Amtsblatt für den Oberamtsbezirk Nagold.

Erscheint wöchentlich 3mat und kostet

Nr. 38. h-!bjäbrlick hier 51 kr., im Bezirk Donnerstag den 3. April.

'mit Postausschlag t fl. 8 kr.

Einrückungsgebühr für die kleine Zeile aus gewöhnlicher Schrill je 2 Kreuzer.

1873.

Abonnements - Einladung.

Auf das mit dem 1. April beginnende II. Quartal des Abonnements für den Gesellschafter erlauben wir uns sreundlichst einzuladen, und machen dabei besonders diejenigen, welche blos auf das I. Quartal abounirt hatten, daraus aufmerksam, daß wenn sie das Blatt auch fernerhin regelmäßig zu erhalten wün­schen, sie ihre Bestellung sogleich erneuern müssen.

Die Bestellungen wollen immer dem nächstgelegenen Post­amt, rcip. dem Postboten aufgegeben werden und nicht der Redak­tion, wie häufig geschieht.

Der vierteljährliche Abonnementspreis beträgt im Bezirke 34 kr., außerhalb des Bezirks 4l kr.

Die Verbreitung des Blattes in 1100 Exemplaren in und außer dem Bezirke sichern Inseraten stets einen guten Erfolg und wird die 3gespaltene Garmondzeile zu je 2 kr. berechnet.

Die Medaklion des Gesellschafters.

Amtliches.

Bekanntmachung des Oberrekrutirungsraths, betreffend das Miltär- Ersatzgeschäft.

Da häufig Gesuche um Einstellung von Rekruten bei andern Truppenthcilen, als zu welchen sie durch die Departemenls-Ersatz- Kommissioneu bestimmt worden sind, hier eingereicht werden, so sieht sich der Oberrekrutirungsralh veranlaßt, Folgendes bekannt zu machen:

1) Die Entscheidung der Departements-Ersatz-Kommission über Einstellung eines Rekruten bei einem Truppentheil ist end- giltig und kann kein Gesuch um deren Abänoeruug berücksichtigt werden.

2) Wer in seinem ersten Konkurrenzjahre beim Kreis-Ersatz- Geschäft vor Beginn der Losung die Erklärung abgibt, daß er ohne Rücksicht auf das Los freiwillig mit der gesetzlich abzuleistcn« den Dienstpflicht zum Militärdienst eintreten will, ist berechtigt, sich die Waffengattung, vorausgesetzt, daß er sich dafür eignet, und den Truppentheil, bei welchem er eingestellt zu werden wünscht, zu wählen, sofern sich der Letztere aus dem betreffenden Ersatzbezirk rekrutirt.

3) Wer freiwillig zum Militärdienst eintreten will, ohne zu dieser Zeit gestellungspflichtig zu sein, hat dazu die Einwilli­gung seines Vaters, eventuell seines Vormundes, sowie den Nach­weis, daß er durch keinerlei Civilverhältnisse gebunden ist, endlich ein Zeugniß seiner Orts- und Polizeibehörde über nntadelhafte Führung und Moralität beizubringen und mit diesen Papieren versehen sich bei dem Civilvorsitzenden der Kreis-Ersatz-Kommission des Aushebungsbezirks, in welchem er gestellungspflichtig ist, zu melden. Mit einer hierauf von diesem ausgestellten Bescheinigung kann er sich bei dem Truppentheil melden, bei welchem er ein­treten will, gleichviel, aus welchem Bezirk dieser rekrutirt.

4) Wer sich in entsprechender Weise wie ml 2) oder 3) zu freiwilliger 4 jähriger aktiver Dienstzeit bei der Kavallerie meldet, kann sich das Regiment wählen, bei welchem er eingestellt zu werden wünscht und hat die weiteren Vortheile, daß er

a) bloß 3 Jahre in der Kriegsreserve zu verbleiben hat, an-

statt 4 Jahre;

d) zu keiner Reserveübung eingezogen wird;

o) bloß 3 Jahre in der Landwehr pflichtig ist, anstatt wie

andere 5 Jahre; daß also seine Gesammtdienstzcit nur 10

Jahre gegen die gesetzlichen 12 Jahre beträgt.

Stuttgart, den 27. März 1873.

Graf Scheler, Generallieutenant.

Tages-NeuigVeiten.

Nagol d. Wie in dem Jnseratentheil der heutigen Num­mer ersichtlich, wird Hr. Postmeister Aichele hier in der Ge- werbevcreinsversammlung am nächsten Samstag einen Vortrag über die soziale Frage halten, aus welchen wir besonders auf­

merksam machen, denn nichts berührt gegenwärtig so sehr das In­teresse aller, als diese brennende Tagessrage. Wir glauben da­her, daß dem Vortragenden eine zahlreiche Zuhörerschaft nicht fehlen wird.

Stuttgart. Unser verdienstvoller, hochgeschätzter Mit­bürger Herr Kommerzienrpth Eduard v. Hallberger hat am verflossenen Samstag seinen 53. Geburtstag gefeiert und zwar auf eine noble Weise. Aus Veranlassung seines Geburtstages und seiner Wiedergenesung hat er sämmtlichen Angestellte» und Arbeitern seines Geschäfts den doppelten Betrag eines Wochen­gehalts über 4000 Gulden zum Geschenk gemacht.

