als für Frankreich sei ein unter der preußischen Pickelhaube ge­einigtes Deutschland eine Gefahr für Oestreich-Ungarn. (S. M.)

Paris, 15. Juli. Der Avcuir National meldet, es sei eine Anfrage des Tuilerientabinels an das Brüsseler abgeaaugeu, ob Belgien fähig sei, seine Neutralität zu vcrtheidigen. "Wenn es sich dazu vermögend fühle, werde es Frankreich außerhalb seiner strategischen Kombinationen lassen, wenn nicht, so solle eine französische Armee Belgien besetzen. Von Brüssel sei hierauf ge­antwortet worden, Belgien fühle sich stark genug, sich zu vcr­theidigen, und die Regierung habe sofort Anordnungen zum Schutz der Gränzen getroffen.

Paris, 15. Juli. Im gesetzgebenden Körper spricht Thiers gegen den Krieg, aber die Kammer hört nur ungeduldig zu. Ollivicr erwidert ihm und sagt u. a.:Wenn je ein Krieg »oth- wendig ist, so ist es dieser, zu dem uns Preußen zwingt. Grö­ßere Nachgiebigkeit würde uns aufs Tiefste erniedrigen." Mar­schall Leboef legt einen Gesetzesentwurf über Einberufung der gesammten mobilen Garde zum aktiven Dienst vor. Die Dring­lichkeit wird einstimmig votirt. (S. M.)

Frankreich ist ein Heerlager. Die Truppen von Paris, Versailles und Vincinnes bilden zusammen mir den Truppen des Heerlagers von Chalons die erste Armee von 150180,000 Mann, die zweite Armee soll 115,OM Mann stark werden. Aus Algerien werden 9 Jnfantericregimenter, unter ihnen die Zua- ven, Tnrkos und Zephirs, und 7 Kavallerieregimenter nach Frank­reich gezogen und andere Truppen hinübergeschickt. In Toulon und Cherbourg lagen 45 Fahrzeuge bereit. Von der Kammer wird ein Kredit von 50 Milk, für das Kriegsministerium und 16 Mill. für die Marine gefordert und bewilligt. In Böh­men hat Frankreich vor 2 Monaten schon 700,000 Paar Mili- tärschnhe bestellt. Frankreich hat den Krieg vorausbcstellt.

Wo ist das Weib, das dahinter steckt? fragte ein geistvol­ler Franzose bei jedem öffentlichen oder geheimen Skandal. Hin­ter dem französischen Skandal soll die Kaiserin Eugenie stecken. Sie soll mit Prim den Prinzen Friedrich, den jüngsten und unverheirathetcn Sohn des Fürsten von Hohenzollern, znm spanischen Thronkandidatcn ausgewählt haben und zwar deshalb, weil er ein Napoleon'scher Vetter ist und weil er eine ihrer spa­nischen Nichte heirathen sollte. Als die Heirath Anstoß fand und der ältere verheirathete Prinz plötzlich aufs Tapet kam, da ge- rieth sie in den heftigsten Zorn. Sie soll den Skandal vieler Pariser Blätter in Scene gesetzt haben und förmlich wüthen. Eines geht wenigstens aus diesen Plaudereien hervor und etwas sehr Wichtiges, daß Napleon von der Prim-Hohenzoller'schen Kandidatur nicht überrascht worden ist, sondern daß er tief ein- gcweiht war und der Zorn darüber ein gemachter und ein Vor­wand ist.

In Lyon ist ein allgemeiner Stricke unter den Arbeitern ausgebrochen. Die Internationale protestirt gegen den Krieg; cs heißt, dieselbe werde eine auswärtige Unternehmung benützen, um eine Revolution anzubahnen.

Die ministerielleItalic" schreibt:Aus den Erklärungen des Ministers Visconti-Venosta geht hervor, daß Italien ans seiner Neutralität nicht herauszutrcten gedenkt.

Terni, 13. Juli. Die von der dogmatischen Kommission vorgelegte Unfehlbarkeitsformcl lantct:Es sei göttlich geoffen- bartes Dogma, daß der römische Pabst, wenn er ex eLtlieckra, d. h. in Erfüllung seines höchsten Hirten- und Lehramtes über Christen, zufolge seiner göttlichen und apostolischen Autorität eine von der ganzen Kirche anzunehmende Glaubens- oder Sittenlehre verkündet, kraft göttlicher Verheißung an den heil. Petrus mit derselben Unfehlbarkeit ausgestattet ist, welche der göttliche Er­löser seine Kirche verleihen wollte, als er die Glaubens- und Sittenlehre gab. Deßhalb sind die Lehren dieses nämlichen rö­mischen Pabstes von Natur aus unfehlbar."

Dänemark soll den Franzosen seine ganze Land- und Seemacht zur Verfügung gestellt haben. Andere Bundesgenossen hat Frankreich nicht. Oesterreich bleibt vollständig neutral, so lange, bis etwa eine dritte Macht (Rußland) cingreift.

London, 15. Juli. Die Morgenblätter aller Parteien sprechen sich entschieden günstig für Preußen aus, sie verdammen das herausfordernde beschimpfende Benehmen der französischen Negierung, und messen letzterer allein die Schuld der drohenden Kriegsgefahr bei. (S. M.)

Eine Nacht aus einer algerischen Niederlassung.

(Fortsetzung.)

Der Spahi zog feinen Dolch, warf seinen Burnus von sich und stellte sich fest auf den Boden.

Der Jäger wickelte seinen Gürtel um den Arm, um die Hiebe seines Gegners zu pariren, welche Vorsicht dieser Letztere unter­lassen, zog sein Jagdmesser und stellte sich en Zsrcke nach den Vorschriften der spanischen Fechterschule.

