der von den Insurgenten an französischen Unienhaneu verübten Gewainhäligkeneu.
Ueber den R äu m un g S o e r t r a g wird der „Times" aus Paris unterm 16, ds. u, a, leiegraphirt: „Eine große Schwierigkeit bot sich bezüglich'Bclfort's dar, das der deutsche Kaiser trotz der Vorstellungen des Fürsten Bismarck, des Grafen v, Arnim und des französ, Botschafters, welcher ihm die Lage, in welche Herr Thiers in Bezug auf diese Frage versetzt sei, erklärte, bis zum letzten Moment nicht aufzugeben willens war. Der Telegraph spielte beständig über den Gegenstand, und als Herr Thiers, in der Nacht des 14, sehr unbefriedigende Berichte erhielt, erhob er sich von seinem Bett uno sandte eine lange Depesche an den französ, Botschafter in Berlin, in welcher er erklärte, daß er lieber die ganzen Unterhandlungen aufgeben wolle, als einwilligen, Belfort als-Pfand in deutschen Händen zu lassen. Diese letzte Anstrengung halte im letzten Moment die Substitution von Verdun für Belfort zur Folge, Die Unterhandlungen wurden mit der äußersten Verschwiegenheit geführt. Es würde sehr schwierig gewesen sein, den Punkt wegen Bclfort's zu arrangiren, wenn die Unterhandlungen veröffentlicht worden, wären.
Die Judenverfolgungen in Rumänien nehmen kein Ende, und findet man den jetzigen Zeitpunkt nicht geeignet, die Judenhüuser zu stürmen und zu plündern, so fährt man fort, niunicipal oder gesetzgeberisch die Juden erwerblos zu machen. In Jossy haben die besonders Pfijsigen unter den Judenhassern des Gemeindcraths ein löbliches Kunststück in Scene gesetzt, um die Handelsconcurrenz der zahlreichen und thätigen jüdischen Einwohner sich vom Halse zu schaffen. Es ivnrde beschlossen, alle Fleischhauerbänke zu einem städtischen Monopol zu erklären, die Ausschrotung des Fleisches von Amts und Magistrats wegen vorzunehmen, dabei aber keinen jüdischen Schlächter zuzulassen. Da nun die überwiegende Zahl der Jassyer Juden streng an ihren orthodoxen Speisevorschriften hält, also unter keiner Bedingung Fleisch von einem nicht rits geschlachteten Ochsen, Schafe u. s. w. ißt, so wurde die Jassyer Judenschaft allzumal auf Fastenkost für das ganze Jahr gesetzt. Nunmehr aber hat die hochweise Legislative Rumäniens diesen Psad heimtückischer Bedrängung der Juden »och weiter geebnet. Ein Gesetzentwurf, der in der Abgeordnetenkammer bereits angenommen wurde, bestimmt, daß die Erzeugung und der Ausschank geistiger Getränke fortan Staatsmonopol sein soll. Allein, um das würdig zu krönen, hat die Bu- karester Depntirtenkammer mit überwältigender Majorität ausdrücklich die Ausschließung der Juden von der Verleihung der Schankgerechtigkeit, gewissermaßen mit Enthusiasmus, votirt. Nun lebt bekanntlich, wie in Polen, so auch in Rumänien, eine sehr große Zahl jüdischer Familien seit unvordenklichen Zeiten vom Brannt- wcinausschank. Alle diese Leute werden zu Bettlern gemacht. Der bornirleste Judenhaß machte sich bei der Debatte breit. Ein einziger Abgeordneter, der Depulirte Pogor! erhob seine Stimme gegen den rechtsverletzenden Artikel, allein er wende überschrieen und überstimmt. (Frkf. I.)
Die Fortschritte der Carlisten in Spanien sind leider nicht mehr zu verkennen. Zwei Mächte unterstützen dieselben; das alt- königl. Frankreich schickt Mannschaften, Gelder und Waffen, Und das handeltreibende England fördert die carlistische Gegenrevolution, indem es erklärt, cs müsse sein Schutzland Portugal gegen etwaige llebersälle der Republikaner sicher stellen.
