Rom. Die Sendung des kaiserl. mexikanischen HofkaplanS Fischer seines geb. LLürttembergcrS) nack Rom iA geglückt. Herr Fischer bat das Concorbat zwischen dem heil. Stuhl »nd Mexiko abgeschlossen.
Der wallachische Gutsbesitzer v. Nackowitz, der Ferdinand Lassallc im Duell erschossen , soll vor ciuigeu Tage» in Lol o g u a au der Schwindsucht gestorben sein.
Spanien nimmt die Vermittlung Frankreichs und Eng- laudS im Streit mit Chile an. Man glaubt nicht, dag die Kö« nigin ihre bevorstehende Entbindung überstehen werde.
Markgraf Gero.
(Fortsetzung.)
„Jaromir!" Sie legte ihre Hand mit einem reisende» La. cheln ans seine Schulter und sprach in bittendem Tone. ,,Jch weiß, daß Du mir zu Liebe den Fremden zu einem Psade ge. leitest, der ihn sicher zu den Seinige» führt."
„WaS denkst Du Gedwina?" Der Jüngling wußte nicht, was er von ihrer freundliche» Annäherung »ach den, vorhergehen, den Austritt zu halten habe. „Er ist unser Feind, er ist ein Christ! Seine Landslenke haben uns, die wir freie Männer waren, säst unterjocht; sie wolle» den Dienst unterer Götter ver- Nichten — wir dürfen ihn nicht sorliaffeu. Was wurde» auch die Unseligen dazu sagen?"
„WaS kann der Einzelne schaden? Oder fürchtest Du ihn vielleicht? ' fragte sie fast verächtlich.
Er wollte anfbransen; doch ihn unterbrechend, fuhr sie schmeichelnd imt:
„Thne es, weil ich Dich darum bitte, Jaromir. Du darfst ja Niemand etwas von ihm sage», ich und Hcrmnndra schweigen gewiß. Auch haben wir jetzt mit den Sachse» Frieden und wollen ihnen nicht Veranlassung zu neuen Feinds,ligkeitcn geben."
Durch ihre überredende Miene besiegt, versprach Jaromir, zu thnn, was sie verlangte, und brach dann mit dem Fremdling auf. Der Letztere nahm von dem Mädchen Abschied.
„Ter Name Gedwina," sprach er mit Innigkeit, nachdem sie ihm gesagt hatte, wie sie heiße, „wird mir nie ans dem Ge- Lächtniß schwinden. Immer werde ich an Dich, die ihn trägt, znrüekdenken. Der weinige ist Siegfried, vergiß aneb Du ivn nicht ganz. Vielleicht sehen wir »ns einst wieder, wenn der Glaube an de» Heiland in diesen Gauen, wie ans Sachsens Fluren, mildere Sitten verbreitet, Germanen und Slave» zu Brüder» gemacht hat."
Seufzend schüttelte Gedwina das Haupt. Es schien sogar, eine Thräne verdunkelte ihre strahlenden Augen; sie fühlte, daß sie dies nicht erleben würde.
Ost zurückbttckend, folgte Siegfried dem vorangehenden Ja- romir und entschwand bald de» Augen der Mädchen, die, ihre» Gefährten erwartend, aus derselben Stelle bliebe».
Ter junge Deutsche ve>suchte von seinem Wegweiser etwas Näheres über Gedwina zu erfahren — doch dieser gab lheilS kurze, einsilbige Antworten, Iberis schien ec seine Fragen ganz z» überhören. Daher schwieg Siegfried bald; nur beim Abschiede wollte er dem Lntizen seinen Dank in herzlichen Worten abstal- tcn und ihm einen Gruß an seine Landsmännin auftrage'n. Al> lein zornig fuhr Jaromir auf und wandte ihm dann rasch den Rücken zu. Kopfschüttelnd verfolgte Jener den bezeichnelen Weg.
Zn den Mädchen znrückgekehrt, ging Jaromir, noch immer verstimmt, mit ihnen weiter, bis sie uni GedwinaS Vater zu. sammenlrafcu.
Dieser war ein noch kräftiger Mann von starker», nnlersetz« ten Körperbau, mit feurigen schwarze» Augen und slaviseber Gesichtsbildung. In seinen Zügen lag heute der Ausdruck tiefer Niedergeschlagenheit, deren Ursache er de» beiden jungen Leuten, auf GedwinaS ängstliche Fragen, nach der ersten Begrüßung miktheilte.
„Ich kann Euch von dem großen Opferfeste nichts Erfreu. lichcS erzählen," hob er kummervoll an. „Der große Radegast zürnt und will sich durch Schaf- und Stieropfer nicht versöhne» lassen. Das Wiehern des weißen, ihm geheiligte» Rosses ver- kündigt nur Unheil für den Herd seiner Verehier; schreckliche Zci- che» geschehen — die geweihte Stanitia neigte sich zur Erde, wie vor mehr denn zwanzig Jahren, als der verräkhensche Jugumir, der Hevellcrfürst, Brannibor an die Sachse» übergab. Auch der
Speer entsank der starken Rechten Nadegasts! Wohl geschah dieses seit einiger Zeit oft, fast jedes Mal, ehe unsere Schaaren geschlagen wurden; aber eben darum ist es ein sicheres Zeichen, daß uns Unheil nahe bevorstehl. — Markgraf Gero macht gewaltige Rüstungen und ist gesonnen, durch unsere Gauen z» ziehe». um die Pole» zu dcinülhjgcn."
