Treskow stürmte die Orte Gidy, Janvey und Pruns, fortificirte die Eisenbahn und war um Mitternacht in Orleans. Heute hat Manteuffel mit dem 8. Korps Rouen besetzt.
Versailles, 7. Dez. 'Am 4. Dez. warfen Abtheilungen des 8 Korps eine von Rouen vorgeschobene französ. Brigade, wobei >0 Offiziere, 400 Mann und 1 Geschütz in unsere Hände fielen. — Am 5. Dez. erneuertes siegreiches Gefecht unseres rechten Flügels, wobei wiederum ein Geschütz genommen wurde, in Folge dessen verließ ein zum Schutze Rouens zusammengezogenes feindliches Korps die Stadt, welche Göden Nachmittags besetzte. In den verlassenen Bnschanznngen wurden 8 schwere Geschütze vor- geflinden. (^> M.)
Schweri n. Depesche des Großherzogs beziffert die Verluste desselben vom 2. bis 4. Dez. auf 3200 Mann, der Feind verlor 2000 todt, 14,000 Gefangene. (S. M.)
München, 7. Dez. Auf dem Kriegsministerium ist folgende telegraphische Nachricht bezüglich des Antheils, welchen das bayerische Armeekorps v. d. Tanu's an den Gefechten gegen die Loircarmec gehabt hat, eingegangen: Am I.Dez. Nachm, feindlicher Angriff bei Nonneville und Villepion-Chateau (Linie Pa- tav-Orgeres). Am 2. Dez. siegreiches Gefecht bei Bcauvilliers Ferme und Consy-Chateau. Vorrückung bei Loigny und Lunelar. Am 3. Dez. kleiner Zusammenstoß bei Longy. Vorrückung bis an den Wald von Orleans. Am 4. Dez. große, siegreiche Schlacht hei Orleans unter wesentlicher Betheiligung des Korps, welches um Mitternacht in die Ztadt eiurückte. An letzterem Tage 6 Geschütze genommen und 2000 Gefangene gemacht. Der Verlust während der 4 Tage beträgt 133 Offiziere und 3000 Mann.
Tours, 7. Dez. Blois (halbwegs Orleans-Tours) wurde geräumt. (S. M.)
Telegramm aus Tours: Die ehemaligen päbstlichen Zua- ven wurden zu drei Viertheilen aufgerieben. Oberst Eharette schwerverwundet. Die Loirearmee wich bis Blois zurück. Bestürzung allgemein.
Lille, 8 Dez. Die Verbindung zwischen Havre und dem übrigen Frankreich ist gänzlich unterbrochen. Die Preußen mar- fchiren in Eilmärschen auf Havre.
Der General Palliöres an den Kriegsminister: Orleans, 5. Dez., Mitternacht >0 Minuten. Der Feind hat uns befohlen, Orleans um 11's Uhr Abends zu räumen, widrigenfalls die Stadt bombardirt werde. Da wir diese Nacht abgeheu sollen, so habe ich im Namen des Generals sn elmt' angenommen. Die Batterien sind wernagelt, das Pulver und das Armeegeräth vernichtet worden. Der General-Sekretär an den Minister des Innein Der Feind hat Orleans um Mitternacht besetzt. Man sagt, daß die Preußen, welche fast ohne Munition eingerückt sind, beinahe keine Gefangenen gemacht haben. Im Augenblicke melden die Depeschen der Kommandanten der verschiedenen Korps, daß der Rückzug in guter Ordnung vor sich gegangen ist. Man ist ohne Nachricht über den General d'Aurelles, der nichts an die Regierung gesandt hat.
Brüssel, 5. Dez. Der befestigten Stadt Douai im Departement Nord ist aufgegeben worden, sich auf 40 Tage zu ver- proviantiren. (Duai, unweit Lille, ist eine Stadt von 115,000 Einwohnern, hat Kanonengießcrei und Arsenal.)
Nach der „Gazette de Cambrai" haben die französischen Behörden Befehl gegeben, überall das Hornvieh zu requiriren, damit es den Preußen nicht in die Hände falle. In Folge dieses Befehls haben die Francs-tireurs in Catelet 45 Ochsen und 247 Hämmel weggenommen und nach Cambrai gebracht.
