etwas empfindlich verletzt. „Na ja — „Doch find wir alle Lüg- j ncr" ist von Dir, und das soll Rosa auch zn wisse» bekommen." !
„Bei Leib »ichl! — das fehlte »och, wen» ich hier i» den > Nnf eines Dichte rs käme nnd jede Kranke woinvglich neben ih- ! rem Reccpte ein Gedicht verlangte! ne, ne — danke für Gack- obst nnd derartige Sudsriichle!" Den ticken Doetor schien bei dem Gedanken sö-rmlich eine Gänsehant zi> überlaufen. Er scküt- teile sich nnd ries dann: „Aber nnn vonvärls, schnell die Rein- schrist, ein Ge nverl — verflegetl — daun zum Gärtner, ein reizendes Bouquet — sehr beziehuiigsreich natürlich — nnd dann ! Alles per Tienstmann hin zn Deiner Rosa!" !
Gnstav schrieb, couveiliite, adresstite, siegelte nnd ging ^ dann um Vieles heiterer mit Dluing die Treppe hinab, der soit- ! während in einer sehr merkwürdigen Melodie, die Mir ans zwei Tonen bestand, trällerte:
„Es kann nicht Jeder Dichter sein,
Doch sind wir Alle Rigaer!"
und ab und zn im tiefsten Baß mit dalladenartigem Anstrich hin- zusetzte: „Todtgeschwieg'ncr!" —- das Andere hatte er vergessen, aber diesen Nein wollte er sein Lebelang behalten.
,,O der gute böse Gnstav!" tönte es am Rachmillag vom Fenster her, wo Rosa eben ein Bongnet müsst Brief an die Lippen drückte — denn sic war gar nicht mehr so böse gewesen, che diese Sendung kam, und hatte in der langen schlaflosen Nacht Zeit geling gehabt, Alles ruhiger anschaüen zn lernen.
„Gnstav — Gustav's was ist's mit Gustavs" tönte cs von der andern Seite, wo Mama eben im Begriff gewesen war, über dem Lesen der Zeitung cu> wenig einznnicken. „Was hast Du mit ihm gehabts — wo bleibt er überhaupt Heutes"
„Sieh — lies!" lachte Rosa nnd trat zn der im Lehnstuhl Sitzenden.
„Aber ich begreife nicht — was bedeutet der Unsinn?" fragte Mama wieder nnd sah verwundert von dem Blatte aus. Rosa kniete lächelnd am Stuhl nieder nnd erzählte Alles.
„Aber Rind, wtc tarnst Du überhaupt ans die Idee, durchaus einen Dichter zum Anbeter haben zn wollen? isl'S nicht genug, einen guten Mann zu bekommen, nnd ist Gustav nicht ein sehr guter braver Manns wo sollen alle Dichter Herkommen und was würde wohl ans der armen Märchenwelt, wen» jede wie Tn dächte?! — Rind, Rind! aber jetzt —" fuhr die Mama fast ängstlich fort, swährend Rosa lächelte: „Nun will ich'ö auch nicht mehr, Gustav hat mich ja einmal a n g e s u n g e n!") — „jetzt schicke wenigstens zn ihm und beruhige den armen Menschen."
„Ist nicht mehr uöthig, liebe Tante!" rres eine klare Stimme von der Thür her, die sich eben leise geöffnet hatte — „die Raffeestnnde versäumte ich ja nie."
„Gnstav!"
„Rosa!"
Sie flog ihm rosig nbergossen entgegen, prallte aber nahe vor ihm.znrück, denn Dürings blonder Rops wurde in der Thüre sichtbar..
„Ja, den mußte ich mitbringen!" lachte Gustav, indem er Rosas Hand ergriff nnd jenen vollends hereinnvthigle; „denn er war cs, der mir beim Anfang meines ersten —"
„Aber Sehörnwald! —"
,,— Gedicktes hals!" fuhr dieser lachend fort. „Das „Doch sind wir Alle Lügner" flammt nämlich von ihm, nnd daran, daß ich Dir dies sage, Röschen, wirst Tn wohl erkennen, daß ich nie wieder lügen, noch mich mit fremden Feder» schmücken will!" — Er ließ Rosa's Hand los und eilte zur Tante, mit der er heimlich zu flüstern begann. „Aber — aber —" hörte» Rosa und Düring die Mama sagen und „Rein Aber, liebe Tanke!" von Gustav, nnd dies Aber schien auch endlich verstummt zu sein, den» Gustav küßte ihr innig die Hand nnd kam dann lachend zu jenen zurück. Rosa aber, ehe sie sich'S versah, suhlte seinen Arm um ihre Taille gelegt, sah, wie er Freund Düring bei der Hand faßte, und hörte, wie er froh bewegt zu diesem sagte: „Hier stelle ich Dir j» Rosa meine liebe kleine Braut vor! — Hast D» so etwas etwa schon bei einem Deiner früher» Besuche hier gemerkt, so bist Du wenigstens der Erste, der's officiell erfährt! Alles zum Tank für Dein „Doch sind wir Alle Lügner" — morgen ist öffentliche Verlobung! —"
Rosa hing glückselig an Gustav's Munde.
Allerlei.
lieber die Trichiuenkrankheit.
(Schluß.)
