Mort».

IN Juli: Wer sich schon im Birkenbusch verirrt, wird schwer durch den Tannenwald kommen.

kt. Ist ein Bubenstück gelungen, fehlt es nie an Huldigungen.

T a g e s - N e » i g k e i t e n.

* Nagold, 12 Juli. Die durch die lang anhaltende Dürre hervorgerrufenc Aufsicht auf einen geringen Futterertrag hatte die Viehpreisc schon lange herabgedrückt, trotzdem machten aber unsere Metzger keine Miene, die Fleischpreise hienach zu regeln. Gestern aber erwachte bei dreien derselben auf einmal der Billig- keitssinn und ließen dieselben durch den Ausscheller bekannt machen, ' daß sie den Preis bei sämmtlichen Fleischsorten um 1 kr. herab­gesetzt haben. Wohl weniger der gute Willen als die Folge der Concurrenz veranlaßte nun den andern Theil das Rindfleisch auf 12, Kalbfleisch auf 11, und das Schweinefleisch auf 13 und 14 kr. herabzusetzen, welchen Preis schließlich sämmtliche Metzger auf ihre Aushängtafeln notirten.

Gestern Nachmittag wurde Hebamme F. zu einer seit etwa 8 Tagen sich hier aushaltenden ledigen Nähterin, angeb­lich von Bulach, gerufen. Als dieselbe in der Wohnung der Letzteren eingetroffcn, fand sie, daß ihre Hilfe nicht mehr von- uötheu; hierauf aber nach dem Kinde fragend, gab die Angere- dcte zur Antwort, daß sie nicht wisse, wo es hingckommen. Die Hebamme schöpfte Verdacht und suchte sogleich in dem Abtritte nach, wo auch wirklich ei» starkes, vollkommen ausgebildetes, todtes Mädchen zum Vorschein kam. Ob ein Verbrechen das Kind an diesen Ort gebracht, oder ob die einstweilen ins hiesige Spital gebrachte Wöchnerin an diesem Orte von der Geburt überrascht wurde, wird die Untersuchung feststeUen. Unser Spital beher­bergt dadurch nun zwei Mädchen, die wegen Verdachts des Kinds­mords in Untersuchung stehen, da das zweite, von Garrweiler, schon vor ca. 4 Wochen hier eingcliefert wurde, deren Kind eben­falls in dem Abtritte vorgcfunden wurde.

Stuttgart. (Gräßliches Unglück.) Laut einem hier einge­troffenen Privatbriese, adressirt vom Datum des 11. Juli, an einen Reisenden aus München, ist am Samstag auf dem Starnberger See der Kessel des neuen Dampfschiffs explodirt und sind dadurch gegen 250 Menschen ums Leben gekommen. (B.-Z.)

InRottweil stießen gestern zwei Züge zusammen. Beide Führer und beide Heizer sind dabei tödtlich verletzt worden. Einer derselben ist bereits gestorben. (B.-Z.)

Im Januar 1869 kam zwischen dem Bahnhof in Ulm und Neu^Ulm ein Geldsäßchen mit ca. 3000 fl. abhanden, wovon dis jetzt keine Spur zu entdecken gewesen war. Nach demU. T." ist es gelungen, den Thäter in einem in Ulm ansäßigen Manne ausfindig zu machen, der sofort verhaftet worden ist.

