Et» Unglücklicher.
(Fortsetzung.)
Erschrocken blickte er nm sich, im nächsten Moment fohle er sich jedoch, entzündete die Kanone und kletterte hastig an dem Hintermast hinaus. Die Kanone war fast bis an die Mündung mit Büchsenkugcln, gehacktem Blei und Eisenstückchen geladen. Furchtbar war der Donner, schrecklich die Wirkung des Schliffes in so kleiner Entfernung. Die vorderen Haufen der Kcnaks wurden niedergeschmettcrt. Schrecken und Bcrwirrnng herrschte unter ihnen. Sie wollten zurückweichcn, aber die Hinteren drängten mit wüthendem Geheul vorwärts. Viele wurden über Bord gedrängt. Mit einem bestialischen Gcbrülle stürzte der wilde Hargo, ein großes breites Messer schwingend, nach der Trcpve, welche in den Raum hinab führte, die Kcnaks folgten ihm über die Leichenhaufcn ihrer gefallenen Brüder springend, nach.
Sic wurden von einem heftigen Büchsen- und Pistolenfeucr der Matrosen empfangen und wichen hastig zurück. Aber schon nach einigen Augenblicken stürmte» sie wieder vorwärts, die Lust mit einem Geschrei erfüllend, allein diese wenigen Augenblicke hatten den Matrosen hinlängliche Zeit gegeben, die Treppcnlncke zu schließen. Eie befanden sich in einer fatalen Lage. Der Kapitän berieth mit den Offizieren, wie sie die Wilden vom Schiff vertreiben könnten. Sie konnten unmöglich oben auf dem Verdeck sich mit den Kenaks in einen Kampf einlaffen, aber auch hier unten nicht länger nntbälig bleiben.
Da ertönte plötzlich ein furchtbarer Knall; das Schiff schwankte bin und her. Ein gräßliches Geheul wurde gleich darauf hörbar.
„Ooä rlniir!" schrie erbleichend der Kapitän, „sie haben Feuer aus das Verdeck geworfen und die Munilivnskästen sind explodirt."
„Wir sind verloren! Auf mir nach!"
Er nahm seinen Stoßdegen in de» Mund und in jeder Hand eine doppelläufige Pistole stürzte er die Verdccktreppc hinan. Tie Matrosen folgten ihm. Sie fanden aber die Kenaks in der größten Verwirrung durcheinander rennend und im Begriff, das Schiff zu verlassen.
Durch die zerrissenen Wolken warf der Mond sein Silber, licht nieder und deutlich konnte man jeden Gegenstand erkennen.
„Drauf! Drauf!" schrie der Kapitän mit seiner Donnerstimme und stürzten sich mitten unter die Kenaks. Ein furchtbares Morden begann. TieKcnaks von Schrecken und Verwirrung ergriffen, leisteten nur schwachen Widerstand, und nur einer ganz geringen Anzahl gelang eS, sich in die Boote zu werfen und das Land zu erreiche».
Die Sonne bescbien am Morgen einen gräßlichen Kampfplatz. Haufe»weiie lagen die gefallenen Kenaks auf dem Verdeck. Das Röcheln der Sterbenden und bas Stöhnen der Verwundeten war entsetzlich zu hören. Viele waren arg verstümmelt und wälzten sich unter schauerlichem Aechzcn in ihrem Blute. Rur die leicht Verwundeten ließ der Kapitän verbinden, alle klebrigen wurden in das Meer geworfen. Fünf Matrosen waren schwer verwundet worden »nd unter diesen Jones. Kurz vor seinem Ende halte ec dem Steuermann gestanden, daß, und warum er der Urheber der Feindseligkeiten zwischen de» Britten und den Kcnaks geworden und bat unter Thräne» nm Verzeihung seiner schweren Schuld. Der Kapitän beeilte sich daraufhin, den Frieden so schnell als möglich wieder herzu stellen. Er schickte einen gefangenen Kenak an dessen Landsleute mit dcßfallsigen Vorschlägen ab, die auch endlich durch Vermittelung der Missionäre und des gefangenen Königs selbst zu dem gewünschten Ziele führten. Die Kcnaks halten übrigens auch einseben gelernt, daß sie einen solche» Feind nie mit Erfolg bekämpfen könnten, so lange sie nicht mit gleichen Waffen ihm gegenübcrstehen. Unbekannt, mit dessen Verlbcidi- gnngs- und AngriffSmaterial, dessen Vernichtung sic beabsichtigten hatten sie sich selbst nur den größten und fast alleinigen Schaden zugefügt. Sie wollten nämlich das Schiff durch Feuer zerstören und zündeten die auf dem Verdeck befindlichen Muni« tivuskästen und Pnlverfäßchen an, nicht wissend, daß diese Manipulation nur ihre eigene Vernichtung herbeiführen könne und auch fast berbeigesührl hatte. Ter Kapitän suchte durch Geschenke, welche er dem König und seinen Vornehmen machte und auch unter die übrigen Kcnaks ansthcilen ließ, die Erbitterung derselben einigermaßen zu besänftigen.
