Aufgaben gegenüber dem römischen Konzil und dem Jesuitenorden. Referent Bluntschli. 2) Die protestantischen Aufgaben gegenüber dem Papstlhum in den evangelischen Landeskirchen. Referent Baumgarten. Ein von Baumgarten entworfener Aufruf. an Deutschlands Protestanten wird sofort durch die Presse veröffent­licht werden.

In der Eschenheimer Gasse in Frankfurt brennt seit mehreren Tagen eine Probe von dem Leuchtgas, das die Pariser Herren Tcpier n. Co. ans Sauerstoff und Wasserstoff Herstellen. Es verbreitet eine große Helligkeit, die andern Gasflammen scheinen dagegen trüb und dunkel. Der Unterschied zwischen dem alten und neuen Gas ist etwa so groß wie der zwischen einer Talg- kerze und einer gewöhnlichen Gasflamme.

Die Ostermesfe in Frankfurt hat sich im Großhandel und Einzelhandel gut angclassen, der Zufluß von Fremden war sehr- groß.

Im vergangenen Winter wnrde in der Stadt Gräfenthahl ein Kind mit einem Hunds köpf geboren und einige Zeit vor­her in dem nicht iveit entfernten Tettau jenseits der Mainlinie eins mit einem regulären Katzen köpf.

Wien, 20. April. Die Beziehungen zu Preußen werden als sehr befriedigend bezeichnet und cs wird versichert, daß das Rothbnch die Spuren des guten Verhältnisses mit der norddeutschen Großmacht z sigen werde. Die Kardinale Rauscher und Schwar­zenberg Haber, wie ans Nom gemeldet wird, neue Schriften ge­gen die Unfehlbarkeit veröffentlicht.

Wien, 23. April. Kaum haben wir einen Strike über­standen, rückt uns ein anderer an den Leib. Die Bäckergesellen haben sich so ziemlich zufriedengestellt, sic erhalten eine Lohner­höhung und manche Aufbesserung ihrer Lage. Nun rücken die Schneider und Hntmachcr heran, die wohl auch ihren Zweck er­reichen werden, und so wird es der Reihe nach fortgehen, bis diese soziale Umwälzung, denn am Ende ist es ja eine solche, sich vollzogen. Aber auch über die Handwcrkskreise hinaus zieht sich diese Bewegung; haben doch die Taglöhner in den Kloster- nenbnrger Weingärten die Arbeit eingestellt, so lange sie nicht eine Erhöhung des Taglohnes ans 1 fl. 10 kr. erhalten. Natürlich halten mit den Lohnerhöhungen die Preissteigerungen aller Artikel gleichen Schritt. (S. M.)

Paris, 24. April. Die Proklamation des Kaisers ist heute erschienen. Dieselbe besagt: Die Verfassung von 1851, ratifizirt durch 8 Millionen Stimmen, hat Frankreich 18 Jahre der Ruhe und des Gedeihens gegeben, welche nicht ohne Ruhm sind. Sie hat die Ordnung gesichert und gleichzeitig allen Verbesserungen offene Bahn gelassen. Je mehr die Sicherheit befestigt wurde, desto mehr wurde die Freiheit erweitert; aber die ununterbrochenen Veränderungen haben dieZGrnndlagen der Volksbeschlüsse alterirt. Es wird also unumgänglich nolhwcndig, daß ein neues verfassungs­mäßiges Verhältniß die Zustimmung des Volkes erhalte. Die kaiserliche und demokratische Verfassung Frankreichs, auf wenige Bestimmungen beschränkt, wird den Vortheil haben, die vollzogenen Fortschritte zu definitven zu machen und die Grundsätze der Re­gierung vor den politischen Strömungen zu schützen. Nur zu häufig ist die Zeit in unfruchtbaren, leidenschaftlichen Streitigkeiten verloren gegangen, sie wird von jetzt an auf nützlichere Weise angewendet werden können, indem man die Mittel sucht, wie die moralische und materielle Wohlfahrt bis zur höchsten Stufe ge­fördert wird. Geben Sie mir eineisi Beweis Ihres Vertrauens. Indem Sie mitJa" votireu, werden Sie die Drohungen der Revolution beschwören, die Ordnung und die Freiheit auf eine feste Basis stellen und den Uebergang der Krone auf meinen Sohn in Zukunft leichter gestalten. Sie waren fast einmülhig im Jahre-1851, indem Sic mir ausgedehnte Vollmachten anver- trautcn. Seien Sie heute eben so zahlreich, wo es sich darum handelt, der Umwandlung des Regimes zuzustimmen. Eine große Nation könnte nicht zu ihrer vollständigen Entwickelung gelangen, ohne sich auf die Institutionen zu stützen, welche zu gleicher Zeit die Dauerhaftigkeit und den Fortschritt verbürgen. Auf die Frage, die liberalen Reformen der letzten 10 Jahre zu ratifiziren, ant­worten Sie mitJa". Treu meiner Herkunft werde ich Ihre Gedanken ergründen, mich durch Ihren Willen kräftigen und nie­mals aufhören, ohne Unterlaß für das Gedeihen und die Größe Frankreichs thätig zu sein.

