berger, welcher in einer oft mit Beifall unterbrochenen Rede zuerst das Thatsächliche der Ursache des Krieges wieder in das Gedächtniß zurückgab, dann aber mit patriotischer Entrüstung bas Gebühren der Händelsucher mit Worten bezeichnet?, die auch dem blödesten Verstände klar legten, daß der Krieg einzig und allein von Frankreich und nicht von Preußen, wie so manche ans altem Hasse glauben machen möchten, heraufbeschworen wurde. Als einen besonders günstigen Moment für die Hoffnungen unseres Sieges bezeichnete Redner die Einhelligkeit des deutschen Volkes schon beim Beginn des Kampfes, statt wie anno 1813 erst nach harten Schlägen. Schließlich empfahl er der Versauimlnug die Annahme folgender Resolution, welche durch begeisterten Applaus einhellige Zustimmung fand:
Die heule hier abgehaltene Versammlung von deutschgesinnten Männern erklärt:
„Daß sie zu der K. württcmbergischen Staatsregierung die zuversichtliche Erwartung hege, sie werde in Erfüllung ihrer nationalen Pflichten mit allen ihr zu Gebote stehenden Kräften zu Deutschland stehen in dem Kriege, zu welchem Deutschland durch Frankreichs unerhörte Anmaßung getrieben wird. Die äußerste Opferbereitwilligkeit des gauzen Volkes wird der Staatsregierung in diesem heiligen Kriege bis zu dessen — wie wir im Vertrauen auf unsere gerechte Sache hoffen — glücklichen Ausgange zur Seite stehen.
Das walte Gott!"
Hr. Eollaborator Wieland ergriff hierauf das Wort und führte aus, wie nothwendig die deutsche Einheit und Machtstellung sei, indem nur durch solche die Freiheiten des Volkes gewahrt und geschützt werden können. Der von demselben zum Schluß ausgebrachte Toast auf ein nach Beendigung des Kampfes erstandenes einiges, freies, mächtiges Deutschland fand ein begeistertes Echo , das die Versammlung zu dem Liede: „Die Wacht am Rhein" hlnriß. Noch wurde dem anwesenden Abgeordneten durch den Vorsitzenden die Stimmung der Versammlung ans Herz gelegt, was denselben zu der Erklärung veranlaßte, daß er vollständig den ausgesprochenen Willen der Versammlung theile und auch schon früher in diesem Sinne sich bethätigt habe. Die Versammlung trennte sich in gehobenster Stimmung.
Stuttgart, i.8. Juli. Das Ministerium des Innern erläßt folgende Bekanntmachung: „Im Hinblick auf die gegenwärtige Lage ergeht an die Redaktionen der im Königreich erscheinenden Zeitungen hiemit die Aufforderung, von jetzt an über militärische Anordnungen und Truppenbewegungen keinerlei Nachrichten mehr zu bringen."
Stuttgart, 19. Juli. Minister v. Varnbüler ist von München zurückgekehrt und hat sich mit Baiern verständigt. Die französische Sommation ist noch unbeantwortet. Der französische Gesandte befindet sich noch hier. (T. Ehr.)
Nach der Ansicht der erfahrensten Geldlente ist Hoffnung vorhanden, daß die plötzlich hereingebrochene unerhörte und alle sozialen Verhältnisse bedrohende Geldkrisis in etwa 14 Tagen beendigt sein und einer ruhigeren Stimmung Platz machen wird.
Ottfried Mylius fordert in der Stuttg. „Bürgerzeitung" zu Bildung von Freikorps auf.
Ulm, 16. Juli. In Betreff der Industrie-Ausstellung hören wir, daß heute Vormittag beschlossen worden ist, vorerst bis zur gänzlichen Klärung der Lage die Arbeiten ihren Fortgang nehmen zu lassen. Von neu anlangenden Gegenständen wird jedoch nichts mehr ausgepackt.
Ellwangen, 15. Juli. Abgeordnetenwahl. Posthalter Retter (Protestant) von hier ist gewählt mit 2039 Stimmen. Große Trauer im ultramontanen Lager. (S. M.)
