deuzen obwalten, wäre es auch nur, weil die Rüstungen noch unvollendet und die Zeitumstände für die Ausführung einer.Of- sensivpolitik nicht günstig sind. Unzweifelhaft hat die Regierung wieder einmaleinen Fehler gemacht." Am 3. Aug. werden sich nicht nur einige Pariser Jnurnalisteu, sondern auch mehrere Abgeordnete nach Kopenhagen begeben, um sich von den däni­schen Brüdern bewirthen zu lassen und mit ihnen zusammen auf Deutschland loszuziehen. Man glaubte ursprünglich, daß auch Thiers sich dieser unschuldigen Vergnügungsfahrt anschließen würde, indeß der ehemalige Minister hat keine Lust, sich an sol­chen Demonstrationen zu betheiligen. Die Nachrichten aus den Provinzen stellen das Ernte-Ergebniß als ein je nach der Oertlichkeit verschiedenes, im Ganzen jedoch eher schlechtes, als mittelmäßiges dar. In Auxcrre ist gestern Mittag ein Denk­mal des Marschalls Davoust eingeweiht worden. Merkwürdiger Weise war die Regierung bei dieser Feier nicht vertreten. Gestern hat Rouhcr dem Hrn. v. Budberg die Ermächtigung zur Ausgabe des russ. Anlehens auf dem hiesigen Platze zugestellt.

Paris, 31. Juli. Der Abendmoniteur sagt: Die Moni­teurnote vom 29. Juli wird im In- und Ausland als eine Be­stätigung der friedlichen Gedanken und gemäßigten Anschauungen betrachtet, welche die französische Politik in ihren Beziehungen zu den fremden Mächten beherrschen. Ihre Sprache und Thaten bieten für den Frieden schätzbare Garantien. (St.-A.j

Paris, 3l. Juli. Der Constitutionncl meldet: Da Napo­leon im Hinblick aus die Katastrophe von Mexiko dem Kaiser von Oesterreich einen Beweis seiner Sympathie geben will, so werden Ihre Kaiserlichen Majestäten auf zwei Tage nach Salz­burg gehen. Der Moniteur erklärt: Niel habe Dumönt nur eingeladen, die Ursachen zu suchen, welche in der Legion von Antibes die Desertionen herbeigesührt haben. Die Veröffentli­chungen über dcsse Rede seien apokryph. sSt.-A.jj

Paris, 1. Aug. Der Coustitutionnel sagt: Die französische Regierung hat sich in die Nordschleswigsche Frage nicht einge­mischt, sondern in einer Depesche an ihre Gesandtschaft in Berlin nur ihre Ansichten kundgegeben. Ein vollständiges Stillschweigen hätte eine unbehagliche Situation geschaffen und das 'Mßtrauen genährt. sSt.-A.j

DieFrance" meldet, daß der preußische Gesandte, Graf v. d Goltz, am 31. Juli aus Urlaub nach Berlin geht, und daß er in seinen Zusammenkünften mit dem Kaiser und in seinen Unterrcdnngen^mit dem Minister des Auswärtigen sich hat über­zeugen können, daß Frankreich den lebhaftesten Wunsch hegt, die freundschaftlichen Beziehungen zn Preußen zu bewahren. Es wäre möglich, fügt dieFrance" hinzu, daß die Gegenwart die­ses Diplomaten in Berlin dazu beitragen wird, die Haltung eines Theiles der preußischen Presse zu modifiziren, und einige ihrer Ansichten über unser Land zu mäßigen. sSt.-A.s

London, 29. Juli. Die furchtbare Feucrsbrunst, welche Basseterre zerstörte, wurde angelegt. Ein Mensch legte für eine Belohnung von 2 Schillingen Feuer in ein Haus, um einem Akte der Privatrache zu dienen.

Aus Montenegro kommen traurige Berichte über das schauderhafte Elend, das in Folge der gegen das arme Bcrg- ländchen verhängten Gränzsperre eingerissen ist. Als die Cholera ausbrach, flüchtete sich der Fürst mit seiner Familie und seinen Schätzen nach Venedig und machte von dort eine Plaisirrcise nach Paris. Nur dem Znsainmenftehen entschlossener Männer gelang es zu verhindern, daß er nicht auch den einzigen Arzt in dem Lande mit fortuahm. Auch der geistliche Oberhirt des Landes verließ seine Heerde, als die Seuche stärker um sich griff. Im inncrn Gcbirg, wo die L-cuche noch nicht eingedrungen ist, haben einzelne Gemeinden sich gänzlich abgesperrt und schießen auf Je­dermann, der sich ihren Grenzen naht. Das Land bringt be­kanntlich nicht hinreichend Getreide hervor zur Ernährung seiner Bevölkerung, dazu kommt noch der schlechte Stand der Saaten in Folge der trockenen Frühlingswittcrung. In Eattaro besorgt man daher nicht ohne Grund einen Uebcrfall von den ausge­hungerten Leuten der schwarzen Berge und bereits flüchten sich die vermöglichern Bewohner von Cattaro auf die benachbarten Inseln oder in entferntere Städte Dalmatiens.

