Eagt»-Neuigkeiteri.
Stuttgart, 14. Aug. Vorgestern hat der württembergische Apothekerverein hier eine zahlreich besuchte Versammlung gehalten, in welcher einstimmig die Ansicht festgehaltcu wurde, daß die Apotheken-Einrichtung nicht freigegcbeu werden sollte.
Stuttgart, 14. Aug. Für die gottesdienstliche Feier des Geburtsfestes I. M. der Königin am 11. Sept. hat S. M. der König die Stelle im Buch Josua 24, 15 ausgcwählt: „Ich und mein Haus wollen dem Herrn dienen." — Heute zählte man den 43. Sommertag.
Stuttgart, 16. Aug. Die Sammlung von Beiträgen für arme Hagelbeschädigte ist Heuer von Seiten der Centralleitung des Wohlthätigkeitsvereins bereits in Gang gesetzt worden. Die vom Hagel verwüsteten Strecken sind verhältnißmäßig nicht groß, wo er aber traf, hat er das Werk der Vernichtung mit schauerlicher Großartigkeit vollbracht. Sticht nur die Halmernte des heurigen Jahrs, sondern die Obsternte aus eine Reihe von Jahren ist vernichtet. Den Armen sollte geholfen werden.
(Falschmünzer.) Das K. Oberamt Saulgau fordert die Besitzer doppelter östr. Louisd'or, vergoldeter Stücke zu 5Frcs. und halber Franken auf, sich zu melden, da in seiner Haft sich eine Bande von Falschmünzern befindet, an deren Spitze ein Schreinermeister Albert Hirschbühl von Fulgenstadt genannt wird.
München, 15. Aug. An den im kommenden Monat auf dem Lechfelde stattsindcnden größeren Truppenübungen werden auch württembergische Genernlstabsofsiziere theilnehmen. — In der bayerischen Armee soll nunmehr das Baumwolleniuch zu .Hemden und Unterbeinkleidern eingeführt werden. In der französischen 'Armee, wo es schon seit einiger Zeit dazu verwendet wird, hat cs sich vorzüglich bewährt. — Die „Bayer. Ztg." vernimmt als sicher, daß in Friesenheim bei Ludwigshafen die Cholera ausgebrochen und derselben bereits 10 Personen erlegen sind. Der k. Kreis-Medicinalrath und der k. Bezirksamtmanu von Speyer haben sich sofort an Ort und Stelle begeben, um die nöthigen Anordnungen zur Verhütung der Weiterverbreitung zu treffen. (St.-A.)
München, 16. Aug. Abermals ein großer Brand: in Arzbcrg bei Wnnsiedel sollen gestern früh laut hier eingetroffencm Telegramm 100 Gebäude ganz oder theilweise zerstört sein.
Berlin, 15. Aug. Der Bundesrath wurde heute Nachmittag um 1 Uhr vom Grafen Bismarck eröffnet. Außer dem Etat sollen, wie die „Kreuzztg." meldet, auch die Zollverträge mit den süddeutschen Staaten, das Postgesetz, das Heimathsgesetz und das Konsulatsgesetz vorgelegt werden. Der Ministerialdirektor v. Delbrück ist zum Präsidenten des Bundeskanzleiamts ernannt. — Der Staatsanzeiger" enthält viele Ordensverleihungen an französische Offiziere und Civilbeamte.
Berlin, 15. Aug. Die schwedischen Majestäten treffen am Sonntag Abend mit der Tochter Prinzessin Louise in Berlin ein und nehmen im niederländischen Palais Unter den Linden das Absteigequartier. sSt.-A.)
Berlin, 16. Aug. Der Termin für die Neichstagswahlen ist amtlich auf den 31. d. festgesetzt. fSt.-A.s
Berlin, 16. Aug. Die Kreuzzeitung, die Bank- und Handelszeitung, die Norddeutsche Allgemeine Zeitung befürchten einen orientalischen Konflikt. Die Bankzcitung erfährt aus unterrichteter Quelle, daß in Petersburg, Paris und London die hochgeschraubten dänischen Forderungen Mißfallen erregen; preu- ßischerseits werde sowohl an der Garantieforderung als an der Nothwendigkeit »iner gründlichen Feststellung der nordschleswig- schen Nationalitäts-Verhältnisse festgehalten. ^
Berlin, 16. Aug. Die N. A. Z. nennt außer den bekannten noch folgende Vorlagen, welche dem Bundesrath gemacht werden sollen: Gesetze über gleichmäßigen Portotarif, über die Befugnisse fremder Konsuln im Bundesgebiet, über Seeschiffe, Maß- und Gewichtsordnung. Die Einbringung anderweitiger Vorlagen ist nicht ausgeschlossen. sSt.-A.)
Köln, 13. Aug. Zwischen zwei Lieutenants des 33. und des 65 Regiments kam es gestern zu einem Zweikampfe, in Folge dessen der eine todt auf dem Platze blieb.
