des Herrenhauses wirft einen Rückblick auf die jüngsten schwerwiegenden Ereignisse, betont, sür Oesterreich müsse eine neue staatsrechtliche Grundlage geschaffen, das ungestörte Verfassungs- rccht erreicht werden, fordert innigste Bereinigung aller politischen Kräfte im Gedanken, cs gelte für Oesterreichs Macht zu wirken. Der Präsident des Unterhauses bezeichnet die Gleichberechtigung der Rationalitäten und die Konfessionen, die Durchführung eines ehrlichen Constitutionalismus, sowie die Ausgleichung Ungarns in einer den beiden Reichshälften gerecht werden Form mit als die schwierige Aufgabe des Hauses.
Paris. Die Ernte-Aussichten stehen, in ganz Frankreich ausgezeichnet und die Gctreideprcise sind namhaft gefallen.
Paris, 18. Mai. Wie die „Patrie" mittheilt, werden die Ratifikationen des Londoner Vertrages morgen oder übermorgen ausgewechsclt werden. Die Konferenz wird nächsten Mittwoch oder Donnerstag nochmals zusammeutrelen um die letzten Formalitäten zu vollziehen. (St.-AP
Paris, 18. Mai. Die „Patrie" und die „France" sagen, daß der König von Preußen den Londoner Vertrag gestern unterzeichnet habe, und die „France" fügt hinzu, daß die Unterzeichnung des Vertrags durch den Kaiser Rapoleon heute erfolgt sei.
London, 18. Mai. Die Gesellschaft des überseeischen Telegraphen zeigt an, daß die Verbindung mit Amerika seitdem 5. Mai aus dem Kabel von 1866 unterbrochen ist, da dasselbe durch einen Eisblock beschädigt worden. Man hofft, cs sogleich wieder Herstellen zu können. Das Kabel von 1865 thut seinen Dienst fortwährend regelmäßig.
Der Idiot.
(Fortsetzung.)
Der Greis blickte ruhig, ernst, aber voll sichtlichen Wohlgefallens auf den jungen Mann; und die Hand auf seine Schulter legend, sagte er: „Ich wußte cs, daß ich bei Ihnen nicht vergebens anklopfen würde. Gehen Sie zu Arnfeld, Sie werden dort gern gesehen sein; suchen Sie das Nähere zu erkunden — vielleicht wenn Arnfeld nicht zu Hause — und dann handeln Sie. Wollte Gott, ich könnte mit Ihnen gehen, aber das Haus des Kaufmanns ist mir verschlossen; wir sind keine Freunde. — Gehen Sic! — und möge ihr Gang gesegnet sem!" Mit diesen Warten drängte er den jungen Mann sanft zur Thüre hinaus.
Als Mecrheim ging und bereits schon den Garten verlassen hatte, stand er noch immer, und schaute in Gedanken verloren, vor sich nieder. Man sah es, es gingen durch die Seele des alten Mannes vergangene Tage und Stunden auf und nieder, während die Gegenwart ihre düsteren Schlagschatten über jene Zeiten warf.
Der junge Lehrer aber, von dem Gedanken getragen, Gutes zu wirken und zu stiften, lenkte seine Schritte zum Hause des Kaufmanns. Jugend handelt rasch. Es drängte ihn, sofort dort vorzusprechen.
Freilich, freilich als er die Thür öffnete, als er eintrat, wollte ihm das Herz doch ein wenig rascher pochen — und er war mit sich noch uneins, wie er seinen heutigen Besuch cinbeiten und motiviren könne: eine leichte Verlegenheit machte sich auf seinem Gesicht bemerkbar. Doch Frau Kaufmann Arnfeld war allein im Zimmer, und die Dame kam ihm so freundlich entgegen, daß er sofort alle Beklommenheit von sich weichen fühlte, und ehe er es selber ahnte und dachte, den Gegenstand seines Kommens berührt hatte. — Leuchtende» Auges sprach er: „Es ist ein Fehler, anzunehmen, daß Kinder, wie der Reinhard mir zu sein scheint, durch Strenge erzogen werden müßten. Hier muß die Liebe walten. Wie denn überhaupt die Annahme eine irrige ist, daß Kinder, die mehr oder weniger schwachsinnig sich zeigen, sofort als gänzlich unzurechnungsfähig zu betrachten seien; ein freundliches Entgegenkommen, ein Eingehen auf die beschränkten Ideen des Kindes, thun hier oft Wunder. Ist aber die Geistesschwäche mehr oder weniger entschieden, so ist solch ein Kind nicht harten, rauhen Händen zu übergeben, es darf nicht mit vollsinnigen Kindern unausgesetzt behandelt werden — man muß es seinesgleichen, mit einem Wort nach einer Jdiotcnanstalt bringen!"
lind nun entwickelte er mit beredtem Feuer die Grundsätze und Vorzüge solcher Anstalten; er wies nach, wie auch hier der !