DerMessager franco-americain" erfährt aus Me xiko, daß Hr. Dano, der französische Gesandte, wirklich am 2?. Juni benachrichtigt worden ist, er dürfe Unter keinem Vorwand das

Land verlassen. Mexiko habe mit Frankreich wegen dessen In­tervention und des Schadens, den diese an Menschenleben und Eigenthum dem Lande zugefügt, abzurechnen. Die mexikanische Regierung werde also, wenn ihr nicht sofort Geuugthung und Entschädigung zn Theil werde, alles Besitztum französischer Staats­angehöriger in Mexiko mit Beschlag belegen. Bis dahin würde Hr. Dano gefangen bleiben. jSt.-A.s

(Opfer des Kriegs.) Ein Zeitungsleser hat sich mit sorgsamer Genauigkeit von 1<80 bis zu dem Frieden von Tilsit aus demHamburger Correspondenten," derFrankfurter Reich- postamtszeitnng" und anderen Blättern die Zahl aller Laterni- sten, Füsilirten, Guillotinirten, Erstochenen, aus den Schlachtfel­dern und in den Seegefechten Gebliebenen und Ertrunkenen in Städten und Dörfern Niedergemachlen nytirt und zu ihnen nur den vierten Theil der in Spitälern und Lazarcthen liegenden Verwundeten als umgekommen gerechnet. Als er endlich seine Zahlen zu addiren begann, kam die Summe von 142 Millionen und 214,817 Menschen heraus. -- Nach einer Berechnung dev ösrreichischenMilitärzeitschrifl" sind in den französischen Kriegen von 18011815 nicht weniger als 5 Millionen 120,000 männ­liche Menschenleben zum Opfer gefallen. Rechnet man die Re­sultate der neueren und neuesten Kriege in Europa und Amerika hinzu, so erhält man ein grauen- und schaudereregendcs Bild. In Amerika wurden nach Beendigung des letzten Krieges allein 41 Nationalkirchhöse für 240,339 aus dem Felde der Ehre ge­fallenen Krieger errichtet, und auf viele Tausende beläuft sich'die Zahl der künstlichen Gliedmaßen, welche für die Verstümmelten anzuschasfen waren.

Ein Londoner Haustyrann prügelte seine Frau und würgte sie am Halse; da sprang die Lieblingskatze der Frau ihm ins Gesicht und schlug ihre Krallen tief ein. Er konnte sie nicht abschütteln und mußte sich auf's Bitten legen; denn nur auf das Locken der Frau ließ das Thier von ihm ab.

In den Vereinigten Staaten gibt es 750 Papierfabriken, die jährlich ca. 400 Millionen Pfund Lumpen consumiren und 270 Millionen Pfd. Papier bereiten, was zu einem Durchschnitts- wcrthe von 10 Cts. per Pfund, einen Gesammmtwerth von 27 Mill. Dollars ergäbe. Wenn der Papieroerbrauch als Maßstab der Kultur gelten darf, woraus er unseres Bedünkeus mit dem Seifentonsuni wohl gleiche Ansprüche hat, so fehlt es den Ver­einigten Staaten nicht an Bildung.

MK wegen der Luxemburgfrage schon wieder Krieg drohte.

Mit Dampsesmacht ras't vorwärts unsre Zeit,

Und um die Erde zuckt der Blitzes Funken;

Weit hinter uns sank die Vergangenheit,

Wir drangen vor im Sturme, siegestrunken.

Die Zeit stürmt vorwärts? Doch nicht rasch genug

Sonst läge fern der Völker blindes Hassen;

Sie hätte dann aus ihrem Dampfesflug Das Blutbad weit, weit hinter sich gelassen.

Human" nennt man so gerne unsre Heit!

Sie ists noch nicht! Sieh jene blut'geu Bilder,

Gehören sie nur der Vergangenheit?

Nein! unsre Zeit wird weiser, doch nicht milder!

Noch heute schau der Kriegsfuric Spur,

Noch heute blick' aus jene düstren Trümmer.

Was nützt uns aller Segen der Kultur,

Wirst drauf die Kriegesfackel ihren Schimmer?

Nur einem finstern Götzen opfert ihr,

Indem ihr ihm des Landes Söhne schlachtet,

Und in des Todes Sicheln für und für Im Bessern euch zu überbicten trachtet!

hr sagtet: für Ideen kämpftet ihr; oll man dafür die Werkzeuge schmieden?

Und kämpfen für Ideen nicht auch wir?

Ja freilich, nur die Waffen sind verschieden!

Wir streiten nicht dafür im Pulvcrdampf,

Nicht Bajonnette sind», die fernher funkeln,

Uns gilt als schönster Streits der Geisterkampf,

Die Zeit veredeln, nicht durch Blut verdunkeln!

Wir wollen Wunden heilen, nicht das Schwert Ins Herz der Menschheit stoßen,

Groß ist ein Volk durch seinen eignen Werth,

Und nimmermehr durch Menfchenmord im Großen!

Aus demDonauboten" Nr. 61.

Redaktion, Druck und Verlag der G. W. Zaiser'schen Buchhandlung.