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Amtsblatt für den OberamMezirk Nagold.
Erscheint wöchentlich Smal und kostet 1 baibjährlich bier 54 kr., im Bezirk
mit Psstausschiag k f!. 8 kr..
Freitag den 3. Januar.
Einrückungsgebüdr für die Zeile aus gewöhnlicher 2 Kreuzer.
Aum nmen Jahre 1873.
Gegrüßt sei der Jahreswechsel wieder,
Der uns mit Ernst und Freude stets erfüllt!
Dort — hören wir des Festes Jubellieder,
Dort — weint ein Her; von Sorg' und Gram umhüllt.
O möge Jeder doch mit heiterem Vertrauen
Jn's'neue.Jahr und weiter in die Zukunft schauen!
Du, der du fühlst der Nahrung bitt're Sorgen,
Erhell'« die betrübte Seele heul',
Und hoffe an des Jahres frühem Morgen .
Auf eine bess're knmmerlose Zeit.
Reich sind im Vaterland der Huld und Güte Garben,
Sie helfen stets nnd lassen schuldlos dich nicht darben.
Und du, der seine Hab', sein Gut verloren Durch höh're Schickung, fasse frohen Muth!
Warst du zu solchem Unglück auch erkoren,
Noch wallt in dir ein frisches, kräst'ges Blut,
Wirst unverdrossen du die Arm' und Füße regen,
Gewiß dann kehrt zurück des Himmels reicher Segen.
Auch du mit deinem körperlichen Leiden Klick' freudig auf in gläubigem Gebet!
Dem Leiden folgen stets auch wieder Freuden,
Kein Uebel bleibt — es kommt, es schmerzt und — geht. Drum suche standhaft es und mit Geduld zu tragen, Denn auch für dich beginnt die bess're Zeit zu lagen.
Du, armes Herz, du blutest an der Wunde,
Die grausam dir der Tod deS Theuren schlug;
Mit Thränen grüßest du die erste Stunde,
Für dich, ach, flieht die Zeit nicht schnell genug.
Doch sie geht fort und wird von Tag zu Tage eilen,
Und endlich auch, will's Gott, die harte Wunde heilen.
So, Freunde, laßt uns Alle mit Vertrauen Dem neuen Jahre unfern Frohsinn weih'n,
Auf Gottes Güte uns're Zukunft bauen Und stets zufrieden mit dem Schicksal sein!
Doch lasset uns vereint aus vollem Herzen flehen:
Dem Vaterlands mög' es ewig wohl ergehen!
Amtliches.
Oberamt Nagold. Die Ortsvorsteher werden unter Hinweisung auf den Erlaß k. Ministeriums des Innern vom 19. d. Mts., (Amtsblatt k. Ministeriums des Innern, Seite 297 ff.) aufgefordert, die in Ziffer 4. Absatz 1—4 genannten Erlasses verlangten Notizen binnen 8 Tagen hieher vorzulegen.
Den 30. De zembe r 1872. Güntn^r^--"
N ag ol d. Die Blätter für das Armenwesen werden in allen Gemeinden einer größer» Anzahl von Oberämtern gehalten.
Durch die neuen deutschen Armengesetze, welche der Stände- Versammlung bezüglich ihrer Einführung in Württemberg vorliegen, wird es auf dem Gebiet des Armenwesens ein Neues. Die alten bisherigen Armen-Verbände lösen sich und neue werden gegründet. Es liegt aber klar zu Tage, daß sowohl die Armenfreunde überhaupt, als auch alle Diejenigen,, welche berufen sind, in diesem Gebiet thätig zu sein, ein Interesse daran hahe» müssen, ein Blatt zu besitzen, in welchem die verschiedenen Wünsche und Fragen bezüglich der Reform des Armenwesens besprochen werden können. Insbesondere liegt es im Interesse sämmtlicher Geistlichen, als Hauptträger der Armenpflege, sich auch auf diesem Gebiet in die neue Gesetzgebung hineinznarbeiten und auf dem Laufenden zu erhalten.
Auch der Anfang, der mit Aufstellung von Gemeindekrankenpflegerinnen gemacht ist und die Herbeiziehung der weiblichen Kräfte für das gemeinsame Werk der Wohlthätigkeit durch die Bildung von FrauemVereinen werden dem Blatte neben seinen bisherigen Aufgaben einen ebenso wichtigen,, als reichen Stoff zur Besprechung darbieten.
