Thoren Viens Halt zurief. Frankreick hat das Schwert nicht gezogen , weil seine Ehre nicht im Spiele war, und weil es Neu­tralität versprochen halte. Ans Mexiko hat Frankreich seine Truppen zurückgezogen, weil die Ausdehnung der Opfer die In­teressen üderwog, welche Frankreich dort hatte. Die wenig ver­söhnliche Stellung, welche die Bereinigten Staaten genommen, mußten die Okkupation verlängern. Im Orient sind Unruhen ausgebrochen, aber die Großmächte sind einig, eine Lösung her­beizuführen, welche den berechtigten Wünschen der christlichen Bevölkerungen geuugthue, das Recht des Sultans wahre und ge­fährlichen Verwicklungen znvorkomme. In Rom hat die Re­gierung die Konvention vom 15. September vollzogen. Die dortige Regierung tritt in ein neues Stadium; aber wenn die Demagogie den Papst bedrohen sollte, so würde Europa sicherlich ein Ereigniß nicht zulassen, welches große Wirrsal in die katho­lische Welt werfen würde. Die Beziehungen zu den auswär­tigen Mächten sind gut; die Verbindungen mit England stets die innigsten; Preußen sucht alles zu vermeiden, was unsere nationale Empfindlichkeit wecken könnte, und es ist mit uns über die Haupt­fragen einig. Rußland, von versöhnlichen Absichten beseelt, ist nicht gesonnen, seine Politik von der Frankreichs zu trennen. Ebenso Oestreich, dessen Größe unerläßlich ist für das Gleich­gewicht Enropa's. Die Rede des Kaisers zur Eröffnung der gesetzgebenden Session schloß, indem sie von den versprochenen Reformen und der Reorganisation der Armee sprach, welche noth- wcndig sei, da der Einfluß einer Nation von der Zahl der Mann­schaften abhünge, welche sie unter die Waffen zu stellen vermöge.

Paris, 16. Febr. Das Blaubuch enthält folgende inte­ressante Mittheilungen: Es ist Hoffnung, daß die Mißhelligkeiten zwischen der italienischen Regierung und dem Papst bald beseitigt werden. Der Pforte wird gerathen, sich nicht Illusionen hin­zugeben, sondern Reformen einzusühren und ihr Finanzsystem zu ändern; die kretische Frage ist noch nicht gelöst, es ist fraglich, ob die Aitsangs beschlossenen Kombinationen jetzt genügend sind. Amerika hat keinen Grund zu Mißhelligkeuen mit der fran­zösischen Regierung. Mexiko wird im März geräumt sein. Preußen hat durch Krieg Norddeutschland sich definitiv verbunden, Süddeutschland ist berechtigt, Beziehungen zu Norddeutschland zu wühlen. Oestreich leidet an den Folgen des Kriegs, aber es wird in dem Patriotismus und der Hingebung seines Volks Mittel finden zur Ueberwindnng aller Schwierigkeiten. An­sprache Walewski's an den gesetzgebenden Körper: Der Kaiser schreitet sichern Schrittes den vorgezeichneten Zielen ent­gegen. Frankreich sieht unerschütterlich in mächtiger Einheit un­besorgt der Zukunft entgegen. Die Landesinteressen sind gut ge­wahrt, von festen Händen geleitet. Das Volk ist bereit zu allen Anstrengungen, der Kaiser hegt die Zuversicht, daß dem Volts- Patriotismus nichts zu schwer sei.

Athen, 12. Febr. Zwei türkische Dampfer sind mit 600 Freiwilligen von Kreta in Piräeus- eingetrosfen. Das Erdbeben in Kephalonin dauert fort, 600 Individuen wurden getödtet und verwundet. (St.-A.) >

Ncw - Z) ork, 13. Febr. Es geht das Gerücht, daß Iuarez ! von den Kaiserlichen gefangen genommen wurde. (Kabeltet.) ,

Tie kleinen Leiden und Freuden des Ehestandes. ,

(Fortsetzung.)

Acht Tage befand sich Martha bereits im Hanse der Schwester, > als eines Mittags der Schwager die Bemerkung machte, daß ! Martha's Hände entsetzlich gelitten hätten. !

Die Folgen der schweren Arbeit," gab das junge Mädchen l zur Antwort. ' j

Das duldest Du, Julie?" fragte sie ihr Mann im Tone , des Vorwurfs. !

Auf Martha's Veranlassung wurde die Köchin vor Ablauf > ii-rer Dienstzeit sortcseschickt. Mag sie nun auch die Strafe für j solche Uebereilung leiden. Ihr würdet bald alle davon laufen, j wenn ich Euch kochen wollte." j

In vierzehn Tagen ist die Plagerei überfremden," sagte ; Martha, die bereits ansing, sich nach einer anderen Hausordnung j -u sehnen.

Vollen Sie mir, liebe Marrha, das Versprechen geben, mir einige Morgenstunden Schlaf zu opfern und fernerhin die Bereiten:! meines Kaffees zu bleiben, dann nehme ich Ihnen die

Küchensorgen ab."

