements nicht zu ver­lassen.

Aus Ro m berichtet die WienerPresse", daß wie in Preußen und in der Schweiz, so auch in Italien starke Conflikle zwischen Regierung und dem katholischen Klerus an der Tagesordnung sind. 29 italienische Bischöfe und 19 niedere Geistliche seien wegen Mißbrauchs der Redefreiheit ans der Kanzel unter Prozeß. Diese Zahl beweist, daß der Krieg der Bischöfe gegen den Staat in vielen Diöcesen geführt wirv. Es ist sehr zu beklagen, sagt diePresse", aber die Regierung muß, wo es auch sei, mittels den Gerichten zum Lchutz der Gesetze des Staats energisch cin- schreiten. Es Handel! sich dabei nichi um Religion, sondern um Politik, welche sich hinter das Dogma versteckt.

Madrid, 6. April. Die Amisztg. sagt: Der Verrath des Kommandanten Bi orales trägt Schuld an der lleb^rgabe Bergas. 67 Freiwillige wurden durch Bajonetstiche der Karlisteu getödiei.

DaS Haus am Movr.

(Fortsetzung.!

Aber was am Ende hat das Haus verschuldet, und wenn eine Frevctthat tu ihm, oder tu seiner Nähe verübt worden ist? Das kann für vernünftige Menschen doch kein Hinderniß sein, es zu miethen und recht zufrieden darin zu leben. Wissen wir überhaupt denn, wir, die wir ein Hans beziehen, was diejenigen, die es vor uns bewohnten, darin gelitten oder gelhan haben? Das wäre eine traurige Geschichte zuweilen, welche uns die Wände unserer Schlafstube zu erzählen hätten, eine vielleicht, die uns nicht schlafen ließe, wenn wir sie wüßten."

Freilich, freilich" setzte er nachdenkend hinzuwenn wir sie wüßten; und meine Frau dürste ans keinen Fall etwas davon erfahren, wenigstens nicht eher, als bis wir uns wohnlich in dem­selben eingerichtet hätten. Es wurde sie vielleicht furchtsam und von vorn herein abschrecken. Aber für einen Mann kann das kein Grund sein, und wenn das Hans keinen andern Fehler har, mein lieber Freund, dann könnte man's doch wirklich einmal versuchen"

Wir Ihr wollt, Herr" sagte der Bauer, welcher jetzt vor seinem eigenen Hause stand, dem zweiten von der Kirche.Haltet Euch mir immer aus diesem Wege, bis Ihr zur Mühle kommt, dann biegt in den Pfad ab, welcher am Bache hinlänft. Er bringt Euch geradewegs zu dem Haus am Moor. Und nun. gute Nacht, Herr, und Gott sei mit Euch." Dann ging der Bauer in sein Haus und der Fremde setzte seinen Weg fort nach demjenigen am Moor.

Ein eigentchümliches Gefühl beschlich ihn, als er jetzt an dem Gehölz vorüber kam, in welchem der räthselhafte Mord ge­schehen war. Er blieb stehen. Der Abendwind raschelte durch die noch blätterlosen Zweige und das Bächlein rauschie dazu jenen melancholischen Gesang, welcher in der Dämmerungsstille der Land­schaft einen so geheimnißvollen Ton hat, wie eine Stimme, die uns etwas vertrauen möchte, aber in einer Sprache, welche wir nicht verstehen. Es war fast dunkel geworden und dunkel in seinen Umrissen, mit seinen altmodischen dicken Mauern und Anßcn- dächern stand das Haus am Moor vor ihm. Sollte er wetter­gehen ? Ihn überkam ein leises Bangen und eine Sehnsucht nach der stillen traulichen Stube daheim, in welcher er sein blühendes, liebes Weib, und di? Kinder jetzt um den Tisch mit der Abend­lampe wußte. Siehe! da blitzte aus dem dunklen Hause vor ihm auch ein Licht herauf. ... das erste Licht in der Abendlandschaft, die ihn schweigend umgab. Ihm war, da er das Licht sah, als ob die goldenen Strahlenarme desselben sich flehend nach ihm ausstrcckten. Und was konnte ihm denn auch schlimmsten Falles widerfahren. Trug er nicht an seiner Seite die Jagdtasche, in welcher sich außer einigen andern Effekten auch der schnßsertige Revolver befand, der ihn auf keiner seiner Reisen verließ? So dicht vor dem Hause umzukehren, wäre Feigheit gewesen; und einer Feigheit hätte er sich und wär's auch nur vor seinem- eigenen Gewissen nicht schuldig machen mögen. Also ging er.

Das eiserne Gitterthor war verschlossen und das Pförtner-

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