terwegs find. Ein Hauptantheil an der Leitung der Belagerung ist dem Obersten v. Rieff, der nach dem Kriegsschauplatz berufen worden, zugedacht. Derselbe war früher Chef der Artillerieabtheilung im Kriegsministerium und ist gegenwärtig Chef der Artillerieprüfungskommission. (S. M.)
Karlsruhe, 14. Sept. Eine eigenthümliche Feldpost ist dieser Tage vom Kriegsschauplatz abgegangen und zu Oberwittstadt, A Boxberg, angekommen. Es war ein kleiner Luftballon, stark 3 Fuß hoch, aus wasserdichtem leichtem Stoff gefertigt und mit der Inschrift versehen: «koste, aöroststiguo. Lallon äs xbsrmacien. Villa «le Lle-ts, 9. September. 7m Lallon." Ferner war in französischer Sprache ungefähr Folgendes zu lesen: Man bittet den Finder dieses Ballons, die an dem Ballon angehefteten Briefe auf der nächsten Post aufzugeben." Die Briefe, welche die Luftreise von der Mosel bis zur Tauber mitgemacht haben, sollen im Wesentlichen Privatbriefe sein. Dem Vernehmen nach ist dem Hauptquartier des Königs Wilhelm von der Sache Mittheilung gemacht worden.
(Officielle militärische Nachrichten.) Hauptquartier Meaux, 15. Sept. Der Feind hat auf den Chausseen und Eisenbahnen nach Paris sämmtliche bedeutende Kunstbauten unnöthigerweise gesprengt, da der Marsch der diesseitigen Colonnen dadurch nicht eine Stunde aufgehalten wurde.
30 Dragoner erschienen gestern vor Nogent sur Seine. Aus Melun wird das Eintreffen mehrerer zur Armee des Konprin- zen von Preußen gehöriger Korps in der Umgebung der Stadt gemeldet. Aus Senlis wird gemeldet: 30,000 Preußen stehen bei Crepy en valois, starke Vortruppen in Nanteuil und Le Plessis (bei Meaux).
Paris, 16. Sept. Joinville (Haute-Marue) ist von 15,000 Preußen besetzt. Die Preußen nahmen bei Senlis (nördlich Paris) Train und Zufuhren weg und unterbrachen die Verbindung zwischen Paris und Chantilly. (Chantilly an der Nordbahn, 10 Stunden von Paris.)
Pariser Meldungen zufolge besetzten 5000 Badener mit 20 Kanonen nach kurzem Kampfe mit Franktireurs und Nationalgarden Colmar. Die Truppen requirirten Lebensmittel und Fourage und marschirten am anderen Tage auf Mühlhausen. Nach Telegrammen aus Fontainebleau sind Ulanen in Courcelles.
Paris, 16. Sept. Regierungsmittheilung. Preußische Plänkler sind bis Creteil (unmittelbar an Paris, an der Marne, 10 Minuten vom Fort Charcnion) vorgegangcn. Es scheint, als ob die preußischen Avantgarden zwischen Creteil und Neuilly sur Marne stehen. Nach anderweitigen Mittheilungen stehen preußische Plänkler bei Corbeil und Clamart (Corbeil an der Seine, 8 Stunden von Paris; Clamart in der unmittelbaren Nähe von Paris, zwischen Sceaux und Sevres. Es liegen dort die Forts Jssy und Montrouge). — Zahlreiche Truppenabtheilungen verließen gestern Paris, um dem Feinde entgegenzugehen.
Paris, 16. Sept. Nach einer Mittheilung der Regierung sind die preußischen Plänkler bei Villeneuve und Dammartin. 3000 stehen hei Villers-Cotterets, 10,000 bei Nanteuil. Sois- sons wird durch Kavallerie cernirt. Nach anderweitigen Berichten scheinen die Preußen einen Angriff auf Vincennes vorzubereiten. Der Eisenbahnbetrieb nach Orleans ist noch nicht gestört.
Karlsruhe, 17. Sept. Bedeutendes Ausfallgefecht am 15. Sept. Nachmittags auf der Sporeninsel bei Straßburg; lebhafter Kampf, Anfangs gegen Uebermacht. Erhebliche französische Verluste; Zweck des Ausfalls vereitelt. (S. M.)
