auf Anwendung des Art. 31 zurückzuziehen. 8s möge die Sache an die Finanzkammission gegeben werden. Holder: Es sei wünschcnswerty, möglichst bald die Ungewißheit beseitigt zu sehen, welche die Haltung der Regierung bervorgebracht hat. Der Antrag ließe allerdings Zweifel, wie weit die Tragweite desselben gehe. v. Mittnacht: Wenn der Vorredner von Ungewißheit spreche, so habe er nur zu erwidern, daß die Regierung, welche wußte, daß der Landtag demnächst zusammentrete, es für entsprechender gehalten, im Landtag sich zu erklären, als ^er Agitation gegenüber. Schmid: Diese Frage sei m,t möglich,ter Sorgfalt zu erörtern, denn nachdem man durch die Agitation das Volk aufgeregt habe, muffen die Vertreter des Volkes nm so gewissenhafter und ,org- fältiger sein. Römer: Die Regierung habe bei den allerverschieden,ten Agitationen sonst ihre Sielliing alsbald genommen und dieselbe in der Presse n. s. f. zur Veröffentlichung gebracht. In der vorliegenden Agitation habe die Negierung keinen Laut von sich gegeben, obgleich die öffentlichen Organe gar nicht gewußt habe», wie sie sich hier zu verhalten haben. Das Schweigen her Regierung sei hier so viel gewe,en, als der Agitation Vorschub leisten. Wen» diese Agitation Württemberg zum Nachtheil gereichen werde, so trage das bisherige Schweigen der Regierung die Schuld daran. Oesterleu: Das formelle Recht zu die,er Agitation habe das Land, und sie haben keinen Anlaß gehabt, dagegen zu schreiben im Staatsanzeiqer, den niemand lese. Mittnacht erklärt gegen Römer, daß die Minister nicht hätten ans den Volksversammlungen erscheinen können, auch nicht hätten Attentate ans die Versammlungsfreiheit machen können. Römer sagt, daß er nicht der Mann sei, ein Attentat aus das Bersammlungsrecht zu verlangen, aber die Regierung hätte z. B- in einer Proklamation antworten können; denn diese Agitation sei geeignet, die Grundvesten des württemb. Volkes zu erschüttern. Die Agitation rübre an dem Allianzvertrag. Wenn die Agitation den Erfolg Kat, den die Urheber sich versprechen, dann wird uns die Geschichte über den Standpunkt hinausführen, den meine Partei heute einnimmt, dann wird dies führen zum — Einheitsstaat. Schott betrachtet den Antrag als eine Höflichkeitserweisnug an die Regierung. Hölder: Wenn der Antrag eine Höflichkeitserzeigung ist, so wird die Regierung wohl sagen mü„en, daß diese Bezeigung eine lästige sei. Endlich mü„c Klarheit kommen: nichts demoralisire das Land mehr, als wenn es nicht mehr wisse, wie es mit seiner Regierung daran ist. v. Varnbüler: Wenn er geglaubt hätte, daß irgend jemand glauben könnte, daß die Regierung mit dieser Agitation einverstanden gewesen sei, dann allerdings hätte die Regierung sich äußern müssen. Der Haltung der Regierung gegenüber sei es unmöglich gewesen, dies zu glauben. Wir haben — fährt Varnbüler fort — das Vertrauen gehabt, daß die conservative Partei sich selbst rühren solle. Nur dann könne die Regierung in die Agitationen eintreten, wenn die Appellationen in diesem saal vergeblich gewesen seien. Römer protestirt nochmals gegen die Insinuation, als ob er eine Thätigkeit der Regierung gegen das Aereinsrecht gewollt habe. Mayer von Besigheim stellt den Antrag, die Sache an eine eigene Militärcommission zu verweisen und nicht in der Finanzkommission zu begraben, da bei der eben stattgehabten Wahl derselben von ganz anderen Voraussetzungen ans gewählt worden ist. Frh. v. König pro- testirt in sehr energischen Worten gegen das Wort des Vorredners von den Privilegirten als einer Garde. Sick rechtfertigt dem Antrag Mayers gegenüber leinen Antrag, lieber de» Antrag Mayer's wird namentlich abgestimmt. Abgelebnt mit 43 gegen 33 Stimmen. Der Antrag Sick's ist somit angenommen und der Antrag der Fünfnndvierzig wird an die Finanzkommission überwiesen. Die Tribüne, auf welcher, neben vielen Offizieren, der Militärbevollmächtigte des norddeutschen Bundes Major v. Loos, der Gesandte des norddeutschen Bundes Frh. v. Rosenberg und andere Diplomaten cingetrvffen waren, leert sich rasch. Es kommt zur Berathung der Gesetzentwurf betr. die privatrechtlichen Verhältnisse der wirthschaftlicben Genossenschaften. Oesterleu setzt die Grundzüge des Eommissionsberichtes auseinander.
