nicht alles; er würde vielleicht noch anders verfahren sein, wenn er eine Ahnung davon gehabt hätte, daß gerade der Professor es war, der den armen Meister Göpel in's Elend zu stürzen drohte.
Theobald zitterte am ganzen Körper. Noch einmal öffnete er den Brief, den er vor Jahren an Louise Winter geschrieben.
— Sic müssen deren noch sieben Stück haben! flüsterte er wie ein kranker Manu.
— Hier sind sie.
— Legen Sie die Papiere auf den Tisch.
— Wenn Sie dagegen zehntausend Thaler dcponiren.
— Diese Forderung gab dem Alten einen Stich durch das Herz; er zuckte einen Augenblick zusammen.
— Sind wir dann völlig im Reinen? fragte er nach einer Pause.
— Völlig, mein Herr. Die Quittung der Mutter befindet sich unter den Briefen . . .
— Ah, ah, dieser Umstand beseitigt jeden Zweifel! Legen Sie sämmtliche Papiere auf jenen Tisch.
Friedrich leistete Folge. Während dieser Zeit öffnete der Professor einen eisernen Gcldschrank, der, in Form eines Arbeits- pultcs, zwischen den beiden Fenstern des Zimmers stand. Zitternd legte er zehn Banknoten ans den Tisch. Dann prüfte und zählte er die Briefe. Zuletzt las er die Quittung.
— Sind Sie zufrieden? fragte der Mühlknappc.
Theobald winkte schweigend mit der Hand.
Friedrich prüfte die Banknoten und versenkte sic in seine Brusttasche.
— Warten Sie noch! rief der Gelehrte.
— Was steht zu Diensten?
— Ich darf wohl voraussetzen, daß sich kein Papier mehr in Ihren Händen befindet . . .
— Nein.
— Und daß ich nun für immer unbelästigt bleibe.
— Sie werden mich nie, nie Wiedersehen!
— Der Knappe verließ das Zimmer und das Haus.
Kaum war Theobald allein, als er die Hände über dem Kopse zufammenschlug.
— Zehntausend Thaler verloren! jammerte er. Und ich glaubte schon, diese Louise habe mich vergessen! da schickt sieden Sohn . . . und wahrlich, es war ihr Sohn, denn ich glaubte in das Gesicht der Mutter zu schauen . . . Bah, es ist gut so, recht gut. -Diese Briefe, die ich gefürchtet, kann ich vernichten und keine Zeit existier mehr, die mich an jene traurige Zeit erinnert.
Die Briefe, nachdem er sie noch einmal gelesen, warf er in den Ofen und zündete sic an. Die Quittung aber, die er lächelnd betrachtet hatte, verschloß er in dem Eisenschranke.
— Louise's Handschrist! flüsterte er vor sich hin. O, ich erkenne sie auf den ersten Blick unter Tausenden . . . Die Angelegenheit ist ausgeglichen, ich habe nun nichts mehr zu fürchten. Freilich, zehntausend Thaler sind dahin, unwiederbringlich verloren. Ah, ein Gedanke ... ich kann sie ersetzen . . . Der Bauer muß einige tausend mehr zahlen . . . Morgen ist der entscheidende Tag. Seid klug wie die Schlangen und ohne falsch wie die Tauben. Hier habe ich gegeben, dort werde ich nehmen. Und, was die Hauptsache ist, ich habe einen öffentlichen Scandal nicht mehr zu fürchten. Wie müßten meine Feinde jubiliren, wie würden sie den frommen Mann, der ihnen ein Dorn im Auge ist, mit Koth bewerfen!
Er warf sich auf den Lehnstuhl, um zu ruhen.
— Seltsam! flüsterte er. Mein Sohn war nicht übel, er kann für einen hübschen Mann gelten, auch sprach er gut und vernünftig; aber mehr als ein oberflächliches Interesse hat er mir doch nicht abgewonnen, ein Interesse, das jeder andere in uns erregt haben würde. Gewohnheit, nichts als Gewohnheit . . . Eltern, Kinder . . . wunderliche Begriffe! O, ich wünsche mir Glück, unbeweibt zu sein. Die Ehe beeinträchtigt die Forschungen des Gelehrten und Kinder sind in der Regel undankbare Geschöpfe, die den Eltern das Leben verbittern. Mer vollständig frei sein und das kurze Leben in Freiheit genießen will, darf sich nicht an Weib und Kind fesseln. Das gewohnte Beisammensein erzeugt Gefühle, die sich nicht immer beherrschen lassen.
Es war gegen zwölf Uhr, als die Magd den Advocaten Krug einließ. Der würdige Rechtsanwalt reichte seinem Freunde die Hand.
— Fühlen Sie sich unwohl, Professor?
— Nein, nur erschöpft.
— So können wir die Geschäftsangelegenheit besprechen, die mich zu Ihnen führt?
— Gewiß, Freund, ich habe Sie sogar erwartet.
Der Advocat saß am Tische und hatte Papiere, die er aus der Tasche gezogen, vor sich uiedcrgelegt.
-— Morgen ist der erste October, begann er . . . Ich darf wohl annehmcn, daß der Müller Göpel weder Geld an Sie eingezahlt noch eine Vergünstig von Ihnen erhalten hat.