Der König, die beiden Missionäre und alle übrigen Gefan
genen erhielten ihre Freiheit wieder und schifften sich in ihre» Kähnen sofort nach Ao-Kena wieder ein, woselbst sie auch mitten in der Nacht glücklich landete».
Doch werfe» wir unsere Blicke wieder auf Leon und Ahoa.
Scho» am nächsten Mittag, nachdem die beiden Missionäre wieder angekommen waren, suchte sie Leon auf. Diese waren be. reits von seinem Hiersein unterrichtet und hießen ihn mit aufrich. tiger Freundlichkeit willkommen.
Ais sie nun im Laufe des Gesprächs von ihm erfuhren, daß cs sei» Wille sei, hier ans der Insel zu bleiben, freuten sie sich noch mehr und boten ihm Platz in ihren Wohnungen so lange an, bis er sich eine Hütte angebant habe.
Leon nahm dieses Anerbieten sehr gerne an; konnte er ja doch dadurch immer in der Nähe seiner Ayoa sein, die nun wieder bei den beiden Missionären ihr Asyl hatte.
III.
Es war gegen Abend, als Leon mit Ayoa hinter der Hütte der Missionäre unter einer kleinen Veranda saßen. Sie hakte sich zärtlich an ihn geschmiegt und lauschte seinen Worten.
„Ja, liebe Ayoa," fuhr er nach einer kleinen Panse fort, „unsere Hütte wird schon in den nächsten Tagen fertig werten und . - ."
„Du hast aber noch immer nicht mit den frommen Vätern darüber gesprochen," unterbrach sie ihn, „und weißt deßhalb auch noch nicht, ob sie uns ihren Segen schenken werden. Thue es doch bald! Mein Bruder, wie Du weißt, hat bereits mit ihnen darüber geredet und wenn der Mond wieder rund ist, — führt er Dem-uia in seine Hütte. Spreche mit ten Vätern, daß wir auch dann in unsere Hütte zusammen ziehen."
„Ich will morgen mit ihnen darüber sprechen." Wie werden sic sich freue»! Sich, wie schön es hier ist; wie friedlich und einig können wir beisammen leben und der allmächtige Gott wir!) uns segnen und schützen!"
„Wirklich?" ertönte plötzlich eine Stimme hinter ihnen.
Erschrocken blickten sic nm sich und vor ihnen stand Pater Grandhomme — so hieß der älteste der beiden Missionäre; deS anderen Name» war Timier; — seine Auge» ruhten einige Se- cunden lang fest und ernst aus ihnen, daun winkle er schweigend Leon, ihm zu folgen. In der Hütte bedeutete er ihm, Platz zu nehmen und setzte sich ihm dann gegenüber.
Ein für Leon peinliches Schweigen herrschte mehrere Minuten lang, während welchem er die ernsten, ja fast finsteren Blicke des Geistlichen anSzuhalten hatte.
„Monsieur," Hub endlich der Missionar an, „wie Ihr miS schon mikgetheilt habt, wollt Ihr Euch bier niederlassen und an-
siedeln. Ihr wollt Euch hier eine neue Heimalh gründen;-
auch für die Zeit Eures Lebens?"
Leon nickte bejahend.
„Habt Ihr auch aber Euer Vorhaben reiflich überlegt?"
„Ja! bier nur will mir Glück und meiner Seele ein ewiger Friede lächeln." _ (Forts, s.)
— Einer Dame in Wien wurde die Schleppe vom Kleid getreten; entrüstet wendet sic sich um, ein Schusterbub steht hinter ihr und in der ersten Wnth gibt sie ihm eine Ohrfeige, Der Junge kommt nicht ans der Fassung. „Fünf Gulden oder ich klag'!" rief er. Was sollte die Dame thu»? lim Skandal zu vermeiden zahlte sic. — Dank gnädige Frau, sagte er, steh' jederzeit wieder zu Diensten!
Weinpreise. Bönnigheim, 4. Oktbr. 70—74 fl. —Cannstatt, k>. Okr. 90-104 fl. — Fcllbach, 4. Okt. Bcrgwcin 100—115 ff. — Mittelgewächs 78-99 fl. — Uhlbach, 5. Okt. 90—115 fl., Auslese 118 fl. Vorrath 150 C. — Eßlingen, 5. Okt. 93-115 fl. — Licbersbronn 70—88 fl. — Wälde» broun 70—90 ff. — St. Bernhard 74- 88 fl. Vorrath ca. 150 E. — Sulzgries 90— 95 fl. Vor- ratb ca. 150 fl. — Grunbach, 4. Okt. 84—89 st. — Stuttgart, 5. Okt. Bu beck'sche Kelter 84—100 fl. Feil 100 E. — H ol o ch'sche Kelter 80—100 fl. Feil 100 C. — Städtische Kelter »5—100 fl. Feil I0Ü E- — Heslach 100—110 ff. — Endersbach, 4. Okt. 78—90 fl. — Großheppach, 3. Okt. 98—94 fl. — K orb-S t ein rcina ch, 4. Okt. Mittclgcwächs 86-90 fl., Ausstich 96 fl. Vorralh 300 E. — Winnenden, 4. Okt. 75—96 fl. 130 E.
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