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garnier ist auf Ehrenwort entlasten worden und bereits in Brüste! in derselben Wohnung, die er vor dem Kriege innegehabt, wieder eingetroffen. (V--Z.)

(Offiziell.) Kühnheim, 7. Nov. In stört Mortier wur­den 220 Gefangene geinacht und 5 Geschütze genommen.

Berlin, 8. Nov. Offiziell. General Treskow meldet aus les Errues vor Belfort vom 6. Nov., daß die Division zwi­schen Kolmar und Belfort in mehreren kleinen Gefechten Frei­schützen vertrieben hat. Am 2. Nov. fanden Gefechte gegen Mo­bilgarde bei les Errues, bei Rougement und Petit Magny statt. Fn letzterem ließ der Feind allein 5 Offiziere und 103 Mann Wdt zurück. Am 3. Nov wurde Belfort cernirt. Die Verbin­dung mit General Werder ist hergestellt. (S. M.)

Bor einigen Tagen haben unsere Soldaten einen Ballon, der von Paris gegen Süden ging, beschossen und dabei eine Rolle herabgeschossen, welche, wie sich herausstellte, nachdem sie an kompetenter Stelle eröffnet wurde, Spezialkarten für die süd­lichen Departements enthielt, welche also möglicherweise für Ga­ribaldi bestimmt waren, während sie jetzt unseren Generalen zu Gute kommen werden.

Die Präfektur von Deutsch-Lothringen ist mit ihrem Bureau von Saargemünd nach Metz übergesiedelt.

DerTimes Correspondent" erzählt auch ein Pröbchen vom Heldenmuthe Rochefort's. Dieser begleitete nebst Pelletan und ein paar anderen Größen den amerikanische» Ambulanzenzug außerhalb der Forts, um eines der häufigen Gefechte mit den preußischen Vorposten anzusehen. Rochefon indeß blieb auf halbem Wege, in Courbrevie, zurück, unter dem freimüthigen Eingeständ- niß, daß er kein Blut sehen könne.

lieber den Tod des Obersten Graf Waldersee in dem Gefecht bei Le Bourget schreibt der Versailler Korr, der Köln. Ztg.: Oberst Graf Waldersee befand sich mit seinem Adjutanten Hrn. v. Trotha hinter einem schützenden Hansvorsprung. Da plötzlich schwenkten franz. Soldaten, welche bis dahin ein schrägüber gelegenes Haus vertheidigt, weiße Tü­cher, als bäten sie um Gnade. Der Oberst und sein Adjutant treten vor. In diesem Moment, kaum auf 15 Schritt Entfernung, werden beide Herren von Kugeln aus jenem Hause mitten in die Brust getroffen und so meuch­lerisch ermordet. Einen schnell zu Hülfe eilenden Oberstlieutenant, dessen Namen ich noch nicht in Erfahrung bringen konnte, trifft dasselbe Schicksal. Auch er wird meuchlings niedergeschosfen. Die ganze Szene batte kaum S Minuten gedauert. Ein Mißverständniß war nicht möglich gewesen, die Offiziersuniform allein batte die Mörder veranlaßt, Liese Herren aufs Korn zu nehmen. Grat Waldersee war einer der trefflichsten Offiziere der Armee und stand, ebenso wie sein Bruder, der Flügeladjutant, und seine ganze Familie in besonderer Hochachtung beim Könige. Der Schmerz über ein so furchtbares Ende des tapferen Offiziers ist allgemein. Die Wuth der Soldaten ist unbeschreiblich. Als Graf Waldersee von Ver­sailles aus sich nach Le Bourget begab, um seinen Bruder noch einmal zu sehen, da fand er ein weinendes und trauerndes Regiment, das vom höchsten Offizier bis zum einfachsten Soldaten herab den Verlust mitsühlte, welcher dem Bruder und der Armee erwachsen.

