Eintritt Oberhessens in den Norddeutschen Bund mit 44 gegen 3 Stimmen, und sodann auch der Hallwachs-Goldmann'sche An­trag auf Eintritt von ganz Hessen in den Norddeutschen Bund mit 32 gegen 13 Stimmen angenommen, das Gageru-Dumont'sche Amendement aber abgelchnt.

T h üringen, 2. Juni. Regierung und Landtag von Mei­ningen geben den süddeutschen Regierungen eine Norm an die Hand, wie man die durch den Beitritt zum norddeutschen Bund gesteigerten Ausgaben auf anderer Seite wieder hereinbringen kann. Sie haben nämlich allein auf dem Gebiete der diploma­tischen Vertretung und des herzoglichen Hauses 20,000 sl. ge­strichen; außerdem werden die Verwaltungsümter bedeutend re- duzirt, und durch die Erhöhung der Selbstverwaltung der po­litischen und kirchlichen Gemeinden werden weitere Ersparnisse erzielt. Ebenso im Gebiete der Justiz durch Erweiterung der Kreisgerichtsbezirkc, im Finanz- und Forstwesen, sowie durch weitere Heranziehung der Domänen zu den Staatslasten.

Berlin, 3. Juni. Ein Berliner Korrespondent bringt die Nachricht, daß nach Proklamirung der nordd. Reichsverfastung das preußische Ministerium aus dem Amte scheiden und der Kö­nig dann den Grafen Bismarck mit der Bildung eines neuen Ministeriums beauftragen würde. Diese Nachricht ist außeror­dentlich unwahrscheinlich. In denjenigen Kreisen, wo man von den Absichten des Ministeriums und des Königs zuerst Kennt­nis; zu bekommen pflegt, ist von dergleichen Intentionen nicht das Geringste bekannt. Aus ebenso unsicherer Quelle.stammt die Nachricht, daß Gras Bismarck ernstlich daran denke, das Staatsruder aus der Hand zu geben, weil er das Bedürfnis; der Ruhe und der Erholung mit jedem Tag dringender empfinde. Wie ich höre, wird dem Bedürsniß nach Erholung und Ruhe von Seiten des Grasen auf andere Weise Rechnung getragen werden können. Er wird, sobald das Werk des norddeutschen Bundes abgeschlossen ist, aus zivei Monate Urlaub nehmen und in dieser Zeit nur seiner Gesundheit leben. lieber den Ter­min der Einberufung des nächsten norddeutschen Reichstags steht noch nichts fest. Die Wahlen werden Mitte Juli ausgeschrieben werden, aber erst Anfang September zur Ausführung kommen.

Berlin, 4. Juni. Für den gesammten Zollverein wird die Besteuerung von Salz, Zucker und Tabak eine gemeinsame sein. Die vier süddeutschen Minister haben in Betreff dieser Be­steuerung die von Preußen gemachten Vorschläge als Grundlage für weitere Verhandlungen angenommen.

Berlin, 4. Juni. Die N. A. Ztg. schreibt: Das Zu­sammentreffen der süddeutschen Minister des Auswärtigen in Berlin, um die Verhandlungen über das fernerweite Verhältnis; der süddeutschen Staaten zum Zollverein zum Abschluß zu bringen, ist wohl ein Ereignis;, welches erneutes Zeuguiß dafür ablegt, daß die Zusammenfassung der deutschen Kräfte, zwar ohne Ueber- stürznng, dafür aber mit ausdauernder Stetigkeit von den deut­schen Regierungen unablässig gefördert wird. Nachdem in mili­tärischer Beziehung das dringend Nothweudige durch den Abschluß der bekannten Schutz- und Trutzbüudnisse vorgesehen ist, können wir unsere Befriedigung nicht lebhaft genug darüber ausdrücken, daß man in zweiter Linie sofort die wirthschaftlichen Interessen in das Auge gefaßt hat. Hieraus perhorrescirt das Blatt die Jdealpolitiker und geht darauf über, daß die Zoll- und Handels- Interessen nunmehr das Feld seien, von wo aus weiter gebaut werden müsse an der deutschen Einheit.Daß aber," sagt sie, die wirthschaftliche Wohlfahrt an die Fortdauer der Zolleinheit mik dem Norden geknüpft ist, daS ist eine Wahrheit, von der man im Süden überall durchdrungen ist. Die definitive- Neu­begründung dieses Theiles der deutschen Einheit hat keine Gegner. Sie schließt mir dem Satze:.Der gemeinsame Schutz nach Außen war der richtige erste Schritt; mit Recht ist das einheitliche Zoll­gebiet aus diesem Wege der zweite. -- Wie der Korresp'ondcnt der Hamb. Nachr. wissen will, soll die Zahl der süddeutschen Abgeordneten ins Zollparlament aus etwa 90 berechnet sein, was ganz der Verhältnißzahl der Abgeordneten des norddeutschen Par­laments von einem Abgeordneten auf eine Bevölkerung von je 100,000 Seelen entsprechen würde.