Stuttgart. Wer sich für den Stand der Weinberge iuteressirt, inacht die erfreuliche Entdeckung, daß die Neben viele Augen treiben und die Pomologen sagen, daß die Obstbäuiue seit Jahren nicht so hoffnungsvollen Ertrag versprochen haben wie Heuer. Wir wünschen dieß von Herzen, denn der fleißige Land­mann, welcher Bäume gepflanzt hat, ist übel daran, wenn er sein Most-Obst auf den Bahnhöfen kaufen muß. (B. Z.)

Stuttgart. Die verflossenen beiden Abende vom Sams­tag und Sonntag sind ruhig abgelaufen, Dank dem einmüthigen Zusammenwirken des Militärs, der Feuerwehr, der Stadtgarde und des Laudjägerkorps, welche diesmal für die Polizei in den Vordergrund getreten sind. Die Organe der Staats- und Ge­meindebehörden genoßen überall die vollste Achtung und verschafften sich auch da und dort auf energische Weise Geltung. Die gewiß nicht aus Liebhaberei in der Kaserne konzentrirten Hru. Offiziere und Soldaten bekamen glücklicherweise keine Gelegenheit, von ihren Waffen Gebrauch zu machen; auch die bürgerlichen Korps brachten Alles friedlich fertig; die Feuerwehr brauchte ihre Beile auch nicht, sondern da und dort wurde das spanische Rohr gegen naseweise Buben im Alter von 1618 Jahren mit Erfolg an­gewandt. Sogar in der Herberge zur Heimath mußte eine der­artige Exekution vorgenommeu werden, da die aus den vereinigten Mitgliedern der Feuerwehr Mes Stadtreiterkorps, der Schützen­gilde und des Landjägerkorps gebildete Slreiskorps sich nicht un­gestraft foppen lassen. (B. Z.)

Landesprodukteu-Börse Stuttgart vom 3t. März. Bei heutiger Börse war der Verkehr in fast allen Getreidegattungen ziemlich leblos und blos Hafer machte hierin noch eine Ausnahme. Wir notiren: Waizen, russ., 8 fl. 18 bis 24 kr., Waizen, bair., 8 fl. dis 8 fl. 36 kr., Kernen 8 fl. bis'8 fl. 21 kr-, Dinkel 5 fl., Roggen 5 fl. 36 kr., Gerste, bair., 6 fl. 30 kr., Gerste, ungar., S fl. 30 bis 33 kr., Hafer 4 fl. 21 bis

33 kr. Mehlpreise per 100 Klg. incl. Sack. Mehl Nr. 1: 25 fl. 12 kr.

bis 26 fl. Mehl Nr. 2: 23 fl. 12 bis 36 kr. Mehl Nr. 3: 19 fl. 4S kr.

bis 20 fl. 18 kr. Niehl Nr. 4: 16 fl. bis 16 fl. 30 kr.

Karlsruhe, 27. März. Anfang December v. I. stellten dieGoldarbeiterin Genf die Arbeit ein, weil sich die Fabrikanten weigerten, die Arbeitszeit von 10'/s auf 9 Stunden herabzusetzen. Um nun den Zuzug fremder Goldarbeiter nach Genf zu verhindern, ließ ein gewisser I. Bischof, selbst Goldarbeiter und Redacteur des in Pforzheim erscheinendenGenossenschafters", eines Blattes, welches die Tendenzen der Arbeitnehmer vertritt, am 22. Januar d. I. ein von ihm verfaßtes Inserat in denPsorzheimer Be­obachter" einrücken, worin es wörtlich heißt:Wir warnen zu­gleich Jeden, in Genf Stellung anzunehmen, denn es wäre eine Schande, wenn durch Ueberläufer von Kollegen der nahe Sieg vereitelt würde, und bemerken noch, daß wir Diejenigen, welche ihr Interesse und das ihrer Collegen mit Füßen treten, öffentlich an den Pranger stellen werden." Die Geschwornen fanden in diesem Inserat den Thatbestaud des §. 153 der Gewerbe-Ordnung als festgestellt und der Gerichtshof verurtheilte den Angeklagten zu drei Wochen Gefängnis;.

Karlsruhe, 31. März. Bei der heutigen Gewinn-Ziehung der Badis ch en 3 5 - fl. -L o o s e von 1815 fielen der Hauptgewinn von 35,000 fl. auf Nr. 293797; 10,000 fl. auf Nr. 223113; 5000 fl. auf Nr. 256071; 2000 fl. auf Nr. 260902 1816 323360 320608 und 336879; 1000 fl. auf Nr. 200068 326626 1588 155193 282779 282019 293791 297183 153515 5224 1808 und 93105.

Pforzheim, 3l. März. Von etwa 100 Tchuhmacher- gehilfen, welche bei nahezu 50 Meistern beschäftigt sind, haben heute früh ungefähr 70 die Arbeit eingestellt, trotzdem die Meister alle billigen Forderungen bewilligen wollten.

Als große Merkwürdigkeit berichten die Zeitungen, daß der König von Bayern die Wiener Ausstellung besuchen wird.