derben. Es ist ferner gelungen, noch alle Torpedos glücklich zu plaziren; alle Seezeichen sind entfernt, die Lootsen ohne Ausnahme ans Land geschafft, so daß Laudungsversuche, namentlich in der Nordsee, der französischen Flotte zum größten Unheil gereichen müßten. Käme es aber doch zur Landung, und General Vogel von Falckenstein scheint im Herzen nichts sehnlicher zu wünschen, so darf man sicher sein, daß alle Einrichtungen getroffen sind, um den landenden Feind nicht blos zu schlagen, sondern zu vernichten, und ihn nicht mehr auf seine Schiffe zurück zu lassen.
Die Wiener „Presse" schreibt unterm 1. August: „Auf die dänische Regierung wird, in Folge ihrer Neutralitätserklärung, eine sehr starke Pression vdn Seite Frankreichs ausgeübt. Der Vertreter Frankreichs in Kopenhagen erklärt offen, die nach der Ostsee bestimmte Operationsflotte bedürfe unbedingt der freien Verfügung über die dänischen Häfen. Die Lage ist eine um so kritischere, als die Regierung nun mich mit der öffentlichen Meinung in Widerspruch geräth'."
In Linz hat Bischof Rudigier von der Kanzel der Stadtpfarrkirche aus das Dogma der Unfehlbarkeit verkündet. Früher hielt er mit seinem Domkapitel von der Domkirche aus einen feierlichen Umzug durch die Straßen der Stadt in die Pfarrkirche, dort wurde das Dogma, wie es vom Concil beschlossen war, in wortgetreuer deutscher Uebersetzung verlesen, und den Gläubigen dringend ans Herz gelegt, daran festzuhalten, damit sie nicht der Bannstrahl treffe.
Paris, 1. Aug. Die lächerliche Behauptung Benedetti's, der Vertragsentwurf sei ihm von dem Grafen Bismarck in die Feder diktirt worden, erhalt einen letzten im Grunde überflüssigen Stoß durch die Mittheilung, daß der Entwurf auf dem Papier der französischen Botschaft geschrieben ist, wovon sich die Gesandten in Berlin so gut überzeugt haben, wie von der Handschrift Benedetti's. (St.-A.)
Paris, 1. Juli. Den immer kärglicher werdenden Kriegsbelichten des „Temps" entnehmen wir heute folgendes von dem Lager von St. Avold, 30. Juli. Die Verwaltung läßt es an Lebensmitteln fehlen, so zwar, daß die aus Soldabzügen der Mannschaft gebildeten Kompagniekassen zur Ernährung der Leute verwendet werden müssen. Das macht böses Blut. Die „Feldlebensmittel" (Fleisch, Kaffee, Zucker, Reis, Zwieback, gesalzener Speck) lassen auch auf sich warten, ebenso das Lagergeräthe (Kessel, Schüsseln u. s. w.) Gewisse Korps haben den Befehl, sich so gut als möglich das Nöthige in ihren Quartieren zu verschaffen — ein Zeichen großer Armnth in den Magazinen. Die Zelte kommen ganz allmälig an und viele Abtheilungen haben noch keine. Deswegen wird nicht vormarschirt, es wäre eine Unmöglichkeit." Diese Nachricht stimmt ganz mit dem überein, was man von deutscher Seite hört, wahrscheinlich ist sie noch in milder Form gegeben. Solche Zustände sind allerdings nicht ermuthigend für den Soldaten.
„Le Soir", eines der kriegswüthigsten Blätter, tröstet die Süddeutschen, die weinend und gezwungen den Krieg mitmachcn, mit der französischen Großmnth, die sich dem Besiegten gegenüber noch nie verleugnet habe, und die sich auch dießmal erweisen werde.