— iS. März. (21. Sitz.) Fortsetzung der Berathung über den Gesetzentwurf, betr. die privatrechtlichen Verhältnisse der wirthschaftiichen Genossenschaften. Die einzelnen Artikel des Gesetzes, welche heute zur Vorlesung kommen , werden meist ohne Debatte nach dem Vorschläge der Commission genehmigt.
Die Finanzkommission hat den Herrn Abgeordneten Moriz Mohl einstimmig zum Referenten für den von Hrn. Sigmund Schott und Genossen gestellten Antrag über das Militärwesen gewählt. (B.-Z.)
Rottweil, 18. März. Ziegler Adam Cesle von Ober- digisheim ist wegen Ermordung seiner Frau und seines Stiefsohnes zum Tode verurtheilt worden. (S. M.)
Karlsruhe, 18. März. Die erste Kammer nahm ein- stimnüg den Kommissionsantrag an, zur Zeit aus Opportunitätsgründen den Vorschlägen der zweiten Kammer wegen Aufhebung der Todesstrafe nicht beizutreten. (S. M.)
München, 17. März. Kriegsminister v. Prankh, der gestern längere Zeit mit dem Könige konferirt hat, soll, wie der „N. K." mittheilt, seine Entlassung eingereicht haben, nachdem er aus einer Ausschußsitzung kam, wo ditz, bedeutenden Abstriche am Kriegsbudget nunmehr einstimmig beschlossen worden waren. — Auf der Route Frankfurt-Aschaffenburg verschwand aus einem Eisenbahnpackmagen ein Fäßchen mit 7000 Gulden in österreichischen Silbergulden und Thalerstücken. Alle Nachforschungen blieben bis jetzt ohne Erfolg.
Berlin, 18. März. Dem Vernehmen nach bilden die Ta- rifform und die damit zusammenhängenden Steuervorlagen die Hauptaufgaben des Zollparlaments. Das Gerücht von anderweitigen Steuervorlagen ist unbegründet.
Groß-Gerau, 16. März. Während am 27. v. M. der letzte heftige Erdstoß -stattfand, hat man seit vorgestern wieder häufigere Erderschütterungen wahrgenommen, von welchen die von heute Morgen 10 Uhr 30 Min. und 11 Uhr 41 Min. sehr kräftig waren.
Paris,. 17. März. Die Agence Havas meldet, sämmtliche katholische Mächte hätten sich dahin geeinigt, keinen außerordentlichen Gesandten zum Konzil zu entsenden. Sie verhandeln unter sich, um den durch die vorgelegten Schemata bedrohten bürger
lichten Rechten mittelst der bestehenden Gesetze jede bei sich Achtung zu verschaffen. (S. M.)
Napoleon denkt, Vorsicht ist Herr, zumal wenn das Gewissen allerlei Unruhe macht. Er hat daher von seinen Tuilericn unterirdische Telegrapheudrähte theils in das Palais des Generalstabs, theils nach dem Fort des Vincennes legen lassen, so daß in jedem Augenblick 60,000 Mann zu seiner Verfügung stehen.
