blaßte Gesicht, welches ter Tod mit einem verklärende» Schien- j mer übergosscn z» haben schien. Kein Laut, leine Ktage ver- , rieth, was in ihrem Innern vorging. Endlich störte sie Jaro- ! mir, der sie schweigend beobachtet hatte, in ihrem Harme. '
„Komm, Gcdwina!" sprach er, ihie Hand erfassend. „Wir ^ sind hier nicht länger sicher. !
Entsetzt wich sie bei seiner Bernhrnng zurück. !
„Dein Vater liegt todl nicht ferne von hier," snhr er fort, ! da sie nicht antwortete. „Ich habe ihm ein würdiges Todten- opser gebracht! — D» mnßk mit mir gehen, denn meine Pflicht . ist eö jetzt, Dich zn beschützen." i
„Ick mit Dir geben?" wiederholte Gedwina schneidend. ^ „Ich sollte die Hand, die vom Blnte dieses Gemordeten trieft, ^ zn meinem Schutze brauchen? Nie?" >
„Dn machst es mir znm Vorwurf, eine» unserer Feinde ge- ! tödtel zn haben?" fragte Jaromir mit höhnischem Anflaa en. „Ich hielt Dick für eine treue Tochter unseres Volkes!"
Stolz, mir ansflammendem Blick erhob sie sieb. „Schweig, Eiender! Nickt in ehrlichem Kampfe fiel dieser Tapfere, nicht eine — niedrere TodeSwnnden sind es, die Dn ihm beigebrackl hast; noch an dem Sterbenden kühltest Dn Deine Rachsucht, darum hasse, verabscheue ich Dich, wie Czcrnibog und will Dein Antlitz nie Wiedersehen! Wir sind auf ewig geschieden!"
Sich von ihm wendend, drückte sie eine» Kuh auf Siegfrieds Stirn und suchte dann den gefallenen Pater auf. Zn jeder andern Zeit hatte dessen Verlust sie unendlich mehr erschüttert.
In finsterem Schweigen starrte Jaromir ihr nach. Trotzig kehrte er dann in das Getümmel zurück, um unter den Schwertern der Deutschen den Tod z» suchen, der ihn jedoch zn fliehen schien. (Schlug folgt.)
Allerlei.
— Eine der kuriosesten Anwendungen der Elcctricität macht man gegenwärtig in den Kloacken von Paris. Man benutzt nämlich die Nalnrkratt als Rattengift. Uni die Legionen dieser unangenehmen Vierfüßler zn schmälern, bringt inan etwa 100 Meter lange Mesflugdräbte, die vermittelst GiaSsnße isolirt sind, mir einer starken galvanische» Batterie in Verbindung. An dem Drahte selbst sind in je einem Meter Zwischenraum Stücke gebratenen Fleisches angebracht. Die glatten haken nun nichts Eiligeres zn thnn, als über den leckeren Bissen herznfallen, werden aber schaarenweise durch die elektrischen Entladungen nicdergestreckt.
— Testament eines Bettlers. Kürzlich starb in Wien ein blinder Harmonika-Spieler, welcher als Bettler seit Jahren seinen AnsslellnngSplatz im Darvarhefe batte. Er hintcriieß 900 fl. baar, und 25 kreditlose, so wie andere Papiere im beiläufigen
Werthe von 15,000 fl. In seinem Testamente hatte er 1000 fl. einer gewissen Maria Roth, welche ihn stets begleitete, vermacht, znm Üniversal-Erbeih jedoch das östreichische Blindeninstitnt mit der Widmung eingestellt, diese Summe znm Ankäufe von Kleidern, Wäsche und Instrumenten für arme Blinde zn verwende»,; auch hatte derselbe bestimmt, seine Leiche in aller Stille bcizn- setzen und ihm einen Grabstein anfertigen zn lassen, zn welchem er die Inschrift schon vor längerer Zeit verfaßt batte.
— Een Pferd zn lebenslänglicher Hast vernrtheilt. Folgende Geschickte wird der V. Z. ans Mecklenburg mitgetheilt: Bar 6 Jahren reitet ein noch jetzt in Güstrow lebender Herr ein junges vierjähriges Pferd. DaS mmhige Thier harte das Unglück, seinen vielleicht nicht sattelfesten Reiter abznwerfen. Dafür sollst dn schwer büßen, ruft der Reiter, und sollst, so lange d» lebst, nickt mehr ans dem Stall. Gesprochen hat'S der Herr und man sollte es kaum glauben — seit sechs Jahre» bat das arme Thier seine KaSper-Hanser-Ex:ste»z fortgesnhrt. An Futter und Trank fchlts dem Thiere nickt, wohl aber fehlt cs ihm an Bewegung. Mil weil über die Eilen hinansgewachienen Hufen und langem Haar a» den Beinen steht daS arme Thier da, sein Appetit ist ihm vergangen und steif an allen Füßen, weil cS in der langen Zeit nicht von der Stelle gekommen. Das sind die Folgen jener Unlhat.