Um aber die Aufgabe,, welche sich das. Blatt gestellt hat, gehörig erfüllen zu können, erscheint ^ geboten, daß solches nicht nur eine stärkere Verbreitung findet, sondern,auch noch weiters Mitarbeiter-, gewinnt, welche sich der Besprechung dcr.angcdeuteten Fragen mit dem Eifer widmen, welche die Bedeutung derselben verdient.
Für entsprechende Aufsätze ist die Centralleitung des Wohl- thätigkeits-Vereins auf Verlangen angemessenes Honorar zu bezahlen bereit. u: , - 4-
Behufs einer allgemeinen Verbreitung des Blattes ist die Anschaffung desselben für alle Gemeinden von dem k. Ministerium des Innern empfohlen., Wir laden daher zur Mitwirkung an dem Blatte ,: sowie zur Bestellung desselben, entweder bei dem nächst gelegenen Postamte oder bei uns, wiederholt dringend ein.
Den 34. Dezember 1872. ,
K. gemeinschaftliches Oberamt. ü : . Güntner. Frei Hofer.
LageS-Neuigkeiten.
* Nagold, 2. Dez. Die Neujahrsnacht, die in früheren Jahren von gewissen Leuten als Jägerrecht züm Schießen, Lärmen und Spektakelmachen angesehen wurde, verlief diesmal ziemlich , ruhig und nur wenige fanden sich bemüßigt, den Eintritt des neuen Jahres durch einen Schuß vor Liebchens Hause kund zu thun. Auch in den Wirthshäusern herrschte eine löbliche Ruhe und nur in der Linde, wo über 120 Teilnehmer den Jahres,- schluß durch ein Hasenessen feierten, fand man ein mehr heiteres Leben durch Gesang und Reden, das aber die Grenzen der Ordnung ebenfalls strenge wahrte. Der Abendgottesdienst war zahlreich besucht, was wir beides als ein Zeichen des fortschreitenden Sinns sür Ordnung und gute Sitte der Bevölkerung auffaffen und mit Freuden registriren.
Pom Mittelrhein, 26. Dez., schreibt man der „Bad. L.-Z.": Seit einiger Zeit bringen ultramontane Blätter, das ^ „Fceib. Kirchenblatt" voran, Wundermären über angebliche Er- ' scheinü.ngen der ,Mutter Gottes" im Elsaß. Bald erscheint die h. Jungfrau in diesem, bald in jenem Thale der Vogesen^ wobei das Merkwürdigste der Umstand ist, daß es die Himmelskönigin hauptsächlich auf die dortigen deutschen Polizeibeamten, Gendarmen und Soldaten abgesehen hat. Man erkennt die Absicht dieser Wundererzählungen' auf den ersten Blick., Es soll l durch sie der dortigen Landbevölkerung der '.Gkaube beigebracht werden, daß man selbst im Himmel Mißfallen habe an der Verwaltung der katholischen. Reichslände durch die protestantischen preußischen ,,Ketzer".
Münchenz 27. Dez. Hr. Jul. Knorr, Eigenthümer der hiesigen „Neuesten Nachrichten", hat dem hiesgen Stadtmagistrat die Summe von 20,000 fl. zum Geschenk gemacht, deren Zinsen gleichheitlich für Volksbildungszwecke und für Armenpflege verwendet werden sollen.
Berlin, 28. Dez. Die:,,Spen. Ztg." schreibt unter der Ueberschrift „Ein neuer Benedetti" Folgendes : „Die Allokution des Papstes liegt in authentischem lateinischem Wortlaute vor: was von der Rede bisher bekannt, entspricht der italienischen Uebersetzung, welche dem Jesuitenblatte „Voce della verita" entnommen war. Die wahrhaft unerhörte Sprache des Vatikans ist offenbar tendenziös abgeschwächt. Wir geben den lateinischen Text der auf Deutschland bezüglichen Worte wieder. Wenn wir getreu dfe deutsche Uebersetzung veröffentlichten, stünde ein Einschreiten des Staatsanwalts in bestimmter Aussicht. Die von uns gewählte Form schließt unseres Wissens den animus insuri- snäi aus. Die Reihe schwerer Beleidigungen, welche das Oberhaupt der Kirche von seiner hohen Stelle in der Ansprache an
Wegen des ErscheinungsfesteL erscheint das nächste Blatt am Mittwoch, dagegen fällt das Donnerstagblatt aus.