befürchten hat, als es selbst an Eroberungen denkt, sich in Si­cherheit den Arbeiten des Handels, der Industrie und des Acker­baues überlassen können.

Mit dem neuen Jahre wird vieles > anders werden. Auch das Königreich Polen wird verschwinden und fortan Weichscl- land heißen.

Warschau, 16. Dez. Eine Verordnung ist erschienen, wonach im Königreich Polen Niemand eine Schießwaffe anders besitzen darf, als nur auf Grund einer besondern Erlaubniß. Der Preis einer solchen jährlich zu erneuernden Erlaubniß ist 6 Silberrubel für jede einzelne Waffe. An Besitzern von For­sten wird zur Bekämpfung der hier noch so häufig lebenden Raubthüre, namentlich der Wölfe, die Erlaubniß auch auf mehr Feuergewchre erthcilt; jedoch muß die Erlaubniß für jedes Stück besonders mit 6 Silbcrrubel erkauft werden

Der zerquetschte Hut.

(Fortsetzung.)

Es sei sehr weit, sagte sie, ich muffe einen Wagen nehmen.

Weit könne es nicht sein, erwiderte ich, denn die Familie wohne ganz nahe beim Bahnhof.

So hat man Sie über Mastricht erwartet, der Mastrichter Bahnhof ist in London" (ein Stadtthcil Lüttichs).

Gibt es denn zwei Bahnhöfe hier?"

Ei freilich, und sehr weit auseinander."

Nun war mir Alles klar. Man erwartete mich an dcni Mastrichtcr Bahnhof, und in dessen Nähe wohnte die Familie Martineau.

Ich nahm also eine Droschke und fuhr eine ziemliche Strecke die Maas entlang und dann über eine Brücke in das erwähnte Stadtviertel, welches aus fast lauter neuen Häusern bestand, wie sie in der Umgebung eines Bahnhofes rasch zu entstehen pflegen.

Endlich hielt die Droschke vor dem Thore eines sehr statt­lichen Hauses still und ich las über dem Glockenzug den Namen Martineau.

Froh und mit vor Erwartung pochenden Herzen stieg ich aus, denn ich sollte hier mehrere Monate, vielleicht noch länger, bleiben, und meine Phantasie hatte sich den Eintritt in dieses Haus unendlich oft ausgemalt.

Ich trat zuerst in eine Art Halle. Rechts waren zwei Bu- rrau's, deren Thüren beide offen standen.

Ein Herr trat mir entgegen, ich srug, ob Madame Mar­tinen» zu Hause sei.

Ich weiß es nicht," lautete die Antwort,,ich werde dem Bedienten schellen," und damit zog er eine Glocke an dem Ein­gang links, der in den eigentlichen Wohnraum zu führen schien.

Es kam mir sehr großartig vor, mehr als ich mir's vor­gestellt hatte, jedoch über das Vorhandensein eines Dieners konnte ich mich gerade nicht wundern, da Forstbcamte in der Regel ein Pferd Hallen müssen. Indessen erschien ein Livreebcdicnter aonimo il k»ut, und auf meine Frage nach Madame Martineau erwiderte er:Llacksmv est L Lksstrietit.'

Lt Alonsisur."

lllonsleur est »ussl L Alsstrlobt."

Wie fatal! Gewiß hatte mau mit mir zurückkehren wollen, und nun langte ich hier vor meiner Wirthin an.

Ich srug, ob die Herrschaft heute zurückerwartet werde, ferner um mich zu vergewissern, daß ich nicht etwa dennoch im verkehrten Hause, ob Madame eine Deutsche sei, und da mir beides bejaht wurde, so erklärte ich dem Bedienten die Lage der Dinge, worauf er Sorge für meine Effecten trug und mich in einen sehr eleganten Salon führte.

Bald darauf erschien ein deutsches Mädchen, welches mir seine Dienste anbot und sich sehr zuvorkommend erwies. Sie sagte mir auch, daß Madame einen Gast erwarte, aber erst in nächster Woche, es müsse da irgend ein Mißvcrständniß, ein Jrrthum obwalten, aber das mache gar nichts, sie wolle schon für Alles sorgen, und ohne Zweifel würde die Ueberraschung für ihre Herrschaft eine höchst angenehme sein. Dann verließ sie mich und kehrte nach einer halben Stunde zurück, um mir zu melden, daß mein Zimmer rn Ordnung sei.