Der neugewählte Abgeordnete für Ellwang en, Herr Posthalter Retter hat sich dieser Tage dahin ausgesprochen, daß er in der vorliegenden Frage die Politik d<r Regierung unterstützen werde. (B.-Z.)
Französische Neugierde. Ei» Menstück von höchstem Interesse für Deutschland und insbesondere ftir Württemberg wird soeben durch die Berliner Nat.-Z. (Mmmsr vom 13. Juli) veröffentlicht. Das genannte Blatt schreibt: der gegenwär
tigen politischen Lage dürfte die Veröffentlichung eines französischen Aktenstückes von Interesse sein, das uns von guter Hand unter Verbürgung der Aechtheit zugeht. Es enthält 41 Fragen, welche schon vor einiger Zeit von der französischen Regierung ihrer Gesandtschaft inStuttgart vorgelegt worden sind. Von diesen Fragen, welche sich über die verschiedensten Gegenstände verbreiten, verdienen namentlich die letzten Beachtung, weil sie beweisen, daß Frankreich nicht erst seit dem plötzlichen Auftauchen der spanischen Thronfrage einen Krieg mit Preußen ins Auge faßt, und weil daraus hervorgeht, zu welchem Gedanken man sich in Betreff der Haltung im Falle eines Krieges durch die dortigen Parteikämpfe angeregt findet. Das vollständige Ver- zeichniß der Fragen ist Folgendes: 1) Wie war die Lage der Parteien in Württemberg vor dem Krieg des Jahres 1866? 2) Welche Aenderungen haben die Ereignisse des Jahres 1866 in diesen Parteien hervorgebracht? 3) Wie stark ist die demokr.
Partei? die kath. Partei? die preuß. oder Einheitspartei? die konseiv. Partei? 4) Auf welche Weise suchen die Parteien zu wirken? Welches sind ihre Zeitungen, ihre Führer und ihre bedeutendste» Männer? 5) Welche Partei ist am meisten vorwärts gekommen und hat für die Zukunft die meisten Aussicht auf Erfolg? 6) Was ist die Ansicht der verschiedenen Klassen der Gesellschaft? 7) Ist die Dynastie populär? Hat sie eine Partei? Würde man große Anstrengungen machen, um sie zu vertheidigen? 8) Welche hauptsächlichen politischen Ereignisse haben sich in Württemberg seit dem Kriege zugetragen? 9) Welches sind die hauptsächlichsten Gesetze, die von den Kammern vereinbart wurden? 10) Wie stehen sich seit dem letzten Kriege die Parteien gegenüber in der 1. Kammer? 11) Welchen Eindruck haben im Lande hervorgerufen: die Armeeorganisation? die Tabaksteuer? die Salzsteuer? das Anlehen? 12) Was hält man vom neuen Wahlgesetz und vom allgemeinen Wahlrecht? 13) Welchen Einfluß wird es auf die Zukunft des Landes ausüben? 14) Was denkt man über die Armeeorganisation und welchen Erfolg hat sie gehabt? 15) Welches ist die Lage Württembergs bezüglich seiner Industrie und seines Handels? 16) Welchen Einfluß haben die letzten Ereignisse auf Handel und Industrie geübt? 17) Ist seitdem der allgemeine Wohlstand gestiegen? 18) Wie hoch beziffert sich gegenwärtig in Württemberg der Export? der Import? 19) Wie haben sich die Ereignisse von 1866 auf dem Geldmarkt geäußert? 20) Das Zollparlament ist das wichtigste Ereigniß dieser zwei Jahre. Was denkt man darüber? Was ist seine Zukunft? 21) Was ist die Ursache der Niederlage der preußischen Partei bei den Zollparlamentswahlen? 22) Warum konnte der Südbund nicht gebildet werden? Woher kommt die Eifersucht, welche die Südstaaten spaltet? 24) Stehen die materiellen Interessen im Süden der Gründung eines Südbundes entgegen? 