halten, im neuen Etat die Positionen, die für die Jesuiten und ihre Zwecke ausgesetzt sind, zu streichen.
In Dalmatien sicht es übel aus. In Folge der Kriegs- verwüstungcn und des langen Winters ist in einigen Gebirgs- dörfern der Hungertyphus ausgebrochen. Selbst in den Küstenorten herrscht fortwährend eine große Theurung. In Cattara kostet ein Ei acht Kreuzer, ein Pfund Hammelfleisch 70 Kreuzer und ein Pfund Kalbfleisch einen Gulden.
Graf Montalembert, der sich noch vor Kurzem gegen die Unfehlbarkeit so energisch ausgesprochen und daher von manchen seiner früheren Freunden angegriffen worden war, ist plötzlich gestorben.
Am 25. März, dem Tage Mariä Verkündigung, soll der Welt und der Stadt das neueste Dogma verkündigt werden : Der Pabst ist unfehlbar wie Gott.
Madrid, 12. März. Heute Morgen hat ein Duell zwischen dem Herzog von Montpensier und dem Jnfanten Don Enrique de Borbon (Bruder des König-Gemahls Don Francisco und der Prinzessin Adalbert von Bayern) stattgefunden, in welchem lehterer eine Kugel in den Kopf erhielt und todt auf dem Platz blieb.
Klärchen.
(Fortsetzung.)
Als sie öffnete, stand der Advocat Krug an der Schwelle. Die harten Worte, die sie anssprechen wollte, erstürben ihr auf den Lippen.
— Muß jeder, der Einlaß begehrt, so lange warten? fragte der Rcchtsgelchrte kurz und barsch.
Dieser Ton verletzte die Wirthschafterin.
— Nein! antwortete sic eben so kurz.
— Also ich, nur ich!
Dore hatte die Thür geschlossen. Der Advocat maß sie mit den Blicken vom Kopfe bis zu den Füßen.
— Kennt Sie mich? fragte er, als Dore sich weiter nicht entschuldigte.
— Ich glaube, Sie sind der Herr Advocat Krüg . . . genau weiß ich es nicht!
— Achte Sie besser aus ihren Dienst; es ist unangenehm und lästig, lange an der verschlossenen Thür stehen zu müssen. Es scheint, als ob Sie die Obliegenheiten eines Domestiken nicht kennt . . . Werde mich bei meinem Freunde beschweren . . .
Dore erröthete vor Scham und Aerger; cs war ihr unmöglich zu antworten.
— Wo ist der Herr Professor ? fragte streng der Rechtsgelehrte.
— Jin Garten.
— Allein?
— Eine Dame ist bei ihm.
— Wer ist die Dame?
— Ich kenne sie nicht.
Der Advocat ging in den Garten.
— Ist das cm unverschämter Patron! dachte die Wirth- schafterin, die vor Erregung am ganzen Körper zitterte. Wie er mich titulirt, wie er mich überhaupt behandelt! Warte, Dir werde ich eine Suppe einbrocken, die gesalzen und gepfeffert sein soll. Dieser Herr und diese Dame ihun als ob sie hier im Hause zu befehlen hätten . . . Vielleicht jagen sie mich noch davon; ich werde schon Vorbeugen, werde ihnen das Spiel verderben. Die Dore sieht zwar gutmüthig, auch ein wenig dumm aus; aber sie wird dem einfältigen Professor schon zur rechten Zeit die Augen öffnen. Ich sitze fest, mir zieht man den Boden unter den Füßen nicht so leicht fort.
Sie ging in die Küche, besorgte das Mittagsessen und kümmerte sich weiter nicht um die drei Personen, die in der schatti gen Allee des Gartens promenirten. °
3. In der Mühle.
Meister Göpel saß gedankenvoll auf seinem Wagen, während der schlanke und glänzende Fuchs gemächlich dahin trabre. Wahrlich, der arme Mann hatte wohl Grund, den Kopf auf die Brust herabhängen zu lassen und über die Unvollkommenheit des menschlichen Lebens nachzudenken. Als er nach einer guten Stunde die Mühle erblickte, die mit ihrem rochen Dache aus einem Birkenwäldchen amnuthig emporragte, stieß er einen tiefen Seufzer aus.
— Ich wollte, murmelte er vor sich hin, der Professor stäke nur einen Tag in meiner Haut, er würde die Sache mit ganz anderen Augen ansehen und mir Nachsicht schenken. Lieber Gott, ich verlange ja nichts Ungebührliches! Ob das Geld bei mir oder bei einem Andern steht, es bleibt sich im Grunde genommen doch gleich. Der Advocat muß wohl Hetzen, es kann nicht apders sein. Ich wollte, der Rechtsverdreher . . .
Er hieb mit der Peitsche auf den Fuchs, daß dieser im Galopp weiter sprengte.
— Oh,' oh, murmelte der Müller, das habe ich nicht gewollt! Gutes Thier, du sollst nicht darunter leiden!