— Nein, nein, es ist alles beim Alten geblieben. Wahrlich,
ich habe keinen Grund, ein Geschäft von der Hand zu weisen, das auf die legalste Weise vollzogen wird. Es steht doch dem Abschlüsse nichts entgegen?
— Der alte Klotz aus Langeudorf besuchte mich diesen Morgen ; es liegt ihm jetzt mehr als je daran, daß der Müller in die Enge getrieben wird . . . Die Gründe, kenne ich nicht
— Auch ich sehne mich nicht darnach Sie kennen zu lernen. Uebertragcn wir ihm die Hypothek, die ich auf Göpels Mühle habe.
— Hier ist die Cessions-Urkundc. Unterzeichnen Sie, Klotz wird das Document morgen früh abholen.
— Und Zahlung leisten?
— Wie sich von selbst versteht. Der Mann ist reich, sehr
reich!
Theobald las das Document.
— Bah, rief er, meine Forderung an Göpel beträgt sechstausend Thaler und Klotz bietet achttausend dafür . .
— Ein schönes Geschäft! meinte der Rechtsanwalt.
— Wenn der Bauer reich ist, mag er tausend Thaler Mehrzahlen. Warum soll ich das Eisen nicht schmieden, so lange es glüht?
Der schwindsüchtige Advocat ward sehr ernst.
— Nein Professor, Sie müssen den Bogen nicht zu straff spannen, entgegnete er mit wiederwärtiger heiserer Stimme. Ich war auf Ihren Vortheil bedacht, als ich Ihnen die Session vorschlug. Die bäuerlichen Grundstücke sind bedeutend im Werthe gesunken, sie sinken mehr. Handel und Wandel stocken, die Geschäfte gehen schlecht; bricht der Krieg aus, woran nicht zu zweifeln, so kann Göpel in diesem Jahr nicht einmal die Zinsen bezahlen . . . Wie schlecht das Grundstück im Kredite steht, geht daraus hervor, daß der Müller eine neue Hypothek nicht erhalten kann. Ich wette, daß bei einem Verkaufe kaum die Hälfte Ihrer Forderung herauskommt.
— Oh, oh! rief entsetzt der Professor.
— Jetzt kennen Sie sofort zweitausend Thaler einstreichen und das vergrößerte Kapital rentabler aulegen; ich habe Ihnen den Weg dazu angedeutet . . . Und nun zögern Sie? Freund, Sie bringen mich in eine sehr mißliche Lage. Die Leute sind gewohnt, auf mein Wort etwas zu geben und ich habe dem Klotz, der wahrscheinlich Pläne mit dem Grundstücke hat, versichert, daß das Geschäft so gut wie abgeschlossen sei. Morgen kommt er mit dem Gelde ... Ah, Freund, ich bin Advocat und Notar, darf mich nicht compromittiren! Auch wird Klotz nicht einen Kreuzer mehr bezahlen. Habe ich doch Mühe gehabt, ihn für achttausend Thaler zu stimmen.
Der Professor kämpfte einige Augenblicke mit sich selbst.
— Sie meinen Klotz würde zürücktreten?
— Er wird es sicher . . .
— Das wäre mir fatal!
Er nahm die Feder und Unterzeichnete. Ein scheußliches Lächeln zeigte sich in dem Gesichte des Advokaten, während er den frommen Mann beobachtete. Dann wandte er sich ab, um zu husten.
— Ah, sagte er, zweitausend Thaler sind gewonnen.
— Bringen Sie mir morgen das Geld ?
— Nach ehe es Mittag wird.
Der Advocat nahm seine Papiere, schützte noch Geschäfte vor, grüßte und ging. Auf der Schwelle flüsterte er:
— Kommt Elisabeth?
— Ich vermuthe e-?.
— Versichern Sie ihr, daß ich ihrer stets in warmer Freundschaft gedenke.
— Soll geschehen!
Theobald war allein.
(Fortsetzung folgt.)
— Califor Nische Vegetation. Im bekannten Gold - land ist nicht nur der Reichthum kolossal, sondern auch die Pflanzenwelt. Eichen, Cedern, Pinien in der Höhe von 100—2o0 Fuß sind keine Seltenheiten, und bei einem Durchmesser von 12—15 Fuß völlig gesund. In den östlichen Thälern der Seelüfte stehen unter andern drei Cedern, genannt die drei Grazien, deren Fuß zusammengewachsen ist; jede derselbe mißt im Umfange über 90 Fuß. Ein anderer Baum, „des Miniers Hütte", (von einer Höhlung in demselben) hat 300 Fuß Höhe und 80 Fuß Umfang. Des „Pionirs Hütte" ist von ähnlicher Größe. „Der Vater des WaldeL ist sogar 110 Fuß stark und 500 Fuß hoch. „Das alte Mädchen" hat einen Leibesumfang von 86 Fuß und einen verhältnißmäßig schlanken Wuchs von 400 Fuß Höhe.
— In Wien wurde ein Soldat ins Spital gebracht. Der Arzt, welcher die Woche hat. kommt an sein Lager. „Wo fühlen Sie die meisten Schmerzen?" fragte er. — Im Regiment, Major!
Auflösung des Räthscls in Nr. 52. Fallthür.
Redaktion, Druck und Verlag der G. W. Za iser'schenBuchhandlung.