ein mazzinistischer Angriff auf die Kaserne gemacht. Mehrere Todte und Verwundete. Die Bevölkerung nahm keinen Theil; die Ordnung ist wieder hergestellt. (S. M.)
Die in Rom versammelten Bischöse bekommen einen bitlern Vorgeschmack, was es heißt, einen unfehlbaren Papst über sich zu haben. Der stolze Fürstbischof Cardinal Schwarzenberg fuhr feierlich beim Papst vor, um eine Audienz bittend, Pius IX. wies ihn ab; wenn er nur zu einem Besuche gekommen sei, ließ er ihm sagen, so danke er, wenn er aber gekommen sei, um etwas über das Concil vorzubringen, so möge er seine Bitte bei der Commission schriftlich einreichen. Schwarzenberg setzte sich hin und schrieb dem Papste, Pius IX. hatte aber den Brief kaum geöffnet und gesehen, daß er das Concil betras, so ließ er ihn ungelesen, schloß ihn wieder und schickte ihn der Commission. Der stolze Schwarzenberg biß sich die Lippen blutig, die Jesuiten lachen und spotten. Auch die stolzesten Hirten müssen es erleben, daß sic zur großen Herde verwiesen werden, wenn sie opponiren. Der Papst muthet ihnen nur zu, was sie ihrer H^rde zumuthen,
— Gehorsam, unbedingten Gehorsam.
In Wieliczka ist der Pole I gnaz D embinski gestorben, der Letzte von den tapfer» Kriegern, welche das Volkslied als die Letzten Zehn vom vierten Regiment feiert. Auf den Knieen hatten die Tausend geschworen, die Russen nur mit dem Bajonnet anzugreifen und hatten in den Schlachten von Growach, Ostro- lenka rc. Wort gehalten. Dcmbinski war Hauptmann und ließ sich in seiner durchlöcherten und zersetzten Uniform beerdigen; an seinem Grabe stimmte der Krakauer Gesangverein das Lied an: „Bei Warschau schwuren Tausend auf den Knieen."
In der Türkei soll die Civilehe eingeführt werden. Die Gegner nennen sie schon lange kurzweg die Türken-Ehe.
Jerusalem, 3. März. Noch hat es bis heute keinen Tropfeu geregnet, weßhalb die Lage eine immer bedenklichere wird. Die Saaten fange» schon an zu welken. Sollte auch dieser Monat keinen ausgiebigen Regen bringen, müßte fast alle Welt auswandern. Im großen Russenbau z. B., wo sich viele und umfangreiche Zisternen befinden, ist für die 800 dort befindlichen Pilger höchstens noch für einen Monat Wasservorrath. Inzwischen mehrt sich von Woche zu Woche die Zahl der Fremden. Unter ihnen befinden sich die zwei östcrcichischen Erzherzoge Ernst und Rainer, auch einige Herren aus Württemberg. Eine Gesellschaft, welche heute über Bethlehem und Marsaba nach dem todten Meer ausbrach, mußte den nöthigen Wasserbedarf von hier aus in Schläuchen mitnehmen, da alle Quellen unterwgs versiegt sind. Während die Lebensmittel einen immer höheren Preis erreichen, fällt der Preis der Thicre außerordentlich, da man sie kaum mehr ernähren kann. Ein wohl schon alter, aber noch sehr guter Schimmel mußte um 5 Napoleons losgcschlagen werden.
— N. S. vom 4. März. Gegen Nachmittag brach fast aus hei
terem Himmel ein heftiges Gewitter aus, das tüchtigen Regen mit sich brachte. Ein arabischer Dienstbotc des Hauses tanzte darüber vor Freude. (L>. M.)
In Zanzibar und an der dortigen Küste wüthete nach einem Brief vom 7. Febr. die Cholera. In der Stadt Zanzibar starben in 1'/, Monat 10,000 Menschen, auf der ganzen Insel 30,000. In Quiloa wurden die Sklaven zu einem Dollar aus- geboten, ohne Käufer zu finden; es starben ihrer nicht weniger, als 200 täglich. Karawanen befiel der Tod ans der Straße, das Elfenbein lag herrenlos umher. Im Binnenlande erstreckten sich die Verheerungen der Cholera bis nach Ugogo und Uniamezi.
Klärchen.
(Fortsetzung.)
— Der Bauer hat Glück, dachte der Knappe; er kann Tag und Nacht mahlen, während andere Mühlen im heißen Sommer Mangel an Wasser leiden. Ich wollte, diese Rinne trocknete aus für ewige Zeiten. Wie einen Strolch hat man mich fort- geschickt ... es ist gräßlich!
Er erhob sich und schlug mit der stachen Hand auf den Tornister.
— Da bin ich wieder einmal außer Arbeit und außer Brod! Gehe ich weiter oder bleibe ich? Wenn nur Klärchen nicht wäre . . . mir ist so schwer ums Herz, daß ich kaum alhmcn kann. Womit habe ich denn das verdient? Ist es doch, als ob ich mit Ketten an diese Gegend gebunden wäre. Je weiter ich gehe, desto mehr sinkt mir der Muih. Aber 'was kann es denn Helsen? Klärchen hat mir deutlich genug zu erkennen gegeben, daß sie mich verschmäht . . . .Hätte ich das Mühlengeschäft nicht eben so gut sortsühren können als ein anderer? Verstehe ich denn meine Profession nicht? Der neue Mühlknappe wird mehr Glück haben, denn er ist wirklich ein schöner Mann, den das Mädchen schon wird leiden können. Es ist etwas im Werke , der alte Göpel hat eine Speculation vor . . . Ich bleibe dabei, mein Nachfolger ist nicht zufällig gekommen . . . Göpel ist diesen Morgen in der Stadt gewesen . . . lind ich soll so ruhig abziehen? Mit meinem Leben ist es aus, wenn ich nicht bei Klärchen bin; vermied sie cs auch, mit mir zu sprechen, so war ich doch froh, wenn ich sie nur sehen konnte.
