fidium des Hrn. Stadtschnltheißen Schad verlas Buchbinder Slirm das Prograinm der Versammlung, welches also lautete:Wir wünschen, daß unsere Regierung ihren Verpflichtungen gegen den norddeutschen Bund treu bleibt, indem wir dies als unsere nationale Pflicht erkennen. Wir wünschen, daß unsere Volksvertreter eine freundliche Stellung gegen den norddeutschen Bund einnehmein indem wir blos auf Grundlage eines freundlichen Einvernehmens mit unfern deutschen Brüdern im Norden wie im Süden die Möglichkeit erblicken, unsere Militärlasten zu verringern und mit Erfolg auf Herabsetzung der Präsenz hinzuwirken. Dagegen glauben wir, "daß durch politische Aufhetzungen in der Weise, wie die Agitation gegen das Kriegsdienstgesetz betrieben wird, eine Herabsetzung der Militärlasten nicht zu erreichen ist, indem durch die ausgesprochenen Drohungen, wie Steuerverweigerung u. dergl., die Gewalt herausgefordert wird, wodurch Zustände geschaffen werden, welche statt den Fortschritt den Rückschritt herbeiführen und Geschäftsstockung und Untergrabung des Volkswohlstandes zur Folge haben. Gleichzeitig erklären wir uns mit der Haltung einverstanden, welche unser Abgeordneter bei der Volksversammlung am letzten Montag eingenommen hat und weisen mit Entrüstung jene Verdächtigung zurück, die ein Unberufener sich erlaubt hat." Nach Verlesung des Programms trat zuerst R.-A. Villinger von der Volkspartei auf, und empfahl in einer längeren Rede das Milizsystem mit Aufführung der Schrecken und Uebel des jetzigen Kriegsdieustgcsetzes nach seinen Erfahrungen, die aber vor das Jahr 1866 fallen. Hierauf widerlegte der Abgeordnete Storz die Gründe für das Milizsystem, indem er nachwies, daß dasselbe nicht billiger, nicht weniger, aber mehr lästig und die militärische Jugenderziehung mit Erfolg rein undurchführbar sei, und sprach die sichere Behauptung aus, daß die Einführung des Milizsystems von Preußen und dem norddeutschen Bunde nicht als ebenbürtig der Allianz gemäß anerkannt werde. Bei Abstimmung war auch der weitaus größte Theil der Versammlung für das aufgestellte obige Programm. Die Versammlung verlief in friedlicher Ruhe trotz der entgegengesetzten Meinungen.

Der Konzil-Korrespondent derTimes" sagt über den Bi­schof von Rottenburg: Im ganzen Episkopat ist kein Mann, der in gleichem Maße wie dieser Anerkennung verlangt als Priester, als Theologe, als Gelehrter, und der in seiner letzter» Eigen­schaft die Summe jener der deutschen Schule eigenen soliden, un­beugsamen Gelehrsamkeit so voll darstellt.

Mehrere Bayerische Blätter, auch der N. K., enthalten über­einstimmend die Nachricht, daß Fürst Hohenlohe sich am Schluß der vergangenen Freitag abgehaltenen Sitzung des Staatsraths von den Mitgliedern dieses Kollegiums verabschiedet habe. Im klebrigen ist über den Stand der Ministerangelegenheit nichts Neues bekannt. Bei der heutigen neuen Abgeordnetenwahl waren von 427 Wahlmännern 446 erschienen, absolute Mehrheit also 209. Gewählt wurden: Dürrschmied, Hocheder, Kästner, Kuorr, Kühlmann, Thomaß, und Wülfert mit 237 bis 239 Stim­men. Die ersten 6 sind die letztmals auch Gewählten und statt des für den doppelt gewählten Herz eingetretenen Kraus wurde Staatsanwalt Wülfert gewählt, 6 vom Fortschritt, 1 Mittclpartei.