Ncuenstadt, 5. Juli. In der Neckar-Ztg. hatte ein Mitglied der deutschen Partei an einen Großdeutschen die Bitte gerichtet, ihm das großdeutsche Programm mitzutheilen. Der Großdeutsche hatte geantwortet, das Programm sei allerdings zur Zeit nicht mehr, als der Ausdruck einerHoffnung" (!). Da­raus antwortet unserer wackerer Genosse wieder: Dem Hrn. CorrespondentcnVom Neckar" dankeich freundlich für die prompt« Antwort und consiatire dabei mit Befriedigung, daß unsere Dif­ferenzen in Betreff des Großdeutschthums keine großen sind. Denn auch er hält den Standpunkt von 1848, nemlich die Herein- ziehung von Oesterreich, (das bekannte 70 Millionenreich) für einen antiquirten; auch er hofft, diedeutschen" Oesterreicher der gemeinsamen Mutter zueilen zu sehen, wenn die Nationalitäten- Zerklüftung noch weiter gediehen sein wird- Ja auch imFö­deralistischen" begegnen wir uns, denn der Norddeutsche Bund ist ja föderalistisch und wird dies noch viel mehr und wahrer, wenn die 4 süddeutschen Staaten auch dabei sind. Und diesen deutschen Bund" mit Kaiserlicher Spitze und der parlamentari- stischen Basis wer wollte ihn nicht wünschen? Die Dif­ferenz beginnt erst beim Eintritt in den Nordbund. Ich will abgesehen von West und Ost, von Romanen- und Slaventhum, welche aus Racen-Jnstinkt unsere Feinde über Nacht werden kön­ne», ich will, abgesehen von den Gefahren, die von jenseits, (nicht vom Jenseits) drohen haben denn unsere deutschen Brüder in Oesterreich, welche gegenwärtig die Prügeljnngen dieser Tsche­chen, Slovenen, Slowacken und der Ruthenen sind, nicht an einem consolidirten Deutschland einen festeren Krystallisationskern, als an einem noch ungeborenen, weil abortiv zu Grunde gegangenen Südbund? Nun auch hier werden wieder die Ereignisse manchen weit hinausreichenden Calcul umstoßen und das Bedürfniß des deutschen Volkes wird die adäquate Form schon finden.

In Winnenden hat eine schreckliche Feuersbrunst gestern Nachmittag (11. Juli.) 8 Gebäude und heute früh wieder 3 Ge­bäude eingeäschert. (B.-Z.)

^ Frei bürg, 6. Juli. Man schreibt derBad. Ldsz.": Sicherem Vernehmen nach sind 13 Theologie-Studirende dahier ans einmal aus dem katholischen Konvikt ausgetreten, angeblich durch die übertriebene ültramontane Richtung in allen theologi­schen Lehrfächern und die drohende Definition des Unfehlbarkeits- Dogma bewogen; dieselben haben das Studium der Theologie

anfgegeben und sind zu andern Berufsfächern übergegangen. Mehrere ihrer Kollegen sollen ihrem Beispiele zu folgen bereit sein. DieFreiburger Zeitung" bringt unter der Aufschrift Mitpriester zur Kirche"! eine Ansprache an die Gesinnungsge­nossen, welche aufgefordert werden, von ihrer der Jnfallibilitäts- erklärung abgeneigten Gesinnung Zeugniß abzulegen. Zu diesem Zweck sollen sie sich alsbald in kleineren Gruppen zusammenfin­den und im Anschluß an die Anschauungen der deutschen Oppo­sitionsbischöfe darüber, was sie über jene religiöse Frage glauben und denken, eine Kundgebung berathen, beschließen und zur Ver- werthung an einen der größten Theologen des Jahrhunderts, an den auch unsere Erzdiözese rcpräsentirenden Bischof Hefele in Rom absenden.

In Dossenbach wurde dieser Tage den dort im Gefechte gegen die württembergischen Reichstruppen gefallenen Freischärlern unter Schimmelpfennig ein Denkmal errichtet, bei dessen Einweihung der Ortsgeistliche und der Statthalter von Schopfheim angemessene Reden hielten, die den Geist der Versöhnung aussprachen. Auch der Kommandant von Hohenasperg, v. Lipp, der als Hauptmann damals von Schimmelpfennig verwundet worden, hat einen schönen Beitrag zu dem Denkmal gegeben, der mit großer Anerkennung angenommen wurde. (S. M.)

