so weit hinreißen, im Slille» zuzngeben, daß, falls seine liebe ! Rose Knrtzin Frau Gräfin werden dürste, er sich eine lebens- ^ tanerllcke Uebernahme der Pflichte» seines Grascntbnms ebne j Stränden mochte gefallen lassen. Kurz, Fritz Hollbach wer mit seiner zeitlichen Stellung im Leben gar wohl zufrieden. Auch ^ ging ans seinem herablassende» Geplauder mit Jean keineswegs j hervor, das; er sich besonders darnach sebne, seine dlanken Klei- . der, in denen er sich ein ganz anderer Mensch zn sein tsinkie, wieder gegen den Jägerburschenlikiel zu vertauschen.

Und dazu noch, welche Anssicht lächelte ibm snr beule ent> ^ gegen! Seine Gedanken schwammen in lichtem FrnblingSgewölke. > Da weder Now noch er selber dem Papa Kastellan recht trau- , len und in den abgestoblrnrn Minuten gar nicht so recht znm ruhigen Genüsse der Kunst kamen, die ihnen das Schicksal zngcworsen, so ward unter ihnen beschlossen, der Herr Gras solle einen Spazierritt und Jungfer Rose cinen Spaziergang ins Freie unternehmen. Gleichzeitig hatten sie dem lieben Zufall die i ausdrückliche Weisung gegeben, sie in dem Wäldchen an der Straße nach Lätzen, unfern der Stadt zusammen zn sichren.

Der Zufall that getreulich sein^ Pflicht. Wäbrend deü Gra­sen Rotz, an eine Birke gebunden, seine üble Laune an dem Baume und unschuldigen Waldkräntern weidlich anSließ, plan- . derten und küßten Rose und der Gras, ans duftigen Eriken ge- . lagert, so reckt nach Herzens Bedürfnis;. Dröschet, Hänfling und Finke sangen zu ibrem Duett gar lieblich den Chor; die blauen Glockenblumen, Maßliebchen »nd goldgelbe» Katzenpföt­chen guckten sich schier die Angen aus nach den hübschen, glück­lichen Mcnschcngcsichtcrn. Ihr Lebtag hatte» sie so waö nickt gesehen.

Indessen aber that die Zeit, wa? sie nickt lassen konnte, und waS sie seit Erschaffung der schönen Erde und, wie Einige meinen, auch schon vorher immer getban; sie verging, und, wie cS dem Pärchen vorkam, schneller als gebnbrlich. Fritz nahm daher sein Rotz am Zügel und beide wandelten datier Arm in Arm mit leuchtenden Augen fürbaß bis zur Landstraße.

Am BergeSabhang waren sie eben dabei sich noch alles Haupt­sächliche zu sagen und zn wiederholen, waS sie etwa im WaldcS- grnnde vergessen, als ihre Ansmeiksamkeit durch ein Fuhrwerk vorübergehend in Anspruch genommen ward, das von vier star­ke» Pferden gezogen, langsam in, Sande daher trottete. Ohne > jedoch weiter daran zn denken, daß cS die Neugierde der in dem : offenen Reisewagen sitzenden beiden Dame», einer älteren und einer blutjungen, und ihres männlichen BeglcilrrS, so wie des Kutschers und Bedienten sonderlich erregen könnte, wenn ein jun­ger Mann sich mit eineni hübschen Mädchen in einsamer Waldes- stclle allerlei wichtige Tinge zn sagen Kai, ließen sich in ihrer vertraulichen Unterhaltung keineswegs stören. Tie Gcsellschaik in dem bestäubten herrschaftlichen Wagen schien darüber jedoch anders gesonnen zn sein. Tenn wie der Reisezug etwa fünfzig i Schritte langsam an ibnen vorüber fuhr, erscholl in de»; Wagen ein lauter SchrrckenSschrei, wie er sonst weh! einer Ohnmacht vorherzngchcn pflegt.

T ie junge, schöne Dame fiel in de» Fond deS Wagens mit geschlossenen Angen zurück und die ältere, so wie der Herr starr­ten mit anfgerissenen Angen und erstaunte» Mienen nach dem kosenden Pärchen bin. Außer der Unruhe, die zunächst im In­nern deS WagenS entstand und augenscheinlich der Wiederbelebung der Ohnmächtigen galt, und einigen zärtlichen und wieder zor­nigen Worten hörte und sah unser. Pärchen von den Insassen deö Wagens nichts weiter, da derselbe bald um die nächste Wal­desecke verschwand.

Nachdem nun Rose und Fritz, wie bei dergleichen Anlässen gewöhnlich, wiederholt und selbstverständlich jedes Mal znm letz­ten und allerletzten Male von einander Abschied genommen, schwang er sich ans daS Pferd und jagte nach Rhein zninck. Noch einmal kam er an dem Wagen, der dieselbe Richtung ver- ! folgte, vorbei, beachtete es auch hicr weiter nicht, daß die Rei­senden ihn wiedermn ganz erstaunt anblickien, und ihn, je nach ibrem Geschleckt, mit verwunderte» und drohenden Geberten : anschante». l

Röscher: aber ging fröhlichen Herzens gleichfalls dem Städt- i chcn zn. Cie richtete ans ihren, Gange nnler den »»schuldigen j Maßliebchen am Wege eine erkleckliche Verheerung an. Aber ! hätte sie auch »och mehr zcrflückt und noch mehr Blättchen abgc- j

zählt, alle hätten ihr gesagt: Er liebt dich von Herze» und mit Schmerzen. Dabei war Röschen glücklich und voll schönster Zn- knnslStrännie. AuS dem Walde irr das offene Feld gelangt, wand sie sieb cinen schönen Kvriiblnnienkranz und als sie damit in de» dunkle» Haaren durch die Straßen ging, grüßte» sie die Leute freundlich und sahen ibr lächelnd nach, wiesle ihnen glück­lich und seligen Herzens znnickte. Tenn Alle hakten sie lieb.

