gieng es sofort an das Abschlagen der Guillotine. Hier ereignete sich eine peinliche Szene. Zwei seingekleidete Damen tauchten ihre Schnupftücher in den mit Blut angesüllten Korb. Selbst den alten Polizcileuten, die schon viel mitgemacht, schauderte es. Die Menge an den Eingängen des Platzes war immer wilder geworden und drängte nach dem Platze hin. Sie gewann auch an Terrain, aber es gelang doch, sie im Zaume zu halten. In der Rue la Roquctte selbst herrschte wildes Getümmel. Die Wa­gen durften jetzt hcrauffahren und kamen zu Hunderten an. Die Menge selbst trieb sich noch längere Zeit in der Umgebung der Roguette herum, Viele waren in trunkenem Zustande. Zu einigen Krawallen kam es; Verhaftungen wurden vorgenommcn, aber die Ruhe nicht ernstlich gestört. Die Taschendiebe hatten sich auch zahlreich eingefunden. Die Nacht über wurden 20 ver­haftet. Der Eindruck, welchen Traupmanns Hinrichtung auf die Menge machte, spricht jedenfalls nicht zu Gunsten der Aufrecht­erhaltung der Todesstrafe.

Paris, 21. Jan. In der gestrigen Sitzung des gesetz­gebenden Körpers verlangten aus Anlaß der Hinrichtung Traup­manns mehrere Redner, daß künftig die Hinrichtungen im Innern der Gefängnißräume vollzogen werden sollten. Der Minister wird heute antworten. Jules Simon kündigte an, daß er einen Antrag auf Abschaffung der Todesstrafe einbringen werde. Die Berathung über die Handclssrage wurde darauf fortgesetzt. Ju­les Simon zeigte, daß die französische Industrie die Konkurrenz mit der englischen aushalten könne. Der Handelsvertrag habe dem Ackerbau und der ländlichen Bevölkerung eine günstige Lage geschaffen, die 19mal größer fei als die industrielle. Man müsse vor Allem für die große Masse der Konsumenten sorgen. Man dürfe nicht auf Kosten der armen Bevölkerung einigen Großin­dustriellen besonderen Schutz gewähren. Die Handelsfreiheit sei eine Nothwendigkeit für alle Welt. Alle Freiheiten hängen unter sich zusammen, und alle führen zum Frieden. (Beifall.) Heute Fortsetzung. - Die Arbeitseinstellung in Creuzot dauert fort. Die Ordnung ist nicht gestört worden.

Vom Eon eil schreibt die bek. Corr. der Allg. Z.:Uebcr die Repräsentation der einzelnen Nationen und Theilkirchen auf dem Couzil lassen sich hier lehrreiche Betrachtungen anstellen. Franzosen und Deutsche müssen sich hier in den Tugenden der Demuth und Bescheidenheit üben und lernen, wie wenig sie in der katholischen Kirche zu bedeuten haben, so bald es sich um Lehre und Gesetzgebung handelt. Da ist die Diöcese Breslau mit 1,700,000 Katholiken; ihr Bischof ist hier in keine einzige Commission gewählt, wogegen die 700,000 Einwohner des jetzigen Kirchenstaats durch 62 Bischöfe vertreten sind, und die Jraliener in allen Commissionen die Hälfte oder zwei Drittheile bilden. Denn das Reich Gottes, in welchem der Kleinste größer ist als Johannes und alle Propheten, liegt bekanntlich zwischen Montc- fiascoue und Terraciua, und wer in Sonnino oder Velletri, Ccc- cauo, Anagni oder Rieti das Licht der Welt erblickt hat, der ist in der Wiege schon prädestiuirt imperio rogera papulös. Zwar ist es den 62 Bischöfen dieses auserwählten Landes und Volkes noch nicht gelungen, auch nur das bescheidenste Maß von Mo­ralität in ihren Landstädtchen und Dörfer herzustellen; noch immer stehen ganze Ortschaften und Distrikte notorisch mit den Briganten im Einverständniß; aber um dergleichen Dinge hat sich ja auch das Concil nicht zu bekümmern. Da sind die Erzbischöfe von Köln mit 1,400,000, von Cambray mit 1,300,000, von Paris mit 2 Mill. Katholiken: aber von den neapolitanischen und sici- lianischen Bischöfen aus dem Concil reichen schon vier hin, diese Prälaten mit den hinter ihnen stehenden 5 Mill. Deutschen und Franzosen zu nullificiren. So sind die 12 Mill. Katholiken des eigentlichen Deutschlands auf diesem Concil mit 14 Stimmen ver­treten. Man könnte das Verhältnis) auch so ausdrücken: in kirch­lichen Dingen gelten 20 Deutsche noch nicht so viel als ein Ita­liener. Und sollte ein Deutscher sich etwa einbildcn, daß sein Volk mit seinen zahlreichen theologischen Hochschulen und seinen gelehrten Theologen billig einiges Gewicht auf einem Concil an­sprechen dürfe, so möge er nur hieher kommen, um alsbald von diesem Wahne gründlich geheilt zu werden. In ganz Italien gibt es, mit Ausnahme Roms, nicht eine einzige wirkliche theo­logische Fakultät; Spanien behilft sich gleichfalls ohne höhere theo­logische Schule und ohne Theologie; aber hier auf dem Concil sind einige hundert Italiener und Spanier die Herren und die berufenen Lehrmeister und Glaubcnsdiktatoren für Alle zur Kirche gehörigen Nationen."