Folgende ergötzliche Scene entnimmt die „Magdeburger Ztg." einem Feldpostbriefe : Bei der Erstürmung von Le Bourget, bei der unser Bataillon (Gardeschützen) sehr stark betheiligt war, kam ich mit den Franzosen in sehr nahe Berührung. Wer sich nicht ergab und nur Miene machte, sich zu vertheidigen, wurde sofort niedergestochen oder erschossen; überhaupt ist Pardon bei uns kein geläufiges Wort. Trotzdem hatten wir über 1200 Gefangene, darunter die 4. Kompagnie Freischützen der Pariser „Zeitungspresse", lauter Windbeutel mit Nasenklemmern rc. Ein solcher drückte beim Eindringen in ein Haus auf einen Grenadier vom Regiment „Königin Elisabeth" seinen Revolver ab, ohne zu treffen. Was thut mein Grenadier? Anstalt den Bengel todtzustechen, gibt er ihm eine mächtige Ohrfeige, daß der Kerl gleich in die andere Zimmerecke taumelte, nimmt ihm den Revolver ab und sagt: „Ist sich, dummer Jung', noch zu dumm." (Der Grenadier war nämlich ein Pole.)
Welche Wichtigkeit die Delegation in Tours den Kämpfen an der Loire beilegte, beweist deutlich die Reise Cromieux' und Glais-Bizoin's zur Loire-Armee. Bei dieser Gelegenheit hielten beide Ansprachen an die Truppen. Cre'mieux drückte sich folgender Maßen aus: Ihr habt Muth, nicht wahr, meine Kinder? Ihr seid, bereit. Eure Pflicht zu thun! Ihr habt aber auch viel^ gut zu machen. Ihr müßt die Niederlagen Eurer Brüder rächen, die eher verrathen, als besiegelt wurden. Ihr müßt das überfallene Frankreich befreien. Ihr habt heute hohe Beweggründe, um Math zu zeigen. Ihr schlagt Euch nicht mehr für einen König oder einen Kaiser, für einen einzigen Menschen;
Ihr schlagt Euch für das ganze Vaterland. Jeder hat die Augen auf Euch gerichtet. Die Regierung vergißt Euch nicht, wie Ihr seht —, und indem ich Euren Führern den Bruderkuß gebe, beglückwünsche und ermuthige ich Euch alle. Glais-Bizoin sagte . Ich will Euch keine Komplimente machen, meine Freunde, aber seid gewiß, daß Ihr viel mehr werth seid als Eure Feinde. Der französische Soldat wiegt zwei Preußen und drei Bayern auf. Gut befehligt, wie Ihr es seid, werdet Ihr bald neue Erfolge erringen und Euren Brüdern in Paris die Hand reichen. Vergeht nicht, daß Ihr für Euren Heerd, Eure Familien, für den Boden des Vaterlandes, für die Republik, d. h. für die Regierung Aller, für das sich selbst regierende Land, kämpfet. Frankreich hat Vertrauen in Euch. Ihr werdet eine schöne Mission erfüllen. _
Aus der 14. Verlustliste der k. murrt. Felddivision in den Gefechten vom 30. Nov., 2. und 3. Dez. heben wir die Namen aus unserem Bezirke und nächstgelcgeuer Orte aus: Rottenmeister Johannes Müller von Gültlingen, Verwundung unbekannt; Soldat Leouh. Theurer von Ueberberg, Schuß durch die Brust; Rottenmeister Joh. Gottl. Hertkorn von Nagold, Schuß in die Brust; Soldat Georg Jak. Walz von Walddorf, Schuß in den Fuß; Soldat Johs. Löffler von Gündringen, Schuß in die Hand; Soldat Karl Fr. Weippert von Oberjettingen. Sämmt- liche als verwundet aufgeführt. (Forts, folgt.)