Von der Belagerungsarmee vor Metz theilt der „Staatsanzeiger" mit: Auf Metz wird zunächst das militärische und politische Interesse gerichtet sein müssen. Von der Kapitulation von Sedan mag Marschall Bazaine jetzt wohl Kunde haben, und zwar Lurch die Gefangenen, welche nach gegenseitiger Vereinbarung gegen die Herausgabe von 753 preußischen Gefangenen, die in den Tagen vom 14., 16., 18. v. M. in französische Hände gerochen, nach Metz geschickt worden sind, — es waren 600, wovon nur 153 aus der Kapitulation von Sedan. Die Franzosen wurden mit einem einfachen Schreiben an den Marschall zurückgeschickt, nicht, wie es sonst üblich ist, durch einen Parlamentär, La bisher die Franzosen auf alle Parlamentäre geschossen hatten. Die Bevölkerung einzelner Ortschaften fährt fort, sich gegen die preußischen Truppen feindselig zu verhalten, so kommen fast wöchentlich Fälle vor, daß Ordonnanzen, kleinere Detachements, von Len Dorfbewohnern überfallen und getödtet werden.— Dem tief religiösen Gefühle entsprechend, welches unser Volk beseelt, war für den glorreichen Fortgang unserer guten Sache Sonntag, den 4. September, ein Dankfeldgottesdienst allen Armeekorps angesetzt. Als Ort derselben war für das 3. Armeekorps ein freier, von einem Walde begrenzter Platz in der Nähe von Berneville bestimmt, also auf dem Boden, wo am 18. v. Mts. so heiß gestritten und so siegreich beschlossen ward. Die Truppen der 5. Division bildeten um den Platz ein offenes Carro; die Jnfan- terieregimenter 8, 12, 48, 52, das 12. Dragonerregiment, die Korps- und Divisionsartillerie und die Pioniere waren versammelt. Das Leibgrenadierregiment und das 48. bildeten den rechten Flügel der Aufstellung, das 12. und 52. den linken; die eine
Seite des Carrrl's schlossen die Horps- und Divisionsartillerie, die Pioniere und das 12. Dragonerregiment; hinter dem Altäre stand die Musik. In der Mitte des Vierecks war der Altar mit einem grünen Laubkranze in der Umgebung von kriegerischen Trophäen aufgerichtet. Zur Seite desselben stand ein evangelischer und katholischer Geistlicher. Gegen 10 Uhr erschien Se. Königl. Hoheit der Prinz Friedrich Karl mit seinem Stabe, empfangen vom kommandirenden General des 3. Armeekorps, General v. Alveusleben, und den Generalen der 5. Division, und stellte sich rechts vom Altäre auf. Der Divisionsprediger Kretz- schmar leitete, in der Mitte des Altars stehend, die gottesdienstliche Handlung. Nach derselben trat der Höchstkommandirende der II. Armee, Prinz Friedrich Karl Königliche Hoheit, in den Kreis der Truppen und begann in einfacher, ausdrucksvoller Rede einen Rückblick auf die großen Ereignisse der letzten Zeit zu werfen, die große eingreifende und entscheidende Wirksamkeit des 3. Armeekorps an denselben hervorhebend. Zum Schlüsse richtete der hohe Redner an die Versammelten die Mahnung, daß sie die ruhmvollen Eigenschaften, welche die brandenburgischen Truppen in allen früheren Zeiten, wie auch in diesem Feldzuge wieder an den Tag gelegt, auch in Zukunft dem Könige und Vaterlande als ein heiliges Gut bewahren möchten und forderte sie auf, mit ihm und seiner innersten Begeisterung gemäß, ein Hurrah auf Se. Majestät den König, den obersten Kriegsherrn, auszubringen. Ein enthusiastischer Jubelruf schloß die Rede des Höchstkomman- direnden. An dieselbe schloß sich die Vertheilung der eisernen Kreuze an, die Sr. Königl. Hoheit von Sr. Majestät dem Könige zur Vertheilung an das Armeekorps übergeben waren. Die Wahl der zu Dekorirenden geschah im Einklang der Wahl der Truppen unter sich mit den Vorschlägen der Vorgesetzten. Die zu dieser Auszeichnung Erwählten standen in einer Reihe aufgestellt, je nach den Truppentheilen geordnet, ohne Rücksicht auf den militärischen Rang, der General neben dem Unteroffizier, der Offizier neben dem Gemeinen seiner Kompagnie. Der Generalquartiermeister v. Hertzberg rief die Namen der Einzelnen auf, diese traten dann vor und der Prinz Friedrich Karl heftete jedem dieser Tapferen selbst das Kreuz an die Brust, reichte jedem De- korirtcn mit einem Worte des Dankes und der Anerkennung die Hand. Für manchen Namen war die Antwort: „Gefallen", oder „den Wunden erlegen", oder auch „im Lazarethe". Ein abermaliges Hoch auf Se. Majestät den König beschloß die erhebende Feier.
