dieser abweichenden Beschlüsse. Es ist die» der zu Artikel 102, der schon bei der ersten Berathnng in der zweiten Kammer viel Kopfzerbrechens gemacht und mancherlei Meinungs-Verschiedenheiten herbeige,ührt hatte. Die Regierung hatte in ihrem Entwurf ursprünglich folgende Bestimmung: Der Betrag der zu entrichtenden Steuer-Gattung (Grund- und Gefall-, Gebäude- und Gewerbe-Steuer) wird für jede Etats-Periode durch das Finanzgesetz bestimmt." Die Commission der zweiten Kammer wollte diese Art' der Festsetzung des Vcrtheilungs-MatzstabeS nicht annehmen und dock eben io wenig jetzt schon etwa- Feste« bestimmen: sie beantrag­ten daher, den Artikel einfach zu streiche» und die Festsetzung des Ver- theilungs-Matzstabes einem späteren besonderen Gesetz zu überlassen. Die Kammer beschloß jedoch auf Anbringen des Finanzministers, de» Artikel nach dem Entwurf anzunchmen. Tie erste Kammer stimmte bei, beschloß aber einen Zusatz, wonach, wenn eine Verständigung zwischen den drei gesetzgebenden Faktoren nicht zu Stande komme, die Steuer von jeder der drei Steuer-Quellen nach einem bestimmten gleichen Procenl- satze erhoben werden solle. Das betrachtete die zweite Kammer ais einen Uebergrisf in ihre verfassungsmäßigen Rechte, welche nur der zweiten Kammer daS Detail der Finanzgesetze überlassen, die erste Kammer ans Gesamml-Annahme oder Gesammt-Verwerfuiig beschränken. Die erste Kammer betrachtet jedoch die Steuer-Festsetzung, d. h. den Verthrilungs- Mabstab. als Restort der gewöhnlichen, nicht der Finanz-Gesetzgebung. Die zweite Kammer aber verwarf den Pusatz der ersten Kammer mit 73 gegen 8 Stimmen. Es könnte daraus ein Confiict zwischen beiden Kam­mern entstehen. (Arkf. J.f

Stuttgart, 19. Febr. Heute Frühe um 4 Uhr ist der wegen der Ermordung seiner Gattin verhaftete und wegen Selbst­mordversuch in daS Katharinenhospiial verbrachte Hr. Henry Alt he im er an einer in Folge seiner Verwundung entstandenen Lungenentzündung gestorben. Allem Anscheine nach war der Un­glückliche geisteskrank und ist deshalb dieser Verlaus der Kata­strophe der beste. (B.-Z.)

Stuttgart, 19. Febr. Gestern Nachmittag verunglückten drei beim Bau des neuen Schulgebäudes in der Kasernenstraße (Hcimburg'sches Anwesen) beschäftigte Arbeiter durch Einstürzen eines Gerüstes derart, daß zwei derselben sofort lodt waren, der dritte kurz darauf in Folge seiner Verletzungen im Spital starb.

Stuttgart, 20. Febr. Das Heringe Bülletin über die Königin-Mutter lautet: Die größere .Hälfte des gestrigen Tages verlief günstig. Sämmtliche Krankhcitsccscheinnngcn traten zurück. Abends stellten sich Beengungen ein. welche beinahe die ganze Nacht qualvoll audauerteu.