Londo n, 20. März. (Unterhaus.) GIadstone kündigte an, daß das Gesammtkabinet im Amte verbleibe, er rechnet auf die Unterstützung der liberalen Pakten
Ein interessanter Vorfall, wAcher ein Licht auf die Wichtigkeit wirft, welche man dem der englischen Mintsterkrise vorher- gegangcnen Votum über die irische Universitätsvorlage beigemcssen bat, — und zugleich ein Licht auf das Pflichtbewußtsein, von dem ein englisches Parlamentsmitglied erfüllt ist, — wird von dem Londoner Korrespondenten der Birmingham Post berichtet: Herr C. Beckctt Denison, Mitglied für den Ostbezirk des West Riding, kam 'zi> spät für den KiNierzug, welcher am Dienstag Morgens 7 Uhr von Paris abging, und mußte einen gewöhnlichen Zug benutzen, der drei Stunden später abgieng. Um rechtzeitig im Parlament zu sein, telegraphirte er daher nach Calais für einen C^tra-Dampfer nach Dover, und er konnte in Folge dessen an der Abstimmung im Parlamente noch iheilnehmen.
Eine Austernbank ist zwischen Flcetword und Whilehaven entdeckt worden. Einer ungefähren Schätzung zufolge bedeckt dieselbe mehr als 800 Quadratmeilen des Meeresgrundes bei einer Tiefe von Mehieren Fuß.
Der amerikanische L» fisch iffer Prof. Donaldson beabsichtigt in diesem Sommer in einem großen Luftballon über den atlantischen Ozean nach Irland zu kommen. Der Ballon wird 2000 Pfd. wiegen und 268,000' Gas enthalten. Der Professor glaubt in 17—50 Stunden die Strecke zurückzulegen. Im Falle des Erfolges gedenkt er eine Post- und Passagier-Luft- schiffsabrls-Linie um die die Welt einzurichten, womit es indessen keine Eile haben wird.
Im Jahre 1840 bestanden nicht mehr als 40 deutsche
Zeitungen in den Ver. Staaten; jetzt beläuft sich die Zahl derselben auf 356; außerdem bestehen 6 in den britischen Provinzen. — Biele der amerikanischen Bischöfe fühlen sich berufen, gegen die im preußischen Landtage anhängigen Gesetzvorlagen über das Verhältniß von Staat und Kirche eine Kundgebung zu machen und haben an die katholischen Kollegen in Deutschland einen Brief in diesem Sinne gerichtet.
Allerlei.
— Bei den gewaltigen Fortschritten im 19. Jahrhundert im Reiche der Zweihänder wollen die Vögel wenigstens nicht ganz Zurückbleiben. Der berühmte französische Naturforscher Fonchet ist durch lange fortgesetzte Vergleichung von Schwalbennestern zu der Ueberzeugung gekommen, daß die (französischen) Hausschwalben sich in den letzten Jahren eine neue, von der alten ganz abweichende und noch im steten Fortschritt begriffene Bauart ungeeignet haben. Die modernen Schwalbennestern haben eine ovale Form, der Boden ist breiter, die Jungen haben daher mehr Raum und liege» nicht jo auf einem Hansen beisammen wie früher, die Breite der Oeffnung des Nestes gestattet ferner allen auf einmal heroor- zugucken und Luft zu schöpfen Da die übrigen Franzosen immer mehr zurückkommen, so ist der unverkennbare Fortschritt ihrer schwalben um so bemerkens- und anerkennneswerther.
— Der Stand desKlee' s wird von allen Seiten als kläglich geschildert. War schon der Verlauf der Witterung des vorigen Sommers der Entwicklung des Klee's ungünstig, so haben auch die Mäuse ihr Theil beigctragen, denselben dergestalt zu lichten, daß vielfach ganze Complexe umgebrochen werden müssen. Die Laudwirthe haben daher jetzt schon an den Ersatz durch Anpflanzung anderer Futtermittel zu denken. In erster Linie ist die Aufmerksamkeit auf verstärkte Anpflanzung der Luzerne gerichtet. Ganz besonders aber dürfte Sorge zu tragen sein, daß eine verstärkte Ansaat von sogenanntem Aetzfniter (Wick- und Hafergemenge) auf gmen Ländereien erfolgt und daß man auch der Anpflanzung von Pferdezahnmais alle Sorgfallt zuwendet.
