Antwort auf die Einladung datirt vom 19., enthält im Wesent­lichen Beschwerden über Rom, das an allem Wirrwarr schuldig sei, uud verlangt vorgängige Räumung des Kirchenstaats durch die Franzosen. Gefügig zeigt sich nur Oesterreich, das nicht ein­mal die Feststellung eines vorläufigen Programms durch Frank­reich verlangt. DieSüdd. Presse" meldet aus Paris: Das Programm der Konferenz soll in Form italienischer, von Frank­reich gebilligter Forderungen ausgestellt werden. Der Papst be­halte die Herrschaft des Kirchenstaats. Die Römer würden das italienische Bürgerrecht erhalten und Abgeordnete in das Floren­tiner Parlament schicken. DieA. A. Z." enthält Korrespon­denzen vom Rhein, denen zufolge Napoleon im Ernste eine Be­seitigung der weltlichen Herrschaft des Papstes gegen reichliche materielle Entschädigung anstrebcn würde. (S. B.)

St. Petersburg, 21. Nov. Einige Gutsbesitzer des Kubangebietes haben zum Andenken an die Rettung des Kaisers vom Pariser Attentat 160 Bauern ohne jeden Schadensersatz die Freiheit geschenkt.

Die Schleppe der Priiizessm von Montpensier.

(Schluß.)

Voran ging die Nobelgarde des Bec du Eorbin, goldene Stäbe mit Adlerköpsen in den Händen. Dann kam der König, so jugendlich schön, daß er auch ohne seine Diamantenpracht die Augen der Frauen entzückt haben würde. An seiner Seite die junge, blasse Königin, eine Krone im blonden Haar und einen violetten, mit goldenen Lilien gestickten Sammtmantel über dem weißen Atlaskleide. Drei Prinzessinnen von Geblüt trugen ihr die mächtige Schleppe. Die Namen derselben flogen von Mund zu Mund. In der Mitte ging die Fürstin Carignan, rechts und links die Prinzessinnen von Valois und Alenqon. Drei Große des Reiches trugen ihnen den schlepp: der Graf von La Feuil- lade, der Graf St. Müme und der Marquis von Chasteles. Dann aber kam eine hohe, steife Gestalt in schwerstem Silber­brokat.

Mademoiselle, die grvße Mademoiselle! flüsterten die Zu­schauer. Hoch aufgerichtet ging sie dahin, trug das Opfernder Königin auf rothem Sammtkisscn uud ihre Augen funkelten vor Siegeslust, denn ihre Schleppe hielt der Herzog von Roquelaure in den durchlauchtigen Händen.

Nach der Trauung war große Cour in den Gemächern der Königin Mutter. Blaß, mit umwölkter Miene, wie sie im Zuge gegangen war, stand Avanue unter den jungen Mädchen in einer Ecke des Empfangssaales und sah von der andern Seite Henri's Augen mit düsterein Feuer herüberleuchten. Was hätten die Beiden darum gegeben, ein vertrauliches Wort mit einander reden zn können! Welche Dual, sich so nahe zn sein und doch unerreich­bar! Und das sollte so fortgchen, wochenlang, jahrelang, vielleicht durch das ganze Leben!

Ich ertrage es nicht ich werde sterben und dann wird Paihe Carignan ihre Härte bereuen, sagte Avonne zu sich selbst.

Ich ertrage es nicht! dachte auch Henri aber er wollte nicht sterben. Die Welt war groß, Soldaten brauchte man über­all , und Anomie sollte ihm folgen, gutwillig oder mit Gewalt.

Ein Wogen und Drängen im Saale entriß ihn seinen Ge­danken. Die Majestäten hatten sich vor dem Balle, der am Abend stattfiuden sollte, zu kurzer Ruhe in ihre Gemächer zurück­gezogen. Auch die Hofleute, der langen Ceremonien müde, eilten dem Ausgange zu. Vielleicht war es möglich, in dieser Verwir­rung ein Wort mit Aoonne zu sprechen.

Ungestümm brach sich daher Henri Bahn, aber im Augen­blicke, als er das junge Mädchen erreichte, trat von der andern Seite die Fürstin Carignan auf sie zu.

Da seid ihr ja beide, sagte sie mit dem gutmüthig-schalk- haftem Lächeln, das Avonnc in den letzten Tagen fast zur Ver­zweiflung getrieben hatte. Kommt mit zu dem Cardinal er hat euch etwas zu sagen.

Erschreckt sahen sich die Beiden an. Wenn Pathin Carignan sie angcklagt hätte! Aber zu Bitten und Fragen war nicht mehr Zeit. Nach wenigen Schritten standen sie dem Gefürchteten ge­genüber. '

Eben kam auch Mademoiselle auf ihn zu.