In der zu Neuenburg v. M. verhandelten Anklage wegen Zusammenstoßes zweier Bahnzüge zwischen Freihölz und Jrren- lohe wurde Lokomotivführer Hartmann zu 1 Jahr und Heizer Ring zu 9 Monat auf der Festung zu erstehender Gefängniß- ^ strafe verurtheilt und zugleich ausgesprochen, daß beide im Eisen­bahndienst nicht wieder verwendet werden können.

Döllinger. Die ultramontanen Blätter fahren fort, den tief gefallenen" Döllinger, wie sie ihn uennen, herunterzureißen, der gescheider sein wolle als 400 Bischöfe, die schon gewußt haben würden, was zu thun sei.Wehe dem, von dem Aergerniß kömmt"

rufen sie im Chor. Das Volk, soweit es denkt, wird aber wohl der Ansicht sein, daß Aergerniß mit Wahrheit besser sei, als kein Aergerniß ohne Wahrheit. Die Wahrheitsliebe und das Wissen Döllinger's werden aber hunderttausend ultramontane Federn vergeblich attakiren.

Berlin, 24. Febr. In der heutigen Sitzung des Reichs­tages brachte Lasker aus Anlaß der dritten Lesung des Juris­diktionsvertrages mit Baden den Antrag ein, Baden den Dank der Versammlung für sein nationales Streben und die Genugthu- ung auszudrücken, welche man empfinde bei der Wahrnehmung, daß das Ziel der badischen Politik der möglichst ungesäumte Anschluß an den Nordbund sei. Nach einer Debatte, in welcher Graf Bismarck den Antrag als nicht opportun bezeichnte und bekämpfte, wurde der Antrag von Lasker zurückgezogen. (St.-A.)

In der Dreifaltigkeitskirche in Berlin hat eine neue Braut- kranzaffaire gespielt. Nach dem Gottesdienst trat ein Brautpaar mit vielen Zeugen (meistens Köchen; denn der Bräutigam wor­ein Koch), vor den Altar. Der Küster flüsterte dem Superin­tendenten Kober etwas in's Ohr und dieser erklärte der Braut: Sie tragen einen Brautkranz, ich darf Sie so nicht trauen. Wollen Sie mit einer Lüge vor Gott treten? Braut: Ich habe kein Hehl daraus gemacht, daß ich ein Töchterchen habe, ich habe es selbst dem Küster mitgetheilt und gefragt, ob ich einen gewöhnlichen Haarschmuck tragen dürfe; es ist eine Garnitur, kein

Brautkranz. Pastor: Hier handelt es sich nicht um Menschen, Sie wollen Gott belügen! Braut: Herr Pastor, Gott sieht doch nach dem Herzen, nicht nach dem Kopfputze! Pastor: Und ich erkläre, daß ich Sie nicht traue, wenn Sie nicht den Kopf­putz ablegen! Eine ächte Berliner Zeugin hielt nun dem Pastor eine schallende Strafrede, die Köche drängten sich drohend herzu und in der Kirche und draußen unter den zahlreichen Kutschern ward der Ruf laut: Fournicr! Fournier! Die Peitschen klatschten und es drängte gegen die Thüren. Der Pastor hielt die Trau­rede, um dem peinlichen Auftritt ein Ende zu machen.