London ist zu einem Colosse von 3,200,600 Köpfen heran- gewachsen. Die 20 größten Städte Großbritanniens zählen zu­sammen 7,200,600 Köpfe.

Manchmal ist und ißt man sogar mit Co liegen gern zu­sammen. Master Ned Wright in London, der sich zur Ruhe gesetzt hatte, lud daher 200 seiner ehemaligen College» zum Abend­essen ein; es waren lauter Spitzbuben, aber sehr respektable; denn 195 von ihnen hatten zusammen 210 Jahre hinter Schloß und Riegel gesessen. Der Gastgeber setzte seinen Gästen mit Wein pnd Braten und mit frommen Gesängen zum Schlüsse tüchtig zu.

Friedrich Hecker erklärt:Es ist rein Phantasie, daß

ich nach Deutschland zu reisen vorhabe; gar dort zu bleiben, fällt mir im Traume nicht ein. Ich bin für eine philisterhafte Bum­melexistenz nicht geschaffen und mein ganzes avestamcrikanisches Wesen taugt von Haut und Haar nicht in die höfliche konven­tionelle Kleinigkeit und Altväterischkeit von draußen. Das weiß ich wohl, daß ich nur noch wie eine ArtSage" im Volke um­gehe; es leben ja von den alten Kollegen und Kämpfern nur noch Wenige und der jüngeren Generation bin ich fremd. Am­bition juckt mich nicht, sonst hätte ich hier Raum genug zu de­ren Befriedigung gehabt."

Allerlei.