Ulm, 17. Febr. Der hiesige Schifferverein hat be­kanntlich den Beschluß gefaßt, eine Anzahl Schisse, s. g. Schachteln zu bauen, die während der Wiener Weltausstellung in unmittelbarer Nähe des Ausstellungsplatzes vor Anker liegen sollen und dazu bestimmt sind, minder bemittelten als bequeme und billige Wohnung zu dienen. Das erste derartige Schiff, das vor 14 Tagen vom Stapel gelassen wurde (inzwischen sind einige weitere fertig geworden), ist 30 Meter lang, 6 Meter breit. Das Schiss ist der Länge nach von einem Gang durchschnitten, von welchem aus man rechts und links in die hübsch tapezierten Cabinette ge­langt, deren eS 17 sind; 8 je für zwei und 9 je für eine Person, ausgestattet mit gutem Belt und allem nöthigen Comfort. Die Cabinette sind 2,9 M. lang, 2,9 hoch und 2,29 M. bezw^1,60 M. breit, hell und leicht vcntilirbar. Die Aufstellung der schiffe etwa 9 Minuten vom AusstcUiingspalnste entfernt, umgeben von Restaurants, in welchen der Reisende Alles findet, was zu des Leibes Nahrung gehört, ist äußerst günstig, und hat noch weitere Annehmlichkeit, daß die Pferdebahn die aus der Altstadt zurück­kehrenden Besucher bis Nachts 1 Uhr zu ihren schwimmenden Gasthöfen (ans 200 Schritt ist eine Haltstation) befördert. Auf den Schiffen ist für hinreichende Bedienung gesorgt und von welch günstiger Wirkung die isolirt« und doch mit dem großen Verkehr in so naher Berührung stehende Lage der Wohnungsschifse in hygienischer Beziehung ist, bedarf keiner Erörterung. Sind die Schisse auch für Jedermann zugänglich, so ist das Unternehmen doch vorzugsweise ins Leben gerufen worden, um den Schwaben billiges Quartier zu schaffen, und man hat deßhalb, um hier auch den finanziellen Theil zu berühren, die Einrichtung getroffen, daß eine größere Anzahl Antheiischcine von je 100 fl., wovon 40> bei der Ziehung, der Rest aber 14 Tage nach Ausschreibung zu entrichten ist, ausgegeben werden, um namentlich Gewcrbe- vereinen Gelegenheit zu geben, sich an diesem gemeinnützigen Unter­nehmen zu belheiiigen. (Frkf. I )

Mannheim, 14. Febr. Unsere Nachbarstadt Oggersheim ist in den letzte» Tagen der Schauplatz eines schweren Verbre­chens, eines Vatcrmordes, geworden. Zwei Metzger, Vater und Sohn, waren wegen eines Betrages von 36 fl. in einen Rechts­streit gerathen, der durch Eidesleistung des Vaters zum Nachtheile des Sohnes ansging. Darob erbost, ging am Tage nach dem gerichtlichen Endausspruche der Sohn, bewaffnet mit seinem MeH- germcsscr, in ein Wirthshans, i» dem er seinen Vater wußte, legte vor dem Wirthszimmer die Stiefel ab, um geräuschlos ein- Ireten zu können, kam so an den Tisch, an dem der Vater bei einigen Beamten saß, zog ihm mit der einen Hand den rechten Arm von der Brust weg und stieß ihm mit der andern das Metzgermesser in die Brust. Nach Gewalt des Stoßes zu ur- thcilen, muß er nach Metzgerbranch noch durch einen Schlag ans den Griff nachgeholsen haben; das Messer durchdrang nämlich eine Rippe, an der es sonst abgeglitten wäre, dann die Lunge und die großen Blutgefässe und ging hinten durch den Rücken

hindurch. Während das Opfer nach wenigen Augenblicken ver­schied, entsprang der Thäter, zog außen seine Stiefel au und wollte durch die Gärten entfliehen, wurde aber nach kurzer Zeit eingcfangen. Obgleich von den in der Wirlhsstnbc Anwesenden genau erkannt, soll derselbe vorerst sich auf das Leugnen verlegt haben.

M ün ch e n, 18. Febr. In hiesigen Kreisen wird angcdeiltct, daß die ll nifo r in ir nn g s - F r ag e den Anlaß zu der könig­lichen Ungnade gegen den Flngeladjutaitten v. Sauer gegeben. Wie man demFrk. K." schreibt, wurde der Kriegsminister noch in der Mitleinachtsstunde des 13. Febr. zu dem Könige beschicken. General-Lieutenant v. Pranckh konnte jedoch als fußleidend nicht gehen und der Kutscher desselben war gerade abwesend. Der König sandte nun die Hof Equipage, worauf alsbald die Ver­sitzung des Oberst-Lieutenant v. Sauer zum 2. Feldartillerie- Regimeiit vollzogen war. Es wurde nicht für nöthig gefunden, ihn zu befördern, um der Entfernung aus der Stellung eines königlichen Flügel-Adjutanten eine mildere Form zu geben. Man sagt sogar, der König habe beabsichtigt, alle Offiziere, welche in der Bekleidungs-Commission für gleiche Uniformirung der bayerischen Truppen mit der übrigen deutschen Armee gesprochen, zu entlassen, aber Fahr. v. Pranckh habe ein besänftigendes Wort zur rechten Zeit gesprochen. (Frkf. I.)

