teiführer von größerer ober geringerer Fähigkeit, haben sich im Norden an die Spitze von gegen 12,000 Mann gestellt und ha­ben ein Manifest publizirt, in welchem sie sich zu Gunsten einer > besonderen und unabhähgigen Republik erklären. Marquez ist > in den Bergen, um eine Verbindung mit denselben anzuknüpfen > und da er sich gehörig mit Geld versehen hat, könnte er wohl : seinen Zweck erreichen. sSt.-Ä.j i

Selindcn'S Stolz «ud BuHe.

(Fortsetzung.) ^

Herr v. Palm hatte seither allgemein für einen Freier Ba- : lerie's gegolten, obwohl seine Bewerbung nie zu einer Erklärung : gediehen war und sich nur aus Aufmerksamkeiten beschränkt hatte, die übrigens weit getrieben worden waren, um einem Mann von richtigem Ehr- und Zartgefühl Pflichten aufzuerlegen. Va­lerie selber betrachtete ihn schon für eine sichere Eroberung, ob­schon sie ihn nicht gerade liebte. Es wäre schwer zu sagen, .was ihn eigentlich zu ihr hinzog. Roland war geistreich, hochgebildet, besaß ein schönes unabhängiges Vermögen, einen bereits geach­teten Namen in der Literatur als dramatischer Dichter und No- > vellist, und spielte eine bedeutende Rolle in der höheren Gesell- ! schaft der Provinz. Auf seinen Ruhm und seine geselligen Ta­lente that er sich aber nicht viel zu gute; sein Ehrgeiz trieb ihn höher und er hätte unter Umständen genug kalten Egoismus gehabt, um sich in der Politik zu einer Bedeutung cmporzuarbei- ten. Aber vorerst wollte er nur leben und lieben, nicht herrschen. Er hatte sich Valerien schon genähert, als ihr Vater noch nicht reich war; er hatte sich ihr von dem Tage an angeschlossen, da sie in den geselligen Kreisen erschien. Sie hatte keine besonderen geistigen Vorzüge, aber sie sang sehr hübsch, und er versicherte immer, daß er die gelehrten Frauenzimmer hasse, und machte kein Hehl daraus, daß er aus Freierssüßen ging. Daß er sie seiner würdig hielt, schienen seine, angelegentlichen Huldigungen zu beweisen, und da er in allen Stücken eine gute Parthie war, so hatten Valeriens Ellern seine Annäherung sogar begünstigt.

Auch seit der günstigeren Gestaltung der Vermögensverhält­nisse machte Herr v. Palm Valerien noch immer den Hof, wie­wohl minder eifrig. Selbst wenn die Notenblätter umschlug, während sie seine Lieblingslieder sang waren seine Augen fortwährend damit beschäftigt, Selinden zu verfolgen. Es war gerade kein schmeichelhaftes Interesse, was er an ihr zu nehmen schien, aber jedenfalls ein auffallendes; und Valerie fürchtete im Stillen, nicht sowohl, daß ihr diese Parthie entgehen möchte, sie war ja nun eine Erbin und konnte höher hinaus son­dern vielmehr, daß der Mann, dem sie nach ihrer Weise gewogen war, die Hoffnungen vereiteln könnte, welche er erweckt hatte.

Von Charakter war Herr v. Palm nicht allzu gewissenhaft: ! er tröstete sich damit, daß er ja sein Wort noch nicht an Vale- ! rien verpfändet habe., die ein reiner Schmetterling und einer tief- innigen leidenschaftlichen Liebe unfähig sei. Auch war sie nun reich und könnte Männer genug finden; und wenn er sie mit Cousine Selinde verglich, mußte er sich gestehen, daß sie dieser das Wasser nicht reichen durfte, und daß er nie zuvor ein so anziehendes Fraucnbild gesehen habe.

Roland bekam jedoch Selinden lange nicht so oft zn Gesicht, als er es gewünscht hätte, obschon er beinahe täglich in's Haus kam. Lilly war den ganzen Winter leidend, und wenn die Wit­terung es erlaubte, führte Selinde sie spazieren; sonst aber lei­stete sie ihr Gesellschaft aus ihrem Stübchen und unterrichtete sie in Dem, was sie sie lehren konnte, oder nudirte selber emsig. Sie las begierig und mit Umsicht wissenschaftliche Werke, um ihre Fortbildung zu fördern, welche der verstorbene Papa sehr vernachlässigt hatte.

So ivar der Frühling hcrangekommen und vorübergezogen und der Beginn des Sommers vor der Thüre. Die beiden Schwestern waren mehr und mehr auf sich beschränkt, denn die Gesellschaften hatten für Selinden nichts Anziehendes, wenn sie inzwischen die arme Lilly allein zu Hanse wußte. Sie blieb da­her lieber bei ihr in ihrem Stübchen, las oder arbeitete mit ihr, erzählte ihr Geschichten, sang ihre Lieblingslieder und plauderte mit der Kleinen von vergangenen Tagen und künftigen Hoffnun­gen, bis ihr selber das Herz zu zerspringen drohte, und war nur glücklich, wenn Lilly zu sagen pflegte:Ach liebe Selinde, so lange Du bei mir bist, bin ich beinahe so glücklich wie da­

mals, wo wir noch auf Hageneck bei Papa lebten. Aber ich darf nur die Treppen nicht hinuntergchen!"