* Ein uns von befreundeter Hand aus A. zum Abdruck überlassener Ballonbries von dessen Tochter lautet: Paris, 20. Nov. Es geht uns jetzt noch erträglich, es ist aber alles sehr theuer hier; wir haben immer noch zu essen. Eine Gans kostet 60 Fl., ein Schinken 100, ein Huhn 20—30, eine Katze 15, Ratten 1—2 Fr. Wir genießen meistens Pferdefleisch, Hühner, Spatzen, Kartoffeln und Bohnen, denn das Grüne ist auch sehr theuer. Man hofft aber auf ein baldiges Ende, denn die ärmeren Leute sind sehr übel daran. Butter kostet 24—28 Fr., Brod und Wein sind allein noch billig, Brennmaterial ist ebenfalls sehr theuer. Der Geschützesdonner ist fürchterlich, es ist ein Leben und Treiben mit Einbringen von Verwundeten, daß es herzzerreißend ist.
§ Altenstaig. Eine am 4. d. Mts. vom hiesigen Kirchengesangverein und Liederkranz zum Besten des Sanitätsvereins gegebene Gesangsnuterhaltung bereitete uns einen sehr angenehmen Genuß und müssen wir die Leistungen der Mitwirkenden lind namentlich des Direktors, Hrn. Schulmeister K e ck, rühmend anerkennen. Herr Keck sprach mit warmen, eindringenden Worten für unsere im Felde stehenden Helden und hatten denn auch die verehrlichen Vereine die Genugthuung, ihre Bemühungen mit dem schöne» Betrag von 50 fl. belohnt zu sehen.
Stuttgart, 7. Dez. Seine Majestät der König von Preußen hat folgendes Telegramm an Seine Königliche Majestät gerichtet: „Nach den glücklichen aber schweren Kämpfen der letzten Tage kann ich mir nicht versagen, Euerer Majestät meinen herzlichsten Glückwunsch zu der glänzenden Tapferkeit auszusprechen, welche die Würtlembergischen Truppen in der siegreichen Znrückwerfung des Durchbruchsversuchs des Feindes bewiesen haben. Ich empfinde die schmerzliche Theilnahme an den großen Verlusten, die Eurer Majestät Armee erlitten hat, aber es ist ein Trost, daß diese Opfer nicht umsonst gebracht sind." Seine Königliche Majestät haben hierauf ebenfalls auf telegraphischem Wege Folgendes erwidert: „Eurer Majestät sage ich meinen gerühr- testen Dank für die theilnehmende Anerkennung der Haltung meiner Truppen in den Kämpfen der letzten Tage. Ich bin stolz daraus, daß es meinen braven Truppen vergönnt war, diesen ernsten Kampf für die gemeinsame gute Sache siegreich durchzuführen. Der Verlust so vieler tapferu Krieger wird allgemein tief und am tiefsten von mir empfunden, aber ich habe den Trost, daß es die große Sache Deutschlands ist, für die sie sich opferten." (St.-A.)
Stuttgart, 7. Dezbr. Gestern Nachmittag ist ein Zug mit 309 Verwundeten von dem Ausfälle vor Paris eingetroffen, darunter einige Offiziere; einzelne sind schwer, die Mehrzahl aber leicht verwundet. Leider ist auch die Zahl der Vermißten groß, über deren Schicksal die Angehörigen in höchster Unruhe und Beängstigung sind. (B-Z.)
Stuttgart, 8. Dez. Der große, gestern schon erwartete Verwundetenzug ist diesen Vormittag vor 9 Uhr von Lagny her hier angekommen und brachte die weiteren, bei Champigny und an der Marne Verwundeten; etwa 500 an der Zahl, darunter etwa 200 Wnrttemberger, die übrigen Preußen und Sachsen. Gestern Nachmittag kamen gleichfalls mehrere wnrttembergische Offiziere und 47 Soldaten von den Schlachtfeldern vor' Paris.
Stuttgart. Die in der Schlacht von Paris zusammeuge- schossenen 148 württ. Artilleriepferde sind bereits ersetzt. Die Gebrüder Löbstein sind mit der Lieferung von 150 Pferden betraut und werden dieselben in 4 Tagen an die Armee abgeliefert haben. (B:-Z.)
Vollendete Wahlen. Böblingen: Dr. O. Elben. Calw: Schuldt. Ehingen: Schund. Fre u d e n sta d t: Walther. Geislingen: Römer. Gerabronn: Egelhaaf. Gmünd: