13. d., durch welche Magne, Senator und Mitglied des gehei­men Raths, zum Finanzminister, Pinard, Staatsrath und früher Generalprokurator am Hof von Douai, (an Lavalettes Stelle) zum Minister des Innern, Lavalette zum Mitglied des gehei­men Raths ernannt wird. (S. M.)

Florenz, 7. Nov. Wie weit wird die französische Ein- mifchung noch gehen? Man versichert, daß in der lezten Unter­redung Villestreux's mit Menabrea der Vertreter Frankreichs auf das lebhafteste in den Ministerpräsidenten gedrungen habe, der Demokratie mit aller nur möglichen Entschiedenheit entgegenzu­treten und nur nicht an seinen Kräften zu verzweifeln; die kaiser­liche Armee fei in der Nähe. Andererseits heißt es, die Fran­zosen würden Rom möglichst bald wieder Verlusten und nnr Civita-vecchia besetzt halten; um auch diese Stadt zu räumen, verlange Frankreich eine sichere Bürgschaft, daß die Ruhe des Kirchenstaats nicht mehr gestört werde und diese Bürgschaft würde in der Verbannung Garibaldi's und seiner Söhne nach Amerika bestehen. Garibaldi wurde von der Bevölkerung von La Spezzia mehr wie ein Sieger, als wie ein Besiegter ausgenom­men; der Militäraufwand, welcher ihn begleitete, wurde mit Ge­walt zurück- und bei Seite gedrängt, die Pferde wieder einmal vor seinem Wagen ausgespannt und er wie im Triumph von dem Volke nach dem Hotel geführt, wo man ihm wohl oder- übel die Nachtruhe gestatten mußte, obgleich er noch an demsel­ben Abend nach dem Fort Variguano hätte gebracht werden sollen. Nun soll er aber dafür um so strenger bewacht und ohne jene Rücksicht behandelt werden, die ihm gebührte, und an der man es früher nie gebrechen ließ. Jeder Umgang ist ihm verwehrt.

Florenz, 9. Nov. Mazzini hat in diesen Tagen wieder an alle Komitees der Aktionspartei ein Rundschreiben versandt, in welchem er seinen Anhängern sagt, die einzige Anweisung, die er ihnen ertheilen könne, sei die: Zu den Barrikaden! Er selbst bleibt natürlich weislich in London oder in Lugano.

Florenz, 11. Nov. Garibaldi ist zur Disposition der Gerichtsbehörde gestellt. Das demnächst zusammentretende Par­lament soll über die Zulässigkeit dieser Procedur entscheiden.

Die häßliche Aeußerung eines hochgestellten Franzosen, daß die Franzosen hauptsächlich darum den Kampf wider die Gari- baldiner aufnahmen, um ihre neuen Feuerwaffen an menschlichen, lebendigen Scheiben zu probiren, erhält dadurch ihre Bestätigung, daß die Garibaldiner, wie von allen, auch von französischer Seite, bestätigt wird, sich bereits auf dem freiwillig angetretenen Rückzug gegen die italienische Grenze befanden, als sie von den Alliirten angegriffen und dadurch zum Kampfe gezwungen wurden. Das schauerliche Blutvergießen war also ein durchaus unnöthiges, eine durch die Franzosen, welche in Rom schranken­los gebieten, muthwillig veranstaltete Massenschlächterei. Nun, wer die Blutthaten Mexiko's auf dem Gewissen hat, kann auch das noch hinnehmen; seine Blutschuld wird durch ein paar tau­send weitere Opfer nicht wesentlich vergrößert.

Daß die Franzosen und Päpstlichen sehr namhafte Verluste erlitten haben, erhellt schon aus dem Umstand, daß an den der Schlacht folgenden Tagen der Zutritt auf das Schlachtfeld deu Neugierigen durch französische Schildwachen verwehrt wurde, bis die Tobten beerdigt und die Verwundeten weggebracht waren.

Vor einigen Jahren noch gab's in Rußland 23 Mill. Leib­eigene, die jetzt durch Kaiser Alexander freie Leute geworden sind. Jeder freigewordeue Bauer erhält Grundbesitz, den er durch Abzahlung in 49 Jahren als sein Eigenthum gewinnen kanit.

Die Schleppe der Prinzessin von Montpensier.

(Fortsetzung.)

Sie sah sich nach ihm um. Er ging noch immer in eifrigem Gespräch neben Mademoiselle; was konnte er ihr zu sagen ha­ben? Avonne athmete auf, als sie endlich die Wagen erreichten, der König sie verließ und Mademoiselle ihren Platz in der Ka­rosse der Königin einnahm.

Nun war es nicht möglich, daß Montglat noch länger in Anspruch genommen wurde, und er konnte, wie immer bei solchen Spazierfahrten, den Wagen der Fürstin begleiten. Er kam auch wirklich dahergesprengt auf seinem braunen Almansor. Avonne schlug das Herz und die Fürstin beugte sich vor, um ihn anzu­

reden, aber er schwenkte nur den Hut und jagte wie rasend vorüber den Bergen zu. Avonne wendete sich ab, die Thränen zu verbergen, die ihr in's Auge traten, und nahm sich vor, an den Ungetreuen nicht mehr zu denken.

