staaten haben keine bindenden Abmachungen stattgcfunden; es sind vielmehr nur die Wünsche der militärischen Bevollmächtigten in Protokollen niedergelegt worden. Dieselben erstrecken sich aus Kriegs- und Friedensstärke, Formation und Bestimmung der Chargen. Alle diese Einrichtungen sollen in den Südstaaten dem norddeutschen System angenähert werden. Gegen eine der nord­deutschen egale Bewaffnung und Annahme des preußischen Exer- cier-Reglements sprach sich Bayern aus. Eine Abmachung über die ehemaligen Bundcsfestungen ist nicht erfolgt, doch sollen da­rüber später Verhandlungen ausgenommen werden, eben so über die Ausführung gcmeinsamrr Wasfenübungen. (Es ist also, wie wir schon öfters zu betonen Gelegenheit hatten, gar nichts erreicht und abgemacht worden. Anderes war auch nicht zu erwarten.)

Im großen Getreidehandel werden langsam sinkende Preise gemeldet, namentlich an der Ostsee, in Frankreich und in Ungarn. Die süddeutschen und bayerischen Märkte hatten in der Mehrzahl für Weizen ansehnlichen Abschlag, da neben dem inländischen Produkt viel ungarische Waare zum Verkauf kam.

In Berlin hat ein armes braves Dienstmädchen, das ein österreichisches Anlehensloos von ihrer Herrschaft zu Weihnachten erhalten hatte, den Haupttreffer von 200,000 fl. ö.W. gewonnen.

In Sachsen ist das Gerücht von nahe bevorstehender Ab­dankung des Königs Johann allgemein verbreitet.

Am 9. Dez. wurde in der Kammer in Paris über Deutsch­land verhandelt. Garnier-Pages, Ollivicr und Thiers sprachen über Deutschlands Einigung ausführlich und namentlich Thiers zeigte viel Eifersucht und Grämlichkeit. Wer aber die Kunst lernen will, mit vielen und schönen Worten nichts zu sagen und zu verrathen, der gehe bei dem Minister Rouher in die Schule. Wenn wir seine lange Rede über Deutschland lesen, so sind wir so klug als wie zuvor und den Franzosen wirds nicht besser er­gangen sein. Der Redner macht offenbar einen gewaltigen und für uns Deutsche annehmbaren Unterschied zwischen Deutschland und Italien; Italien warf er ein paar Tage zuvor die derbsten und beleidigendsten Redensarten ins Gesicht; Deutschland gegen­über spricht er viel zurückhaltender und achtungsvoller; denn Deutschland ist kein Italien. Hören wir die Erklärungen Rou- hers über Deutschland.Frankreichs Politik Deutschland gegen­über war eine Politik der Ruhe und Beschwichtigung. Wir er­kennen die vollbrachten Thatsachen an, so lange Frankreichs In­teressen und Würde nicht betheiligt sind. Im Jahr 1866 haben wir alles gethan, um den Krieg zu verhindern. Im Anfang des August kurz vor den Friedensverhandlungen in Nikolsburg wurde unserem Botschafter in Berlin die Möglichkeit einer Grenz­berichtigung angedeutct, er kam nach Paris, aber man ließ die Sache fallen. (?) seitdem hat keinerlei Thatsache französischer Seits den Gedanken an eine Eroberung oder Gebietserweiterung verrathen. In dem Luxemburger Handel haben wir Deutschland eine Verwarnung zukommen lassen, daß gewisse Dinge uns nicht gleichgültig lassen werden."

Paris, 11. Dez. Ein skandalöser Zwischenfall aus der gestrigen Sitzung des gesetzgebenden Körpers erregt hier unge­meines Aufsehen. Vicomte Kervoguen brachte nämlich bei der Debatte über Deutschland gegen die liberale Presse die schmutzige Beschuldigung vor, daß sie von Preußen bestochen sei. Dies zu belegen, liest er vom Präsidenten ungehindert aus einem Brüsseler BlattFinance" einen Berliner Brief vor, welcher die Summen notirt, welche die einzelnen Blätter erhalten haben sollten. Die Entrüstung ist allgemein. Havin, politischer Direk­tor des Siecle und Guerolt, Chefredakteur der Opinion nationale, haben den Herrn Vicomte vor ein Schiedsgericht geladen, beste­hend aus den: Präsidenten Schneider und je zwei Kammermit­gliedern von jeder Seite, welches die Aufgabe haben soll, die Wahrheit zu proklamiren und die Verläumder zu züchtigen.

(St.-Anz.)