Dem Feldbriefe eines Reservisten vom 40. Regiment an seine Angehörigen, ci. ä. Ponilly, 30. Oktbr. entnimmt die Köln. Z. über die Vorgänge bei der Uebergabe von Metz: Wir sollten die Korps Ladmirault und Frossard abnehmen. Die Franzosen kommen korpsweise unter Kommando ihrer Offiziere mit Waffen bis hinter Magni. Zwischen hier und Pouilly in dem Thale des Bouillonbaches, findet die Waffenstreckung statt. Zn 3 Gliedern aufgestellt, setzen sie die Gewehre zusammen und legen Adler und Fahnen auf dieselben. Dann heißt das Kom­mando:Rechts um, Marsch!" Mit Thränen verlassen sie ihre Waffen, ihre thenren Fahnen. Es ist dies ein ergreifender Au­genblick. Manche Leute, welche die in den letzten Jahren von Frankreich geführten Krieger als Sieger mitgemacht, weinten wie die kleinen Kinder, als sie ihre Waffen weggeben mußten. Nicht minder ergreifend war der Abschied der Offiziere, viele herzten und küßten ihre ganze Kompagnie. Bei allen Operationen der Uebergabe unterblieben aus Schonung gegen die Gefangenen alle Hurrah's und Demonstrationen. Auch die Forts wurden mit gleicher Stille eingenommen. Wir standen in vorgeschriebener Entfernung schußbereit, bei Pouilly eine leichte Batterie, die Ge­schütze mit Kartätschen geladen. Erst als die Gefangenen einige Tausend Schritte von ihren Waffen entfernt, machten sie Halt! Wir umzingelten sie, und nun gings ans Kochen, denn die Leute hatten an 6 Tagen kein Brod mehr, an 2 Tagen gar nichts be­kommen. Wir schenkten ihnen natürlich alles, was wir an Brod rc. bei uns hatten, sie gaben dafür Kleidungsstücke, Mützen, Flaschen u. s. w. Das Lagerlcben begann nun in seiner inte­ressanten Art, wenn es auch vom Himmel regnete, wie gegossen. Holz wurde herbeigeschleppt, zu welchem Zwecke die Bäume an der Chaussee gefällt wurden, und in einiger Heit prasselte und loderte die hohe Flamme gen Himmmel. 32,000 Mann lagerten in vier Abtheilungen an dem Thalabhange; von einem erhöhten Punkte bei Thibaut konnte man diese Mcnschenmasse, diesen Wirr­warr herrlich übersehen.Etwas Großartigeres habe ich nie gesehen."

Aus der Kapitulation von Metz erzählt Julius v. Wikede: Mit vier alten Sergeant-Majors der Voltigeurs der Garde, wirklich schönen, kräftigen Soldatengestalten, ließ ich mich in ein längeres Gespräch ein. Nach acht französischer Auffassung waren die Truppen stets verkauft und verrathen, Mac Mahon und Ba-

zaine Verräther und der Kaiser Napoleoi r der allergrößte Schuft. Diese geringe Anhänglichkeit und Treue der Franzosen an ihre langjährigen Führer und Herrscher ist m ir stets als die wider­wärtigste und schlechteste Seite des französi ischen Nationalcharakters erschienen. Sowie in Frankreich eine Gi röße gefallen ist, wird sie immer von Allen verleugnet und mit Sr hmutz beworfen. Diese alten Sergeant-Majors sagten mir, sie tten seit vierzehn Tagen kein Salz und kaum noch etwas Brod ge habt und lediglich von Pferdefleisch gelebt, im Uebrigen aber noch sehr gern sich gegen die Preußen geschlagen.

Nachdem H. Wachenhuse» von der ResigN>ation erzählt, mit der die Truppen in Metz sich entwaffnen ließen, berichtet er : Zur Ehre derselben muß ich hmzusügen, daß sich doch süns Mann dieser Armee nicht der Kapitu­lation unterworfen haben, sich vielmehr auf eige ne Faust durchzuschtage» suchten. Es waren dies Angehörige verschiedemer Truppenthcile, ein Chasseur » Cheval und zwei Infanteristen, die unter Anführung eines Artillerie-Offiziers durchzubrechen suchten und sich die ganze Nacht mit unseren Vorposten herumknallten. Man fing sie endlich. Der Offizier wurde vom General v. Zastrow zur Tafel gezogen und dann mit fernen vier Braven in die Festung zurückgeschickt, um danach mit übernommen zu werden. Diesen Helden bleibt wenigstens die Genugthuung, nicht capitulirt zu haben, sondern mit den Waffen in der Hand gefangen ge­nommen zu sein.

Der Herausgeber des Jndependant de la Mosielle in Metz hat sich nicht gescheut, in seiner Leidenschaftlichkeit dem General Coffinieres bei dessen Abreise nach Deutschland öffentlich Maul- heldenthnm vorzuwersen und ihn zu beschuldigen, er habe Metz verkauft. Die deutschen Behörden haben ans erfolgte Anzeige den Herausgeber des Jndependant festnehmen lassen.