Die Zügel anziehend, ließ er das Roß im Schritte gehen. Dann schüttelte er das Haupt und murmelte:
— Mein Mehl hat die Dore genommen, sie wird nun auch für mich sprechen. Stein, ich will nicht alle Hoffnung aufgebcn, will ruhig den Brief abwarten, den der Professor mir versprochen hat. Es wird ja wohl nicht lange dauern.
Der Fuchs kannte die Heimat schon, er trabte wiehernd in den Hof der Mühle und stand vor dem Stalle still. Göpel übergab dem hcrbeieilenden Knechte Zügel und Peitsche, streichelte noch einmal den treuen Fuchs und ging über den Hof. Aus dem Fenster des Wohnhauses sah ein junges Mädchen
— Vater! Vater! rief es.
— Klärchen! rief der Müller, indem er stehen blieb.
Er weidete sich an dem lieblichen Gesichtchen des kaum zwanzig Jahre alten Kindes.
— Du kommst heute spät heim!
— Wie das so geht!
- Gute Geschäfte gemacht?
Geht wohl an, mein Kind!
— Ich will gleich das Mittagsessen austragen.
Der Kopf des Mädchens war verschwunden.
Der Meister nahm die Mütze ab und trocknete sich die Stirn.
— Hat nun eben keine große Eile! murmulte er vor sich hin. Mir ist der Appetit vergangen.
Er setzte sich auf die Steinbank, die neben der Thür des Hauses stand und sah zu, wie der Knecht das Pferd in den Stall führte. Hinter ihm rauschte das Wasser und klapperte die Mühle. Rechts zeigte sich ein hoher Zaun, der den Obst- und Gemüse- Garten von dem Hofe trennte. Links standen die «Stallungen und die Scheune. Uebcrall herrschte große Ordnung und Reinlichkeit, die Gebäude waren gut erhalten und wer das stattliche Wohnhaus mit der Mühle sah, hätte keinen Augenblick an der behäbigen Wohlhabenheit des Besitzers gezwcifelt. Plötzlich bellte der Hofhund, der vor seiner Hütte an der Kette lag. Die Tauben, die sich Futter suchten, rauschten empor und ließen sich aus dem Dache der Scheune nieder.
— Was ist denn das? dachte der Müller.
Er sah auf und legte die flache Hand über die Stirn, da die Mittagssonne ihn blendete. Ein Wanderer war in das offene Thor getreten.
— Was giebt es? ries der Meister.
Der Fremde kam näher.
— Ich grüße das Handwerk, den Meister und die Gesellen!
Göpel hatte sich erhoben.
— Danke, mein Freund!
-- Bin ein reisender Mühlknappe.
— Kann es mir wohl denken. Und ich bin der Meister in dieser Mühle.
Der Fremde nahm den mit glänzendem Wachstuche überzogenen Hut ab. Ein interessantes Jünglingsantlitz ward sichtbar. Des Meisters Blick glitt über die schlanke, jugendlich kräftige Gestalt hin, die mit einer blauen Blouse bekleidet war und einen wohlgefüllten Tornister aus dem Rücken trug. Ein buntes Tuch schlang sich nachlässig um den Hals, der, wie das Gesicht, arg von der Sonne gebräunt war. Pantalons und Stiefel befanden sich, was bei reisenden Handwerksburschen selten der Fall ist, im besten Zustande. Der erste Eindruck, den der Meister empfing, war so günstig, daß er sofort seinen Geldbeutel zog und nach einer Münze suchte.
— Meister, sagte der Geselle, ich bitte nicht um einen Zehrpfennig.
— Oho! rief Göpel.
— So lange ich nicht muß, nehme ich die Mildihätigkeit nicht in Anspruch.
Das ist brav, sehr brav! Du siehst auch gut aus, mein Sohn, mußt ordentlicher Leute Kind sein. Was willst Du denn, wenn Du den Zchrpfennig, den ich jedem Knappen reiche, verschmähst ?
— Ich suche Arbeit, Meister!
— Das läßt sich hören.
— Wenn ich bei Ihnen eintreten könnte . . .
— Muß es denn gerade bei mir sein?
Der Wanderbursch lächelte.
— Das nun eben nicht; aber da die Mühle mir am Wege liegt, wollte ich doch fragen, denn ich wandre nicht gern lange.
— Glaube schon, daß es sich machen wird.
Der Meister ging in das Haus, der Geselle folgte ihm.
Nach Handwerksgebrauch lud er den Wanderer zu Tische ein.
Als er in das Wohnzimmer trat, hüpfte ihm die Tochter entgegen.
— Klärchen, wir haben heute einen Gast.
Das schöne Mädchen sah ihn erstaunt an.
— Einen Gast?
— Ja-
— Aus der Stadt?
— Nein, einen wandernden Mühlknappen, der mir wohl
gefällt.
(Fortsetzung folgt.
Redaction, Druck und Verlag der G- W. Zaiser'schen Buchhandlung.