rungcu noch keine Reue wahruehmen können über die Entschließun­gen, womit sie uns ihrerseits den Antrag zu diesen Bündnissen entgegen brachten. Ich erinnere mich sehr genau, daß ein Mann von deutscher Gesinnung und lange Zeit ein Gegner Preußens, Frhr. v. d. Pfordten, im Augenblicke, als wir erklärten, daß wir aus die beabsichtigte Erwerbung des rechtsmainischen Gebie- res verzichteten unter der Bedingung, daß das ihm im Prinzip bekannte Bündniß von Bayern angenommen werde, daß er unter der lebhaftesten Bethätigung seiner inneren Bewegung bezeugte und mir erklärte, hieran sehe er, wie sehr meine deut­sche Gesinnung verläumdet werde, und wie in mei­nem Busen ein deutsches Herz schlüge wie in dem seinen. Ich glaube, meine Herren, dieie Meinung hat sich be­währt. Was über den rechtlichen Zusammenhang beider Arten von Verträgen sich sagen läßt, so habe ich theils selbst es schon augedeutet, theils hat es der Hr. Vorredner erschöpft, ich kann nur den Entschluß der verbündeten Regierungen bekunden, der ans dem Votum des Reichstages nicht einen Zwang, wohl aber eine wesentliche Kräftigung und Bestätigung entnehmen wird, daß wir entschlossen sind, die wirthschaftliche Gemeinschaft nur mit denen fortzusetzen, die cs freiwillig thnn und nur mit denen, die auch die Gemeinschaft der Wehrkraft auf nationaler Basis ebenso fortzusetzen entschlossen sind, und daß wir, wenn die neuen Zoll Verträge, wie sie in den Verträgen, ich glaube vom 8. Juli, vor Ihnen liegen, nicht die Annahme finden, wenn die Büudnißver- träge verworfen werden, was ich bis setzt im Vertrauen auf Len Werth eines deutschen Königswortes vollständig in Abrede stelle, daß wir dann die alten Zollvereinsverträge an dem fest­gesetzten Termine kündigen." (Anhaltender Beifall.) Der An­trag Brauns wurde schließlich mit 177 gegen 20 St- angeuomeen.

Berlin, 27. Okt. spürst v. Hohenlohe ist hier eingetrof- sen; er wurde vom Gesaudtschaftspersonal und Herzog Ratibor empfangen und nimmt bei letzterem Wohnung. Die Rückreise nach München ist morgen beabsichtigt. (St.-A.j

Berlin, 27. Okt. Einem Privattelegramm der Hamb. Nachr., das die Ankunft des Fürsten Hohenlohe meldet, erscheint die Ablehnung des bayerischen Vetos durch Preußen als sehr wahrscheinlich (ein Berliner Telegramm des Franks. Jonrn. vom 28. Oktober meldet sodann bestimmt, daß Gras Bismarck auf die bayerischen Anträge zu neuen Verhandlungen über die Zoll­vereinsverträge vollständig ablehnend geantwortet und jede Ver­handlung über eine Modifikation derselben zurückgewiesen hat.) An den diesseitigen Gesandten in München sei bereits die Wei­sung ergangen, mit der eventuell in Aussicht genommenen Kün­digung des Zollvereinsvertrags nunmehr vorzu­gehen.

Wien, 26. Okt. In der heutigen Reichstagssitzung wur­den mit allen gegen die Stimmen der geistlichen Mitglieder des Hauses und einiger Slovenen jene Paragraphen des Gesetzes, welche im Wesentlichen das Prinzip der Trennung der Schule von der Kirche und die Zulassung der Lehrer ohne Rücksicht auf ihre Konfession zu allen Schulen enthalten, angenommen. Den geistlichen Abgeord­neten verursachte es große Sorge, daß die Geistlichkeit allen Ein­fluß auf den Unterricht in denprofanen" Wissenschaften verlieren soll.

Paris, 25. Okt. In Folge der neuesten Nachrichten aus Italien wurde heute früh ein außerordentlicher Miuisterrath ge­halten, und allem Anscheine nach hat man hier den Beschluß ge­faßt, die Einmischung nun wirklich stattfinden zu lassen.

Paris, 28. Okt. Die Presse berichtet: Garibaldi hat, verstärkt durch mehrere tausend Deserteure, Monte-Notondo ge­nommen. Die Banden sind sofort auf Rom zu marschirt. Failly und sein Gencralstab ist diesen Morgen vor Civita-Vecchia an­gekommen. Temps: Man versichert, daß die Proklamation des Königs von der französischen Regierung als genügend betrachtet wird, vorausgesetzt, daß sie den gewünschten Erfolg in Italien hat. Geschieht dies, so ist die Gefahr eines Konflikts zwischen Italien und Frankreich für den Augenblick entfernt; iudesson ist Alles von den Zwischenfällen abhängig, welche in den römischen Staaten eintreten können." fSt.-A.j

Florenz, 23. Okt. General Cialdini hat darauf verzich­tet, ein Ministerium zu bilden. General Menabrea ist damit > beauftragt worden. (S. M.j

