auf dessen Popularität eifersüchtig sei». Tiefer Doppelgänger von überraschender Aebnlichkeil bis hinauf zu den drei Härchen auf der kahlen S kirn ist ein Dicnstmaun , der sich vor Aufträgen kaum retten kann.

In Köln ist der geistliche Rektor A. Kolping gestorben, der bekannte Gründer der katholischen Gesellenvereine.

Bonn, 1. Dez. Daß der Tod dcü erschlagenen Kochs Eugen Olt mit der Verurtbeilung des einjährigen Freiwilligen Grafen Eulenburg zu ncunmonailicher FestnngSsirase gesühnt worden, wird amtlich dementirt.

Kaum klimperts wieder wie Silber in de» Kassen des öst- rcichischeir Finanzministeis, da wird auch schon das Heer ber- ans geputzt. Tie östreichischen Jäger werden hohe Anszugstiefel, roihe Hosen, blaue Jachen mit breitem Ledergürtel nnd braune Mäntel mir Kapntzen erhalten nnd nur neuen Stutzen ausgerü­stet werden; ebenso soll die gesammte Infanterie statt der bis­her in Gebrauch stehenden Tschakos die französischen Käppis erhalten.

Böhmen. Einer Gesellschaft, wobei auch Württemberger betheiligt sind, ist cs endlich nach jahrelangem Luchen gelungen, bei Nörschan ein Flötz vortrefflicher S te i» k o h ! e»'von 4' 4" Mächiigkeii anftnfinden. Man ruft de» Unternehmern ei» herz­liches Glückauf zu, nachdem der Kohlenbezng vom Rheine tag­täglich schwieriger wird.

Aus Rom ans Horn wird der ,,Thnrg. Ztg." folgendes tragi-komisckeS Abenteuer berichtet: Eine 19jährige Kellnert» a»S dem badische» Amte Lörrach, welche mit ihrem Schatz, einem Thnrganer, anS irgend einem Grunde in Zerwnrfniß gerarhen war, stürzte sich letzten Montag Abend vom Hasendamm inS Wasser, wahrscheinlich um der treulosen Männerwelt für immer aus dem Wege zu gehen, das kühne Vorhabe» scheiterte aber a» der Knuoline. Diese verhinderte nämlich das Untersuchen der Todesmuthige», so daß ihre Rettung ohne große Mühe be­werkstelligt werden konnte.

ES wird vor französischem Zucker gewarnt, welchemIn­digo-Sulfat" beigemischt ist, »m ihm eine schönere Farbe zu ge­ben. Der Zusatz ist gesniidheilsschäblich, Gift. TaS Wasser, in welchem dergleichen Zucker aufgelöst wird, ftübt sich bläulich.

König Leopold ahnt nicht, daß sein LebenSend so nah ist. Er sitzt im Lehnstuhle, plaudert mit seinen Löhne», liest Zeitungen, unterschreibt mit zitternder Hand nnd macht Reisepläne nach Nizza nnd an den Comersee. Sein Pianist muß ihm jeden Abend eine Stunde Vorspielen, namentlich die Ouvertüre zum Tannhänser.

Wie es blinde Könige gibt, so wird England einen blin­den Volksvertreter haben nnd zwar voraussichtlich einen sehr eifrigen nnd einflußreichen. Burg Brighton hat nämlich ei­nen Blinde», Heinrich Faweet, einen jungen Mann von 32 Jahren ins Parlament gewählt. Derselbe verlor 1858 auf ei­ner Jagd durch einen unglückliche» Schuß seines VakcrS beide Augen; er stndirte damals auf der Universität Cambridge. Die Verzweiflung des unglücklichen Geblendeten war jedoch nur von kurzer Dauer und mit außerordentlich seltenem Mnkhe warf er sich wieder auf seine Universitätsstndien. trotz der fast nnübcrstcig- lichcn Hindernisse, welche ihm durch seine Blindheit eutgegenge- stellt wurden. Er zog als Begleiter einen jungen Mann eng an sich heran, der ihm seit dieser Epoche in alle» wissenschaftlichen Arbeiten treulich beigestandeu hat. Faweet verlegte sich mit be­sonderem Eifer auf bas Studium der Rational Ockonomie. Er machte reißende Fortschritte in der Wissenschaft und im Jahr 1859 entschloß er sich, zum crstenmale öffentlich und zwar in einem Meeting der britannischen Gesellschaft zu sprechen. Sein außer­ordentliches Gedächtniß gestattete ihm, Auszüge ans Wissenschaft- lichen und statistischen Werken mit einer so stanncuswerthen Ge­nauigkeit z» reellsten, daß seine Gegner Anfangs an seine Blind­heit gar nick't glaube» wollten. Seit jener Zeit hielt er hänflg in öffentlichen Meetings Reden und wurde zum Professor der Na- tioal Oekonomie an der Universität zu Cambridge berufen. Tie Wahl als Vertreter BrightonS verdankt er nur seinen außeror­dentlichen Verdiensten.