Einem aus Chalons eingetroffenen Privatbriefe nach ist der Wassermangel daselbst so groß, daß den Haushaltungen verboten ist, zu waschen. Einem frei in der Straße umhergehenden Pferde war ein Zettel mit der Inschrift um den Hals gehängt: „Wer mich ernährt, dem gehöre ich als Eigenthum." — Das Aufhören der Zufuhr von Hämmcln, Ochsen und anderem Schlachtvieh aus Deutschland hat die Fleischprcise in Frankreich bedeutend gesteigert. Das Pfund Ochsenfleisch soll in Straß- burg 5 Fr. kosten.
In Metz ist nicht nur der Korrespondent der „Times", son- auch der des „Standard" verhaftet worden. — Letzterer wird sogar des Hochverrats geziehen.
Mag Napoleon endlich zu Pferde gestiegen sein! Wenn mir der kleinste Thcil der Wünsche, die zum Himmel steigen, in Erfüllung geht, dann setzt sich hinter ihn ans das Pferd das Gespenst, das ihn niederzieht. Wer weiß, wie der Heimritt wird! Erlkönig kommt mir nicht aus dem Sinn beim Denken an den Kaiser und den Sohn. „Wer reitet so spät durch Nacht und Wind? Es ist der Vater mit seinem Kind." — „Dem Vater grauset's, er reitet geschwind, — Er hält in Armen das ächzende Kind; — Erreicht den Hof mit Mühe und Noth; — In seinen Armen das Kind war todt."
Gent, 3. Juli. Gelegentlich der Wahlen fanden bedeutende j Ruhestörungen statt. Militär stellte die Ordnung wieder her. -- In Brüssel ebenfalls Ruhestörungen. — Ein k. Dekret ruft die Kammern auf den 8. zusammen. (S. M.)
Florenz, 25. Juli. Das republikanische Ccntralkomite hat folgenden Ausruf an das Heer erlassen: „Brüder des Heeres.! Die Regierung des Königs, deren Geschicke mit dem kaiserlichen Despotismus Frankreichs verknüpft sind, will das Leben unserer § Soldaten dem größten Feinde Italiens zur Verfügung stellen. Diejenigen, die Euch zur Schlachtbank von Custozza führten und Euch Angesichts des Welt entehrten, Diejenigen, die Euch mit den Waffen in der Hand regungslos dem Gemetzel von Mentana
beiwohnen ließen, wollen Euch jetzt mit neuer Schande bedecken, und mit Eurem Blut die fremden Schlachtfelder düngen in einem Kampf, welcher als letztes Ergebnis) die Tyrannei haben wird. Gegen so viel Infamie müßt Ihr Euch empören, wenn ein üalieni- sches Herz in Eurer Brust schlägt. Erinnert Euch daran, daß Ihr zuerst Bürger und dann erst Soldaten seid. Eure Fahne ist die Freiheit; die Vertheidigung des Vaterlandes und der Familie ist Eure edle Sendung. Das Volk, dessen Söhne Ihr seid, blickt vertrauend auf Euch und hofft auf Euch als Kameraden an dem Tage, an welchem cs sich erheben wird im Namen seiner und Eurer Rechte, um die Regierung, die uns unterdrückt, mit dem Rufe: Es lebe die Republik! zu verurtheilen. Und dieser Tage ist nahe. Zählt auf uns, wie wir auf Eure Vaterlandsliebe rechnen. Das republikanische Centralkomite."
Florenz, 31. Juli. Der preußische Gesandte am römischen. Hof, Hr. v. Arnim, ist hier eingetroffcn, und begibt sich nach Berlin, wie-es heißt, wegen Abzugs der Franzosen ans Rom. — Es ist der Befehl nach Venedig ergangen, sofort noch drei Panzerfregatten auszurüsten. Ein Sonderzug mit Artillerie ging nach Verona.
Rom, 31. Juli. Kardinal Antonelli empfiehlt dem Pabste das Einvernehmen mit Florenz als einzig mögliche Politik; cs herrscht große Bewegung bei Hof über den Abzug der Franzosen. Der Gesandte Englands bietet dem Pabst Malta als Asyl an. Man versichert: der Pabst habe abgelehnt.
