Ulm, 1, Juli. Gutem Vernehmen nach wurde an aller- > höchster Stelle die Ausgabe einer 3. Serie der Prännenkollekte für die Münsterrestauration genehmigt und wird diese Serie, mit ^ den gleichen Gewinnsten, wie die letzte ausgestattet, Ende dieses Jahres ausgespielt werden.
Der Abg. Bar eis von Göppingen, welcher denOberamts- bczirk Maulbronn vertritt, hat sein Mandat niedergelegt und dem ständischen Ausschuß wie seinen Wählern hievon Anzeige gemacht. Es ist also eine neue Wahl für de» Oberamtsbezirk Maulbronn nothwendig, und damit nunmehr in 3 Bezirken des Landes: Ellmangen Amt, wo Zimmerte und Retter, in Cannstatt, wo Commerzicnrath Krauß und Maulen einander gegenüberstehen und endlich Maulbronn, wo die Kandidaten erst werden ausgestellt werden. (d .- Z )
Lahr, 2. Juli. Hier ist vorgestern eine Frauensperson gestorben, welche "seit 57 Jahren in einer und derselben Familie als Magd gedient hat. Sie ist eine Württembergerin, geboren 1792 zu Sulz a. R. Sie trat im Jahr 1813 bei dem Förster Jak. Maurer in Dienst, bei dessen Nachkommen sie bis zu ihrem Tode in größter Treue ausharrte, aber auch als zur Familie gehörig behandelt wurde.
Bcrli n, 6. Juli. Der srühere Finanzminister Frhr. v. d. Heydt ist, wie die „N. Pr. Ztg." hört, in Vichy neuerdings au asthmatischen Beschwerden erkrankt.
In Liegnitz ist eine Hundeschlächterin zufällig entdeckt worden. Sie gestand der Polizei nicht ohne Stolz, daß sie über 1000 Hunde geschlachtet und die Hinterkeulen gebraten und verzehrt habe. Von dem andern Fleisch versicherte sie diskret, es sei nicht umgekommen. Halb Liegnitz fühlte ein leichtes Würgen, als dies bekannt wurde.
Türkische Konsuln in Deutschland haben Auftrag erhalten, deutsche Zimmerleute zu engagiren. Tüchtige Arbeiter dieser Art erhalten freie Ueberfahrt von Marseille nach Konstantinopel und Reisegeld bis zum Einschiffungsplatz. Eine ganze Caravane deutscher, namentlich Schleswig-Holsteiner, Hamburger, Hannoverscher Zimmerleute befindet sich auf dem Wege nach Konstantinopel wo sie von den Bauunternehmern zur Wiederherstellung der durch den großen Brand zerstörten Straßen von Pera sehnsüchtig erwartet werden.
Wien, 6. Juli. Die Annahme der spanischen Thronkandidatur von Seite des Prinzen von Hohe »zoll er n hat einen Meinungsaustausch zwischen den Kabineten veranlaßt. Man versichert, die Kabinete von London, Florenz und Wien seien geneigt, sich mit dem von Paris zu einer diplomatischen Aktion zu verbinden, um die gegenwärtigen Schwierigkeiten auszugleichen. (Diese Nachricht kommt über Paris und klingt gänzlich unwahrscheinlich ) (S. M.)
Aus Oesterreich. (Volksversammlungs-Verbot.) Die Statthalterei von Steiermark hat, wie die Grazer Tagespost meldet, eine dieser Tage anberaumte Volksversammlung, die wegen eines beabsichtigten Massenaustrittes ans der katholischen Kirche stattfinden sollte, ans „Rücksichten der öffentlichen Sicherheit" untersagt.
In Ungarn hat wieder eine Massenausfuhr von Getreide nach Norddeutschland, der Schweiz und Frankreich begonnen.
Paris, 6. Juli. Der „Constitutionnel" will erfahren haben, daß die Regierung eine Thronbesteigung der Hohenzollern in Madrid als einen Schachzug und eine Drohung für die französische Politik betrachte. Die Regierung sei also entschlossen, sich nachdrücklich den Planen Prim's entgegenzustellen. (St.-A.)
