wahrgenommen, keine Spur von Begeisterung, ivohl aber kalte Ironie.Sie denken wohl," schreibt er,daß die mit solcher Kühnheit von Hrn. v. Bcust eingewcihte liberale Politik hier einen mächtigen Eindruck auf die öffentliche Meinung hervorge- brachr habe. Dieß ist keineswegs der Fall. So viel ich bemerke, ist das Interesse an politischen Dingen, außer den leitenden Kreisen, hier sehr schwach. Wenn das Gespräch aus die Politik kommt, wird es gar zu leicht skepüsch und ironisch u. s. w." Dieses Geständniß ist interessant aus dem Munde des Heren Nefftzer, der nach Wien gieng, um durch Selbstanschauung seinen östreichischcn Enthusiasmus aufzufrischen. sS. MI

Paris, 30. Juni. Der Sultan ist hier angekommcn und von dem Kaiser und dem Prinzen Napoleon am Bahnhof em­pfangen worden. Der Sultan fuhr in einem Wagen mit dem Kaiser und dem Prinzen in die Tuilerien und dann nach den Eliso'es.

Paris, 1. Juli. Der Kaiser, die Kaiserin, der kaiserliche Prinz, Prinz Napoleon und Gefolge sind in 8 sechsspännigen Wagen zum Ausstellungspalast gefahren; die Suite des Sultans ist gleich daraus in vier sechsspännigen Wagen eingetrofscn. Die Eskorte war für jeden der beiden Züge dieselbe; die Menschen­menge ungeheuer. Wo der Kaiser vorbeisuhr, wurde er mit lebhaften Zurufen begrüßt. Die Feierlichkeit verlief nach den: Programm. Der Kaiser und die Kaiserin verließen das Palais um 2^« Uhr, um in die Tuilerien zurückzukehren; der Sultan fuhr sofort nach dem Elps6e zurück. sSt.-AI

Paris, 2. Juli. Der Moniteur meldet die Ertheilung des Ordens der Ehrenlegion an folgende Württemberger, an­läßlich der Ausstellung: Hr. ». Steinbeis ist zum Comthur, die Herren Fehling, Leins, Senfr, Staub u. Schmidt zu Rittern dieses Ordens ernannt.

Paris, 2. Juli. Prinz Humbert ist diesen Morgen nach Berlin und Petersburg abgereist.

Paris, 2. Juli. Der Kaiser sagte in seiner Rede: Völker und Könige sind gekommen, die Bemühungen der Arbeit mit der Idee der Versöhnung und des Friedens zu klönen. Durch diese Zusammenkünfte erlischt jeder Haß. Seien wir stolz, ihnen ein großes, glückliches und freies Frankreich gezeigt zu haben, das sich niemals durch materielle Genüsse entnerven läßt. Achtsame Geister werden erkannt haben, daß die Saite des Patriotismus jeden Augenblick schwingen kann für die Ehre des Vaterlands, daß aber diese edle Empfindlichkeit (susesjnibilitö) kein Grund ist, für die Ruhe der Welt zu fürchten. Wir haben gezeigt, daß wir den aufrichtigen Wunsch hegen, im Frieden zu leben. Zum Schluß spricht der Kaiser die Hoffnung aus, die Ausstel­lung von l867 werde eine Aera der Eintracht und des Fort­schritts bezeichnen, und sagt, er glaube, daß unter dem Beistand, der Vorsehung die großen Prinzipien der Sittlichkeit und Ge­rechtigkeit zum schließlichen Triumph gelangen werden, jene Grund­sätze, welche allein im Stande seien, die Throne zu befestigen die Völker zu erheben und die Menschheit zu veredeln. Die Feierlichkeit im Jndustriepalast ging gegen 4 Uhr zu Ende. Rouher hielt eine Ansprache an den Kaiser, welcher sie sofort erwiderte. Die Belohnungen wurden ausgetheilt durch den Kaiser. Der kaiserliche Prinz 'Napoleon gab dem Kaiser die Medaille. Dann machte der Hof eine Promenade in dem Park des Aus­stellungspalastes. Während der Feierlichkeit wurden häufig Bei­fallsrufe laut. fSt.-AI

Rom, 30. Juni. Die Feierlichkeit der Kanonisation und das Petcrsjubiläum wurden gestern mit großem Glanze ausge­führt; hunderttausend Fremde, 420 Bischöfe und 45 Kardinale waren zugegen. Der Papst wurde lebhaft begrüßt. fS. MI

N cwyork, l. Juli. Die Juaristen haben Mexiko genommen.