Fr>tz war, wie »»schwer erklärlich, eine gute halbe Stunde vor Rose in das Schloßthor eingeritten. Ohne sich mit dem al­len Kurtz, der ihm beim Absteigen behilflich sein wollte, cinzn- lasse», sprang er ohne den Bügel zn berühren, vom Pferde und dis Wriidellrrppe hinaus. Jean kam ihm eiligst entgegen, die Finger bedenisam ans die Livpen gedrückt, begleitete ihn in das Zimmer und lheitte ihn, mit, daß das verabredete Zeichen, ein weißes Tuckstein von dem ersten Baume im Walde flauer. Der Grasrnlranm war demnach für dieses Mal ans, früher als vcr- mnihel und so schnell, daß Fritz keine Gelegenheit mehr fand, Rosen Lebewohl zn sage». Er schlich also mit des Grasen Büchse und Waidiasck'c trübselig, und bis ans Weiteres zur Disposition gestellt, zu», Sckstvßlhore hinaus und an seiner Statt tarn wenige Augenblicke später der wirtliche und wahrhaftige Gras desselben Weges und zn demselben Thors herein.

IV.

Ter Herr Gras ist trüber als gedacht und noch dazu miß­gestimmt znriickgekehrt. Beschäftigen wir uns daher ein wenig nachholend mit seinen persönlichen Angelegenheiten.

Sein Vater, der hochgeborene Reick'Sgras von Keyserling, Gouverneur der Stadt Königsberg, hatte es unlieb vennerkt, daß der Erbe srineS NamenS mik de» Herren von der Garnison in der Residenz z» viele Tage seine-S kostbaren, junge» Lebens in Sans und Beaus verlebt und so erhebliche Schulden gen,acht, daß des Herrn ReichSgrase» Excrllenz sich schon z» öskrren Ma­len i» d,e nnangenehnie Nothrvendigkeit versetzt gesehen, den väterlichen Seckei, mehr als ihm angenehm, ansznk,hren. Zwei­tens aber schär» der gnädige, alle Herr nicht minder hoch erzürnt, daß der Sohn sein Herz einstücher, als snr einen solchen Spring­insfeld geziemlick, der junge» Baronesse von Wienszbitzi, znge- wendek, eineni schöne» und liebenswürdigen Mädchen, der letzten Erbin eines vornehmen, aber, wie man sich zuslnsterkc, i» de» Finanzen arg bernnkergekommcnen knrländischen Hauses. Beden­ken beiderlei Art warrn eS, d,e den alten Herrn bewogen hal­tet,, den einzigen Sohn ans einige Monate fern von Königsberg der Elniamkrii und dem Nachdenken über sich selbst in Rhein zn überlassen.

Wie Herr Sohn den Befehlen deS hochgeborenen VatcrS gleich in den erste» Tagen des ihm unliebsamen Exils nachznkom- men beabsichtigt, ist uns bereits bekannt. Weniger freilich, daß, während eS seine,» Slelloerkreler über Erwarten gelungen, den Plan mi! Glück zn verfolgen, er selber mit der ersten vollen Barke srinee Hoffnungen kläglich ans den Strand gelanse» war. DaS Glück Hai Launen. Gerade an demsrlbrn Tage, als sich der junge Herr eiligst »ach den, bei Königsberg gelegenen Gute der Anverwandte», bei denen sich die junge Baronesse anshielt, begebe,,, hakte diese mit allerlei liebenswürdigen Pfiffigkeiten eine Reiseach Masuren in Begleitung der Tanteab ihres Cousins dnrck'gesrtzk, woselbst einige Meilen von Roei» anderweitige Ver­wandte angesessen waren, und von wo ans sie meinte,stk ihrem jungen Grasen in Rhein leichte Anknüpfungspunkte finden z» kön­nen. Te> junge Here von Rhein ans, seine Herzensdame von Königsberg ans, baltrn sich, unbekannt mit ihren, beiderseitigen Unternehmen »nd den ringeschlagene» Wegen gründlich verfehlt. Ter junge Man,, war daher erst an, Aufenthaltsorte FranziScas von ihrer Abreise unterrichtet und sofort umgrkrhrt, ohne sie je­doch erreicht zu haben, zumal eS die liebe Tante für gut befun­den, von der gewöhnliche» Hanplstraße links abzuweichc». Da­her der klnmnib des Herrn Grasrn. Derselbe sollte, beträchllich wie er bereus war, in, Laufe des TageS noch», ein Erkleckli­ches verinehlt werde». lFvrls. f.)

Der Kutscher H. in Heidelberg ließ folgende Annonce in die Zei­tung rucken:Ich fahre morgen mit einem leeren Wage» nach Würzbnrg, in welchem 4 Personen Platz haben." Der Setzer hatte sich aber vergrif­fen, und io hieß cs denn: Ich fahre morgen mit einem leeren Magen nach Würzbnrg, in welchem 4 Personen Platz haben.

Redaltion, Druck und Verlag ver G. W. Zaijer'schen Buchhandlung.