— Liebig über das Bier. Liebig, der berühmte Chemiker, sprach sich kürzlich folgendermaßen über das Bier, seinen Nutzen und die jetzigen Mängel in der Herstellungsweise aus: „Bier ist unstreitig zuträglicher als Branntwein. Der Mensch muß ein gewisses Stimulans haben, es ist dies Lebensbedürfniß. Branntwein jedoch ist ein großes Uebel. Wir finden, daß sich das Bier bereits auch in eigentlichen Weinländern seinen Weg bahnt. Allerdings nimmt Bier als Nahrungsmittel einen sehr untergeordneten Rang ein, es steht nicht höher als die Kartoffel, und man wird finden, daß in keiner Stadt ein so gewaltiger Fleischverbrauch vorkommt, als gerade in München, woselbst doch die größten Massen Bier vertilgt werden. Bier erfordert eben Fleisch und Eiweisstoff; vor jedem Bierkellcr in München wird man einen Käshändler antreffen. Warum? Weil der Käse den Eiweisstoff enthält, welcher dem Biere mangelt. Aus diesem Grunde sind Bier und Käse unzertrennlich, sie ergänzen sich gewissermaßen Eines das Andere. Aber wie gesagt, als Nahrungsmittel ist Bier nicht sehr bedeutend. Schnaps zerstört die Arbeitskraft. Durch unseren letzten Krieg hat unsere Achtung vor Tabak, Kaffee und Fleischextrakt bedeutend zugenommen; ein Arzt erzählte mir, daß wenn «die Verwundeten gar nichts zu sich nehmen konnten, sie doch begierig nach einer Cigarre langte»; die Augen glitzerten — die Armen fühlten ein Aufleben der bereits sinkenden Nerven- thätigkcit — diese Wirkung mußte der Tabak hervorgerufcn haben. Häufig konnte man Verwundeten keinen größeren Liebesdienst erweisen, als indem man ihnen eine Cigarre gab. Auf diese Weise kam man zu dem Schlüsse, daß Tabak ein werchvolles Anregemittel sei. — Eine Eigenthümlichkeit der Amerikaner ist, daß sie beinahe Alles besser wie wir zu machen verstehen. Ich bin überzeugt, daß eine Zeit kommen wird, in welcher das amerikanische Bier das deutsche überflügelt haben wird. Bei uns bleibt eben Alles beim Alten; die schlechtesten Bierbrauer sind in Bayern, obgleich früher das beste Bier von dort kam. Warum dies? Man betrachte nur das dort beobachtete Brauver- sahren. Die Brauer sind unwissende, jeder Neuerung unzugängliche Leute, sie brauen ihr Bier bloß mit Routine nach althergebrachter Weise und sind unfähig sich selbst zu helfen. Aber sobald die Amerikaner etwas Verbesserungsbedürftiges bei uns sehen, so unterlassen sie nie, die nöthige Verbesserung zu bewerkstelligen, und wir bekommen es dann als amerikanische Erfindung zurück."
— Wenn in Kalifornien der Klingelbeutel in der Kirche herumgeht, wird Jeder noch besonders zum Geben aufgefordert. Ein ehrlich aussehender Goldwäscher saß in einem Kirchenstuhle, und als sich der Vorsteher mit dem Klingelbeutel näherte, entspann sich folgendes Gespräch: Vorsteher: „Komm, Willem, gieb etwas." Goldwäscher: „Kann nicht." Vorsteher: „Warum nicht? Ist die Sache leine gute?" Goldwä- scher: „O ja, gut genug, aber ich kann nichts geben." Vorsteher: „Na, na, das weiß ich besser: du mußt eins bessere Ausrede machen, als diese." Gvldwäscher: „Welt, ich bin zu arg in schulden. Erst muß ich Schulden bezablen, ehe ich Geschenks machen kann." Vorsteher: „Aber, Willem, du schuldest Gott mehr, als irgend einem Menschen." Goldwäscher: „Da! iü wadr. aber er drängelt mich nicht so, wie meine andern Gläubiger."