Sie? Du?" riesen wie aus einem Munde die Susivesrern.

Ich, ich;" entgegnete Georg.Ich übernehme ans 14 Tage die Sorge für unser Diner. Das Vetter bleibt dem An­scheine nach beständig. Wir fahren jeden Mittag in den Wald und speisen vor oder im Försterhause. Der Major äußerte schon neulich den Wunsch gegen mich, uns in dieser Weise öfters mit unseren Familien zu vereinigen. Andere werden sich nnschließen, und ich verspreche mir heitere Stunden von solchen harmlosen Zusammenkünften." Weiter konnte Georg nicht sprechen, denn Julie erstickte jetzt mit ihren Küssen seine Stimme.

Herzensmann!" rief sie,dachtest Du dabei an das erste Mittagessen unseres ehelichen Lebens?"

lind an den Hundefraß!" rief Martha dazwischen.Da würde ich mir denn doch erlauben"

Beim Kasfeekochen zu bleiben und die Einladung, mein Gast zu werden, anzunehmen!" fiel ihr Georg in's Wort und ergriff dabei ihre Hände, die er küßte und herzlich schüttelte.

Tags darauf hielt um die Mittagszeit der kleine Jagdwagen vor der Thüre. Georg fuhr selbst, und fort ging es, dem grünen Walde zu. *

Das Waldvergnügen wiederholte sich nun täglich und von Tage zu Tage gab Martha ihrer Schwester mehr Recht, daß das einzige wahre Glück nur in der Ehe zu sind-n sei. Was ging dem glücklichen Wurm'schen Paare jetzt noch ab? Die Schul­den waren bezahlt, und als der Geheimerath wie allmonatlich Inlie'S Zinsen geschickt, hatte er zwanzig Thalcr Kostgeld für Martha beigelegt, als monatlichen Zuschuß für die Dauer ihres Aufenthaltes bei der Schwester. Martha hatte außerdem nicht übers Herz bringen können, ihrer Julie länger noch zu ver­schweigen, daß sie für unvermeidliche neue Schulden noch 200 Lhaler in Kasse habe. Die neue Köchin war auch gut An­geschlagen, und bei Erwähnung ihrer äußerte Julie:

Hätte ich jemals geglaubt, daß mir ineine größte Feindin ans Erden noch einen Dienst erweisen würde." Das Mädchen hatte bei der Frau Advocatin gedient, die Julie schon so viel­fach geärgert hatte. Jene Dame gehörte zu den Mustcrfrauen, denn sie besaß nicht allein Alles, was das Her; einer Frau sich wünschen konnte, sie verstand auch Alles, was Frauenhände zu leisten vermögen. Ein Dienstmädchen auS der schule der Frau Rechtsanwältin wurde unter den Hausfrauen ein Treffer genannt, und wie er der Frau von Wurm Zufällen tonnte, hatte seinen besonderen Haken, war ein Geheimnis;, das nicht unter die Leute kam, iveil cs die größte Musrcrwirthschaft im ganzen Städtchen arg compromittirt haben würde. Das Mädchen stahl wie eine Elster, und zwar mit einer Schlauheit, die ein ganzes Jahr- lang die Frau Rechtsanwältin hinters Licht geführt hatte. -Für jetzt kochte nun die neue Marie vortrefflich, und so fehlte nichts zum Glücke der Wurm'schen Familie. (Forts, folgt.)

Ein Briest asten leer er, welcher lange Jahre Postil­lon gewesen war, meldete sich zum Bnreaudiener-Examen und schrieb folgenden originellen Lebenslauf. Ich Heinrich Tra- tabella, einziger Sohn meines Vaters, starb in meinem zweiten Jahre, indem ich dann als elternloser Weiße mit 14 Jahre bei einem Großbauern als Zwciknccht eintrat, woraus es mir nicht gefiel , da ich doch eine bessere Erziehung bekommen, so trat ich bei der Artillerie in Eoblenz ein, indem ich Soldat wurde, was mir sehr nützlich vor die Vagen und Pferde wurde, indem ich zur königlichen Post als Postillon ging und den Wagen nach Andernach fuhr, wobei ich ein braves, treues Mädchen kennen lernte, indem ich mit ihr in den heiligen Stand der Ehe trat, wobei sie zuerst Zwillinge kroch (bekommen erhalten) und hiernach noch fünf einzelne Kinder zeugte, welche alle Essen wol­len, gesunden Appetit haben sie Gott sei Dank alle bis auf eins, welches vorigen Herbst am Scharlach gestorben ist, und bin ich auch ein tüchtiger Esser, indem von mein geringes Einkommen, 15 Sgr. der Tag, nicht viel Gescheites zu haben ist, so wollte ich gernPierodieuer" werden, was mir gewiß Niemand ver­denken kann, indem meine Frau bereits wieder seit sieben Mo­naten in anderen Umständen Ist."

Redaktion, Truck und Verlag der I. W. ZaüeVchen Buchhandlung.