P rag, 2!. Jan. Der des Alteuiats verdächtige Schneider, geselle Pust wurde entlassen, die Untersuchung eingestellt.
Tie Rinderpest ist nunmehr auch im Kreise Königgrätz in Böhmen nusgebrochen. (Das fehlt jener Hegend noch!)
Florenz, 20. Jan. Nach der Qpinione Nationale hat die italienische Regierung die "Absicht, die Geistlichkeit so vollständig unabhängig zu machen, das; sie in Zukunft für sich selbst zu sorgen hat, indem jedoch Vorsichtsmaßregeln getrosten werden, daß die Gäter der tobten Hand nicht wieder hergestellt werden können. Nach diesem Plane sollen die Bischöfe nur als einfache Bürger betrachtet werden, die Kirchen wie andere weltliche Vereine behan- , delt und die religiösen Zeremonien allgemeinen Polizeigesetzen unterworfen werden. Man wird nichts von der Kirche verlangen, aber ihr alles bewilligen, was man den Bürgern, den Familien und den Handelsgesellschaften bewilligt. Es heißt, daß die italienische Regierung ihre Absichten in dieser Beziehung schon in den nächsten Tagen kund geben wird. — Wie man der G. di Venezia schreibt, unterhält die französische Regierung in Rom eine sehr thätige Geheim - Polizei, welche es besonders auf die Zuaven abgesehen habe, in denen Kaiser Napoleon nur Legiti- misten sieht.
Brüssel, 18. Jan. Das in der Abgeordnetenkammer bei Bcrathung der Abänderung mehrerer Artikel im Strafgesetzbuch eingebrachte Amendement auf Abschaffuug der Todesstrafe ist nach zweitägiger Debatte mit 05 gegen 48 Stimmen verworfen worden.
Paris, 16. Jan. Das spurlose Verschwinden von bekannten Persönlichkeiten (Männer und Frauen) kommt in Paris in der letzten Zeit so häufig vor, daß die „Presse" sich heute veranlaßt sicht, einen längeren Artikel über diesen Gegenstand zu veröffentlichen, worin sie der Polizei, die bis jetzt nichts herausbringen konnte, zu Leibe rückt, und zugleich dem Publikum den Rath gibt, sich des Nachts nicht zu leichtsinnig auf die Straßen zu wagen, und besonders nicht ohne gewisse Vorsichtsmaßregeln Rendezvous anzunehmen. (St.-A.)
Paris, 19. Fan. Marquis v. Moustier steht fester als je. Und das ist sehr gut für den europäischen Frieden. Das Programm des Marquis v. Moustier ist vom Kaiser im letzten großen Konseil, wo der Minister dasselbe mit einer brillanten Auseinandersetzung vertrat, ausdrücklich angenommen, ausdrücklich als Programm seiner Regierung bezeichnet worden. Man kann dasselbe als eine energische Friedenspolitik bezeichnen, beruhend aus der strikten Durchführung des Princips der Nicht- intervention.
Paris, 20. Jan. Der Moniteur veröffentlicht einen Brief des Kaisers an den Staatsministcr Rouher, welcher sich über die beabsichtigten Reformen des gegenwärtigen Regime's ausspricht. Dieselben erstrecken sich ans folgende Punkte: Abschaffung der Adreßdebatre und lA'setzung derselben durch das Recht, die Minister vor der Kammer zu interpelliren, Ueberweisung der Preß- vergehen an die Zuchtpolizeigerichte und Regelung des Versamm- ; lungsrechts. Der Kaiser glaubt, daß es möglich sei, den Institutionen des Kaiserreichs jede Entwicklung, deren sie fähig ! sind, sowie den öffentlichen Freiheiten eine neue Ausdehnung zu ^ geben, ohne die ihm von der "Nation anvertraute Gewalt zu ! gefährden. Der Kaiser erinnert an den Wunsch, den er im vorigen Jahr ausgesprochen: „einen festen Boden zu schaffen, der ^ fähig sei, die Gewalt und die Freiheit zu tragen." Diesen-Worten wird durch die angedeuteien Reformen ihre Erfüllung. „Ich erschüttere den Boden nicht," schließt der Kaiser, „den fünfzehn .Fahre der Ruhe und Wohlfahrt befestigt haben. Ich gebe ihm nur größere Beständigkeit, indem Ich innigere Beziehungen zwischen den großen öffentlichen Gewalten herstellc, den Bürgern neue Garantieen durch das Gesetz gewähre und endlich die Krö- nnngsdes Gebäudes vollende, welches durch den Willen der Nation gegründet worden ist." — Der Moniteur thcilt mit, daß heute sämmtliche Minister dem Kaiser ihre Entlassung eingereicht haben, der Kaiser aber die des Staatsministers, Justizminislers, Ministers des kais. Hauses, llnterrichtsministers, Ministers des .Innern, Ministers des Aeußern und des Ministerpräsidenten des Slaatsrarhs nicht angenommen habe. Die Regierung hat beschlossen, daß trotz des Wegfalls der Adresse schon vom Beginn der Session Interpellationen über äußere Angelegenheiten entgegengenommen werden sollen.
