cirt, oder anstriasirt, d. h. preußisch oder östreichlsch zu werden, sind gestiegen. Auch die betreffenden Monarchen selbst schienen sich möglichst aus ihren Reisen anszuweickcn. Als der König von Preußen nach München kam, war der König von Bayern auf seinem Landsitz Hohenschwangau, und als der Prcußenkönig durch Württemberg fuhr, begegnete ihm vo» Ostende der König von Württemberg aus seiner 'Reise nach Friedrichshafen aber nicht auf einer Station, sondern die Ertrazüge beider Monarchen rasten aneinander in gegenseitiger Richtung vorüber. Indes; spurlos flog der Preuße nicht durchs Land, denn Hr. v. Bis­marck, welcher seinem Könige vvraneilte, hatte hier mit Hrn. v. Varnbüler eine mehrstündige Unterredung von der uns die verschwiegenen Herr» Diplomaten bis zur Stunde Nichts verlau­ten ließen denn cs soll dasSchnaufen" nicht leide» können.

(T. Ehr.)

An der definitiven Lösung der Herzogthümersrage wird fort­während fleißig gearbeitet und Herr v. BtSniark gedenkt in Kur­zem dem deutschen Bundestag eine neue Uebcrraschung zu bereiten. Gegen die Einverleibung von Lancnbnrg »nt Preußen haben die BnndestagSgesandten von Sachsen, Anhalt, Knrhesscn, Mecklen­burg und Nassau Einspruch erhoben.

In Italien schlage» die ultramontanen Blätter großen Lärm wegen der radikalen Absichten des neuen Justizministers in Betreff der Kircheugüter. Der Vacca'sche Plan war bekanntlich, die Kircheugüter auf die Staatsdomäne zu übertragen, von der ans den Kirchendienern ein lebenslänglicher Gehalt bezahlt wor­den wäre. Jetzt hat dagegen das ältere Projekt die meisten Aus­sichten, nach welchem jene Güter den Provinzen und Gemeinden zngewiesen werden sollen, um den Ertrag für den öffentlichen Unterricht und für WohlthätigkcitSanstalten zu verwenden, wodurch man den Absichten der ursprünglichen Geber am besten zu ent­sprechen glaubt.

LaS in der Nacht zum 20. v. M. bei Catania siattgehabte Erdbeben zerstörte auch das Tors Fvndo Macchia im Bezirk Giarre; 150 Wohnhäuser liegen in Trümmern; an den folgenden Tagen grub man 01 Leichen ans und -15 Menschen halten Ver­wundungen davongelragen.

In Salerno hat die Furcht vor der Cholera zu einem schändlichen Austritt geführt. Ein Arzt hatte einem Kranken Ei- scuhut verordnet. Da dieses Arzneimittel als giftig gilt, verbrei­tete sich sofort in der Stadt das Gerücht, der Arzt habe den Kranke» durch Einimpfung der Cholera vergiften und so die asia­tische Cholera in Salerno verbreiten wollen. DaS Volk schaarte sich zusammen, zog unter einem Höllenlärm zu dem armen Arzt, der nun fürchterlich mißhandelt und durch herbei gekommene Sol­daten und GenSd'armcu nur mit Mühe halb todt den Händen der wüthendcu Menge entrissen wurde.

Paris, 29. Ang. Tic Palrie erklärt heute in einem Ar­tikel über die französische Politik und die Gasteiner Uebercinkunft, daß Frankreichs Ehre und alle Präzcdentieu seiner Politik es ihm zum Gesetze macken, seinen Beitritt znm Vertrag von Gaslein zu verweigern. (Es wird wohl schwerlich um seinen Beitritt an­gegangen werden.) Herr v. Bismark hat sich bereits in Biar- nz eine Wohnung bestellt. (S. M.)

Paris, 29. Ang. Es wird zwar von keiner Seite bezwei­felt, daß Frankreich den Vorgängen in Schleswig-Holstein wie bisher unthälig znschauen wird; allein mit welchen Hintergedan­ken diese beobachtende Stellung verbunden ist, darüber gibt eine Korrespondenz der Jndependance belge einige bemerkeuswerthe Andeutungen. Diese Korrespondenz führt zuerst ans, daß L. Na­poleon, wohl bekannt mit dem Mißtrauen Deutschlands gegen das kaiserliche Frankreich, sich gerade gegenüber von Deutschland einer außerordentlichen Zurückhaltung beflissen habe. Selbst als man von Zeit zu Zeit in Deutschland das Wort Rheinbund fal­len ließ, habe man sich in Frankreich gestellt, als höre man es nickt. Aber nun beginnen die Früchte der bisherigen klugen Zu­rückhaltung zu reifen.Man recht sich die Hände über die Ga- steiner Uebereinknnft, man sieht den Tag naher und näher kom­men, wo die kleinen deutschen Monarchieen ihre Blicke nach Frankreich richten und ohne Rückhalt und ohne Mißtrauen sich an dasselbe wenden werten, sobald sie sich von dem Joch der beiden deutsche» Großmächte allzusehr bedroht glauben. Kurz, man glaubt zu wissen, daß jenseits des Rheins sich eine bedeu­tende Wendung in der Stimmung vollzogen hat, und zwar zu

