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Stuttgart, 26. Okt. DasFr. Journal" schreibt: Si­cherem Vernehmen nach hat der König vor der Abreise aus Friedrichshafen die Beamten und Geistlilchen vom Bezirk Tettnang zur Tafel geladen. Bei diesem Anlaß äußerte er sich auch über die Verträge mit Preußen, und sprach seinen festen Entschluß aus, an den in diesen Verträgen eingegangenen Verpflichtungen festzuhalten. Wie wir hören, sprach sich der König gestern Abend in demselben Sinne den zur Tafel geladenen ritterschastlichen Abgeordneten gegenüber aus.

Stattaa r't, 26. Okt. (18. Sitzung-der Kammer der Abgeord­neten.) Am Ministertijck Minister der auswärtigen Angelegenheiten, F-rbr. v. Varnbütt-r, mit dem Vorstande der Eisenbahnkommisston v. Dillenins. Frbr. v. Gültkingen und niedrere Abgeordnete bitten das Justizministerium, dem deutschen Rechtsschutzverein in London Unter­stützung ans ^Staatsmitteln zuzuwenden. Frkr. v. Barnbüler bietet das Material, das die Eisenbabnstndien im Schwarzwald durch Baurath v. Beckb ergeben, jedem Abgeordneten zur Einsicht an. Die Eisenbahnen wurden in Beratbung genommen. Der Reinertrag wird zusammen in den 3 Jahren der neuen Finanzperiode auf 12,490,000 fl. oder rund 12h-Milt berechnet. Tie längsteDebatte verursachte die Bahnhosordnung in Stuttgart. Bavrbammer beantragt Heizbarmackmnc, der Wagen:1. Klasse: der Antrag wird mit großer Mehrheit angenommen. Wächter und v. Mebring wünschen, daß die Eisenbahn- und Postbediensteten am Sonntag nach Möglichkeit beurlaubt werden, damit dieselben de» Got­tesdienst besuchen können. Die Posten verschlingen beinahe ihren gan­zen Aufwand und können nur mit einem Reinertrag von jährlichen 200,000 fl. in den Etat ausgenommen werden. In der Kammer wird vielseitig anerkannt und von keiner Seite widersprochen, daß sich der Herr Minister v. Varnbüler die dankenswerthesten Verdienste um die VerkebrSanstalten erworben habe. Groß bringt denbestialischen" Trans­port von Schafen auf zweistöckigen Eisenbahnwagen zur Sprache. Eisenbahnen sollen eröffnet werden im Jabre 1808: Psorzheim-Wildbad 1. Juni, Oberndors-Rottwcil 1. Juli, lllm-Blaubeuren 1. Aug., Blau- beuren-Ehingen 1. Nov-, Altobausen-Waldiee 1. Nov., Tübingen-Hechin- gen 1. Dez. : anno 1869: Zuffenhausen-Weit d. Stadt 1. Juni, Rott- weil-Villingen 1. Juli, Rottweil-Jmmendingen 1. Juli, Erailsheim- Mergentheim 1. Juli, Jartseld-Osterbnrken 1. Juli- Diese Strecken zu­sammen haben eine Länge von 980- Stunden.

- 29. Okt. (19. Sitzung). Tagesordnung: Allianzvertrag. Ministertisch vollständig besetzt, Tribünen überfüllt. Petitionen um An­nahme der Verträge sind eingelaufen von den Stuttgarter Gemeindekol­legien, versehen mit 3123 Unterschriften Stuttgarter Einwohner, Göp- pinger, Haller und Ulmer Handeisvereinen, den Metzingei, Kirchheimer, Tnttlinger und Lchramberger Gewerbevereinen, und von den Ulmer Ge­meindekollegien, der Volksverein Heilbronn bittet dagegen um Ableh­nung der Verträge. Probst als Berichterstatter stellt den Antrag, die Verhandlungen zu vertagen, weil in neuester Zeit so viel neue That- sachen bekannt geworden seien, daß die Lage eine ganz andere geworden sei. Redner führt den Beschluß des bayrischen Reichsraths und die Reise des Fürsten Hohenlohe nach Berlin an, die wahrscheinlich gescheitert sei. Dennoch sei die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, daß der Zollvereins­vertrag in Bayern verworfen werde: der Beschluß, der in Bauern gefaßt werde, sei für Württemberg von höchster Bedeutung, er sei für Manche geradezu präjudiziell. Man habe in neuerer Zeit eine Pression dadurch ausgeubt, daß man die Annahme des Ailianzoertrags zur Bedingung des Fortbestands des Zollvereins gemacht habe. Diese veränderten Um­stände nöthigen ihn zum Antrag, den Vertrag so lange nicht zu berathen, bis der Beschluß der bäuerischen Stände bekannt sei. Der Antrag wurde mit 49 gegen 37 Stimmen abgeI e Hut. (schlnß folgt.)