Berlin, 3. Juni. Der Abschluß des Vertrages wegen Rekonstruction des Zollvereins mit den süddeutschen Staaten auf der . mehrfach bezcichsteten Grundlage ist gestern, wie versichert wird, insofern erfolgt, als derselbe mit .Württemberg, Darmstadk

llnd Baden gesichert ist. Fürst Hohenlohe soll zu dem Abschlüsse noch nicht ermächtigt gewesen sein. Der Vertrag ist indcß keines­wegs von Bayerns Beitritt abhängig gemacht, und da Bayerns isoliere Stellung unhaltbar wäre, so ist schon deßwegen gegründete Hoffnung vorhanden, daß Bayern schließlich keine Schwierigkeit erheben werde. Die süddeutschen Regierungen sollen, was den Wahlmodus der Abgeordneten angeht, die direkte Wahl der Ab­geordneten für Zollsachen zum Norddeutschen Reichstage ans Grund des Reichswahlgesetzes statt der Delegation durch die Einzelkammern vorziehen. Der Vertrag soll für eine bestimmte Reihe von Jahren, ungefähr für die Zeitdauer der Zollvereins-Verträge, abgeschlossen sein. Nach andern Duellen soll derselbe unkündbar sestgestellt werden.

In E s s e n, wo Krupp regiert, sind 3 amerikanische Agen­ten angekommeu, um 1000 Eisenarbeiter aus den Hüttenwerken anzuwerben. Sie bieten 130 Dollars Handgeld und einen Tage­lohn von 4 Dollars.

Wien, 2. Juni. Der Kricgsministcr beantwortete heute die Interpellation wegen der Befestigungen Wiens. Die Regie­rung, erklärte der Minister, beabsichtige nicht, die Hauptstadt des Reiches in eine Festung umzuwandeln; Besorgnisse wegen einer Störung des Verkehrs wären daher völlig unbegründet. Auf das Gutachien von Fach-Autoritäten gestützt werde in einer Ent- tfernung von zwei Meilen von der Stadt die Erbauung von zehn Forts als Stützpunkt für etwa weiter nothwendig werdende Erdwerke beabsichtigt. Im lausenden Jahre sollen vier dieser Forts yergestellt werden. Die Gesammtkosten würden 11 Mil­lionen Gulden betragen.

Paris, 4.- Juni. Dem Zaren ist für die Veredelung der Pferde im russischen Reich, an welcher derselbe persönlich Antheil genommen hat, ein großer Preis zuerkaunt worden, die höchste Auszeichnung, welchem einem Aussteller zu Theil werden kann; ebenso hat der Kaiser Napoleon lll. einen großen Preis erhalten für das Modell eines Arbeitcrhauses, das er ausgestellt hatte. Im Ganzen werden kaum 30 solche Preise zur Verthci- luug kommen. ^ sSt.-A. j

Paris, 4. Juni. Dem Kaiser von Rußland sind trotz seines Amnestie-Dekrets, das vom Publikum ziemlich kühl ausge­nommen worden, mehrfach unangenehme Dinge passtet. So erst heute, als er den Justizpalaft besuchte. In 'der 8-rIIo llvs pns parclu-; erwarteten ihn die Richter feierlich in ihren Tralareu. Kaum über war Alexander 11. eingetreten, als etwa 30 junge Advokaten, die sich gleichfalls eingcfundcn, ihn mik dem lauten Rufe:Vivo tu Bologna st- begrüßten. Der Kaiser machte sofort militärisch Kehrt.

Paris, 3. Juni. Der König von Preußen ist heute Nach­mittag eingerrosfeu, und wurde am Bahnhof vom Kaiser empfan­gen. Beide Monarchen fuhren nach den Tuilerien, wo der König durch die Kaiserin empfangen wurde. Große Volksmassen bewe­gen sich in den Stragen. Die Patrie schreibt: Die gegen­wärtig umlausenden Nachrichten von der Hinrichtung Maximi- liau's sind falsch. Bis zum 20. Mai hat jedenfalls die Hin­richtung nicht stattgcfunden. jSt.-A.j

Florenz, 3. Juni. In den Bnreaur der Depurirtenkam- mer wurde der Gesetzeseutwurf über die Kirchcngüter und - der Vertrag mit Erlanger nbgelehnt. Die Bureaux schlugen ein Ge­genprojekt vor. Der Rücktritt des Finanzministers Ferrara ist wahrscheinlich. sSt.-AZ

London, 3. Juni. Das Blaubuch über die Luxemburger Angelegenheit ist dem Parlament vorgelegi worden. Man er­sieht daraus, Laß Kaiser Napoleon Anfangs behauptet hat, Hol­land besitze das absolute Recht, Luxemburg an Frankreich abzu­treten; dem Lord Bowley gegenüber versicherte der Kaiser aber schon vor dem 19. April, er würde unter keiner Bedingung einen Gebietszuwachs anuehmen. Gleichzeitig bedeutete Gras Bismarck dem Lord Lostus, Preußen könne nimmermehr die Festung Luxem­burg räumen; am 20. April sagte er ihm aber: Preußen werde aus der Konferenz, behufs Erhaltung des Friedens, Zugeständ­nisse machen; die es vor der Konferenz unmöglich hätte bewilli­gen können.

. New-Z)ork, 4. Juni. Der Ausschuß des Repräsentan­tenhauses hat beschlossen, gegen den Präsidenten Johnson zwar ein T-adelsrwtum auszusprechcn, aber keine Anklage zu erheben.

Aedaktivn, Trust und Berlin der G. W. Zaiser'schen Buchhandlung.