Abermals röthete sich der Himmel, zeigte sich ein Strahl der Hoffnung, als die allgemeine Begeisterung die Pforten der Paulskirche öffnete und Deutschlands größte Männer über fein Geschick tagten; aber noch gelang es nicht, die Einheit zn Stande zu bringen.
Da endlich wurde mit Verstand, Math und Kraft eine Einheit für 80 Millionen Demfche geschaffen in der Gründung des norddeutschen Bundes, in welchen die übrigen Deutschen eintrcten und dadurch ein großes Deutschland bilden könne,!. Dieser Bund ist von allen Staaten anerkannt und hochgeachtet, bringt den deutschen Namen allenthalben wieder zn Ehren durch seine Kraft und seine Macht. Auf allen Meeren wehen seine Flaggen, mit Jubel begrüßt von den Deutschen in allen Welttheilen; mit den fernsten Völkern schließt er bindende Verträge ab und gewährt den früher im Auslande verlassenen, gering geschätzten, vielfach in ihren Rechten gekränkten Deutschen kräftigen und erfolgreichen Schuh. Ja, wie mau früher begierig auf jedes Wort lauschte, das in de» Tuilerien gesprochen wurde, so horcht mau jetzt mit Aufmerksamkeit »ach Berlin; und während dort jeder Tag^uner- wnrtetc Gefahren bringen konnte, ist hier eine Ruhe und Stetigkeit, eine Ehrlichkeit und Offenheit, die jeder schönen Blüthe günstig ist.
lind diesem Bunde sollten wir nicht beitretcn wollen?
Wir sollten uns mit unfern norddeutschen Brüdern nicht vereinigen, was so lange gewünscht und erstrebt wurde, Jucht ergreifen wollen? Welch thörichte Verblendung! U. S.
T a g t S - N e u i g k e i t e n.
Seine Königliche Majestät haben den seither dem Korpskommando beigegebenen kar. Generattientenant v. Ban mb ach unter Beförderung znm wirklichen Generattientenant zun, Kocpskommandanten gnädigst ernannt.
Eine seltene Ueberraschung wurde verflossenen Sonntag Nachmittag einem Stuttgarter Kaufmann und Equipageubesitzer zu Theil. Derselbe begab sich, um seine Pferde zu schonen, zu Fuß auf die Sotitude. Schweißtriefend kam er auf diesem herrlichen Punkte an und suchte, die Sorgfalt für seine Pferde bereuend, ein schattiges Plätzchen. Kaum hatte ihm der dienstfertige Kellner eine Erfrischung gebracht, sah er hochverwundert seine Equipage an- fahren und in derselben seinen Hausknecht mit seiner Allerliebsten. Das beiderseitige Wiedersehen zwischen Prinzipal und Knecht war begreiflicherweise nicht das fröhlichste. Die Affaire endigte damit, daß der Herr nach Hause fuhr und Johann und seine Gesellschaft laufen mußte. ^ ^ (B °Z )
Von einer Angelegenheit, die meist das Interesse der ländlichen Bevölkerung aufs Lebhafteste in Anspruch nahm, wird kaum mehr gesprochen; wir haben die Zehentablösung im Auge, wie sie in den Jahren 1848/49 gesetzgeberisch behandelt worden. Die letzten AblösungSrenten verfallen im Jahr 1870; einige wenige verfallen i.n Jahre 1871. Die meisten aber sind von den Pflichtigen lange vor dem Verfalle entrichtet worden. HW. C.)
Wildbad zählte bis zum vorigen Sonntag außer 752 Durchreisenden bereits 396 wirkliche Badegäste.
Verschiedene Vorkommnisse veranlaßten das Stadtpolizeiamt von Heilbronn, den dortigen Wirthen eindringlichst einzuschärfen, den Arbeitern während der Arbeitsstunden keinen Aufenthalt in ihren Lokalen zu geben; ferner auf die Bestimmung der Landesordnuug hinzuweiseu, wornach auch der Wirth in Strafe verfällt, der das Volltrinken begünstigt und einem Trunkenen noch eiuschenkt. (W. C.)