Calw, 26. Okt. Von der aus 9 Mitgliedern bestehenden Handels- und Gewerbekammer für die Bezirke Calw, Freuden­stadt, Herrenberg, Nagold und Neuenbürg waren bei der in den letzten Tagen gehaltenen Sitzung 7 Mitglieder anwesend, und von diesen stimmten 6 für, 1 gegen dik Annahme des Zoll­

vereinsvertrags mit dem norddeutschen Bunde. (Es haben nun­mehr alle 8 Handelskammern des Landes und zwar sämmtlich für Annahme des Vertrags ihre Stimme abgegeben.)

Berlin, 26. Okt. In der heutigen letzten Sitzung be­schäftigte sich der Reichstag mit dem Antrag von Braun und 125 Genossen (s. Nr. 126). Die Debatte war sehr bewegt. Graf Bismarck hielt folgende Rede:Die verbündeten Re­gierungen haben gehofft und hoffen noch, daß der Fall, welchen das von den Herren Braun und Genossen gestellte Amendement im Auge hat, nicht eintreten werde. Die Hoffnungen sind in­dessen durch Nachrichten, die mir heute früh zugegangen sind, auf ein sehr geringes Maß reduzirt. Es ist im höchsten Grade wahr­scheinlich, daß der bayrische Reichsrath die Zollverträge verwer­fen wird. Für diesen Fall stehe ich nicht an, zu erklären, daß das Amendement des Hrn. Braun und Genossen die Anschauungs­weise der verbündeten Regierungen ausdrückt. Daß mit dem Bekenntnis) zu diesem Grundsätze eine Drängung gegen unsere süddeutschen Brüder verbunden wäre, kann ich nicht zugeben. Es ist die Wahrung derselben Freiheit für unsere wirthschaftlichen Angelegenheiten, welche wir unfern südd. Brüdern niemals ver­kümmern, und der Fürst Hohenlohe hat dies anerkannt, wenn er in der bayrischen Kammer der Abgeordneten, die sich mit der großen Majorität von 117 gegen 17 Stimmen zu deni Princip der Verträge bekannt Hut, welche der Reichsrath verwerfen will, erklärt hat:Ich habe gesagt, wenn sie im Stande wären, ei­nen süddeutschen Zollverein zu schließen, so würden wir sie nicht daran hindern, sondern die Hand dabei bieten, daß dieser süd­deutsche Zollverein keinen befreundeteren Nachbar hätte, als den Norddeutschen." Die süddeutschen Staaten sind dazu nicht im Stande gewesen; ob sie es sein werden, muß die Zukunft lehren. Daraus aber habe ich noch nie ein Hehl gemacht, daß die wirth- schaftliche Gemeinschaft mit der Wehrgemeinschaft unserer Auf­fassung nach Hand in Hand gehe. Wir haben die Zollverträge, wie sie hier zur Genehmigung vorliegen, abgeschlossen in der Voraussetzung, daß die Bündnißoerträge ehrlich gehalten werden. Wir Hütten sie nicht abgeschlossen, wenn uns daran Zweifel auf­gekommen wären. Ich kann diesem Zweifel jetzt noch nicht Raum geben, denn die Ratifikationen der süddeutschen Fürsten sind un­eingeschränkt und sine, clausula, und ich glaube, daß diese Für­sten sich zu jeder Zeit zu ihren Worten bekennen werden. Alan geht häufig von dem Gedanken aus, daß diese Verträge für den Süden eine Last, eine Pflicht zur Heeresfolge und nur für den Norden von Nutzuen seien. Diese Pflicht zur Hecresfolge liegt aber auch dem Norden dem Süden gegenüber ob, und der Schwä­chere kann leichter in schwere Händel verwickelt werden, als der Starke, und er erhält alsdann bessere Unterstützung, als der Süden uns darzubieten im Stande ist. Es ist keine Kleinigkeit, in Zeitläuften, wie sie jetzt in Europa sind, wo das Schwert unter Umständen hart in die Waage fallen kann, wenn da ein kleiner, an sich europäisch nicht wehrfähiger Staat sich auf ich will die Ziffer nicht nennen die fast unbegrenzte Ziffer von Bajonetten berufen kann, die der norddeutsche Bund ihm zur Seite stellen kann. Der Abg. Löwe hat angedeutet, wir thäten mit diesen Bündnissen den süddeutschen Regierungen nur geringen Gefallen, wenn wir sie aufrecht erhiel­ten. Ich kann das nicht glauben. Ich habe von den Regie-