Paris, 6. Juli. Im gesetzgebenden Körper beantwortete heute der Herzog von Gramont die Interpellation Cochery's bezüglich des spanischen Zwischenfalls. Er konstatirte zunächst, daß der Marschall Prim dem Prinzen von Hohenzollern die Krone angeboten und dieser sie angenommen habe, und fuhr dann fort: Das spanische Volk habe sich noch nicht ausgesprochen, und die französische Regierung sei von den gepflogenen Unterhandlungen nicht unterrichtet. Die Regierung bitte demnach, die Diskussion zu vertagen, da dieselbe jetzt zu keinem Ziele führen könnte. Die Negierung werde ihrer bis jetzt beobachteten neutralen Haltung treu bleiben, aber nicht dulden, daß eine fremde Macht einen Prinzen auf den spanischen Thron setze und die Ehre und die Würde Frankreichs gefährde. (Lang anhaltender Beifall.) Die Regierung vertraue der Klugheit (sagssss) des deutschen Volkes und der Freundschaft des spanischen. Sollte jedoch ihre Hoffnung getäuscht werden, so werde sie ihre Pflicht thun, ohne Zandern und ohne Schwäche. (Wiederholter lebhafter Beifall.) — Die „Agence Havas" meldet aus Wien vom heutigen, die Annahme der spanischen Thronkandidatur von Seiten des Prinzen Leopold habe Anlaß zu einem vorläufigen Meinungsaustausch zwischen mehreren Mächten gegeben.
In Folge der Dürre ist der Futtermangel in der Bretagne so groß geworden, daß die Bauern ihr Vieh um jeden Preis (das Pfund lebenden Viehes sogar zu 2 Sous) verkaufen.
InL y o n wird jetzt mit einer aus China bezogenen Pflanze eine schöne grüne Farbe erzeugt, wozu das Verfahren von den Chinesen erlernt worden ist. Bis jetzt verstand man nur auf
Umwegen grün zu färben, d. h. nur durch Mischung von Blau und Gelb. Der chinesische Farbestoff färbt jedoch direkt grün. Das Merkwürdigste bei dem Färbeprozeß ist, daß das Sonnenlicht zur Erzeugung der Farbe das beste thut, was eine hohe Luft- und Sonnenechtheit der neuen Farbe voraussetzcn läßt.
(Zum Konzil.) Der Allg. Ztg. wird aus Rom, 24. Juni, geschrieben: Im jetzigen Augenblick gleicht Rom einem bischöflichen Lazareth, so groß ist die Zahl der kranken, leidenden, an Bett oder Zimmer gefesselten Prälaten. Und noch größer ist die Zahl derer, die sich erschöpft fühlen und ungeduldig nach der Abreise sich sehnen. Aber es gibt hier Personen, welche so rechnen : die Italiener, Spanier, Südamerikaner sind solche Hitze gewöhnt, und was die Deutschen, Franzosen, Nordamerikaner betrifft — ein leichter Schaden, wenn sie zu Grunde gehen.
In Schweden dürfen von jetzt an die Frauen so gut wie die Männer Jede», der krank ist, gesund und heil machen, nur müssen sie vorher Nachweisen, daß sie sich auf das Heilen eben so gut verstehen wie die Männer.
Madrid. Jmparcial erklärt, der Regent habe Prims Haltung gebilligt. Das Ministerium sei einig. Königswahl am 1. August. Cortes einberufen auf 22. Juli.