Freilich wußte das arme Kind nicht, was in dem Herzen der Schwester vorging, wenn Lilly cingeschlafen war und Selinde nach solchen Gesprächen allein und sinnend im däm uernden Stüb­chen saß und die Erinnerungen der Vergangenheit wieder an sich vorüberziehen ließ! Lilly ahnte nicht, wie die Liebe zu George Werth und die Achtung für seinen Charakter unter dem Drucke von Selbstanklagen und Hoffnungslosigkeit immer mehr wuchs, bis die Innigkeit dieser Neigung und die Gluth der Sehnsucht nach ihm Selinden selbst erschreckten! Was konnte sie in solchen Stunden anders thun, als sich jeden Zug seines edlen Herzens und großmüthigen Charakters, welchen er ihr gezeigt, sei? der Jüngling sich ihr, dem schüchternen arglosen Kinde/zum ersten Male genähert, bis zu dem Abend ihrer Trennung, wieder lebhaft in's Gedächtnis) rufen? Was konnte sie in ihrer je­tzigen hnlslosen Vcrlassenschaft Besseres thun, als sich die einst für möglich gehaltene Zukunft in den lockendsten Farben malen und ihre Hände vergebens voll Sehnsucht nach dem Unerreichba­reil ausstrecken? Der Gedanke, ob er sie noch liebe, kehrte im­mer wieder bei ihr ein, wie oft sie ihn auch zum Schweigen verwies.

Herr v. Palm beobachtete sie, so oft er eine Gelegenheit dazu hatte, und wunderte sich insgeheim immer über ihre sichtliche dauernde Unruhe. Die ewig wechselnde Farbe ihrer Wangen die spielenden dichter ihres ausdrucksvollen Auges, deuteten auf ein nie beruhigtes Herz. Er hatte sie in einzelnen seltenen Au­genblicken voll Gedanken, voller Zerstreutheit beobachtet, wo ihr Auge stier in's Weite hinausblickte, als suche es in überirdischer Ferne ein Ziel der Sehnsucht, welche diese Wimpern mit Thrä- nen füllte. Sie war ihm ein Rälhsel, das ihn seltsam und desto mehr anzog, je weniger er es lösen konnte. Er sehnte sich nach "einer Gelegenheit, wo er sich ihr nähern und mit sanfter Theil- nahme mit ihr sprechen und ihr Trost und Rath anbieten konnte. Es war ihm manchmal, wenn er Selinden die arme scheue Lilly mit der zärtlichsten Leidenschaft liebkosen sah, oder ihren tief zur Seele dringenden Ton hörte, als ob ein ganz neues Gefühl über ihn käme.Ich fürchte beinahe, mich' in sie verliebt zu haben," sagte er sich dann;und dieß wäre ein Unglück, denn sie ist als Weib an Geist, Charakter und Leidenschaft mir über­legen !"

Umstände beschleunigten die Entdeckung dieser Uebcrzeugung. Als er eines Abens zum Besuche in das Haus des Baron kam, fand er Selinden allein im Besuchszimmer; sie lag aus dem So- pha, hatte das Gesicht in die Kissen gegraben und schluchzte, während ihr ganzer Körber krampfhaft bebte. Er errieth, daß. wieder Mißhelligkeitcn zwischen den Frauen stattgehabt hatten; er wußte, was für Waffen bei solchen Anlässen gewöhnlich von der einen Seite geführt wurden, und empörte sich im Stillen darüber.

Vergeben Sie mir, daß ich eingetreten, Fräulein Selinde!" flüsterte er;ich glaubte, das Zimmer wäre leer."

Selinde sprang schnell auf und ihre Wange glühte vor Verlegenheit.Daß Sie mich gerade so sehen mußten!" stam­melte Selinde und wollte sich entschuldigen; aber Roland betrach­tete sie mit solch' innigem Mitleid, daß ihr Stolz schwand und sie von "Neuem in Thränen ansbrach. (Forts, f.)

Mittel gegen den Biß toller Hunde. Man soll sogleich- mit warmem Wasser und Essig die Wunde auswaschen und trock­nen, alsdann aber einige Tropfen mineralische Salzsäure in die Wunde gießen, weil mineralische Salzsäure das Speichelgist auf- löst, wodurch die Wirkung ausgehoben wird.

Runde Zahl. Haustiere:Rau, Herr Doctor, jetit wäre es endlich Z.äi, daß Sie mich bezahlen! Student:Wie viel macht es ?" Hausherr:87 fl." Student:Nun, so geben Sie mir noch 13 fl. dazu, damit das Hundert voll ist."

Zu Zürich kündigte der Buchhändler HeideggerArndt's wah­res Christentkum" also au:Da bei dem Buchhändler Bürklt das wahre Ckristenthum nicht mehr zu finden ist, so findet man es bei mir."

Paris. Dr. Nelatvn rathet dem Kaiser Bäder an. In Folge dessen siht derselbe schon seit einiger Zeit in der Patsche.

Auflösung des Räthsels in Nro. 92:

_ 3!. In. Ein. Hein. Rkein. _

Redaktion, Druck und Verlag der G. W. Zaiser'schen Buchhandlung.