bei meinem einzig geliebten Manne kein Rückfall zu befürchten fei. Ich nehme den Faden hinter den Thrünenspuren meines letzten Briefes, die an Deinem ehemals fo gefühlvollem Herzen so spurlos vorübergezogen sind, wieder auf. Was konnte ich an dem unglückseligen Abend, wo mein Max mich zum ersten Male allein gelassen hatte, besseres rhun, als mich schlafen zu legen. Aber wo Schlaf heruehmen in meiner Gemürhsversassung! Es schlug zehn, es schlug elf, es schlug Mitternacht. Der Wächter pfiff unter meinem Fenster zum vierten Male. Meine Sehnsucht kannte keine Grenzen inehr. Ich Hütte die Arme ausstrecken und mit Walleustein rufen mögen: „Gehe nicht von mir, bleibe bei mir, Max!" — Da wurde endlich leise, leise der Schlüssel in das Schloß der Corridorthür gesteckt. Mein Herz schlug so heftig, daß sich förmlich die Decke über mich hob. Eben so leise wurde die Schlafzimmerrhür geöffnet, und auf den Strümpfen trat Max in's Zimmer. Er hatte den Docht der Lampe bis zum Scheine eines Nachtlichtes herunter gezogen. Furcht hatte er doch vor mir, ein Beweis, daß sein Gewissen nicht rein war. Er schlich an mein Lager, neigte sich über mich hinweg, und ganz leise hörte ich ihn sagen: „Gut, daß sie schläft." — Max mußte entsetzlich müde nach seiner nächtlichen Schwelgerei geworden sein, denn er schlief sogleich ein. Am andern Morgen stand ich schon um 5 Uhr auf, und zwar so leise, wie mein sauberer Herr Gemahl in der Nacht zuvor sein Lager gesucht hatte. — Sobald ich meinen Kaffee getrunken halte, schrieb ich auf einen Zettel:
„Lieber Max, ich bin nach dem Markt gegangen. Du wirst alles finden, was Du zu Deinem Frühstück bedarfst, Du brauchst nur die Spirituslampe anzuzünden. Sollten wir uns heute früh nicht mehr sprechen, dann heute Mittag auf Wiedersehen."
Diesen Zeirel legte ich meinem Manne aus die Kaffeetasse und gieng daun mir meinem Mädchen nach dem Wocheumarkt.
Nachdem ich ruhiger geworden war, erinnerte ich mich, einmal einen Zeitungsartikel mit der Ueberschrist: „Weibliche Ehesraudspolitik" gelesen zu haben. Nach den darin ertheilten Rathschlägen hatte ich mir vorgenommen zu handeln.
Als ich vom Markt zurückkehrte, saß Max am Frühstückstisch, beide Arme ausgestützt, das Gesicht in die Hände gelegt. Erblickte bei meinem Eintreten aus, und da ich ihm heiter lächelnd entgegen ging, sagte er:
„Ich hatte wirklich geglaubt, Martha, Du würdest Deine Drohung wahr machen?"
„Welche Drohung?"
„Mich vor Mittag nicht wieder scheu zu wollen."
„An einem Markttage, lieber Max, läßt sich die Zeit niemals genau abwägen, ich mußte doch den Fall annehmeu, daß ich länger ausgehalten wurde, als mir lieb gewesen wäre."
„Ist das Dein Ernst?"
„Zweifelst Dn daran? fühle meine Stirne an, wie ich gelaufen bin."
„Du gutes Weib, und Du wärest wirklich nicht böse aus mich?"
„Auf Dich? weßhalb denn?"
„Daß ich Dich verlassen, nicht, wie Du es gewünscht, Dich nach dem Theater begleitet habe?"
„Hältst Du mich für so albern, daß ich nicht einsehe, daß Du Dir auch einmal ein Vergnügen gönnen mußt, nicht immer und ewig mit meiner einseitigen Gesellschaft Dich begnügen kannst?"
„Siehst Du,daß Du meinNusbleibcn mir übel genommenhast?"
„Weil ich meine wahre Ueberzeugnng ausspreche?"
„Martha, ich konnte cs wahrhaftig meinem Freunde nicht abschlagen. Aber dafür gehe ich heute Abend mit Dir in's Theater."
„Morgen wäre mir lieber."
„Meinetwegen morgen, aber dann mußt Du mir versprechen, mich um sechs Uhr zu wecken, denn nach dem Theater kann ich nicht mehr arbeiten."
(Fortsetzung folgt.)
Ä l l c r l e i.
Anweisung zum Gebrauch des Kalkes als Düngemittel.
Bei der Bedeutung der Kalkdüngung für die kalkarmen Sandböden der ^chwarzwaldbezirke, auf welchen diese Düngung ganz besondere Wirkung verspricht, glaubte die Centralstelle für die 1
Landwirthschafl den betreffenden landwirthschafrlichen Vereinen ein nachdrückliches Wirken zunächst wenigstens für Hervorrufung geeigneter Versuche empfehlen zu sollen. Zu diesem Zweck wurde nachstehende von Professor Wolfs in Hohenheim entworfene .Instruktion in den betreffenden Bezirken verbreitet. Es ist nach dieser Instruktion Folgendes bei der Kalkdüngung zu beachten.