Florenz, 24. Okt. Garibaldi hat hier noch kurz vor j

seiner Abreise nach Nom von einem Balkone des Platzes Santa Maria Novclla zu dem trotz niedcrslrömendem Regen massenhaft zusammeugedräugten Publikum einige Worte des Abschieds ge­sprochen. Er trug ein langes graues Gewand und war leichen­blaß. Den Hut in der Hand versuchte er zu reden, allein die innere Aufregung wollte es ihm nicht erlauben. Der Regen fiel in Strömen herab und durchnäßte seine grauenden Locken. Die­ses Bild erregte in der Menge eine solche Rührung, daß viele harte Männeraugen sich der Thränen nicht erwehren konnten: Bedecken Sie sich, General!" rief es plötzlich von allen Seiten. 'Nein," antwortete Garibaldi,ich muß heute mit dem Hute in der Hand zu euch sprechen, denn ich muß euch erweichen. Habt Mitleid mir Rom! Habt Mitleid mit Italien! Laßt euch nicht durch leere Drohungen erschrecken. Wir haben ein Recht auf Rom, Rom ist unser. Wenn wir zögern, bedecken wir uns mit ewiger Schande, und dürfen es nicht mehr wagen uns Italiener zu neunen. Was mich betrifft, so weihe ich das wenige Leben, welches mir noch bleibt, Italien." Die Rührung und Aufregung, welche diese Worte hervorbrachtcu, waren unbeschreiblich. Ga­ribaldi hatte nie einfacher und erhabener gesprochen; Italien sprach ans seinem Munde." ^

Florenz, 27. Okt. Das Ministerium ist gebildet. Ge­neral Menabrea hat das Auswärtige und den Vorsitz. Die Zeitung von Florenz veröffentlicht eine Proklamation des Königs an die Italiener, welche sagt: Die revolutionären Bauden haben ohne königliche Ermächtigung gehandelt. Die Achtung vor den internationalen Verträgen ist im gegenwärtigen Augenblick für die Regierung eine unerbittliche Pflicht der Ehre. Es gilt, Italien vor den Gefahren zu bewahren, welche der Versuch der Bauden über dasselbe herausbcschworeu hat, und Europa zu überzeugen, daß Italien, treu seinen Verbindlichkeiten, nicht der Störer dev öffentlichen Ordnung sein will. Der König hofft, daß die irre­geleiteten Bürger ihre unüberlegten Wünsche ausgebcu werden. Wenn die Geister wieder ruhig und die Ordnung wiederherge- stcllt, wird die Regierung sich mit Frankreich über einUeberein- kommen entsprechend dein Parlamcntsbeschluß zur Lösung der ernsten römischen Frage ins Vernehmen setzen. Die Proklama­tion schließt mit der Berufung an das Vertrauen, die Loyalität und Weisheit des italienischen Volkes. Dieselbe ist vom König und allen Ministern gezeichnet.

Rom, 20. Okt. Gestern hat eine Baude Gnribaldiauer, welche eben die Gräuze überschritten hatte, einen Angriff auf Baguorea versucht) ist aber von der Garnison zurückgcschlagen und in die Fluche gejagt worden. Garibaldi steht mir einer Bande von 40000 Manu vor Monte-Rotoudo, welches durch zwei Kompagnien der Legion d'Antibes und 100 päbstlichen Geusd'armen vertheidigt wird. Die Truppen des heiligen Stuhls haben zwei Angriffe siegreich zurückgewicsen trotz des fast er­drückenden numerischen ÜebergcwichtS der Augreifcudeu. Anders lautet der Bericht des Corriere italiauo, welcher nach einem Flo­rentiner Telegramm vom 26. Okt. sagt: Gestern hat Garibaldi mit 4 Bataillonen ein Zuavenkorps bei Moutc-Rotoudo geschla­gen und ihm eine große Anzahl Gefangene und 3 Kanonen abge­nommen. Auf beiden Seiten gab es viele Verwundete und Todte. Garibaldi verfolgt die Päpstlichen. Die Truppenmacht, über welche Garibaldi verfügt, beträgt nach derUnion" 10,000, nach derGaz. de France" 12,000 Mann. DerEpoque" und dasJournal de Paris" sagen: Die französische Expedition habe Befehl, vorläufig in Civita-Vecchia stehen zu bleiben, und würde nur nach Rom gehen, wenn die Ereignisse sich verschlimmern sollten. (St.-A.)

Der Papst hat nach einer Depesche aus Rom vom 26. eine Encyklika veröffentlicht, worin er sagt: Die gegenwärtige Lage des Patrimoniums Petri sei eiue Folge der revolutionären Angriffe. Die Encyklika spricht auch von der betrübten Lage der Kirche und ordnet für dieselbe öffentliche Gebete an. Die römi­sche Polizei hat bei einer Haussuchung Widerstand gefunden und bei diesem Anlaß 10 Garibaldiner getödtet und 36 gefangen ge­nommen (worunter 2 Römer) und eine große Quantität Waffen und Bomben mit Beschlag belegt. Die Stadt ist ruhig.

New-Aork, 25. Okt. Jnarez ist wieder zum Präsiden­ten der Republik Mexiko erwählt. Santa Anna verbannt.

Aevatliou, Druck und Verlag der G. W. Zaiser'schen Buchhandlung-