Wetteifer der Kinder unter einander, nicht gehemmt und nieder- gebeugt durch die raschen Fortschritte vollsinniger Kinder, die günstigsten Resultate hervorbringe. Er halte mehrere solcher Anstalten aus eigener Anschauung kennen gelernt. Und so konnte es nicht fehlen, daß seine Worte einen tiefen Eindruck auf seine Zuhörerin hcrvorbrachten, daß die Angst, die Bekümmerniß, die zuerst sichtbar auf ihr ruhten, immer mehr und mehr einer milden Hoffnung, einer siegenden Uebcrzeugung Platz machten. Und als nun Meerheim eine dieser Anstalten, die Anstalt eines Dr. Heydler, aus voller Ueberzcugung lobte, der Ansicht Worte gebend, daß, wenn der Reinhardt irgend gefördert und geheilt werden könne, dies sicherlich dort geschehen werde, — da war cs, als ob ein böser -Nebel nach dem ander» von dem Horizonte der Frau wiche und der Sonne des Glückes Platz mache. Ihr Auge, in Thränen feucht, verklärte sich — und ihre Hand dem jungen Manne wie zum Danke reichend, sagte sic: „Welchen Trost geben mir Ihre Worte. Das Schicksal des Reinhard hat mich stets beunruhigt, und der Gedanke, daß er falsch behandelt werde, war ein Wurm in meiner Brust, der nimmer schwieg. O, möchte es mir gelingen, auch meinen Gatten zu überzeugen; möchte auch er Ihren Worten Gehör geben und den Knaben jener Anstalt anvertrauen."
Sie schwieg einen Augenblick. Dann aber war es, als müsse sic alle Kraft, die in ihr wohne, zu diesem einen Vorhaben zusammen raffen, als müsse sie ganz, ganz offen sein. Und so erfaßte sie auf's Neue des jungen Mannes Hand — und sagte rasch, aber flehend, weich: „Ich verlasse mich auf Sie, Sie müssen mein Beistand sein, so mein Gatte sich meiner Vorstellung nicht anschließen sollte. Sie können und dürfen mich in dieser Angelegenheit nicht verlassen. Meine Gesundheit ist untergraben; ich könnte nicht ruhig sterben, so ich das Schicksal des Reinhard nicht gesichert wüßte."
Meerheim wollte antworten, aber die Tochter trat ein und die Mutter, sofort ihre tiefe Erregtheit bekämpfend, stand auf und sagte, als habe sie die Gekommene bereits erwartet: „Gut, daß Du da bist, sonst wäre Herr Meerheim vielleicht gegangen, und er hätte Deine Bitte, die Du gegen ihn wolltest laut werden lassen, nicht erfüllen können. — Jetzt wird er es gewiß gern thun, so anders seine Zeit es erlaubt; und das neue Lied, das Du gestern erhalten, mit Dir durchspielen.
Elise war verlegen crröthet; aber als Mecrheim sofort sich bereit erklärte, ihren Wunsch zu erfüllen, eilte sic in das-Nebenzimmer , öffnete das Instrument und legte das neue Stück aus. Bald saßen Beide, spielten und sangen. Die Mutter ging ab und zu.
(Fortsetzung folgt.)
l l e r l o >.
— Der bekannte Engländer Or. Eummin g, der sein Leben der Auslegung der Offenbarung Johannis gewidmet hat, prophezeit, daß zwischen den Herbstnach.'gleichen 1867 und 1868 das Papstthum abgeschafft und die ganze Judenwclt bekehrt sein werde. Die englische Gesellschaft sür Judenbekehrung ist über die Weissagung des gelehrten Doctors im höchsten Grade erschrocken, da sic bisher eine jede bekehrte Judenseele zwischen 3—400 Pfd. Sterling (2800 Thlr.) zu stehen kam und nun in Verlegenheit ist, woher sie das --cld für die noch tausenden 7 Millionen Kinder Israels hernehmen soll. Wir bemerken übrigens, daß wir aus dringenden Gründen weder für kleine, noch große Propheten und Prophezeihungeu eine Verantwortung übernehmen.
-- Aus einem Institute. (In der Küche.) Köchin: „Aber, Ew- Gnaden, heut' geht's einmal nit mit der Mehlspeis für 22 Personen. Ew. Gnaden haben so wenig vorgegeben, daß es kaum für 10 langt."'— Vorsteherin: „Gut, ich werde gleich Abhilfe treffen " — (Eine halbe Stunde später.) Vorsteherin (in die Küche rufend): „Köchin, ich mar so eben in die unangenehme Lage versetzt, 12 Mädchen wegen Unaufmerksamkeit mit Entziehung der dritten Speise bestrafen zu müssen! Nichten Sie sich darnach!"
Aedaktwn, Druck und Verlag der G- W. Zaiser'schcn Buchhandlung.