Zwischen Himmel und Erde. (Schluß)

Luz erlitt furchtbare Martern, aber der b!os körperliche Schmerz war nichts gegen die Angst, hinabzustürzen und mit zerschmetterten Gliedern zu ertrinken. Rings um ihn regte sich nichts, was ihm Rettung hätte bringen können. Er schrie einige Mal verzweifelt um Hülfe nur der heißere Laut eines auf- geschrcckten Adlers antwortete ihm. O hätte er in diesen ver- hängnißschweren Momenten ein frei über die Tiefen schwebender Aar sein können, anstatt mit plumper Schwere an einige dürftige

! Wurzeln gefesselt zu sein! Wie lange mochten sie aushalten? Und wie lange konnten die angespannten Muskeln seiner Arme die Last des Körpers tragen, selbst wenn der starke Strauch mit seinen knorrigen, stacheligen Fingern ihn treu hätte halten können bis in alle Ewigkeit 7

Aus der blauen Ferne drang der leise singende, schwingende Ton einer Dorfglocke zu ihm herüber, er erfüllte seine Brust mit unnennbarer Wehmuth. Sterben, sterben! das war sein brennender Gedanke. Es war ihm gewiß, daß er seine geliebte Kathi nie wieder sehen könne.

lind doch hielt er sich fest mit Verzweiflungskrafr die Minuten wurden ihm zu Tagen, es war ihm, in einem Zustande halber Betäubung, zu Mulhe, als hinge er schon Jahre lang unter der Tiefe, als sei er an den Fels gekettet wie Prometheus, den die gefräßigen Geier marternd umkreisten.

Schon begannen seine Lebensgeister zu sinken, seine Arme zu zittern und zu erschlaffen, da vernahm er, wie vom Himmel herab, über sich eine rufende Stimme. Alles Blut schoß ihm zum Herzen und sein Antlitz war todtenbleich, als er, mit An­strengung ansblickend, seinen Feind erkannte. 'Nun war er ver­loren, nun stieß Jener mit dem Kolben seines Stutzens an den Strauch, an seine blutig gerissenen Finger, und schleuderte ihn in die mörderische Tiefe. So dachte er.

Aber Niklas dachte anders. Es war sein Nebenbuhler, den er hier in höchster Gefahr sah; er konnte ihn mit einem einzigen leisen Stoß unschädlich machen oder vielmehr, er war schon unschädlich, er brauchte ihn nur seinem Schicksale zu überlassen.

Dagegen sträubte sich das ganze Innere des wackern Bur­schen. En löste den starken Strick, den er an seiner Waidtasche trug, machte zwei Schlingen, legte die eine um den Gebirgsstock, den er kräftig in den Fels stieß, dann hielt er diesen am obern Theil senkrecht fest und warf die andere Schlinge Luz zu. Be­gierig griff dieser darnach.

Zieh Dich empor! rief Niklas, und stemmte sich fest auf den Stock, dessen Spitze von Eisen im Boden krachte.

Es war eine schwere Aufgabe, die Niklas sich gestellt hatte; einige Angenblicke schien es, als müsse er, trotz seiner sehnigen Kraft, sammt dem sich Empormühenden rettungslos in die Tiefe stürzen. Endlich aber gelang es Luz kroch, mit der einen Kand den Strick haltend, mit der andern die 'Nägel in Len Fels schlagend, über den Rand und war gerettet. Er wollte athem- los danken. Niklas hieß ihn gehen und blickte mit den Augen zum Himmel. Während Luz nach dem Dorfe hinabkletterte, holte sich Niklas den von Jenem geschossenen Gcmsbock.

Heimgckchrt, schloß ihn der alte Förster gerührt in seine Arme, und Kathi reichte ihm mit einer Bewegung, die er an ihr noch nie bemerkt, die Hand. Luz selbst hatte das erschütternde Ereignis; bereits erzählt. Zwei Tage darauf war er verschwun­den und kam nie mehr zum Vorschein. Einige sagten, er habe sich doch noch in den Köuigssee gestürzt, weil Kathi für ihn verloren sei, Andere meinten, er sei nach Amerika gegangen. Die, welche ihn zuletzt gesehen, hatten ihn kaum wieder erkannt: sein Haar war plötzlich ganz weiß geworden.

Ein Jahr später heirathete Niklas die Förster-Kathi, die sich nicht mehr sträubte, wenn sie auch noch manche Thräne im Stillen um den unglücklichen Luz geweint hatte. ^

Allerlei.

In England hat man die Erfahrung gemacht, daß der Weizen, wenn er vor seiner völligen Reife und so lange das Korn noch weich ist wieBrodkrumc, geerndtet wird, eine feinere Hülse hat, die weniger Kleie abgibt und schöneres Mehl liefert als das vollkommen reife Korn.

Wenn man unter das Futter für Gänse etwas gestoßene Holzkohlen mischt, schmeckt der Gänsebraten, der daraus gemacht" wird, noch viel besser. Auch unter das Wasser, welches die Gänse bekommen, kann man etwas Holzkohlenpulver mischen. Schweinefleisch wird gleichfalls viel wohlschmeckender, wenn man den Borstenlhieren oft Kohlen unter das Futter mischt.

Auflösung des Räthsels in Nr. 75:

Die M ode. _,

A.daltEn, Druse und Bertag der G. W. Zaiser'schen Buchhandlung.