W ürzbur g, 20. Febr. General Hartmann, Commandeur des zweiten bayerischen Armeccorps, ist an Lungenentzündung be­denklich erkrankt. ' (Frkf. I.)

Das größte Aufsehen erregte folgender Vorfall bei der Ziehung der Giesinger Kirchenbau-Lotterie. In dem Rade, in welchem die 12,000 Gewinnst Nummern eingelegt waren, bezw. eingelegt seinsollten", war auf einmal keine Nummer mehr vorhanden obwohl noch 1014 Gewinnste zu ziehen waren- Da nun nicht anzunchmen ist, daß diese Gewiniist-Nummern nach­träglich ans dem Nade wieder entfernt wurden, so muß ange­nommen werden, daß man sie ursprünglich gar nicht in das Rad gelegt. Nahezu 11,000 Gewinnste sind schon gezogen und unter diesen selbst der Haupttreffer mit 21,000 fl. Man kann sich die Aufregung des anwesenden Publikums denken, welches so unruhig wurde, daß die Gendarmerie qcnöthigt war, dasselbe zu veranlassen, den Saal zu räumen. Der k. Notar Rupprecht nahm hierauf Act über diesen Vorgang auf. Dis General-Agentur der Giesinger Kirchenbau Lotterie gab nun durch Maneraiischläge bekannt, daß der Betrag der Gewinnste, zusammen 179,000 fl., bei der bayerischen Handelsbank deponitt sei.

Hamburg, 19 Febr. Mit dem heutigen Tage hört die bisher in Hamburg üblich gewesene Rechnung nach Mark Banco auf, nachdem dieselbe seit dem Jahre 1619 in ihrer jetzigen Form und fundirt auf Barrensilber seit 1770 bestanden. Von über- mArgetz an tritt an die Stelle der Banco-Währung die Reichs- Münz-Währung.

Wie dieKöln. Zig." erfährt, soll der Kaiser gegen einige hohe Militärs, welche sich bei Gründungen betheiligt haben, ernste Maßregeln angcordnet haben.

Die Hinterlassenschaft der Kaiserin Karolina Augusta, welche dem Erzherzog Karl Ludwig als Universalerben zugefallen, wird auf 8 Millionen Gulden geschätzt.

Paris, 13. Febr. Thiers ist äußerst unzufrieden mit dem französischen Botschafter in Madrid, de Bonillö, der ihn über die dortigen Vorgänge ohne alle Kenntniß ließ und ihm nicht einmal meldete, daß Amadeus die Absicht habe, abzudankcn. Das englische Kabinet hatte sofort Kenntniß von dem Entschlüsse des Königs erhalten und sowohl in Rom als in Madrid Vor­stellungen machen lassen, um Amadeus von seinem Vorhaben ab­zubringen. Thiers kommt die Proklamation der Republik in Spanien sehr ungelegen, da er befürchtet, daß in Folge dessen die französische Republik sein Ansehen in Europa verlieren und mit weniger freundschaftlichen Angen betrachtet werden würde, als dies bisher der Fall war. Die legitimistischen Blätter sagen dies heute ganz offen, und dieUnion" meint, Europa werde jetzt einsehen, daß, wenn in Frankreich keine Republik bestehe, es sicherlich keine andere in Europa geben würde.

Paris, 18. Febr. An der Börse war das Gerücht ver­breitet, daß zwischen Frankreich und Deutschland heute ein Ver­trag abgeschlossen worden sei, dem zufolge die Räumung des Gebietes im Mai beginnen und Ende Juni vollständig beendet sein soll. Die Renten waren in Folge dessen äußerst fest. Laut Avenir National" hat sich der Finanzmimster beim Empfange, der vor zwei Tagen beim Seine-Präfekten stattsand, in dieser Hinsicht folgendermaßen ausgedrückt:Die vierte Milliarde wird im Juni vollständig bezahlt sein. Dieses unterliegt keinem Zwei­fel, denn die Regierung besitzt schon jetzt die zur Bezahlung noth- wendigen Gelder und Wechsel. Was die fünfte Milliarde anbe­langt, so seien Sie ohne Unruhe; die Dinge werden einen schnel­leren Fortgang haben, als man erwarten konnte. Die Geschick­lichkeit des Herrn Thiers triumphirt über Schwierigkeiten, welche den Kühnsten unüberwindlich vorgekommen waren."

Der Dampfer Murillo ist einem Telegramm aus Madrid zufolge freigegeben. Die Untcrsuchungskommission erklärte,