4) Der gebrannte Kalk zerfällt rasch zn einem lockeren, seinen Pulver, wenn er nach und nach mit ungefähr einem Drittel seines Gewichtes Wasser angefeuchtet, damit abgelöscht wird.
2) Muß man den Kalk eine Zeitlang aufbewahrcn, bevor er als Düngemittel verwendet werden kann, so läßt man ihn am besten direkt auf den Acker bringen, wo er später ansgestreut werden soll, ohne ihn vorher mit Wasser abzulöschen. Hier wird er in kleinen Hausen von einigen Ccntnern aufgesetzt und diese mit Erde gut zugedeckt sich selber überlassen, wobei nur zu beachten ist, daß elwaige Risse, welche in der Erddecke entstehen, von Zeil zu Zeit mit Erde mit zugeworsen werden. Nach einigen Wochen ist alsdann der Kalk in ein lockeres, leichtes Pulver verwandelt. Wenn man zum Ausstreuen des Kalkes schreiten will, muß man die Erde entfernen, etwa noch vorhandene feste Stücke aus der pulverigen Masse aussuchen und mit etwas Wasser überspritzen, damit dieselben ebenfalls zu Pulver zerfallen.
3) Das Ausstreuen des feinen Kalkpulvers geschieht mit der Hand, auch mit Hilfe einer passenden Schaufel oder eines Löffels, und zwar bei möglichst ruhiger Luft und trockener Witterung.
4) Muß inan dafür Sorge tragen, daß der Kalk recht gleichförmig über die ganze zu düngende Fläche verrheilt wird.
ö) Am besten wird der Kalk im Herbste auf die Stoppel gestreut und dann durch sehr seichtes Untcrackern mit dein Boden vermischt; jedoch kann das Ausstreuen auch im Frühjahr erfolgen, möglichst zeitig vor der Saat, sobald der Boden hinreichend abgetrocknet ist.
0) Für die Fläche eines Morgens verwendet man 4—8 Centner (ein Scheffel frisch gebrannter Kalk wiegt 430—435 Pfd.) gebrannten Kalk. Es ist besser, die Kalkdüngung öfter, etwa von 0 zu 6 Jahren zu wiederholen, als den Boden auf einmal sehr stark zu kalken. Ein zu starkes Kalken des Bodens, d. h. wenn das angegebene Maß beträchtlich überschritten wird, kann für die späteren Erträge nachtheilig werden.
7) Ein zäher Thonboden verträgt mehr Kalk, als ein leichter Sandboden; der letztere um so mehr, je reicher er an schwarzen humosen Stoffen ist. Aus einem stark humosen, kalkarmen Boden wirkt dieses Düngemittel besonders günstig.
8) Der Acker darf bei Anwendung deS Kalkes nicht zu mager sein, er muß alle Kraft enthalten oder noch ziemlich düng- kräftig sein. Am günstigsten wirkt der Kalk, wenn er ausgestreut wird, nachdem 4 oder 2 Jahre vorher mit Stallmist gedüngt worden ist und bald nachher abermals eine Ltallmistdüngung folgen soll. Die Wirkung des Kaltes ist eine mehrjährig nachhaltige, aber er kann den Stallmist nicht ersetzen, sondern nur die Wirkung desselben erhöhen und sichern.
0) Der Kalk äußert aus alle Kulturpflanzen eine oft ausfallend günstige Wirkung, — überall namentlich, wo er im Boden fehlt oder doch nur in sehr geringer Menge vorhanden ist. Man kann mit sehr gutem Erfolge auf die Kleestoppel im Herbst zur Winterfrucht kalken, aber auch zur Sommersaat, wie zu Kartoffeln und Rüben. Nur muß im letzteren Falle das Kalten des Bodens vorausgehen und nicht gleichzeitig mit der Mistdüngung vorgenommen werden.
40) Auch aus den Wiesen, wenn sie nicht zu naß sind, ist die Kalkdüngung am Platze. Zu diesem Zweck ist zu empfehlen, l einen kräftigen Kompostdünger zu bereiten, indem mau den Kalk mit guter Erde mischt, auch schichtenweise wo möglich etwas Knochenmehl, (etwa 4 Etr. pro Morgen) und gewöhnliche Holzasche oder statt ihrer Staßsnrter Kalisalz einstrent und das Ganze längere Zeit zusammensaulen läßt, bevor es über die zu düngende Fläche vertheilt wird.
Knochenmehl und Asche bringen aber auch auf dem Acker neben dem Kalke eine sehr gute Wirkung hervor. Die gute >
Wirkung der Sulzer Hallerde aus den Sandböden des Schwarzwalds ist in dem oberen Theile desselben bekannter, als auf dem unteren, und dürfte hier noch mehr Anwendung finden. !
(Wochenblatt fü r Land- und Forstwirthschast.)
Redaktion, Druck und Verlag der G. W. Zaiser'schen Buchhandlung.