unfern Gunsten." (?) Nicht ohne Interesse ist folgende Ein­zelheit, welche nach derselbe» Korrespondenz des belgischen Blat­tes in den offiziellen Pariser Kreisen erzählt wird. Herr v. Bis­mark sei vollkommen entschlossen gewesen, Oestrcich zum Krieg zu drängen, und nur mit wahrem Schmerz habe er schließlich den König unter den weiblichen Einflüssen in Ischl nachgebcn und sich für einen versöhnlichen Anstrag entscheide» sehen. Freilich, wird hiuznsügt, habe es Herr v. Bismark kaum ans sich nehmen kön­nen, diesen Einflüssen znm Trotz dennoch znm Aeußersten zn drän­gen, denn er sei keineswegs sicher gewesen, ob nicht Frankreich . im Fall eines Kriegs aus seiner Unbeweglichkeit heranStrelen werde. ' ' (grd. Z.)

. London, 28. Ang. Tie Agentur Reuter erhält aus Wien i folgende Nachrichten: Oestreich und Preuße» sind einig gewor­den über die Grundsätze zur Lösung der Erbsolgesrage der Her- zogihümcr. Die einzige Grundlage der Lösung sei der Wiener Vertrag. Preußen und Oestreich werden ein Tribunal einsetzen, welches die Erbsolgesrage entscheiden wird. Preußen übernimmt, wie auch immer die künftige Lösung der Herzogthümersrage ans- § fällt, die Verlhcidignng der Hcrzogthümer. Die Militärkräfte der Herzvgthümcr werden stets zur Disposition Preußens gestellt werden.

Die Staatsschuld der Vereinigten Staaten von Nordamerika beträgt nahe an 3000 Mill. Dollars. Tic Finanzen sind bereits ! so geregelt, daß die Zinsen pünktlich bezahlt und jährlich 50 Mill. s der Hauptschuld abgetragen werden können.

, Allerlei.

! Ter Apfelbaum, unter welchem der General Lee sich

s dem nordischen General Grant ergab, ist verschwunden, lebt aber in Gestalt von Dosen, Büchsen, Zahnstochern und andern ähnli­chen Artikeln fort. Die amerikanischen Naritäkenjägcr sollen ün Nu nach dem Akt der Uebergabe wie rasend über den Baum her- rzesallen sein und ihn gefällt, zersägt und zerschnitten babe». Selbst in den Wurzeln war in wenigen Stunden nichts mehr z» sehen. Eine kleine Tabakspseife, die ein Soldat ans einem Stück der Wurzel schnitzte, wurde mit 20 Doll, verkauft.

(Ein Pröbchen geistlicher B e r e d t s a m kcit.) Im Jahre 1782 schloß ein Franziskaner bei der Einkleidung einer Nonne in Gmünd seine Rede also:Nun geistliche Braut seien Lie ein junger Asse, der seiner Mutter, der Frau Oberin, Al­les »achässt, und äffen sie »ach de» allen Affen in Tugenden, Kasteiungen und Bnßwcrken. Aeffe nach Tn junger Affe, ihre Kenschbent, ihre Deinnth und Erbaulichkeit! Und Sie wür- dige Frau Oberin, gleichen Sie dem alten Bären, der ein Ltück nngeleckteS Fleisch so lange leckt, biö eS die Gestalt eineS jungen Bären hat; lecke, Du alter Bär, gegenwärtiges Stück Fleisch so lange, Ins es dir vollkommen ähnlich ist; lecke Du auch den ganzen Konvent samml allen Kost- und Klostersräulcins! Lecke, Tn aller Bär, die sämmtliche Familie der geistlichen Braut und alle die hier im Herrn Versammelten; ja, lecke endlich auch mich, damit wir Alle wohlgeleckk in das Freudenreich eingehen können.

(Ein Bär in der Lust.) Im Juli d. I. unternah­men die Lnstschiffer, Gebrüder Berg in Moskau, eine Fahrt mit ihrem Riesenballon St. Petersburg. Schon öfter war es ihnen in Rußland begegnet, daß sie beim Hernntersteigen und nament­lich beim Ankern mit russische» Bauern in Conflict gericthen. Um nun dieselben einmal gründlich abznschreckcn, wurde also ein ziemlich stacker sibirischer Bär, trotz seines Slränbens, mit Gur­ten unter der Gondel anfgehaugen und so ging es in die Lüfte; wie ein Adler, der in sctnen Krallen ein junges Lamm trägt, ! schwang sich der Ballon in die Wolken und entschwand den Äu- s

! gen der massenhaft zuschanenden Menge. Fünf Meilen weit wurde ! das Thier getragen und siehe da, wie sich die Lnstschiffer herab ! ließen und Petz Boden fühlte, gab er den schönsten Anker ab; i denn er schlug seine Krallen tief in die Erde und wollte, auf i dieser erst einmal wieder ankommcn, durchaus nickt mehr los- s lassen. Der eiserne Anker half mit und in wenigen Minuten ! verließen die Lnstschiffer die Gondel. Nunmehr zeigte sich Mei­ster Petz als vorzüglicher Wächter und Beschützer gegenüber den hcrbeigeeilken Bauer». Ter Berg'sche Ballon enthält 5000 Elle» persische» Seidenstoff und wiegt mit der Gondel 15 Centncr.

Redaktion, Druck und Verlag der G. W. Zaiser'schen Buchhandlung.