Rottweil, 24. Mai. Nach uns zngekommenen Berichten hat der gestern Mittag gefallene Hagel außer auf hiesiger Markung in den Gemeinden Dietingen, Böhringen, Neukirch und Schömberg zum Theile bedeutenden Schaden angerichtet. Die zu öfterem vom Hagelschlage so schwer heimgesuchten Gemeinden Hor- gen, Stetten, Villingendorf u. s. w. blieben dießmal gänzlich verschont.
In Grafenberg kam letzten Donnerstag der höchst merkwürdige Fall vor, daß eine Kuh einen vollständig ausgebildeten rothen Spitzerhund zur Welt brachte, welcher von diesem Geschlechts nur so weit abwich, daß er die Klauen eines Rindes hatte. Derselbe starb aber bald nach der Geburt. Die Kuh soll an einem Spitzerhunde erschrocken sein, welchem Umstande es zugeschriebcn wird.
In Kempten spricht man gerüchtweise von der Entdeckung des Mörders der schrader'schen Eheleute. Ein jetzt in Nürnberg arbeitender Bäckergeselle soll seiner Geliebten nach Kaufbeuern geschrieben haben, daß sie ihn anzeigen möge. Sie könne dann die 2000 fl. Entdeckungslohn verlangen und er werde von seinen Gewissensbissen befreit.
Im Gramschatzer Walde (Franken) wurde neulich eine Eiche um den Preis von 567 fl. verstrichen.
Ein alter Herr erzählt: Als Jüngling sah ich noch einen Menschen an mir vorüber fahren, der gerädert werden sollte; er wurde auf einer Kuhhaut zum Richtplatze geschleift. Das Schauspiel empörte mich, aber die Herren Juristen waren der Ansicht, ohne Kuhhaut und Rad könne der Staat nicht bestehen.
Damals hörte ich nicht selten aus der nahen Kaserne Trommelwirbel zum Spießruthenlaufen. Die hohen Militärrichter betheuerten nämlich, ohne diese Strafe könne die Zucht im Heere nicht aufrecht erhalten werden. Noch im Jahre 1831 kam die ganze Stadt Güttingen in Aufregung durch eine ganze Exekution: mehre Soldaten wurden auf Tod und Leben geprügelt. Die Entrüstung war allgemein, allein die maßgebenden Persönlichkeiten erklärten, ohne Prügel gehe die Civilisation rückwärts. Vor 100 Jahren glaubte man noch, es sei unmöglich, einen Soldaten in weniger als 12 Jahren auszubilden, später hielt man 6 Jahre für das mindeste, wenn nicht die Armee und damit der Staat zu Grunde gehen solle. Heute kommt man mit 3 Jahren recht gut ans und es sind weder die Heere schlechter geworden, noch ist der Staat zn Grunde gegangen. Ja, es gibt sogar militärketzerische Generale, welche behaupten, 2 Jahre thäten es auch.
Auf dem Rittergute Röderhof bei Oschersleben hat der Fowler'sche Dampfpflug in 10 Tagen 160 Morgen gepflügt.
Der Blitz hat sich in jüngster Zeit sehr menschenfeindlich gezeigt, namentlich im Posen'schen. Ein Mädchen flüchtete sich beim Gewitter unter einen Baum und wurde erschlagen; dasselbe widerfuhr einer Frau und ihrer Tochter unter freiem Himmel. Der Lehrer Bilecki wurde beim Säen vom Gewitter überrascht und duckte sich unter ein Saattuch, das er über seine Egge spannte; ein Blitz fuhr nieder und erschlug ihn. Ein Taglöhner legte sich im freien Felde unter seine Ochsen und wurde sammt diesen vom Blitze getödlel.