Der Pfeudo-Psendonymirs.

(Fortsetzung.)

Tie Morgcnsonne des nächste» Tages fand Gustav vor sei­nem Schreibtische, auf dem ganze Stöße Acten in genialster Un­

ordnung lagerten. Aber die kümmerten den Herrn Assessor augen­blicklich Nicht, vielmehr verriethen mehrere angesangeiie nnd dann wild nmhergestrenle Briefe eine andere Thätigteit.

Eben zerknitterte er den letztbegonnenen und sandte einen trostlosen Blick zur Decke empor, als ei» leichtes Klopfe» er­tönte, und ohne erst ans einHerein" z» warten, ein blonder und äußerst behäbig anSfehender Herr von Gnstao's Alter etwa inS Zimmer trat.

Gott sei Dank, daß D» endlich kommst, Düring!" rief dieser, indem er heftig anssprang und fast inbrünstig das eben zerknitterte Papier in den Händin preßte.

Ja, aber was willst Du denn in dieser frühen Morgen­stunde schon von mir?" unterbrach ihn der Eingekrelene ziemlich verwundert.Ich denke nichts Anderes, als daß Du krank bist, und eile deßhatb als diensteifriger Arzt so schnell wie möglich zu Dir statt dessen"

Ich bin auch krank, rettungslos krank, wenn Du kein Wunder thnst! v Freund, Freund, meiner Studienzeit, Ver- bindiingsbrndcr, perciuire, anScnlkire, Ihn' waö d» willst, nur öffne mir eine p.ckische Ader!"

Des Doktors Gesicht war bei diesem Ausbruche so lange geworden wie ei» Viergroschenbrod, aber er sprach kein Wort, sondern faßte nur mechanisch nach dem Pulse des allerdings ziem­lich verstört Aussebende».

Oder laß die Teinige springen!" fuhr dieser unaufhaltsam fort;ich muß ein Gedickt haben, muß - aber nein, von mir muß öS ja sein, denn sonst lög' ich wieder, und das darf ich ja nicht wieder wage», will ich auch nicht"

Na. Junge, nachgerade sei rinn aber vernünftig!" fuhr hier der Gast auf,oder ich laß Dich in die Zwanksjacke stecke»! sprich endlich vernünftig!" nnd den Andern vor sich her zum Sopha schiebend lind ihn darauf »iederbrückend, setzte er sich vor ihn. Nun, da mußte sich Gustav irolons volorm besinnen, nnd cs fiel ihm ein, daß ja sein Frennd Doktor gar nicht wußte, was ihm geschehen, und er fing sogar bei dem Gedanken an zn lachen, uni endlich in halber Wehmntb Alles zu erzählen. Der Doctor aber »ahm Papier, Feder nnd Tinte, stellte eS vor ihn hi» nnd sprach, indem er die Schulter» ausncbmend hoch zog: Ja ei» Gedickt heilt nn» dock wohl allein den Schade», da ja dock gunsi Gedichte, an denen Du Psendoantor freilich rinschirl- dig wie ein neugeborenes Kind bist, denselbeii angericktel haben.' sninilia sumilibirs!" hier will ich de» homöopathische» Grund­satz nun einmal gelten lassen! Doch ich, - ja, ich kan» wohl Neceptc schreiben, aber keine Gedichte, aber helfen will ich Dir dock, so gut ick kann!"

Ja, aber eigentlich muß ich doch Alles allein machen, wenn ick nickt wieder ln"

Sollst Du auch, alter Junge! nur ab und zu kann ich ja mal so eine» guten Gedanken oder eine» Reim hinwerfcn, also »Iloim, vor allen Dinge» den Anfang!" und er zündete sich ruhig eine Cigarre an.

Was meintest Tn," begann Gustav »ach einer Pause etwas kleinlaut,wenn ick zuerst, wie es ja klassisch ist, den Beistand der Musen anriefe?"

Gerade nickt originell der Gedanke aber doch bon», ganz denn!"

Oder etwa:Nickt Jeder kann ein Dichter sein!?" fuhr jener »ach einer neuen Pause fort, indem cr herzhaft auf der Feder zn kauen begann.

Sehr bann ausnehmend boarODoch sind wir Alle Lügner" paßt sehr gut dahinter, dächte ich!"

Gustav schrieb Beides in fliegender Eile nieder.

Aber ach Gott!" brach er nach einiger Zeit das Still­schweigen nnd sah den Doctor zweifelhaft an, der auch schon etwas unbehaglich, als hätte cr de» Braten gerochen, dreinschaute, weißt Tn einen Reim auf Lügner?"

Ne, durchaus nickt, unbonu ich freute mich schon über de» Anfang! Aller Anfang ist schwer, ich dachte, wir hätten ihn hinter »ns, pfui!" (Schluß f.)

Auflösung des RäthsvlS in Nro. 142: Kuß.

vor,

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