Welch' ein reizendes Zimmer hatte ich da! So schön hatte ich zu Hause wahrlich keins, und unter einem Himmelbett hatte ich in meinem ganzen Leben noch nicht geschlafen. Eine Thüre

führte auf den Balkon, und von da blickte ich in den reizendsten Garten von der Welt, nicht sehr groß, aber in so vollende­ter Ordnung, daß ich dachte, das ganze Stückchen Land könne man auf eine Blumenausstellung schicken.

Ich erinnerte mich dabei gleich der Blumen in meiner Reise­tasche, nicht, daß sie mir zum Erstenmale wieder einficlen, aber jetzt erst holte ich sie hervor und stellte sie in ein Glas mit Was­ser vor dem riesigen Toilettenspiegel. Wie war das Zimmer nun mit einem Male noch viel schöner und strahlender!

Dann packte ich meine Sachen aus und fand es eigentlich nicht unangenehm, die ersten Stunden mir selbst überlassen zu sein. Ich arrangirte all' mein Zeug in Schrank und Schubladen und fand mich bald, trotz meines sonderbaren Entree's, so ein­heimisch, daß ich überzeugt war, es vortrefflich hier aushalten zu können. Hatte ich überdies doch bereils ein kleines persönli­ches Interesse an Lüttich, und unzählige Male warf ich die Frage aus:ob mich der Fremde hier wohl finde» wird?" Ganz leicht gewiß nicht, dachte ich, und bedauerte es ein wenig, daß der Balkon nicht nach der Straße hinauslag. Nun, aus meinem Zimmer würde ich aber nur die wenigste Zeit sein.

Das aufmerksame Dienstmädchen srug, ob ich auch zu Mit­tag gespeist habe, und ich sagteJa," obschon es nicht der Fall war, aber ich wollte nicht, daß für mich extra scrvirt werden sollte und verspürte auch nicht den mindesten Hunger.

Um neun Uhr wurde die Herrschaft zurückerwartet. Unter- deß blieb ich oben, frischte meine Toilette ein wenig auf, setzte mich auf den Balkon und las. Gegen halb neun Ühr ging ich hinunter, um Madame Martineau zu empfangen, die ohne Zwei­fel sich freuen würde, mich hier bereits so häuslich eingerichtet zu finden, denn sie hatte versprochen, mich lieb zu haben wie eine Tochter, die sie selbst nicht besaß. ,

Der Tisch war mit allerlei trefflichen kalten Speisen besetzt, und das Geschirr meist von schwerem Silber, so daß ich mich wunderte, denn Madame Martineau hatte immer so viel von ihrem einfachen Leben und ihrer einfachen Einrichtung gesprochen, daß ich dachte, was mag die Frau denn elegant neunen, wenn nicht dieses ihr eigenes Haus?

(Fortsetzung folgt)

Aum Jahrcsschluß.

Ich wünsche, Leser, Dir, ein fröhliches Neujahr!

Und hoffe, daß der Schluß des Alten glücklich war.

Fortuna komme Dir aus allen Wegen

Mit Krönung Deiner Wünsche früh entgegen!

Den deutschen Frauen, uns'res Lebens Glück,

Erhalte Gott die Treue und den Glauben An deutsche Männer würde und Len Blick (Klug wie die Schlangen, fromm und sanft wie Tauben) Der Sorgfalt für des Hauses Schmuck und Herd!

Die deutschen Frauen sind des höchsten Lobes werth.

AlsJunggcscll" erheb' ich ihren Werth Und wünsche ihrem Sein das schönste Loos,

Den Töchtern das Gefühl der Mutter, und den Söhnen Den Muth des Vaters, nie dem Feind zu fröhnen, Sei's auch der Teufel, Russe und Franzos!

' Den deutschen Professoren und Doctorcn Der Schulen wünsch' ich lehrbegicr'ge Ohren!

Den Handeltreibenden Kredit und Geld:

Dem Landmann gutes Wetter, reiches Feld!

DenActionaircn" richtigeProcente"!

Den Zeitungsschreibern Wahrheit, keine Ente!

Dem Winzer, sei der Weinberg noch so klein,

Für seine sauren Mühen süßen Wein!

Dem deutschen Handwerkseinen goldnen Boden"!

Uns: deutsche Tracht statt der französischen Moden! Den edlen deutschen Dichtern Gottes Segen!

Sie seien um Verleger nie verlegen!

Und kommt der Schluß von einem Sorgenjahr,

Dann tröste sie ein glänzend Honorar!

Wer noch am Leben ist, mag seiner Ruhe pflegen In dem Vertrauen:Gott verläßt die Deutschen nicht," Wenn Jeder strebt und wirkt in seiner Pflicht. (D. M.) __ C. I. D.

Redattlon, Druck und Verlag der G- W. Zaijer'fchen Buchhandlung.