(Die siamesischen Zwillinge) werden gegenwärtig im Circus Renz zu Berlin bei stets ausverkauftem Haust ausgestellt. Der Berichterstatter derKreuz-Ztg." schreibt:Man konnte ein tiefes Gefühl des Mitleids nicht unterdrücken, als diese beiden, dem Greisenalter nahestehenden zusammengewachsenen Männer mit ihren trockenen, zusammengefallenen und ausdruckslosen Gesichtern langsam die Estrade entlang schritten und sich hier und da ver­neigten, jeder von einem erwachsenen Sohn gefolgt. Die Brüder sind im Mai 1811 in dürftigen Verhältnissen in der Stadt Mel­lon in Siam geboren und erhielten die NamenChang" und Eng". In frühester Jugend schon mußten sie sich vielseitig be­schäftigen, um den Unterhalt zu ihrem Leben mitverdienen zu hel­fen, da der Vater in ihrem achten Jahr gestorben war; im Jahre 1829 endlich entschloßen sie sich, die Vereinigten Staaten zu be­reisen, wo sie überall das lebhafteste Interesse erregten. Nach­dem England Kenntniß von der Existenz der siamesischen Zwil­linge erhalten, steigerte sich die Neugierde der Engländer dermaßen, daß sie denselben Anerbietungen über Anerbietungen machten, und so gelangten die Siamesen nach Europa. Männer der Wissen­schaft erforschten ihre Eigenthümlichkeiten, ohne zu einem entschei­denden Resultate gelangen zu können, und so ist noch heute nicht festgestellt, ob die Organisation beider eine zusammenhängende ist. Dr. Nelaton, den sie in Paris konsultirten, hielt eine Tren­nung beider durch eine Operation, ohne deren Leben zu gefährden, für eine Unmöglichkeit. Durch ihre wiederholten Reisen in den Vereinigten Staaten, später nach Paris, Brüssel und Holland, häuften sie ein ansehnliches Vermögen zusammen, kehrten jedoch nach Amerika zurück, um sich dort häuslich niederzulassen; im Jahre 1842 vermählten sich beide mit zwei Schwestern und haben 22 Kinder. Der amerikanische Freiheitskrieg zerrüttete ihre Ver­hältnisse, so daß sie wieder gezwungen wurden, sich öffentlich zu zeigen, doch soll dies ihre letzte Reise sein. Die Siamesen sind 5^ 2" groß, erstellten sich stets einer guten Gesundheit und zeigen eine sehr entwickelte Muskulatur; das Fleischband, welches sie verbindet, entspringt aus der untern Spitze des Brustbeins und hat sich durch Zerrung so verlängert, daß beide ziemlich Schulter an Schulter gehen können."

Spanien. Das neue Aushebungsgesetz, welches General Prim als Kriegsminister den Cortes vorgelegt hat, lehnt sich au­genscheinlich an das preußische System an. Das Heer wird in stehendes Heer, erste und zweite Reserve eingetheiltt; die Stärke der beiden ersten Klassen soll alljährlich von den Cortes festgesetzt werden. Jeder waffenfähige Spanier ist vom 20. Jahre ab dienstpflichtig und hat sich dem Loose zu unterwerfen. Aus den vom Loose Betroffenen werden die beiden ersten Klassen gebildet; der Dienst im stehenden Heere dauert vier und der in der Reserve, welche nur im Nothfalle einzuberufen ist, zwei Jahre. Die vom Loose nicht Betroffenen bilden die zweite Reserve, welche ein Jahr Uebungsdienst zu leisten hat und nur kraft eines Gesetzes zu den Fahnen berufen werden kann. Das Handgeld soll sortfallen und anstatt des Looskaufes nur Stellvertreter zugelafsen werden.

Klärchen.

(Fortsetzung.)

Gehen Sie zu meinem Anwälte dem Herrn Doctor Krug, der mit unbeschränkter Vollmacht ausgestattet ist. Meine Studien, meine Gemüthsverfassung, meine Gesundheit . . . Alles legt mir ernste Rücksichten auf . . . Ich kann mich mit materiellen Dingen nicht mehr befassen . - . Gott befohlen, lieber Meister !

Der Meister schüttelte sein kräftiges Haupt.

Gott befohlen, lieber Herr? das klingt ganz gut, aber es ist doch nicht wahr. Der liebe Gott hat mir den Gedanken eingegeben, mich an Sie zu wenden . . . hören Sie mich doch an, das ist doch wahrhaftig nur eine kleine Mühe.

Taube kniff die Lippen zusammen, senkte gemessen die Augen­lider und drückte die langen dürren Finger, daß sie knackten. Meister Göpel sprach, wie er sich vorgenommen, frisch von der Leber weg; nach einer Minute schon wußte der Professor alles, was er wißen sollte.

Hm, hm! murmelte er. Ich bedaure schmerzlich, daß Sie in diese unangenehme Situation gekommen; aber ich kann bei dem besten Willen nicht helfen.

Nicht helfen?

So habe ich gesagt.

Ich bitte ja nur um ein Jahr Nachsicht.