„Mag er nur kommen!" branSte Jaromir auf. „Noch ha- ben wir 'Waffen und Arme genug, ihn znrückznlreiben."
„Du vergißt, daß wir »ach der letzten Nicdeilage zu schwach sind, irgend etwas z» unternehmen; — auch ist Gero'S Schwert noch so sieggewohnt, wie damals, als er cs in frischer Jugend- kraft schwang. Sei» Sohn soll i» die Fnßstapfe» des Vaters trete» und seine zahlreichen Ritter »nd Reisige sind wvhlgcübt und kampflustig. Mir Gewalt ist gegen ihn nichts ansziicichlen."
„Gewalt oder List, mir istS gleich," äußerte Jaromir mit einem unbeschreiblichen Blick von Hohn und Haß. Wir können auch ihn, und seinen Landslenken, als getreue Knechte, den Weg durch die Wälder zeigen."
Er warf bei den letzten Worten einen Seitenblick ans die zni'animenschreckende Gedwina, welche sonst a» Allem, was die Heimath betraf, lebhaft Theil zu nehmen pflegte; heute hatte sie ihre eigenen Gedanken, die Keinem bekannt werden durften.
Unter ernsten Gespräche» über das mit Waffengefühl aufge- drungene Joch der Deutschen kehrten die Männer nach ihrem ! Wohnort zurück; — schweigend folgte» die Mädchen.
II
Ans einer Ebene, nahe an der slavischcn Grenze hakte Markgraf Gero die Streilkräfie, über welche er gebot, versammelt, um die östlich wohnenden Pole», welche die Lntizen bei ihren Empörungen immer »nlcrstützten, zu bestrafe». — Seit langer Zeit herrschte er als Markgraf in dem Lande zwischen Elbe und Saale und dem damaligen Nordtbüringen, der heutigen Altmark. Durch Tapferkeit und Klugheit hatte er, einer der ausgezeichnetsten Ritter Otto deS Großen, seine Herrschaft weit über beide Elbnfer ausgedehnt, so baß sich sein Gebiet über die Lausitz »nd ben Harzgan bis zu den polnischen und pommer'fchen Grenzen erstrcckie. I» Brandenburg (Brannibvr) und Havelberg waren zur Befestigung und Verbreitung der christlichen Leßre BiStbümer gegründet; doch erfreuien sich diese Schöpfungen Kaiser Ottos keines dauernden Friedens — nnanfhörlich halte der Markgraf gegen die aufrührerischen Slave» zu kämpfen, die nur die Furcht vor seinem gewaltigen Arm in einiger Abhängigkeit erhielt. Die Unterwerfung der luttzischen Völkerschaften wurde ihm am schwer- sie», weil ib»e» die stammverwandten Polen stets Beistand leisteten; darum wollte der greise Held jetzt diese demütbigen.
Viele tapfere Ritter fochten unter seinem Banner,' allein von alle» zeichnete sich sei» Sohn, der zwanzigjährige Siegfried, durch Schönheit und Anmuih, durch Kühnheit und Edelsinn ans. Ec war die Zierde deS Heeres, der Stolz und die Freude seines allen VaterS. (Forts, f.)
l t e r l e i.
— (Hundeverst a n d.) In dem hübschen Buche von Pelry „Ueber das Seelenleben der Thiere" findet sich ein seltenes Beispiel von scharfsinniger EembinalionSgaoe bei einem Hunde: Ein Hund auf einem schottischen Dorfe hatte vorzüglich die Hühner deS Pachkhoses zu bewache» , welche er muthig gegen Füchse, Wie- sel u. s. w. veriheidigte. Jeden Abend steckte er seinen Kopf in das Loch des Hühnerstalles und zählte die Häupter seiner Lieben, ob keines feiste. Eines Tages aber veikanfte der Pächter drei Hühner an einen fremden Händler wäbreud der Hund gerade nicht da war. Am Abend steckte nun dieser wie gewöhnlich seinen Kopf durch das Loch »nd fand seine Schützlinge zu seinem großen Verdruß nicht vollzählig. Wie ein Blitz rennt er darum foit aus dem Dorfe, trifft eine englische Meile davon den Händler, wirft ihn über den Haufen, ergreift auf seinem Karren den Korb mit den drei Hübnern und jagt sie Irium- phlrcud zurück. Der Pächter, der ihn erstaunt mit den Hühnern zurückkommen sah, nahm sich vor, künftig keine Hübner mehr zu verkaufen, ohne seine» Hund zuvor in Kenntniß zu setzen.
Redaktion, Druck and Verlag der G. W. Zaiser'scheiV Buchbandln ng.
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