— Eilt hübscher gewandter Schwindler ans Preußen spielte sehr lang in Amerika den reiche» preußischen Grafen und Gardeoffizier und wurde von den reichsten und vornehmsten Familien in New-Uork, St. Louis, Boston w. gehätschelt und mit Geld überhäuft. Entlarvt droht er jetzt mit Veröffentlichung von 200 Liebesbriefen mit Photographien. Diese Drohung wird ihm noch ein paar lausend Pfund einiragen.
— Unsere schönen Leserinnen dürfte vielleicht folgende, dnrch fast alle Zeitungen gehende 'Notiz interessiren:
Der Schmuck ans dem königliche'. Kronschatze, welchen Ihre königliche Hoheit die Punzeisin Al andrine an ihrem Hoch- zeilsabend trug, hat einen Werth von 1> s Million Thalern und wird jedesmal zu solchen Feierlichkeiten ans dem königlichen Kronschatze unter gewissen FörmlichkeNen gegeben. Derselbe besteht ans der Prinzesfinnen-Krone, die eine preußische Prinzessin nur einmal in ihrem Leben trägt: an ihrem Hochzeitstage. Das Kostbarste ist daS Brant-Kollier, zusammengesetzt ans de» schönsten und größten Steinen, von denen jeder einen Werth von 20—80.000 Thalern hat, und woran das Gehänge — der sogenannte „Regent" (auch „Pitt" genannt) — das größte Kleinod des preußischen KrvnscbatzeS bittet. Was hat übrigens, möchten wir fragen, so eine Prinzessin-Braut daran, daß sie sich einmal in ihrem Leben mit einem Schmuck behängen darf, der über 1'/« Millionen Gulden werth ist? Wenn sie »och ein paar von den glänzenden Steinchen behalten dürste!
„Ach, llcwer Mann, du wcrscht so dick Und willscht nit uf mich horche.
Ich mach nicr jeden Ageblick Ilm dich die ärgste Sorge.
De ganze Summer »cmmst de zn —
Betracht Lei neue Hoße —
Die muß ich um cu Halme Schuh Jetzt weiter mache losse;
An jedem Schilleh fehlt e Knopp,
Un 's Futter is verrisse.
Was nutzt des, wann ich stopp und stopp — Wcrscht neue hawe misse.
Un crscht — drum geh ich nimme mit —
Du däppelscht dorch die Stroße Und hoscht dann alle fufzig Schritt Zu schnaufe un zu blosc.
Guck, 's war jo gar ke schmiert Thur,
Brauchst nit ins Bad zu rcsc.
Geh, brauch cmol die Bantingkur,
Du hoscht derouu gclesc!"
„„Ja, liwie Fra, sägt do der Mann,
's muß was dcrhüiner sticke!""
Die Bantingkur.
Er geht uu frogt uu lcßt sich dann E Baieiingbüchet schicke.
„„Fra, sägt er, aw.r meiner Seel'! Der do, der duht's cm sage,
Ke Stärk, kc Zucker und ke Mehl,
Ke Grumbir in de Mage;
's gebt lauter Speck, des Lumpezcug — 's wcrd ncr meh so gcnumm.e!
Jetz wccst ich doch aach, wie die Bäuch' Oft an die Mensche kummc.
Sei ruhig Fra, wann ich ders sag',
Des kann sich gar nit fehle:
Ich weil', du kannst in vierzch Dag Mir alle Nippe zähle!" "
Un wie am annre Morgc früh SestLcut de Kaffe trinke,
Do sägt er: „Weg mit dcrc Brüh,
Geh, hol c Bissel Schinkc,
Un aach e Bissel Wein dazu Vun uoscrm gute alte,
Un nachher loscht de wer mei Nuh,
Du wcscht — ich muß mich halte.
Am elfe geht er in die Poscht,
Die Spciskart visitire.
„No, denkt er, wanu'S aach ebbcs koscht.
Ich muß de Bauch verliere.
E Cut', c Hahn, c Nehragu,
Des sin gesunde Sache,
Die gibt cm all der Baute,ig zu.
Weil sic em mager mache.
Er halt sich merklich gut; wer sichts.
Er loßt sich nie versuche,
Kc Grumbir cßt er un ke Fiz,
Kc Zucker un kc Küche.
Un wie er 's ball cn Monat kann Do kumnit die Fra dcrhinner.
„Ja, sägt se, «wer licwcr Mann,
Dn bischt »och gar nit dinncr,
Du hörscht nur immer wie ich klag:
Dei Portmoneeä wird leerer —
Du «wer bischt seit vierzch Dag E halbe Zentner schwerer!"
Woll. (Pf.Z.)
Redaktion, Druck und Verlag der G. W. Zaijer'scheu Buchhandlung.