Paris, 21. Mai. Der Kaiser empfing Mittags 1 Uhr die Deputation des gesetzgebenden Körpers, welche das amtliche Ergebnis) des Plebiscits überbrachte. Präsident Schneider hielt eine Ansprache, in welcher er sagt, daß nachdem vor 18 Jahren die gesellschaftliche Ordnung wieder hergestellt sei, alle Klassen der Gesellschaft ihr Wohlergehen sich entwickelt sahen, und fährt dann fort: „Aber von den ersten Zeiten an beschäftigte sich Ew. Majestät mit dem Augenblicke, wo diese Concentration der Gewalt nicht mehr den Bestrebungen des ruhig und sicher gewordenen Landes entsprechen würde, und indem Sie den Gang unserer modernen Gesellschaft voraus erkannten, erklärten Sie, daß die Freiheit die Krönung des Gebäudes sein müsse." Das Land rufe dem Kaiser zu: „Frankreich ist mit Ihnen, schreiten Sie zuversichtlich voran auf der Bahn aller erreichbaren Fortschritte und gründen Sie die Freiheit aus die Achtung vor den Gesetzen und die Verfassung. Frankreich stellt die Sache der Freiheit unter die Obhut Ihrer Dynastie und der großen Staatskörper." Der Kaiser antwortete: „Mit Erkenntlichkeit nehme er das Zeug- niß des Vertrauens an, das ihm seit 22 Jahren zum 4. Male die Nation gebe. Die Gegner unserer Staatseinrichtnngen haben die Frage auf die Alternative, Revolution oder Kaiserreich, zugespitzt. Das Land hat sich zu Gunsten des Systems entschieden, welches die Ordnung und die Freiheit verbürgt. Heute findet sich das Kaiserreich befestigt auf seinen Grundlagen, es wird seine Stärke in seiner Mäßigung zeigen. Meine Regierung wird die Gesetze ohne Parteilichkeit wie ohne Schwäche ausführen lassen, sie wird nicht abweichen von der liberalen Linie, welche sie sich gezogen hat, indem Sie allen gleiches Recht gewährt. Der nationale Wille müsse von jetzt an über jede Controvcrse erhaben sein; nun sollen sich die ehrenwerthen Männer aller Parteien um die Verfassung schaaren, die socialen Jyteressen, der Unterricht, die Decentralisation sollen gefördert werden.
In der Regel wird beim Staatshaushalt unten gespart, aber an die hohen Herren, die oben stehen, kommt es selten. In Frankreich will man es jetzt umgekehrt machen. Die Mitglieder des Geh. Raths, die nicht viel zu thun haben, sollen ihre Besoldungen von 100,000 Fr. fahren lassen, dann will man die Gehalte der Senatoren beschneiden und so soll es weiter gehen.
Rom, 19. Mai. Die Berathungen des Konzils über die eonstilntio cks pi-imatn haben begonnen. Am ersten Berhand- lungstage sprachen seitens der Opposition die Bischöfe von Dijon, Veßprim, St. Gallen, ferner Bischof v. Hefele. Kardinal Schwarzenberg ist als Redner gegen die constitutio vorgemerkt. — Wie der Wiener „Presse" aus Rom geschrieben wird, „soll insbesondere die Rede von Bischof Hefele von zündender Kraft und Wirkung gewesen sein."
Madrid, 24. Mai. Die Kortes haben heute definitiv die Civilehe angenommen. Marschall Prim erklärte feierlich im Namen der Regierung, daß Spanien bei den Ereignissen in Portugal die Hand nicht im Spiele habe. Eine Vereinigung beider Länder könnte sich nicht anders verwirklichen, als durch die Liebe der zwei Völker, aber niemals durch Gewalt. Minister Ribero sagte, er hoffe nicht, daß er die iberische Union erlebe, aber er hoffe, seine Kinder werden sie erleben. (S. M.)
Der M i l l i o n e n d i e b.
(Schluß.)
Mit Energie wurde die Verfolgung des Flüchtigen betrieben. An alle europäischen Seehäfen ward sofort sein Signalement telegraphier, nach einer vortrefflichen Photographie das Porträt Schär's in Tausenden von Exemplaren lithographirt, diese Litho-