Es gab voriges Jahr eine Zeit, da Frankreich deutsches Land ausgeliefcrt verlangte: Mainz und Landau, Rheinhessen und die Rheinpfalz. Das war damals, als die Mächte nach der Schlacht bei Königgrätz in Nikolsburg über den Frieden ver­handelten. Bismarck ließ damals den bayerischen Minister v. d. Pfordten rufen und zeigte ihm die französischen 'Forderungen. Der machte gewaltig die Augen und endlich die Arme auf, ver­söhnte sich mit Bismarck und schloß ein Trutzbündniß mit Preu­ßen ab. Woher wir das wissen? Auf der Rednerbühne der

Kammer in Paris hat Ollivicr dies Stückleiu Geschichte erzählt und kein Minister widersprach.

London, 12. Dez. Aus Paris wird der Pall Mall Ga­zette geschrieben:Die Regierung erachtet die ihr aus Italien zukommenden Berichte für so drohend, daß sie gewaltige Vorkeh­rungen treffe und ihre Schiffe in Toulon und Marseille in Be­reitschaft halte, um im Nothfalle fünf Divisionen nach Civita- Vecchia einzuschiffen. In der großen Gießerei von Bourges sei das Kanonengicßcn eingestellt worden, und man liefere dafür von dort täglich 400 Chaffcpotgcwehre. Auch der Korrespondent des Globe erwähnt die besorgte Stimmung der französischen Re­gierung, zumal die Anzeichen sich mehren, daß die italienische Re­gierung sich der Aktionspartei in die Arme werfeu wolle. Bei diesem Stand der Dinge würde die Nachricht aus Petersburg von Ersetzung Gortschatoff's durch einen Aktionsminister General Jgnatieff, der die orientalische Frage in vollen Fluß bringen würde, von höchster Bedeutung sein, wenn sie sich bestätigen tollte.

Allerlei.

Ein Aufsatz der A. A. Z. bestreitet , daß die Preußen in der Schlacht bei Königsgrätz den Oesterreichern an Zahl überlegen gewesen wären und daß die Zündnadel den Ausschlag gegeben. Sie hätten 160,000 Mann in die Schlacht geführt, die Oesterreicher 180,000 Mann. Das Züudnadelgewehr sei in dieser Schlacht wenig wirksam gewesen, weil alle örtlichen Vor­theile auf Seiten der Oesterreicher gewesen wären.Die Oester­reicher hatten ihre Batterien auf erhöhten sichern Punkten auf­gestellt, sie hatten lange Alleen niedergehauen, um freie Aussich­ten zu gewinnen, sie halten Durchsichten eröffnet, um freien Strich für die Batterien zu haben, Schüzcngräben eingeschnitten, Brustwehren errichtet re. Hiergegen mußten die Preußen bergan stürmen und konnten von dem Gewehrfeuer keinen Gebrauch machen. In den meisten Fällen waren die Preuße» die Angrei­fenden und mußten daher eben so oft im Handgemenge wie durch Bajonnetangriff den Widerstand des Gegners brechen. Der ge­ringe Verbrauch von Patronen (etwa 7 per Mann) zeugt eben falls dafür." Aus demselben Aufsatze erfährt inan, daß im ganzen Feldzug von 1866 151 Schlachten, Gefechte und Rekog- uoscirungen stattsandeu.

Die Historie vom schlechten Bier.

Im grünen Frosch zu Gurkenast, ^

Da sitzt beim Bier ein finstrer Gast,

Ter schneid'l ein wülhendes Gesicht,

Mir scheint, das Bier behagt ihm nicht

Er trinkt sein Glas mit Schändern leer,

Die Fanny bringt ein frisches her.

Den Brauer sollt man ohne Gnad'

Lebendig flechten ans das Rad,

Die Helfershelfer allzusamm'

Ansknüpfen an den nächsten Stamm!"

Er trinkt sein Glas mit Schaudern leer,

Die Fanny bringt ein frisches her.

Wie kann nur auch die Polizei Erlauben solch' ein Schandgebräu!

Man ist ja seines Lebens kaum Gewiß vor diesem Hollenschaum!"

Er trinkt sein Glas mit schaudern leer,

Die Fanny bringt ein frisches her.

Nur Apothekern überhaupt Sei solch' ein heftig Gift erlaubt,

In schwarzen Fläschchen zum Verkauf,

Mit Vorsicht zu gebrauchen"" d'rauf.

Er trinkt sein Glas mit Schaudern leer,

Die Fanny bringt ein frisches her.

Man glaubt, daß man ein Kalb verschluckt.

Eh man d a s Bier hinunter druckt!

Da sauf' ich lieber Tintensatz!

He Fanny! Zahlen möcht ich, Schatz!

Zwölf Maas? Da ist für eine mehr,

Geh' Kind, bring noch 'ne frische her!

Aus demHeuberger Boten": Zur Gemeinderathswahl in Dürkheim.

Alte Hosen, alte Räthe,

Haben nicht die besten Nähte.

Neue Besen kehren gut.

Drum ihr Bürger zeiget Muth Und ble bet pets dem Satze treu:

Alles Alte werde neu."

Redaktion, Druck und Verlag der G. W. Zaiser'schen Buchhandlung.