Es würde von großer Wichtigkeit sein, wenn man am lebenden Schweine nnd an dem veränderten Verhalten desselven eikcninn könnte, ob cs mit Trichinen lwhasiet sei. Als solche Erscheinungen hat man wohl bezeichnet: Minderung der Freßlnst, Aoneigung der Thiere gegen Stehe» und Lausen, NachschUppen der Beine, heisere Stimme; allein diese Beobachtungen sind bisher noch zu mangelhaft u»d zu unsicher, als daß daraus Gewicht z» lege» sei. Die Hanpisache dabei bleibt: kein Schwein zn schlachten, welches nicht die Erscheinungen vollkommener Gelnnd- heit darbielek. Leider werden auch dabei Irrungen nickt >,inner zn vermeiden sei» »»d wird sogar ausdrücklich behanpiet, daß die Trichinen bei den Schweinen überhaupt keine äußerlich wahrnehmbaren Rrankheilöelscheiuungen veranlaßlen. Wenn mau nnn am lebenden Schweine zur Zeit auch nickt mit annäherndcr Wahrscheinlichkeit bestimmen kann, ob eS lrickinenkrank sei oder nickt, so wirb durch einen andern Umstand die Gefahr der Vergiftung durch Trichinen noch im hohen Grabe erhöht Das Fleisch des kranken Thieres erscheint nämlich dem bloßen Auge, anch wenn es Mit Trichinen dnrchsät ist, wie ganz gesundes; dem äußern Aussehen nach ist das mit Trichinen erfüllte Schweinefleisch vom gesunden nicht zu unterscheiden. Bei Anwendung deS Milrosko- peö, passender Vergrößerung nnd geeigneter Präparativ» der Mus- ! kelsasern findet man aber die Würmer sogleich. Diese Untersuchung hat daher keine besonderen Schwierigkeiten; anck ist sie, bei einiger llebnng, schnell ausznsühre». Es ist gar nickt erforderlich, vielleicht Stunden lang an dein Fleische eines Schweines herum zu mikrvskvpiren, ehe man sage» kann, ob es kri- chinensrei sei; es bedarf bloß der mikroskopische» Untersuchung einzelner Mnskelstnckche», welche von verschiedenen Rörperkbeilen des Thieres genommen sind, um mit Sicherheit das Unheil über die Anwesenheit oder Abwesenheit von Tuckinen abgebeu zn tonnen.
Noch ans einen Umstand muß aufmerksam gemacht werben, den, durch welchen die Gefahr der Tnchineneikranknng erhöht wird. Es ist dies die große Ledenszähigkeil dieser kleinen Thiere. Wochen lang und darüver erhallen sie sich im faulende» Fleische lebendig; auch in mangeihast eiiigrsalzeiiem und geräuchertem Fleische hak man sie nach langer Zcir noch lebend gesunden. Lurch die Siedhitze werden sie getötst-t; in gntgekochtem nuo vollständig dnrchdralene,» Fleische findet man sie ivtt. Anä' in i gut euigesalzenei» und gut geräuchertem Fleische ist meist die grö- > ßere Zahl derselben gelödlei; eilt größerer oder kleinerer Theil derselben bleibt aber oft hierin »och lebendig. Es ist deshalb !
möglich, daß in großen Slücken Fleisches, welches gekocht oder !
gebraten ward, sich ein Theil der Trichine» lebendig erhalten ^
kann, falls die Einwirkung deS Kochens oder Biaieus nicht lange genug statt hatte und nicht ausreichend in die Tiefe wirkte. Hier- !
aas ergibt sich, daß vor dem Genüsse von Schweinefleisch, wel- l
cheS nicht vollständig gut dnrchgekvchk oder nicht ganz vollkommen diirchbralen ist, dringend gewarnt weiden muß. Ais besonders gefährlich haben sich erwiesen: Schlackwürste ober Cer- velatwürste, Knackwürste, Bratwürste und Noihbratwürste, Fleisch- klösche», sogenannte Frankfurter Würste, Schwarten- oder Sül- zenwnrst, hatbrolhe Evtelells und mangelhaft gepökelter, nur !
oberflächlich mit Holzessig geräucherter Schinken. Dagegen ist j
der Speck nnsstädlich, da irr ihm Trichinen nicht vvrtommcn.
Ebenso ist kUchl begreiflich, daß das bloße Beschaue» deS Fleisckes, wie bei der Flcischschan, üoer die Abwesenheit der Trichinen keine Sicherheil, überhaupt gar keinen Ausschluß geben kann. Tie einzige Sicherheit gewährt die ooransgegangene mikroskopische Unlessnchnng, um die Käufer ihrer Waare» sicher zn stellen. Zur Verholung der Gefahr und zur Beruhigung der Famiiwn bei der großen Verbreitung des Genusses von Schweinefleisch und daraus bereuettn Maaren und bei der Wichtigkeit des- l
selben für die Landwiuhschast würbe es im Jnleresse auch der Landgemeinden liege», sich in de» Besitz eines Mikroskops zn setzen und mik dessen Gebrauche einen ihrer Bewohner vertrant machen zu lassen, wozu die Physiker, sonstige Acrzte und Amts- . lhierärzle die nöihige Anleitung erthcilc» könnten. (Drsztg.)
Redaktion, Druck und Verlag der G. W. Zaijer'sche» Büchhaudtung.