Ein schmales, sechs Stockwerk hohes Haus in der Vorstadt St. Antoine in Paris steht plötzlich in Flammen, das Feuer brennt von unten nach oben und schon brennt der Dachstuhl. Die Bewohner scheinen geflüchtet zu sein, plötzlich rufts: da oben in der Dachstube zeigt sich eine alte Frau! Alles stutzt, nur der Pompier-Corporal Thibault stürzt sich in's Haus und eilt über die Treppen. Er ist oben und trägt die arme Alte eine Treppe hinunter, da ist er von Flammen umringt, die Treppe brennt. Schnell bindet er sich die Frau auf den Rücken und läßt sich auf einer kurzen Leiter zum Fenster hinaus; die Leiter kracht und biegt sich unter der doppelten Last, unten steht alles athemlos, er ist verloren! murmelt die Menge. Endlich hat der Brave das nächste Stockwerk erreicht, er hat kaum noch so viel Kraft und Athem, um auf dem Gesims einen Augenblick zu ruhen

und die Leiter zu erfassen, die bis zum 4. Stockwerk reicht. Jetzr langt er unten mit der Geretteten an und bricht zusammen. Ein Jubelruf der Tausenden durchzittert die Luft. Als der Lärm sich elwas gelegt, ruft ein Offizier: Dies ist das zchntemal, daß Thibault einen Menschen dem sichern Feuertode entrissen ha!! Neuer Jubelruf. Tags darauf trug der Wackere das Kreuz der Ehrenlegion.

Im Geiste christlicher Liebe und mit männlichem Frcimnth hat in der jüngsten Sitzung des Konzils der Kardinal-Erzbischof von Prag, rst Schwarz en b e rg, das Wort gegen die Ver- dammnngssucht genommen. Es lag das Cnpitel vom Glauben vor, in welchem alle Christen, die nicht dem römisch-katholischen Glauben angehören, namentlich die Protestanten, verdammt wer­den. Da stieg Fürst Schwarzenberg auf die Rednerbühne und oogriff unter dem Toben der geistlichen Herren ans Spanien und Italien das Wort. Verdammen wir sie nicht, ich kenne viele gute, milde und fromme Leute unter denSekten", kein frommer Protestant verdammt jemals einen frommen Katholiken, es ist unrecht und unklug, sie gewaltsam fortznstoßen. Auf Einigung der frommen Christen, nicht auf verschärfte Sonderung müssen wir hinarbciten. Die Zeit der Religionskriege ist vorüber, die der Verständigung gekommen. Der Erlöser, der gesagt hat: Kommet alle zu mir! will keine verdammenden, sondern versöh­nende Worte in seiner Kirche vernehmen. Es ist unchristlich und unverständlich, die Protestanten mit Heiden und Gottesverlängnern in einen Topf zu werfen. Die römische Kirche und die romani­schen Bischöfe maßten hierin den Rath der deutschen und öster­reichischen Bischöfe annehmen, letztere verkehrten täglich mit Pro­testanten und kennten sie besser, als wer sie nie sähe und ihre Bücher nie läse! Hier wurde der Fürst von dem Vorsitzenden päbstlichcn Legaten unterbrochen und ermahnt, bei der Sache zu bleiben. Schwarzenberg antwortete, ich bin bei der Sache! Da kam's zu einem heftigen Wortwechsel zwischen den beiden Großwürdenträgern, die Angriffe flogen herüber und hinüber, der Präsident versuchte den Fürsten mit der Glocke zu nbertäuben, die spanischen und italienischen Bischöfe zischten und lärmten ihn nieder, Schwarzenberg verließ halb ohnmächtig die Nednerbühne und mußte zu seinem Stuhle geführt werden; er war sprachlos.