Einige Augenblicke standen sich die Gegner scharf beobachtend gegenüber.

Dann fiel Jean Casse-Tete mit einem raschen Sprunge aus

und führte gegen den Spahi einen gewaltigen Stich. Dieser hatte seine Linke frei, parirte den Stoß mit wunderbarer Gewandt­heit und brachte seinem Gegner, bevor dieser zurückgetrctcn war, eine breite Wnudc in der Schulter bei.

Der Gegner vcrrieth seinen Schmerz nicht durch den geringsten Laut, ließ sich aber durch den Vorfall warnen, drückte sich so straff als möglich zusammen und änderte seine Takuk insoweit, daß er sich auf seine Vertheidiguug beschränkte, während Obigny mit wunderbarer Gewandtheit und Beweglichkeit seine Angriffe in's Unendliche vervielfältigte, bis sein Gegner ermattete.

Der bedeutende Blutverlust, die Nöthigung, zahllose mit Blitzesschnelle geführte Hiebe immer mit gehöriger Kraft zu pa­riren, brachte den Jäger endlich dahin, daß er eine merkliche Abnahme seiner Kräfte verspürte.

Wie verzweifelnd raffte er sich daher auf und brach auf Obigny los.

Nachdem er seinen Angriff eine Weile fortgesetzt und nichts dabei erreicht hatte, stürzte er auf eines seiner Knie und begann halberstickt zu röcheln.

Jetzt warf ihn der Spahi auf den Boden hin und setzte ihm den Dolch an die Kehle.

^Es widerstrebt mir, Dich zu tödteu, Jean! sagte er zu ihm. Schwöre mir, daß Du das Land verlassen und auf Rita ewiglich verzichten willst, so schenke ich Dir das Leben.

Jean Casse-Tete antwortete nicht.

In diesem Augenblicke ertönte der Ruf:

Herbei! Herbei!

Flintenschüsse knallten unter den lauten Kriegsrufen der Beni- Snasscm. Die Eiden Kämpfer waren von einerNebelbande" umringt, die auf die Besitzung losstürmte.

Schon nach Verlauf einer Stunde mußten die Räuber, die keine Ahnung davon hatten, welche bedeutende Streitmacht sie auf der Niederlassung empfangen würde, die Flucht ergreifen und wurden von den Spahi's verfolgt.

Diesen war es längst nicht mehr unbekannt, daß Obigny und Jean Caffe Tete zusammen die Ansiedlung verlassen hatten, und begannen jetzt das Land ringsumher »ach dem Löwcntödter und dem Jäger zu durchstreifen.

Endlich fanden sie den Rumpf des Jägers ohne den Kopf und unweit davon den Burnus des Spahi; die Leiche des Letzteren aber suchten sie vergebens.

VIII.

Eine ganze Woche verstrich, ohne daß man erfuhr, was aus Obigny geworden war. Er mußte in die Gefangenschaft der Beni Snassem gerathen sein; und da die Eingeborenen ihre Ge­fangenen, die lebend in ihre Gewalt geriethcn, beinahe immer tödteten, so hatte es die größte Wahrscheinlichkeit für sich, daß der junge Unterlieutenant nm's Leben gekommen war.

Man bot alles auf, Rita zu beruhigen, die Frauen aber hören immer nur auf die Stimme des Herzens und achten darum auch nur wenig selbst auf die scheinbar überzeugendsten Trost­gründe.

Sie ahnte die Wahrheit.

Eines Tages hüllte sie sich in die Kleider ihrer Zofe und begab sich, von einer der spanischen Frauen im Hause begleitet, nach Nemours. Sie fragte mehrere Ansiedler und vernahm von ihnen die grauenvolle Wahrheit.

Als sie auf den Wirthschaftshof zurückkehrte, bemerkte ihr Oheim eine besondere Veränderung in ihren Zügen. Sie umarmte ihn freundlich, erschien Abends bei Tische und zog sich dann auf ihr Zimmer zurück.

Sie öffnete wieder ihr Fenster wie in früheren Tagen, als ihr Geliebter noch vor demselben erschien, und starrte lange wie träumend auf den offenen Himmel hinaus!

Er ist da oben! sagte sie endlich, von ihren Gefühlen überwältigt.

Dan» setzte sie hinzu:

Ja, Carl, wir sehen uns wieder!

Dann fiel sie auf die Knie, sie betete.

(Schluß folgt.)

(Ein Stier der Milch gibt.) Wir lesen imN. fr. Lld.": Der Lippaer Sicherheitskommissär hat dieser Tage ein Aussehen machendes Naturwunder angekauft. Es ist iues ein dreijähriger mittelgroßer Stier mit 4 Strichen, der aus 2 Strichen täglich eine halbe Maas Milch gibt. Die Milch ist gut und vol­lends genießbar. Der Eigenthümer ist geneigt, den Melkstier an das ung. National-Museum abzugeben.

Merkwürdig. Während des Kreuzverhörs eines Zeugen wurde dieser gefragt, wer sein Vater sei. Auf diese Frage antwortete er mit einer melancholischen Stimme -Todt, Sir, erstarb ganz plötzlich, Sir.

Wie ging das zu, daß er so plötzlich starb?" war die nächste Frage.

Unredliches Spiel, Sir. Der Sheriff, der sich ans meines Vaters nicht argwöhnische Natur verließ, bestimmte ihn, auf eine Plattform zu steigen und nach einer auserwählten Zuschauermenge zu sehen, und dann schnellte er eine kleine Falltbür unter ihm weg und beim Herunterfallen blieb er an einem Stricke hängen, der ihn erdrosselte."

Redaktion, Druck und Verlag der G. W. Zaiser 'scheu Buchhandlung.