Aber so fest sie sich das vorgenommen hatte es durch- zuführeu gelang ihr nicht. Zum ersten Male im Leben konnte sie die ganze Nacht nicht schlafen und ach, wie lang ist solche erste Nacht der Schlaflosigkeit! Wie haben die Erinnerungen Zeit zn erwachen, wie drängen sie sich herzu und flüstern: so war es sonst, das Alles hast du gehabt, und es ist aus immer dahin! Der armen Yvonne erschienen die sonnigen Tage von Chavigny; ihre Spielplätze in Schloß und Gatten, in Wald und Feld; ihre Spielgefährten Iris und Beau, die munteren Gascognerpferdchen; Ehasseur, der kluge, starkglicdcrige Pyrenäenhund, und vor Allem ein braunlockiger Knabe mit stolzem, freimüthigem Gesicht, hei­terem Sinn und guten, guten Augen.

Avonne brach in Thränen aus, während sie sich des Zusam­menlebens mit Henri erinnerte. Damals hatte kein König und keine Prinzessin zwischen ihnen gestanden; damals waren sie frei gewesen, wie die Vögel unter dem Himmel und wie hatte er sie verwöhnt, beschützt, geliebt! Alles hatten sie gemeinsam gehabt: jede Freude, jede Beschäftigung, jeden kleinen Kummer jeden Gedanken fast. Damals war er das beste Herz der Welt, aber das Leben am Hofe hatte ihn verändert. Hier war er eitel ge­worden, flatterhaft, ehrgeizig.

O, wäre ich wieder in Chavigny! schluchzte das junge Mäd­chen und versenkte sich mit schmerzlicher Sehnsucht in diesen Ge­danken, bis ihr einfiel, daß sie auch dort den Henri von ehemals nicht wieder finden würde.

Nein, für mich ist alles verloren, am besten wär's, ich könnte sterben! dachte sie mit erneulem herzbrechendem Weinen. Dann aber erinnerte sie sich, daß ihre guten Nonnen solche Todessehn­sucht für sündhaft erklären würden, und nun stand ihr plötzlich das Kloster zu Montauban mit seinen hallenden Gängen, seinen weiten Sälen, dem kühlen Refectorium, der reich geschmückten Capelle, dem obst- und schattenreichen Garten lockend, anheimelnd, Frieden verheißend vor der Seele, und als sie sich endlich gegen Morgen in den Schlaf geweint hatte, baute der Traum an diesen Phautasiebildcru weiter.

Als Avoune beim Frühstück erschien, war ihr zu Muthe, als wäre sie um zwanzig Jahre älter und weiser geworden. Auf den ersten Blick, meinte sie, müsse man ihr die Umstimmung ihres innersten Wesens ansehen aber auch Pathin Carignan schien seit einiger Zeit ganz und gar der weltlichen Eitelkeit ver­fallen. Sie war auch jetzr von Seidenstoffen, Sammt und Bro­kat umgeben, sagte flüchtig: Kind, Du bist blaß! trank in aller Gemüthsruhe ihre Chokolade, gab der Kammerfrau Befehl über Garnirung einer Robe, überlegte, welchen Schmuck, welche Spitzen sie beim Einzuge der Königin tragen sollte, und fragte endlich:

Nun, Kleine, was hast denn Du Dir zu der Feier ausge­dacht? Wirst Du Rosa tragen oder Blau?

Avanue wechselte die Farbe.

Frau Pathin ich möchte ich wenn Ihr erlauben wolltet.stammelte sie mit erstickter Stimme und brach plötz­

lich ab.

Nun, weiter im Text! rief die Fürstin. Seit wann kann mir das Fräulein seine Wünsche nicht mehr sagen?

O, ich kann, ich will es! rief Avonne in Thränen ausbre­chend, sprang auf, warf sich neben der Fürstin auf die Kniee, drückte den Kopf in ihren Schooß und schluchzte: Gebt mir ein weißes Novizenkleid, Frau Pathin; schickt mich nach Montauban, ich will Nonne werden!

Einen Augenblick sah die Fürstin das junge Mädchen mit stummer Verwunderung an dann aber fing sie laut an zu lachen.

Du in's Kloster! Du Nonne werden! rief sie und hob den Kopf der Weinenden in die Höhe. Dort seh hin, fuhr sie.fort, indem sie das von Thränen überströmte Gesicht dem gegenüber­stehenden Ankleidespiegel zukehrte. Dort sieh hin und sage Dir selbst, ob solche Augen auf eine vollständige Weltentsagung schlie­ßen lassen. Geh, geh, Kindskopf, Du hast die Nacht dumme Träume gehabt. Wach' ordentlich auf, dann werden die Einbil­dungen vergehen. (Forts, f.)

Redaktion, Druck und Verlag der G. W. Zaiser'schen Buchhandlung.