Die Belagerung von Paris, welche hinsichtlich des Umfanges der Festung ohne Vorgang ist, wird erleichtert durch die Er- beutung der 150 Festungsgeschütze von Sedan, welche, zum Theil von bedeutendem Kaliber, auf der nach dem Fall von Laon freien Eisenbahn ungehindert nach Paris geschafft werden können. Da die Pariser Befestigung die linke Seine-Seite vernachlässigt hat, so wird der Angriff der Deutschen vielleicht von eben dieser Seite erfolgen, auf welche auch Blücher's Erfolg im Jahr 1815 hinweist. Eine Ueberschreitung der Seine fände, da Paris kein Heer mehr hat, keine Schwierigkeit.
Brief eines bayerischen Oberoffiziers. Der „Allg. Ztg." wird der Privatbrief eines hohen bayerischen Offiziers zur Benützung mitgetheilt, der folgende Stelle enthält: Ich schreibe Dir unter dem bewältigenden Eindruck einer kolossalen Katastrophe von weltgeschichtlicher Bedeutung. Alle deutschen Corps haben ihre Pflicht mannhaft gethan, und ich kann Dich mit freudigem Selbstbewußtsein versichern, daß die zwei bayerischen Corps keinem andern an Kriegsmuth, Leistung und Verlusten nachstehen. Anerkannt aber muß werden, und ich thue dies ohne Rückhalt, daß die preußischen Corps durch ihre gründliche Schule, ihre Mannszucht, Opfermuthigkeit und eiserne Ausdauer im Kampfe den festen Kern des Ganzen bildeten, sowie daß die geniale strategische Führung sich jener der Franzosen als weit überlegen erwiesen hat. So kühne strategische Combinationen kann man aber auch nur mit solchen Truppen entwerfen und ausführen."
Ein Korresp. der Jndep. belge gibt aus Bouillon, 3. Sept. nachstehende Schilderung der deutschen Truppen nach den gewaltigen Kämpfen vom 29. Aug. bis 2. Sept. „Keine Spur der entsetzlichen Partie, welche diese Armee eben gespielt hatte. Soldaten stiegen zum nächsten Bach herab, um Wasser für ihre Pferde zu schöpfen. Feuer waren angezündet, an denen bereits die Suppe kochte. Hier und da ruhige Gruppen, Soldaten, die ihre Uniform bürsteten, ihre Kleider ausbesserten und Knöpfe an dieselben annähten. Es ist wunderbar! Diese friedliche Sorge um Regelmäßigkeit und Nettigkeit, diese häuslichen Kleinigkeiten am Morgen nach einem blutigen Drama, diese bürgerliche Ordnung nach der mörderischen Zügellosigkeit, dieses gute kleine Familienleben, das ohne Unterbrechung den entsetzlichen Schlägen des Krieges folgt; dieser mächiige Gegensatz hat uns tief bewegt. Das ist eben der preußische Charakter und das preußische Temperament. Diese Leute sind gewiß heldenmüthig, aber sie haben nicht die Leidenschaftlichkeit und die erregte Phantasie, die man bei diesem Heldenmuthe voraussetzen könnte. Sie sind sehr stark und sie sind sehr gut verwaltet. Sie sind sehr muthig und sehr- ruhig. Gut geordnet und methodisch aufgestellt, erfüllen sie ihre