Osfcnbach, 13. Juli. Heute ist der erste Jahrestag des Laufach-Fronhofer Gefechts, das 170 Todte (worunter 11 Offi­ziere und umer ihnen der Stolz des hessischen Offizierskorps, Hauptmann Königen) und 307 Verwundete zum Opfer forderte. In allen hessischen Garnisonen wurde dieser Tag durch einen Feld-Traucrgottesdienst begangen. Einen herzergreifenden An­blick machte es, als dazu die hiesige Garnison heute Vormittag unter den Klängen des Liedes:Ich halt' einen Kameraden", ausrückte.

Berlin, 10. Juli. Gestern Abend passirten 72 russische Militärmnsiker, welche sich an dem Wettstreit der Militürmnsiker in Paris betheiligcn wollen, unsere Stadt.

Berlin, 12 Juli. An hervorragender Stelle enthält die Nordd. A. Z. eine Pariser Korrespondenz, in welcher vor der Annahme gewann wird, als ob die preußenfcindlichen Leitartikel, deren sich gewisse für ossiziös geltende französische Blätter, wie die Iraner, der Etendard .'c., neuerdings wieder befleißigt haben, die bezüglichen Anschauungen der französischen Negierung selbst vertreten. Es sei durchaus das gerade Gegenthcil der Fall, und gleichzeitig wird angedentet, daß das einlcnkende Verhalten, wel­ches die betreffenden Blätter seil einigen Tagen beobachten, auf ein Einschreiten der französischen Regierung selbst zurückzusühren sei. In diplomatischen Kreisen glaubt mail zu wissen, daß der betreffenden Korrespondenz der N. A. Z. amtliche Mittheilnngen der kaiserlichen Negierung an den diesseitigen Botschafter, Grasen v. d. Golz, zum Grunde liegen, llederdieß ist auch die von der französischen Negierung dem Grasen v. d. Goltz gemachte amt­liche Aenßernng, mit Preußen in Frieden und Freundschaft leben zu wollen, bereits vor mehreren 'Tagen bekannt geworden.

Berlin, 13. Juli. Der CtaatSanz. enthält eine Verord­nung, betreffend die Einführung des preußischen Strafrechts und Strafverfahrens in den neuen Landesthcilen. sS. M.j

Frankfurt, 11. Juli. Wie dasReuter. Tel. Korresp. Bureau" versichert, wird der Sultan sicher über Wien nach Kon- stanünopcl zurückkehrcn. Ein Zusammentreffen mit dem König von Preußen wird, den bisherigen Arrangements zufolge, in Ko­blenz stattfinden. sSt.-A.j

W ien, 13. Juli. Die Bemühungen der französischen Dip­lomatie, das Wiener Kabinel zu bestimmten Erklärungen rück- sichklich der von ihr ausgegangencn Allianzvorschläge zu bewegen, werden immer dringender, und Herr v. Beust wird nicht umhin können, eine Entscheidung zu wessen. Die bisher beliebte Schau­kelpolitik läßt sich nicht länger mehr aufrechihalten. sL. M.j

Paris, 12. Juli. Se. Mas. der König v. Württ. führt das Programm, die Weltausstellung genau zu studieren, mit ei­ner Gewissenhaftigkeit aus, die nicht verfehlt, den angenehmsten Eindruck aus die hiesige Bevölkerung zu machen. Die Pariser haben nicht unterlassen zu bemerken, daß der würitembergische König der erste fremde Fürst ist, welcher dieser Ausstellung, die sonst zur Nolle des Aschenbrödels verdammt scheint, seine Auf­merksamkeit zuwendet. Ter königliche Besuch wird auch für das Land Württemberg nicht ohne gute praktische Folgen bleiben. Der König hat mit großer Sorgfalt die ausgestellten Proben deü französischen Wein- und Gartenbaus geprüft und die Ver­besserungen an den neuen landwirthschastlichen Maschinen, be­sonders den Dreschmaschinen, untersucht. In der Viehausstelliing, die für den Sachkenner so viel des Interessanten bietet, machte der König mehrere Einkauf für die heimischen Meiereien; so viel ich weiß, ist auf denselben besonders auch die Charolais-Nace bereits in einigen Exemplaren vertreten. Für den vorgestrigen Nachmittag mar der Besuch des Sultans beim König angesagt. Als man denselben noch erwartete, überraschte Kaiser Napoleon den König. Derselbe begegnete noch im Fortgehen auf der Treppe dem Sultan. Der Sultan ließ zu wiederholten Malen Sr. Mas. dem König und den Herren in seinem Gefolge zu erkennen geben, welches Vergnüge» es ihm bereite, dieselben in Paris kennen zu lernen und zu begrüßen. Der König harre für den Empfang des diplomatischen Korps gedankt; so machten ihm die verschie­denen hier anwesenden Botschafter, der österreichische, preußische, spanische, im Lauf des gestrigen Nachmittags ihre Aufwartung. Der päbsrliche Nuntius wird heute Audienz bei dem König haben. Gestern stattete der König noch der hier eingetroffenen Königin von Preußen seinen Besuch ab. sSt.-A.j