Rom, 1. Aug. Die Legion von Antibes, nach Eivitavec- chia in Garnison beordnet, verweigert den Gehorsam. Ihr Kommandant Oberst Perreaux fragt in Paris an, was zu thun. Alle Zuaven sind theils verabschiedet, theils zurückberufen worden.
Genua, 29. Juli. Die innere Gährung, in welcher sich gegenwärtig Italien befindet zeigt mit jedem Tage deutlicher, daß die Regierung für die nächste Zeit ihre Truppen wohl am noth- wendigsten im Lande selbst brauchen wird. (S. M.)
Garibaldi schreibt am l3. Juli aus Caprera an den Bruder Pantaleo: „Zunächst leget das rothe Hemd noch nicht an, das hieße Zwietracht säen. Sagt ihnen aber, daß es für Italien die größte Schande wäre, den 2. Dezember zu unterstützen." Die Aktionspartei spmpathisirt entschieden mit Preußen, und ist wüthcnd darüber, daß sich Italien nochmals unter das Joch des L-eptembervertrags beugen soll. Wenn Frankreich geht, sagen sie, so weiß es warum; gewiß nicht aus Liebe für die italienische Einheit, sondern aus bitterer Noth. Ebenso unzufrieden ist aber selbstverständlich auch Deutschland darüber, daß Italien nunmehr die französische Schildwache in Rom einfach ablösen will. Es hieße dieß den Franzosen einen direkten Vorschub leisten. Das Komische indeß ist dabei, daß mit der italienischen Regierung der Bock in Rom zum Gärtner gesetzt ist. Wie lang ein solches falsches Verhältniß dauern wird? Allzulange nicht.
London, 2. Aug. Die „Times" schreibt: mit dem Verbot der Kohlenlieferung an Kriegsschiffe, — eine solche an Arsenale ist unwahrscheinlich — hofft man Deutschland zu befriedigen. Doch genügt dies nicht. Die Ausfuhr von Waffen und Schießbedarf muß ebenfalls verboten werden, nöthigenfalls durch neue Gesetze, wofern die bestehenden unzureichend sein sollten. — Loflus sandte die lithographirte Copie des Bencdetti'schen Vertragsentwurfs hieher.
Frederikshavn (an der Nordküste Jütlands), 2. Aug. 4'/, Uhr Nachmittags. Soeben passirt die französische Flotte in südlicher Richtung, 8 Schiffe stark. Sie nimmt ihren Kurs ostwärts gegen Läsoe (die nördlichste der dänischen Inseln).
Moskau, 3l. Juli. Aus Simbirsk ist folgendes Telegramm an den Bundeskanzler Grafen v. Bismarck abgegangen : „Auch unter uns Norddeutschen hier an der Wolga herrscht Begeisterung über Deutschlands einmüthiges Vorgehen. Geldsendung unterwegs. Dr. Friedrich."
Deutsches Soldatenlied für 1870.
1. Was kommt dort von der Höh'? Was kommt von der ledernen Höh'?
§a, v«, ledernen Höh',
Was kommt dort von der Höh'?
2. „Es ist der Herr Franzos!"
Es ist der lederne Herr Franzos, sa, §a, Herr Franzos,
Es ist der Herr Franzos.
3.
,: Was bringet er denn mit? rc.
4.
,: „Ein schrecklich großes Maul." rc.
b.
Woher hat er das Maul? rc.
6.
,: „Von seiner Frau Mama! rc.
7.
,: Wer ist die Frau Mama? rc.
8-
,: „Die große Nation." rc-
9.
,: Was will die Nation? rc.
10.
,: „Den Buckel wieder voll" rc.
11.
Wie „dreizehn" ist geschehen."
Wie „dreizehn" deutsch es ist gescheh'n,
da, ?a, ist gescheh'n, rc.
12.
Der Wunsch wird ihr erfüllt!
Der Wunsch, er wird ihr deutsch erfüllt
! 13.
I
Nun vorwärts in den Feind! rc.
j Redaktion, Druck und Verlag der G. W. Zaiser'schen Buchhandlung.