Der Korresp. derDaily News" in Paris sagt: Ich speise täglich in einemBouillon", dort ißt man Schimmel für Rindfleisch und die Katzen heißen dort Kaninchen. Beides schmeckt ausgezeichnet, und Denjenigen, welche Katzen mit philoprogeni- tiven Neigungen haben, empfehle ich, die jungen nicht zu ersäu­fen, sondern zu verspeise». In Zwiebeln gedämpft oder als Ragout machen sie ein vortreffliches Gericht. Wenn ich nach London znrückkehre, werde ich mich oft mit einem dieser Haus- thiere regaliren, und ich fühle mich dem Grasen Bismarck für die Lehre zu Dank verpflichtet, daß eine Katze in der Schüssel auf dem Tisch das rechte Ding am rechten Fleck ist.

Der Schuldienst in Neuweiler wurde dem Schulmeister Kubier in Bilfingen übertragen.

Stuttgart, 8 Nov. DerBeobachter" ist gestern Abend mit Beschlag belegt worden. (B--Z-)

Die Reiterkaserne in Stuttgart ist zu einem Lazareth mit etwa 350 Betten eingerichtet worden.

Der Volksverein in Cal w schlägt Hrn. G. F. Wagne r, Fabrikant daselbst, zum Abgeordneten vor, und glaubt durch die Aufstellung eines solchen Kandidaten einen Schritt des Entgegen­kommens gegen die Anhänger anderer Parteien zu thun.

Sicherem Vernehmen nach hat Prof. Friedrich Bischer in Stuttgart den aus dem Oberamte Vaihingen an ihn ergan­genen Einladungen, dort eine Abgeordnetenwahl anzunehmen, Folge geleistet. Wir gratuliren diesem Bezirke! (S. M.)

Kehl, 3. Nov. Heute wurde die Probefahrt auf der re- staurirten hiesigen Rheinbrücke abgehalten. Die Arbeiten an der Nothbrücke haben sich gut bewährt. Die Bahneröffnung von Kehl nach Straßburg ist auf den 15. November festgesetzt.

Durch Guntershausen kamen neulich 120 Postillone, die nach Frankreich fuhren, sie waren bester Laune, traten zusammen und ließen die Wacht am Rhein auf ihren Hörnern erschallen.

Berlin, 31. Okt. Der Abgeordnete Ziegler, über seine Stellung zum Wahlprogramm der Fortschrittspartei und insbe­sondere zur Frage der Annexion von Elsaß und Lothringen be­fragt, antwortete:Wenn v. Bismarck und v. Moltke der An­sicht sind, daß unsere wohlfnndirte staatliche Existenz und unsere militärische Sicherheit die Aneignung der vorgedachten Provinzen erfordern, so annektire ich unverdrossen darauf los; wenn sie sagen:Laßt die Hand davon!" gebe ich mich auch zufrieden. Denn mein Landsmann v. Bismarck ist, wie wir Alle sind, gottesfnrchtig und dreist" und von Moltke kann man wohl sa­gen, was jener Engländer von Göthe sagte:er ist kein dummer Mann!"

DieNordd. Allg. Ztg." liest denen, welche behaupten, daß das Bombardement von Paris in Folge des Einspruchs des Bundeskanzlers unterblieben, in ungewöhnlich scharfer Weise den Text. Da sich die Börse als Quelle dieser Erfindung herausge­stellt, so sagt dieNordd. Allg. Ztg.":Entweder sind die Ver­breiter solcher Gerüchte bewußte Landesverräther, und dann wird es Zeit, ihnen statt der Börse das für diese Verbrecherkategorie bestimmte Lokal zu erschließen, oder aber es sind Leute, welche über dem Studium des Kurszettels und dessen Beeinflussung durch Baisse und Hausse jedes höhere Gefühl, und speziell die Vater- terlandsliebe eingebüßt haben: da würde dann freilich nur die öffentliche Verachtung Abhilfe schaffen können. Wann wird eine ernste Reaktion auf der Börse selbst gegen dieses Treiben sich Bahn brechen?"

Dem General, Grafen v. Moltke, ist aus Anlaß seines Ge­burtstages am 26. v. Mts. in Versailles das folgende Telegramm