-- Viehzucht unb Vieh Handel. Die Concurrenz, die seit einer Reihe von Jahren der ausländische, insbesondere un­garische Waizen dem deutschen Waizen macht, hat vielfach die Landwirthe zu der Ansicht bestimmt, den sonst so sehr lohnen­den Waizenbau mehr und mehr zu beschränken und der Viehzucht eine größere Sorgfalt zuzuwenden, als es bislang geschah. Aller Vorausberechnung nach kann der deutsche Ackerbau eine gesteigerte Mistproduktion immer noch gut auslohuen, selbst wenn auch die Zufuhr von Hilfsdüngmitteln eine namhafte Erweitung erführe; allein soll die Viehzucht gegenwärtig eine befriedigende Rente ge­ben, so darf die letztere nicht allein in der Misterzeugung gesucht werden, vielmehr müssen auch die Viehnutzungsprodukte als Milch-, Butter- und Käsegcwinnung der Rente einen entsprechenden Tribut liefern. Dies alles haben die deutschen Landwirthe zwar wohl erwogen und daher einer bedeutenden Verstärkung des Futterbaues steigend größere Aufmerksamkeit geschenkt. Allein immer und immer treten auf dem Gebiete der Viehzucht Verhältnisse ein, die gar manchem Landwirthe diesen an und für sich schönen Zweig der Landwirthschaft verleiden. War es vor 4 und 5 Jahren ein in ganz Deutschland stark fühlbarer Futtermangel, der die Landwirthe nöthigte, die Viehhaltung außergewöhnlich stark zu vermindern und es ihnen möglich machte, erst ganz allmälig wie­der eine Ergänzung zu bewirken, so hat im nun vergangenen Jahre die Maul- und Klauenseuche alle deutsche Gegenden und Länder durchwandert und erhebliche Verluste, wenn auch nicht an Kopfzahl, so doch an Nutzungsmaterial (Milch, Butter, Käse, Fleisch) zur Folge gehabt. Rechnet mau noch dazu, daß auch im Jahre 1869 die Futtcrernten weit unter dem Mittlern Ertrage geblieben sind und weiter, daß in Folge des veränderten Brennerei­steuerwesens gar viele Landwirthe i,^ große Verlegenheit gekom­men sind, so begreift sich's leicht, daß gar Manchem die Vieh­zucht verleidet ist. Ueberdies entwickelt sich auch mehr und mehr eine großartige Concurrenz des Auslandes mit unserer Fleischpro- duklion. Ungarisches Fettvieh, gemästet mit ungemein billigem Futter auf unseren Märkten zu sehen, sind wir bereits seit einigen Jahren gewöhnt; daß aber auch die überseeischen Länder unsere Fleischproduktion drücken würden, das wagte man noch vor wenigen Jahren kaum zu ahnen; jetzt aber ist es nicht allein das massenhaft verbreitete Fleischextract, welches das Bedürfnis) nach Fleischbrühsuppen gut und billig deckt, sondern selbst Mast­vieh in Natur aus Montevideo concurrirt in England, auch be­reits in Holland mit der continentalen Fleischerzeugung.

Franklins Grabschrift. Der Buchhändler und Buchdrucker zu Boston, Franklin, machte sich selbst folgende sinn­reiche Grabschrift:Hier liegt, wie ein altes Buch, mit abgenutz­tem Einbande, von dem die Titel und Verzierungen verwischt sind, der Leichnam des Buchdruckers Benjamin Franklin. Er wird eine Nahrung der Würmer; aber dieses Buch wird nicht verloren gehen; es wird einmal wieder in einer neuen und sehr schönen Ausgabe erscheinen, durchgesehen und verbessert vom Verfasser."

Der schwerste Körper. In einer Gesellschaft, in der sich Benjamin Franklin befand, wurde einmal die Frage aufge­worfen:welches der schwerste Körper sei?" Der Eine ricth auf Blei, der andere auf Quecksilber, der dritte auf Gold, und der, welcher es am besten wußte, ans Platina. Man fragte end­lich auch den berühmten nordamerikanischcn Buchdrucker um seine Meinung. Dieser antwortete:wahrscheinlich die Luft." Man fand dieses sehr widersinnig allein Franklin fuhr fort:Es ist bekannt, daß die Schwere der Luft von ihrer Dichtigkeit ab­hängt, und ihre Dichtigkeit von dem Drucke, mit dem sie zusam­mengedrückt wird, da sie eine elastische Flüssigkeit ist. An der Erde wiegt ein Kubikfuß Luft 2^/s Loth, und auf dem Chimbo- rasso nur noch l'/s Loth. Wenn die Erde im Innern große Höhlen hat. so muß in diesem die Luft dichter und schwerer sein als auf der Oberfläche. In einer Tiefe von zwölf Meilen ist sie schon schwerer wie Qecksilber und dieses schwimmt auf der Luft. Noch einige Meilen tiefer ist sie dichter und schwerer als Gold, Platina nnd alle Körper, die wir kennen."

Bei einem Schulexamen wurde ein Knabe über die Wirkung der Kälte und Hitze befragt.Die Kälte ziept zufammen, und die Hetze dehnt sich aus," erwiederte er. wie es ihm gelehrt war und fügte aus eigener Veranlassung hinzu:Drum sind auch im Winter die Tage kurz und im Sommer lang."

Redaction, Druck und Verlag der G. W. Zaiser'schen Buchandlung.