Frankfurt, 15. Aug. (Der große Brand.) In der Nacht von gestern auf heute, kurz nach 1 Uhr brach in dem Hause des Bierbrauers Müller am Garküchenplatz ein starkes
Feuer aus und griff mit solcher Schnelligkeit um sich, daß die ' Hausbewohner mit den Rettungsgeräthschaften in Sicherheit gebracht werden mußten. Zwei Frauenzimmer sprangen zwei Stock hoch auf's Pflaster und starben bald darauf im Spital. Zwei andere Personen liegen schwer verwundet darnieder. Durch den Feuerregen gerieth das Dach der ziemlich entfernt liegenden Börse, das des „rothen Löwen" (Blcidenstraße) und das nordöstliche Dach der Domkirche in Brand. Die beiden ersteren Gebäude wurden ohne nennenswerthen Schaden gerettet. Nicht so die ehrwürdige Domkirche, welche mit dem Schiff und dem Pfarrthurm vollständig ausbrannte. Das Mauerwerk und die Gewölbe indessen sind erhalten, auch von den historischen Denkmälern im Innern ist das Meiste gerettet (so die Wahlkapelle der Kurfürsten, der Hochaltar, an welchem die Kaiserkrönung vollzogen ward, das Grabmonument des Kaisers Günther von Schwarzburg), aber die Orgel und das zahlreiche Schmuckwerk ist vernichtet, ebenso das berühmte Geläute. Die an den Dom stoßenden Häuser in der Höllgasse, wie auch die Schienen auf dem Weckmarkte geriethen in Brand. Nachmittags forderte das Brandunglück ein weiteres Opfer: ein Mann, welcher an der Domschule vorüberging, wurde von einem herabgeworfenen Balken erschlagen. Auch zwei Soldaten, nassauischejReservisten, wurden durch herabfallende Trümmer erheblich verletzt. Das Militär hat sich musterhaft und arbeitseifrig benommen. Das Stiegenhaus des Pfarrrhurms ist vollständig erhalten und wird derselbe bereits von einer großen Anzahl Personen bestiegen. Beim Brand im Müller'schen Hause hat großer -Wassermangel geherrscht. Das Brandunglück ist eines der größten, welches seit 150 Jahren die Stadt betroffen hat. Es fällt mit dem ersten Besuch zusammen, den der König von Preußen Frankfurt macht. Der Monarch kam heute früh 11 Uhr hier an und besichtigte sofort die Brandstätte von allen Seiten. Man wird von gewisser Seite nicht verfehlen, diesem Zusammentreffen einen ominösen Aufputz zu verleihen.
Frankfurt, 16. Aug. Der König von Preußen äußerte bei seiner Anwesenheit dahier dem Frankfurter Senat gegenüber: „Mißverständnisse und Irrungen seien vorgekommen, die kompli- zirten Verhältnisse Frankfurts seien ihm nicht genügend bekannt gewesen, er, der König, habe sich nun genauer unterrichtet und werde in Berlin, wohin er nun zurückkehre, für ein den Wünschen und Bedürfnissen der Stadt entsprechendes Abkommen sorgen. Frankfurt fei eine prächtige, glänzende und historische Stadt, und es sei sein Beruf, daß es dieß auch unter seiner Regierung bleibe." — Ebenso erwiderte er auch heute in Kassel die Ansprache des dortigen Oberbürgermeisters dahin: er sei gekommeu, um die Irrungen, welche hier geschehen seien, auszugleichen. Diese Verheißung rief die freudigste Stimmung hervor. Der Festzug war ein großer; alle Korporationen betheiligten sich an demselben. Vor dem Schloß wür prachtvolle Illumination. (S. V.f
Wiederum hat eine unsinnige Wette ein Menschenleben gefordert. In Jena aß ein Student verabredeter Maßen 5 Pfd. Kirschen mit den Kernen und trank Lichtenheiner Weißbier darauf. Die Folge war, daß er kurze Zeit darauf unter großen Schmerzen starb. sT. Chr.f
Der Ton der franz. offiziösen Presse gegen Preußen wird immer sanftmüthiger. Gestern stellte bereits die „France" den Berliner Blättern ein Wohlverhaltungszeugniß aus, und heute sagt die „Patrie" von den letzten Artikeln der „Nordd. Allg. Ztg.", daß dieselben in Deutschland als der Ausdruck der Gesinnungen nicht blos der preußischen Regierung, sondern auch der großen Mehrheit des Publikums betrachtet würden. (St.-A.)
Paris, 14. Aug. Der Kaiser hat, laut Moniteur, zum morgenden Feste 1345 Sträflinge, die ihre Reue kundgegeben, in Gnaden ihrer Strafe erlassen, resp. gemildert und verkürzt. Auch 184 Personen von der Marine ist die Gnade des Kaisers zu Theil geworden. (St.-A.)
In einer der letzten Nächte wurden die Einwohner eines Hauses der Straße Montagne Samte Gonovisve zu Paris erschreckt durch den Lärm eines heftigen Kampfes in einem Zimmer der obern Stockwerke. Man rief die Polizei und es "fand sich folgende Ursache der Prügelei. Zwei Sackträger der Halle und eine Frau waren nach Hause gekommen und hatten in trunkenem Zustande sich in der Thür ihrer Wohnung geirrt. Im fremden Zimmer hatte der Bewohner desselben, aus dem Schlafe geschreckt, sie für eindringende Räuber angesehen, während sie