Paris, 12. Juli. Es scheint, als ob die mexikanische

Unternehmung noch viel ernstere Folgen haben würde, als man je geglaubt hat. Die französische Negierung ist über das Schick­sal ihres Gesandten in Mexiko keineswegs beruhigt, vielmehr fürchtet sie, wie es scheint nicht ohne Grund, daß die Juaristen Hrn. Dano und seine Begleiter zwar nicht in ihren Leben, wohl aber in ihrer Freiheit kränken werden. Die französische Regie­rung ist für diese,t Fall entschlossen und schuldet es in der That ihrer Würde, Rache für eine solche Kränkung zu nehmen. Von Neuem würde sich eine französische Armee nach Mittelamerika cinsehiffen. Welche wichtige Folgen ein solcher im betreffenden Falle unvermeidlicher Schritt für Frankreich haben würde, braucht kaum angedeutet zu werden. Diefes Mal müßte, damit der Sieg bald entschieden wäre, die französische Armee eine ganz andere Stärke besitzen. Man bedenke nur, welche Opfer au Menschen, Material und Geld die Unterhaltung eines solchen Heeres in dem entlegenen und ungesunden Lande kosten würde. Außerdem müßte Frankreich natürlich für die zwei nächsten Jahre in Europa ab- dauken und die Plane Preußens und Rußlands sich vollenden lassen. Es ist daher auch nicht zu verwundern, daß bei solchen Aussichten die Dtimmnng des Staatsministers Rouher eine sehr trübe ist. Diese mexikanische Angelegenheit kann für das Kaiser­reich noch verhängnißvoll werden. sS. M.j

Paris, 13. Juli. Die militärischen Rüstungen in Frank­reich gehen ihren Gang. Unter dem settsamen Vorwände, daß die Infanterie in Folge der Rückkehr der Fremdenlegion aus Mexiko und der Nothwendigkeit, ihre Offiziere zu placiren, kein Avancement habe, ist die Infanterie um 420 Kompagnien ver­mehrt worden. In jedem Regimeute werden nämlich, wie be­kannt, die zwei vor einiger Zeit unterdrückten Kompagnien wie­der orgauisirt. Die Pferdeankäufe waren so groß, daß die Armee fast das Doppelte des Friedensbedarfs besitzt. Unter solchen Umständen wir könnten noch manches Andere, was für kriegerische Absichten zeugt, anführen soll man in Deutsch­land nur alle partikularistischcn Tendenzen über Bord werfen. Es ist dieß das einzige und sicherste Mittel, den Frieden aufrecht erhalten zu sehen. jS. M.j

Paris, 13. Juli. Herr Rouher hat ein Schreiben vom Kaiser erhalten, worin ihm derselbe seine hohe Befriedigung aus­drückt, indem er ihm zugleich den Stern des Großkreuzes der Ehrenlegion in Diamanten zusendet. Diese Auszeichnung wird den Personen zu Theil, welche bereits Las Großkreuz der Ehren­legion besitzen (der Werth des Sterns beträgt 00,000 Fr.) Bis jetzt haben dieselbe nur der verstorbene Herzog von Morny und Gras Walewsty erhalten. Es bestätigt sich, Laß der Herzog von Aumale (nicht, wie die Jndependance gemeldet, Louis Blanc) im Besitze der Papiere ist, welche Kaiser Maximilian seiner Zeit nach Europa befördern ließ. sSt.-A.j

Paris, 13. Juli Im gesetzgebende» Körper sagt Jules Favre, die Luxemburger Frage sei mit einem sträflichen Unver­stand erhoben worden. Völker, welche den Frieden wollen, müssen ihre Angelegenheiten anders leireu. Es habe Frankreich ein neues Mexiko in Europa gedroht. Rouher antwortet: Die Gefahr, welche dem Frieden durch die Luxemburger Sache drohte, lag nicht in Paris, svnderu in Berlin wegen gewisser patriotischer Gelüste und kriegerischer Aufwallungen. Wir haben die Schwie­rigkeiten bewältig! durch unsere Umsicht und Festigkeit bei der Londoner Konferenz. Die Luxemburger Angelegenheit hat zwi­schen Frankreich und Preußen nicht eine Ursache der Zwietracht geschaffen, vielmehr wurde sie ein Element der Eintracht und Uebcreinstimmung. Die deutsche Einheitsfrage wird von Frank­reich ohne Bitterkeit wegen der Vergangenheit, ohne Beunruhi­gung wegen der Zukunft angesehen. sSt.-A.j

Paris, 13. Juli. Im gesetzgebenden Körper sagte Gar- nier-Pagös anläßlich der Diskussion über das KriegÄ'ndgct, die Regierung solle kein Mißtrauen in Deutschland erwecken, welches, für jetzt noch ohne Zusammenhang, alsdann die gefürchtete Ein­heit Herstellen würde. Er will, die Kammer solle in friedlichem Sinn einen Druck auf die Regierung nusüben. Ein freies Deutschland sei niemals eine Gefahr für Frankreich. sSt.-A.j Paris, 13. Juli. In dem Prozeß Berezowskp hat die Jury den Angeklagten für schuldig erklärt; aber unter Zulassung von mildernden Umstünden wurde dieser nur zu lebensläng­licher Zwangsarbeit verurtheilt. sSt.-A.j

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