Berlin, 9. Juli. DieKreuzzeitung" enthält einen Ar­tikel über die spanische Kroncandidatur. Sie mißbilligt entschieden die Aeußerungen des Herzogs von Gramont. Der französische Minister des Aeußern müsse wissen, daß weder König Wilhelm, noch Preußen, noch der norddeutsche Bund ein Interesse daran habe, wenn ein Prinz von Hohenzollern den spanischen Thron besteige. Der Minister des Aeußern einer befreundeten Macht dürfe Preußen nicht beschuldigen, daß es das Gleichgewicht Eu- ropa's störe. Der Herzog von Gramont wisse übrigens, daß der Prinz von Hohenzollern kein königlich preußischer Prinz sei. Der König habe, wie gemeldet, abgerathen; nähme der Prinz die spanische Krone aus der Wahl der Cortes an, warum sei dann die spanische Nation zu schulmeistern? Würde der Prinz durch die Wahl der Cortes König von Spanien, so sei den Spaniern aufrichtig dazu Glück zu wünschen. Im Uebrigen aber geht uns die Sache weiter nichts an. Wir hoffen, Frankreich werde bald die neutrale Stellung Preußens in dieser Frage richtig würdigen.

(S. V.)

Berlin, 9. Juli. Herr v. Thile hat, wie aus Paris be­richtet wird, dem Vertreter Benedetti dahier auf seine Anfrage geantwortet, daß Preußen in dieser Angelegenheit sich völlig neu­tral verhalte; daß es weder Partei für noch gegen die Kandidatur deS Prinzen Leopold ergreife, und daß es eben so gut wie Frank­reich durch das Resultat der Verhandlungen zwischen Madrid und Sigmaringen überrascht, übrigens Prinz Leopold ein völlig un­abhängiger Mann sei, dem man keine Vorschriften machen könne. Daß der König von Preußen als Chef der Familie das Recht in Anspruch nehmen kann, die Kandidatur zu verbieten, wenn er ein solches Verbot durch die Interessen Deutschlands für ange- zeigl halten sollte, zieht die N. Pr. Ztg. in Abrede. In der Köln. Ztg." wird auf eine erläuternde Denkschrift zu dem Ver­trag vom 7. Dez. 1849, durch welchen die hohenzollerischen Für- stenthümer an Preußen kamen, aufmerksam gemacht. Darin steht, daß den Herren Fürsten von Hohenzollern ein Successionsrecht in irgend einem der jetzt zu Preußen gehörigen Landestheile für den Fall des Erlöschens des königl. preußischen Mannesstammes, welchen Gott in Gnaden verhüten wolle, durchaus nicht zusteht. Die Herren Fürsten gehören daher keineswegs zu den successions- berechtigten Agnaten des königlichen Hauses. Die Möglichkeit einer Vereinigung der spanischen und preußischen Krone ist damit ausgeschlossen. (St.-N.)

Berlin, 11. Juli. Die Nordd. A. Z. bespricht einen Artikel des Pays und konstatirt, daß das von Frankreich erhobene Kriegsgeschrei diesseits des Rheines ohne Echo geblieben sei. Das Blatt mißbilligt nochmals ganz entschieden die Erklärungen des Herzogs v. Gramont; derselbe habe wissen müssen, daß Preußen nichts zur Wahl der spanischen Regierung gethan habe, und daß wir deßhalb auch nichts dagegen thun könnten, ohne uns zu er­niedrigen. Preußen habe keine Berechtigung, also auch keine Verpflichtung zu den ihm augesonnenen Diensten. Es heiße Hän­del suchen, wo keine von selbst erwachsen wollen, und wenn dieß die Absicht des Herzogs v. Gramont sei, so möge er doch zwei­mal zusehen. (S. M.)

Berlin, 11. Juli. Das auswärtige Amt hat den Vertre­tern des Bundes in Deutschland mitgetheilt, daß die verbünde­ten Regierungen und insbesondere die preußische sich jeder Ein­wirkung auf die spanische Königswahl und auf deren eventuelle Annahme oder Ablehnung durch einen der zu Wählenden bisher enthalten haben und ferner enthalten werden, indem sie diese An­gelegenheit als eine ausschließlich Spanien und den demnächst gewählten Thronkandidaten persönlich angehende jederzeit betrachtet und behandelt haben, wie dies die Achtung vor der Unabhängig­keit Spaniens von selbst bedinge. Vorstehendes sei der französi­schen Regierung bekannt, wenn auch eingehende und vertraulichere Erörterungen durch den Ton verhindert worden seien, in welchem