Ueber das große Tagesereignis;, das in Paris so viel Staub aufwirft, die von Prim vorgeschlagene Kandidatur eines Hohenzollern für den spanischen Thron macht die Judcpendance folgende vernünftige Bemerkungen: „Preußen und alles, was mit Preußen zusammenhängt, ist nachgerade für das kaiserliche Frankreich ein wahrer Wauwau. Wenn Bismarck sich nach Varzin auf's Land zurückzieht, wenn er im Berliner Parlament eine höchst unschuldige Rede hält, wenn der König Wilhelm dem Kaiser Alexander in Ems einen Besuch macht, alsobald stecken sie in Paris bestürzt die Köpfe zusammen und prophezeihen die wunderbarsten und schauerlichsten Dinge. So kann es auch nicht überraschen, daß die voraussichtliche Proklamation eines hohenzollern'schen Prinzen zum König von Spanien in Paris, am Hofe sowohl, als in der parlamentarischen und der finanziellen Welt, eine Wirkung hervorgebracht hat, wie ein Aufruhr in einem Ameisenhaufen. Ein Hohenzoller, ein Prinz des königl. Hauses von Preußen, soll den Thron Karls V. besteigen! Spanien ein Anhängsel des norddeutschen Bundes werden! Frankreich am Rhein und an den Pyrenäen von Bismarck erwürgt werden! — ist das auszuhalten, zulässig, verträglich mit der Ehre Frankreichs und dem Gleichgewicht Europas? Diejenigen, die noch die gemäßigtsten sind, die nicht alle Nacht von der Eroberung Preußens und der Wiederaufrichtung des Rheinbundes träumen, verlangen wenigstens ein europäisches Schiedsgericht, um eine so schreiende Verletzung der Interessen Frankreichs zu verhindern. Nach der Jn- dependance ist der in Aussicht genommene Kandidat nicht der jüngere Prinz Friedrich, sondern der älteste Bruder, der Erbprinz Leopold, geb. 1835, Oberst in der preußischen Garde, verheirathet seit 1861 mit der Prinzessin Antonie von Portugal, Schwester des regierenden Königs Dom Luiz. Er hat drei Söhne und seine Zustimmung würde somit Spanien nicht blos einen König, sondern auch eine Dymnastie sichern. (S. M.)
In London erregt ein Theolog aus Amerika Sensation. Er heilt durch Handauflegen allerlei Krankheiten. Die öffentliche Halle ist nicht groß genug, alle die Kranken, die zu ihm gebracht werden, namentlich Blinde, Taube und Lahme, aufzunehmen.
Die Leichenbestattung ist ein Geschäft in England, für welches Freihandel und freie Konkurrenz gewährt wird. Schon mehrfach ist zu Tage gekommen, daß diese Leichenbesteller Kinderbegräbnisse, wenn die Leichen von den Eltern nicht zur Grabstätte geleitet werden, gar nicht ausführen, und das „Honorar" einstecken, aber die Todten auf andere als die gesetzliche Weise los werden; so werden Kinderleichen öfters auch in die Särge fremder Erwachsener gestopft. In der westlichen fashionablen Vorstadt Kilburn entdeckte kürzlich der Sanitätsinspcktor des Distrikts im Hause eines Leichenbestatters 13 »»begrabene Kinderleichen. Es ist sehr fraglich, ob der Schuldige unter eine andere Anklage, als die „falscher Vorspiegelungen" gestellt werden dürfte.
Aus Irland kommen günstige Berichte über die herannahende Ernte. Der heurige Herbst scheint sich vor andern Jahren die leider nur zu seltene Auszeichnung verdienen zu wollen, daß in keiner einzigen Frucht Mißwuchs zu beklagen ist. — Auch die Ernteberichte aus Schottland lauten günstig.
Nach Berichten aus Athen hat ein Erdbeben die Insel San- torin im griechischen Archipelagus zerstört. Die Stadt ist eine Ruinenmasse und mehrere kleine Eilande sind völlig verschwunden.
In Peking ist am 21. Juni ein Volksaufruhr gegen die Franzosen ausgebrochen. Alle französischen Priester und barmherzigen Schwestern, der Charge- d'Affaire Rochechouart, der französische Konsul, sowie 3 Russen wurden ermordet und die Kathedrale niedergebrannt.
Eine Nacht auf emer algerischen Niederlassung.
(Fortsetzung.)
Obigny überblickte die Lage und ein Gedanke stieg in ihm