Eminenz, dies ist einer der schönsten Tage meines Lebens,

sagte sie; und daß er cs ist, daß ich den Sieg davon getragen habe, ist zum großen Theil Euer Werk. Glaubt mir, ich werde das nie vergessen! Plötzlich bemerkte sie die Fürstin, wendete sich halb zu ihr und fügte mit einem ihrer niederschmetternden Blicke hinzu : Eben so wenig aber auch die Jntriguen meiner

Gegner! Sie mögen sich in Acht nehmen-uuv sich erinnern,

daß Mademoiselle von Montpensier noch immer erreicht hat, was sie ernstlich wollte!

Mit diesen Worten machte sie eine steife Verbeugung; die Fürstin Carignan gab ihr dieselbe mit spöttisch nufleuchtenden Augen zwar, aber so tief und feierlich zurück, wie nur möglich, und die Prinzessin rauschte von dannen.

Einen Augenblick sah ihr die Fürstin nach.

Gott steh' mir bei! rief sie dann, das hieß ewige Feindschaft! Nun, ich kann nicht leugnen, daß ich die verdient habe mehr verdient, als Mademoiselle je ahnen wird. Aber ich wollte, mir würde jeder Lohn so schnell zu Theil, wie von ihr besonders von Euch, Eminenz. L>eht hier die Kinder wollt Ihr nicht den Beiden einen glücklichen Ballabend schenken?

Fürstin, Fürstin, das nennt man einem die Pistole auf die Brust setzen! sagte Mazarin. Doch Ihr habt Recht, der heutige Tag ist unser, wer weiß, was morgen kommen kann. Und zu Avonne gewendet fuhr er mit freundlichem Lächeln fort: Ich höre, Kleine, daß Ihr nicht Lust habt, Ehrenfräulein zu werden; Ihr möchtet lieber nach Chavigm) zurück. Ich will Euch das gestatten, vorausgesetzt, daß Ihr einen Beschützer mitnehmt. Wie wäre es, Marquis, könntet Ihr Euch entschließen, den Dienst des Königs mit dieser kleinen Dame zu vertauschen.

Eminenz: riefen Beide wie aus einem Munde, und Mont- glats leuchtende Augen nnd Avonne's Errötheu ließen keinen Zweifel über die Bedeutung des Ausrufes.

Gut denn, siel Mazarin ein, heute Abend stelle ich euch den Majestäten als Verlobte vor. Am Hochzeitstage wird der König euern Wünschen gnädig sein. Auf heute Abend also!

O Eminenz, wie sollen wir Euch danken! rief Montglat, und Avonne beugte sich nieder, dem Cardinal die Hand zu küs­sen, aber er wehrte sie ab.

Nicht doch, Kinder, nicht doch! sagte er gütig. Mir habt ihr nicht zu danken. Die Stifterin eures Glückes ist die Fürstin Carignan.

Als aber die Beiden sich an diese wendeten, trat sie lachend zurück mit der Versicherung:

Nein, Kinder, auch ich nicht sondern einzig und allöin die Schleppe der Prinzessin von Montpensier!

Schweiz. (24 Tage im Schnee begraben.) Auf der Alp Aueru im Kanton Glarus hat vor einigen Tagen ein Mann, Namens Martin Horner, 9 Stück Schafe aus dem Schnee aus­gegraben, welche seit dem letzten großen Schneefall nicht weniger als 24 Tage unter demselben zugebracht haben und von denen trotzdem 6 Stück noch am Leben waren. Die armen Thiere hat­ten sich, von Hunger geplagt, gegenseitig die Wolle abgefressen.

Ein frommer Mann in Wien war seit 10 Jahren nicht ins Theater gekommen, seine Familie weilte im Bade, heute wurde Glucks Iphigenie in der Oper gegeben, da schlug seine schwache Stunde: er ging ins Theater. Als er sein Billet bezahlen wollte, fort war die Geldbörse, ein Langfinger hatte sit ihm wegprakti- zirt. Er machte Anzeige, schlich betrübt heim, griff zu einem Buche, schlug es auf Gradewohl auf uud las:Gefahren des Theaterbesuchs." Da ging ihm ein Licht auf: der Himmel hatte ihn für seine weltliche Regung strafen wollen! Der Himmel oder vielmehr die Polizei richtete ihn auch wieder auf, sie brachte ihm andern Tags die gefüllte Börse wieder. Sofort berichtete er den Vorfall an seine Familie und ivies namentlich auf den höhern Fingerzeig init dem Buche hin. Zwei Tage darauf erhielt er von seinem 14jährigen Söhnlein folgende Antwort: Lieber Vater! Ich finde, daß Du einen nicht ganz richtigen Schluß, aus Deinem Abenteuer ziehst. Die Vorsehung gestattete, daß Dir Deine Geldbörse gestohlen wurde, weil Du allein ins Theater gingst, sie hat sie Dir aber wieder gegeben, damit Du uns Alle hineinsühren sollst.

Redaktion, Druck und Verlag der G- W. Zaiser'schen Buchhandlung.