25) Sind die Interessen des Südens mit denen des Nordens verknüpft? Können sie davon getrennt werden? Welches sind dieselben? 26) Giebt es nicht auch Bande gemeinschaftlichen Interesses zwischen den Südstaaten und Oesterreich? 27) Könnte nicht eine große Handelsbewegung hergestellt werden zwischen dem Osten und Westen zwischen Süddeutschlaud und dem adriatischen Meer? 28) Welche Politik verfolgt Preußen gegenüber den Südstaaten? 29) Hat es auf die Einigung Deutschlands verzichtet? 30) Warum sucht Oesterreich seinen alten Einfluß im Süden Deutschlands nicht wiederzugewinnen? 31) Welches ist die jetzige Politik der würt- tembergischen Regierung? Ihre Haltung den verschiedenen Parteien gegenüber? Preußen gegenüber? Oesterreich gegenüber? 32) Bedauert sie das mit Preußen abgeschlossene Schutz- und Trutzbündniß? 33) Würde sie im Kriegsfall mit Preußen gehen? 34) Im Falle eines Krieges mit Preußen würde Frankreich Bundesgenossen im Süden finden? 35) Wie ist der Geist der würt- tembergischen Armee? 36) Warum sucht die württembergische Regierung ihre Armee immer mehr zu verpreußen? (prussianissr!) 37) Will die Regierung den Eintrite in den Nordbund? 38) Welches sind die politischen Ansichten und die Tendenzen der hauptsächlichsten Mitglieder des Kabinets? 39) Welchen Einfluß hat die Königin Olga auf die Politik? 40) Unterstützt Rußland Württemberg? 41) Kann die gegenwärtige Lage von Dauer sein, und welche Vermuthungen kann man für die Zukunft anstellen?" Die „Nat.-Ztg." knüpft hieran die Bemerkung: „Man sieht, daß die französische Regierung wißbegierig ist. Der Kriegsfall mit Preußen wurde sogar vor Monaten schon ganz unumwunden in's Auge gefaßt und gefragt, ob Frankreich in diesem Falle Bundesgenossen im Süden finden würde. Es ist wohl eine sehr nahe liegende Vermuthung- daß die französischen Gesandtschaften in München, Karlsruhe und Darmstadt sich mit ganz ähnlichen Fragebogen zu beschäftigen gehabt haben."
Die K. Postdirektion erläßt folgende Bekanntmachung: 1) Da der Verkehr mit Frankreich über Kehl-Straßburg unterbrochen ist, so werden von jetzt an keine Fahrpostsendungen nach Frankreich mehr zur Beförderung von den Poststellen angenommen. Die Auswechslung der Korrespondenz mit Frankreich erfolgt einstweilen über Basel. 2) Bis auf weitere Bekanntmachung werden Privattelegramme in Chiffernschrift von der Beförderung und Bestellung ausgeschlossen.
München, 18. Juli, 10 Uhr 50 M. Vorm. Abgeordnetenkammer. Der Kriegsminisier bringt einen Gesetzentwurf ein, betr. einen außerordentlichen Militärkredit von 27,700,000 fl. Der Ministerpräsident empfiehlt die Genehmigung, bemerkend, es handle sich nicht mehr um die spanische Thronfrage, sondern um die deutsche Frage. (Allgemeiner Beifall.) (S. M.)
München, 17. Juli. Ungeheure Bewegung in allen Straßen. Erregte Volksmenge demonstrirte gegen das ultramontane „Vaterland" vor dem Redaktionslokal. Der Redakteur Sigl wurde auf eigenes Ansuchen zum Schutze seiner Person in Polizeigewahrsam abgeführt. (S. M.)
Berlin, 15. Juli. Wie man hört, werden zwei Armeen gebildet und dieselben unter die Führung des Kronprinzen und des Prinzen Friedrich Karl gestellt werden. Alle Vorkehrungen sind getroffen, um 950,000 Mann Seitens des Norddeutschen Bundes zur Verfügung zu haben, wovon nahezu 700,OM Mann