London, 18. Fan. Heute noch, am vierten Tage nach
j der Schreckensscu.c in Regeius Park, muß mau aus dein Grunde j des Gewässers nach Leichen suchen; denn noch mehrere werden vermißt. Die höchste Schätzung des Unglücks kam der Wahrheit ^ am nächsten, denn bis heule sind einundvierzig Leichname anfge- ! fanden worden.
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! Die klemm Leiden und Freuden des Ehestandes.
! (Fortsetzung.)
l „Lieber Georg," begann ich zuerst, „ich werde morgen der ! Frau Majorin meinen Besuch machen und sie um Verzeihung j bitten."
l „Thue das, liebe Julie," sagte Georg, „aber vermeide auch künftig ähnliche gesellige Verstöße. Unter den Wölfen muß man heulen, es geht einmal nicht anders."
Die Majorin ist eine verständige, liebenswürdige Frau. Sie sprach ivie eine Mutter zu mir und machte mich aus Vieles ausmerksam, was ich künftig thnn und unterlassen müsse, wenn ich mir nicht alle Frauen unseres Städtchens verfeinden ivolle. Da ich im Voraus überzeugt bin, daß Du niemals einen Mann heirathen wirst, den Du lieben kannst, wie ich meinen Georg liebe, so bitte ich Dich zu Deinem eigenen Glücke, werde niemals eine Kleinstädterin. Ach! es sind die Kaffees nicht allein. Von den Wirthschaflssorgen in kleinen Städten haben wir Großstädterinnen gar keinen Begriff. Stelle Dir vor, daß hier Hausfrauen selbst Brod backen und, was noch entsetzlicher ist, Wurst machen! Na, das sollte mir fehlen. Und wenn dann wenigstens die dummen Geschöpfe, die sich Köchinnen nennen, etwas vom Kochen verstünden, aber nein, sie sind blos die Handlangerinnen ihrer Herrschaften. Meine Köchin legt dabei ihre Dummheit mit einer Impertinenz an den Tag, die ihres Gleichen sucht. Neulich sagte ich ihr, sie möchte uns zu den Kotelettes eine Bechamellesauce machen.
„Was ist das für ein Ding?" fragte sie mich mit einem wahren Schafsgesicht und bringt mich dabei in die größte Verlegenheit, als sie mich auffordert, ihr zu sagen, wie die Sauce mit dem polnischen Namen gemacht würde. Zu meinem Glück hatte ich mir ein Kochbuch gekauft. Ich that also sehr wichtig und erwiderte, sie würde es doch wieder vergessen; wenn es an der .Zeit wäre, wollte ich wieder in die Küche kommen. — Das Kochen ist doch eigentlich kinderleicht — zweimal übergelescn, wußte ich meine Bechamellesauce auswendig. Ich habe aber kaum angefangen, diesem Stockfisch von Köchin zu erklären: „Du nimmst eine Hand voll geschnittener Zwiebeln, ein halbes Quart Sahne," da lacht mir die freche Person laut in"s Gesicht und ruft: „Zwiebeln und Sahne! und nun gar eine Hand voll! und ein halbes Quart Sahne, wie viel Gäste bekommen wir denn?" Ich muß blutrotst vor Aerger und Dcham geworden sein. Es ist doch wirklich eine Prellerei, welche die Polizei nicht dulden dürste, Kochbücher zu verkaufen, aus denen man nichts lernen kann! Durch unfern Burschen ließ ich meiner Köchin sagen, sie solle uns heute Mittag auf den Tisch schicken, was sie zu kochen verstände, aber dann ihre Sachen zusammenpacken und unfern Dienst verlassen, ich würde ihr Lohn und Kostgeld für das lausende Vierteljahr geben. Die gemeine Kreatur durfte ich mir doch nicht wieder unter die Augen treten lassen?
Mein himmlischer Georg lobte mich über mein energisches Auftreten und sagte, ich sei eine echte Soldatenfrau. Jedes Vergehen gegen die Subordination müßten Regierende am strengsten bestrafen.
Da ich Gesindelohn nach Berliner Art bezahle, so reißen sich die Mädchen förmlich darum, bei mir in Dienst zu treten. Wenn ich zuweilen recht unglücklich über meine vielen Wirthschafts- sorgen bin, dann tröstet mich mein Georg damit, daß alle jungen Frauen Lehrgelder zahlen müßten, ich solle nur den Muth nicht verlieren. Mit meiner neu gemietheten Köchin habe ich mm ein schlaues Verfahren begonnen, ich sagte ihr: „Ich bin zu der Ueberzengung gekommen' daß man hier ganz anders kocht, als ich es aus meinem elterlichen Hause gewohnt bin. Kochen Sie also eine Zeit lang nach ihrer Weise, wir werden dann ja sehen, ob wir uns daran gewöhnen können und damit zufrieden sind."
(Fortsetzung folgt.)
Redaktion, Druck und Verlag der G. W. Zaiser'sche» Buchhandlung.