Franz starrte lange in den Bach, dessen trübes Gewittcr- wasser zwischen grünen Ufern sich fortwand.
— Ich bleibe! rief er plötzlich aus. Ich muß wissen, wie dre Dinge in der Mühle verlaufe». Kann ich Klärchen nickt haben, für einen Andern soll sie auch nicht da sein. Wer bi» ich denn? Bin ich nicht guter Leute Kind? Habe ich mir ein Vergehe» zu Schulden kommen lassen? Ich hätte gegen die Meisterin nicht so grob sein sollen; aber wenn ich daran dachte, daß sie mich bei der Tochter schlecht machte . . . Ich hätte sic vor das Mühlrad werfen können!
Er nahm fein Bündel und schritt weiter.
^ ^ Der Weg führte noch eine Viertelstunde durch den schattigen Forst. Dann zeigte sich ein Steg, der die beiden Ufer des Bachs mit einander verband. Franz ging über diesen Steg; bitter lächelnd sah er in das Wasser hinab.
Hier ist's tief, sehr tief! murmelte er. Ein Sprung kann meine Leiden enden ...
Zitternd bog er sich über das leichte Geländer, das ans einem schlanken Baumstamm bestand. Unten zog das Wasser schwer und still dahin, ein Zeichen, daß es tief war.
— Ich fände wohl Ruhe! rief er aus. Was aber würde der Müller sagen, wenn man meine Leiche fände? Er würde jubiliren über den Tod des Knappen . . . und Klärchen . . . sie nimmt den neuen Knappen, der ein schmucker Bursche ist. Nein, den Gefallen will ich diesen Menschen nicht thun, ich muß wissen, was aus Klärchen wird. Später ist es immer noch Zeit, hier Ruhe zu suchen.
Franz schwang den Stock, sang ein Lied und ging weiter.
Der Forst war zu Ende.
Rechts, am Abhange des Hügels, dessen Rücken nur spärliches Gestrüpp bedeckte, lag ein ärmliches Häuschen, vor dem ein Garten sich ausbrcitete. Halb nackte Kinder spielten am Zaune. Ein Weib war im Garten mit Graben beschäftigt.
— Guten Abend, Frau Veit! rief der Wanderer, der an den Zaun trat.
Die Frau sah auf.
— Guten Abend! dankte sie.
— Sie kennen mich wohl nicht?
— Mein Gott, Sie, Herr Eckhardt . . .
— Ich bin cs.
— Und in diesem Aufzuge ...
— Bin auf der Wanderschaft begriffen, will fort aus der Gegend.
Frau Veit ließ den Spaten finken.
— Ich falle aus den Wolken!
— Die Dinge ändern sich manchmal schnell; man weiß nicht, was am Morgen geschieht, wenn man Abends zu Bett geht. Ich konnte mit Meister Göpel nicht mehr auskommen, darum schnürte ich mein Bündel. Und nun erst die Meisterin . . .
— Ja, sie ist ein böses Weib, das weiß ich genau, da ich einige Jahre in der Mühle gedient habe, che ich mich verheirathete. Sie werden doch nicht vorüber reisen, ohne Veit gesprochen zu haben.
— Ich komme, um Abschied von ihm zu nehmen.
— Er muß bald von der Arbeit heimkchren.
— Ah, er arbeitet noch . . .
— In der Ziegelei; um sechs ist Feierabend, halb sieben kommt er an . . . Warten Sie so lange, es muß gleich sechs schlagen.
— Kann wohl geschehen, liebe Frau Veit. Ich wollte auch noch einmal mein Pathchen sehen, Ihr jüngstes Kind . . . Man weiß doch auch, was man zu thun hat.
Die Frau wandte sich, griff in das Kraut und zog einen Korb hervor, in dem ein schlafender Säugling lag.
— Da ist der kleine Franz! rief sie, den Korb auf den Zaun stellend. Nicht wahr, ein prächtiger Junge? fragte sie in mütterlicher Eitelkeit. Er schläft viel und darum gedeiht er. Wenn er nur wüßte, daß Sie sein Pathe wären!
— Er wird es schon erfahren, auf mein Wort!
Nun betrachtete er, anscheinend mit warmer Theilnahme, das Kind.
Die Mutter lud den Gesellen ein, das Haus zu betreten
und folgte mit dem Kinde.
(Fortsetzung folgt.)
Allerlei.
— Die Männer sind abscheulich! Sie haben herausgebracht, daß die Stöcklesschuhe, die hohen Absätze, welche die Frauen an den Schuhen tragen, sehr bedenklich sind. Diese Stelzen beeinträchtigen die Thätigkeit der Schenkelmuskeln und ihre Ernährung, mit einem Worte sie bewirken, daß die Waden leiden und dünne werden. Das llebel soll schon sehr weit um sich gegriffen haben.
"N-daction, Druck und Verlag der G. W. Zaisersichen Buchhandlung-