Aus Nom schreibt mau der WienerMontags-Revue": Die Diskussion über das Dogma der Jnfabilität wird Mitte Mai beginnen. Ans beiden Seiten rüstet man sich stark zum Kampfe. Die Reihen der Opposition sind, wenn auch etwas schwächer, doch wieder geschlossen und fassen in sich fast den ganzen österreichischen und deutschen, dann einen großen Theil des französischen Episkopates, endlich mehrere Engländer und Ameri­kaner, im Ganzen 115 Stimmen. In ihrem Namen werden ins­besondere Kardinal Rauscher von Wien und Bischof Hefele von Rottenburg das Wort führen. Die Majorität zählt bekanntlich 500 Stimmen, und wenn sie ausspricht, daß Dogmen auch mit Stimmenmehrheit beschlossen werden können (wogegen die genann­ten Herren im Namen der Opposition ausdrücklich Protest er­heben werden), so ist die Beschließnng der Unfehlbarkeit zweifel­los. Die Opposition rechnet indessen noch auf die nachdrückliche Unterstützung der katholischen Mächte."

Nom, 22. April. Die Abstimmung in der letzten Sitzung des Konzils bestätigte vollkommen, was wir über die Haltung der Opposition von Anfang an initgetheilt hatten. Außer drei Stimmen, unter denen sich diejenige Stroßmayer's befindet, wurde das Schema üa ülla einstimmig angenommen, nebst seinem An­hang, der besagt, daß auch das, was nicht namentlich im Schema aufgeführt sei, in der katholischen Kirche Geltung haben müsse, sofern es nur vom Pabste als Glaubenssatz ausgesprochen werde. Es leuchtet ein, daß hiemit auch die Frage der Unfehlbarkeit ent­schieden ist. In der That hören wir auch, daß die Opposition sich in ihre Atome aufzulösen im Begriff sei. Es ist schwer zu glauben, aber es wird uns aus guter Quelle versichert, daß auch der Bischof von Rottenbnrg zu den Infallibilisten übergegangen sei. Ebenso Kardinal Schwarzenberg und die Andern. (S M.)

Rom, 22. April. Unter den Pilgrimen, welche uns in der letzten Zeit zugeführt worden sind, befindet sich auch eine Abge­sandtschaft frommer Katholiken ans Aachen, welche dem Papst 11,000 Fr. und eine Adresse übergeben sollte, in der gegen die liberalen Katholiken Deutschlands protestirt und die Versicherung gegeben wird, daß die Aachener den Papst für unfehlbar und alles für Wahrheit halten, was derselbe lehre und befehle. Der Erzbischof von Köln sollte Geld und Adresse vermitteln, kann sich aber dazu nicht entschließen, und so bleibt beides vorläufig noch bei ihm liegen. (S. M.)

DerPresse" wird aus Rom geschrieben, daß die Schriften des Bischofs Hefele und des Kardinals Rauscher von entschiede­nen Infallibilisten als durchaus würdig und versöhnlich in der Form und ungemein beweistüchtig in der sache anerkannt werden.

Nom, 23. April. Gestern haben die Gesandten Frankreichs und Oestreichs, Marquis v. Banneville und Graf Tranttmanns- dorff, die Noten ihrer Regierungen dem Papste vorgelegt.

Redaktion, Druck und Verlag der G. W. Zais er sichen Buchhandlung.