(Zum Konzil.) Der Südd. Presse wird aus Rom den 11. März geschrieben: Das Schicksal schreitet schnell. Die Jesuitenpartei ist ihrem Ziele ganz nahe, und wenn nicht Wunder geschehen, so ist in kurzer Zeit das neue Dogma fertig. Ganz irrig sind die Nachrichten, daß eine Vertagung des Konzils bevorstehe, und das Befinden des Papstes kein günstiges sei. Vielmehr gedenken die Kurialistcn rücksichtslos vorzugehcn, alle Bedenken gegen Negierungen, Professoren und katholische „Freimaurer" fallen zu lassen und nur zu thun, „was ihnen der heil. Geist gebietet und das gläubige Volk sehnsuchtsvoll wünscht." Aus ihren Physiognomien leuchtet Siegesgewißheit, wie kaum zuvor. Der Papst aber ist kerngesund und des besten Humors. Vor nicht langer Zeit begegnete er einigen Mitgliedern des Konzils, von denen einer des Alters wegen einen Stock trug; er bot denselben dem Papste an, dieser aber lehnte ihn mit den Worten ab: „Wie oft hat man mich schon krank und todt gesagt! Sähe man mich mit einem Stocke, so ließen mich die Zeitungen schon begraben sein." lieber hundert Bischöfe legten wohl Protest gegen die neue Geschäftsordnung ein: aber es ist umsonst. Und doch steht diese Geschäftsordnung im direkten Widerspruch mit allem Herkommen auf früheren Konzilen. Trotzdem war und ist auf Seite der Opposition, welche leider kein wohlorganisirtes, geschlossenes Ganze bildet, noch niemals davon die Rede gewesen, eventuell das Konzil zu verlassen. So lieb dies in einer Hinsicht der Kurie wäre, da man die lästigen Einwürfe ledig würde, so wenig würde man höchsterseits des Prinzips wegen es dulden. Die Bischöfe dürfen ohne große Kirchenstrafen Rom nicht beliebig verlassen. Die Kommission „für Entschuldigungen" müßte es nebst dem Papste erst gutheißen. Unter Androhung von Zensuren mußten alle, denen es nur halb möglich war, hieher kommen, und sind nun Gefangene. Was also manche Journale von eventuellem gemeinsamem Rücktritte der Bischöfe ganzer Nationen mittheilten, beruht, wie vieles andere, auf einer Täuschung. Um aber langweilige diplomatische Erörterungen mit den Regierungen unmöglich zu machen, verkündet der Bischof von St. Pölten als Sekretär des Konzils plötzlich zur Ueberraschung der Opposition, der heil. Vater habe dem heißen Wunsche „der meisten Bischöfe" nachgegeben und das Dogma der Unfehlbarkeit des Papstes vorlegen lassen. In 10 Tagen, also bis zum 17. März, sind die Bedenken rc. schriftlich cinzureichen. Von Frankreich fürchtet man nichts. Dem Wunsche des Grafen Dar», sich durch einen Spezialbevollmächtigten fast post festum vertreten zu lassen, wird man hier wahrscheinlich Nachkommen; denn man fürchtet nichts von diesem. Ja, gerade die drohende Miene der Regierungen hat im Vatikan den neuesten Entschluß beschleunigt. Man will der ganzen Welt zeigen, daß der apostolische Stuhl in kirchlichen Dingen (so nennt man es hier) absolut frei ist. Einen Abzug der franz. Truppen befürchtet man auch nicht mehr.
Der Wes.-Z. wird aus Rom geschrieben: Die wunderbare Ueberreiznng des Gemüthszustandes des Papstes ist täglich im Steigen begriffen. Der im Grunde so gutmüthige Mann zeigt gegen alle, welche in schwebenden Fragen anderer Ansicht sind, die rücksichtsloseste Härte. Gerade durch die Opposition, auf welche er stößt, erhält der Glaube Pius IX. an seine Erleuchtung und an seine Mission, durch dieselbe die Kirche zu fördern, Tag für Tag mehr Festigkeit. Er scheint jetzt sogar zu der Ueber- zeugung gekommen zu sein, er könne Wunder verrichten. Hierauf deutet ein eigenthümlicher Vorfall, von dem nur ein Augenzeuge berichtete. Der Pabst machte eine Spazierfahrt und verließ, wie er es öfters thut, für einige Zeit den Wagen, um ein Stück des Weges zu Fuß zurückzulegen. Am Wege lag ein Krüppel. Der Pabst ging auf ihn zu und sagte mit vernehmlicher «stimme: Stehe auf mein Sohn und wandle. Anfänglich glotzte der Krüppel, der-nicht wußte, was er sollte, mit starren Augen den Pabst an. Als der letztere seine Anrede wiederholte, erhob sich der Mann einen Augenblick, stürzte aber selbstverständlich sofort wieder zusammen. Pius IX. wandte sich ab, sichtlich betroffen und verlegen. Das Publikum drängte heran. Um den Gegenstand der Aufmerksamkeit zu verdecken, bildeten sogleich die Hausprälaten einen Kreis um den Krüppel. Die päpstlichen Wagen fuhren vor und entrückten rasch den Kirchenfürsten und sein Gefolge den kritischen Blicken des Publikums.
Der karlistische Aufstand in Spanien ist abgesagt worden: die Parteigänger des Prätendenten werde» in Kenntniß gesetzt, daß Don Carlos auf gewaltsame Mittel zur Geltendmachung seiner Rechte auf den spanischen Thron verzichte. Die Trauben waren zu sauer.